dreifachen Preis von Mühlen- und Bergwerkssklaven hatten. Die Eisenarbeiter verzinsten sich gut, sie warfen 30 Proz. ab und lieferten auch gute Ware, denn atheniensische Waffen, namentlich athenien- sische Schwertklingen waren renommiert. Vermutlich waren es vielfach skythische Sklaven, die diese Kunst aus der Heimat mitbrachten und betrieben, wie denn überhaupt der Sklavenhandel ein wichtiges Moment war zur Ausbreitung technischer Kenntnisse, die ursprünglich gewissen Ländern eigentümlich angehörten.
Während in Athen kein Mitglied einer aristokratischen Familie sich dazu herabgewürdigt hätte, ein Gewerbe zu betreiben, so konnten auf der anderen Seite doch Handwerker wie Kleon und Hyperbolos die ersten Staatsämter erlangen und dies erhöhte doch wieder das Ansehen des Standes. Perikles that viel zur Hebung des Gewerbe- standes; er erteilte den Schutzbefohlenen vollständige Gewerbefreiheit und suchte möglichst viele derselben nach Athen zu ziehen, da ein besserer Handwerkerstand für die grosse Stadt Bedürfnis war. Pholeas von Chalkedon, ein phantastischer Mensch, wirkte sogar für die sehr moderne Idee der Sozialisten, dass alle Gewerbe in grossen Werkstätten auf Staatskosten betrieben werden sollten.
Die grösste Achtung wusste sich schon in frühester Zeit der Ge- werbestand in der industriellsten Stadt Griechenlands, in Korinth zu erwerben. Besonders unter Perianders Herrschaft (um 600 v. Chr.) blühten Handel und Gewerbe hoch und dieser Fürst schrieb sogar den Eltern vor, jedem Knaben ein Handwerk lehren zu lassen. Selbst in Sparta waren später die Gewerbe zu grösserer Geltung gekommen; sie hatten sich zunftartig ausgebildet und waren in Familien erblich. Ausser den Schmieden werden besonders die Fleischköche, Bäcker, Weinmischer, Flötenspieler und Herolde erwähnt.
Eine ganz andere Stellung nahm das Kunstgewerbe ein. Während das eigentliche Handwerk im alten Griechenland die Beschäftigung der Sklaven war, wurden dagegen die Kunstgewerbe früh eine angesehene Beschäftigung freier Bürger. Da die Verarbeitung des Eisens zu Werk- zeugen und Waffen den Sklaven überlassen blieb, so machten sie hierin verhältnismässig wenig Fortschritte. Dagegen leisteten in der Ver- arbeitung des Erzes, die als eine Kunst angesehen wurde, besonders die Inselgriechen ganz Ausserordentliches, wie wir bereits bei der Schilderung der Metallbildnerei nachgewiesen haben.
Schon in der heroischen Zeit war das Eisen das wichtigste Metall für Werkzeuge, für die notwendigsten Geräte des Landbaues und für die Bewaffnung. Dass in der nachfolgenden Zeit das Eisen, besonders
Griechenland.
dreifachen Preis von Mühlen- und Bergwerkssklaven hatten. Die Eisenarbeiter verzinsten sich gut, sie warfen 30 Proz. ab und lieferten auch gute Ware, denn atheniensische Waffen, namentlich athenien- sische Schwertklingen waren renommiert. Vermutlich waren es vielfach skythische Sklaven, die diese Kunst aus der Heimat mitbrachten und betrieben, wie denn überhaupt der Sklavenhandel ein wichtiges Moment war zur Ausbreitung technischer Kenntnisse, die ursprünglich gewissen Ländern eigentümlich angehörten.
Während in Athen kein Mitglied einer aristokratischen Familie sich dazu herabgewürdigt hätte, ein Gewerbe zu betreiben, so konnten auf der anderen Seite doch Handwerker wie Kleon und Hyperbolos die ersten Staatsämter erlangen und dies erhöhte doch wieder das Ansehen des Standes. Perikles that viel zur Hebung des Gewerbe- standes; er erteilte den Schutzbefohlenen vollständige Gewerbefreiheit und suchte möglichst viele derselben nach Athen zu ziehen, da ein besserer Handwerkerstand für die groſse Stadt Bedürfnis war. Pholeas von Chalkedon, ein phantastischer Mensch, wirkte sogar für die sehr moderne Idee der Sozialisten, daſs alle Gewerbe in groſsen Werkstätten auf Staatskosten betrieben werden sollten.
Die gröſste Achtung wuſste sich schon in frühester Zeit der Ge- werbestand in der industriellsten Stadt Griechenlands, in Korinth zu erwerben. Besonders unter Perianders Herrschaft (um 600 v. Chr.) blühten Handel und Gewerbe hoch und dieser Fürst schrieb sogar den Eltern vor, jedem Knaben ein Handwerk lehren zu lassen. Selbst in Sparta waren später die Gewerbe zu gröſserer Geltung gekommen; sie hatten sich zunftartig ausgebildet und waren in Familien erblich. Auſser den Schmieden werden besonders die Fleischköche, Bäcker, Weinmischer, Flötenspieler und Herolde erwähnt.
Eine ganz andere Stellung nahm das Kunstgewerbe ein. Während das eigentliche Handwerk im alten Griechenland die Beschäftigung der Sklaven war, wurden dagegen die Kunstgewerbe früh eine angesehene Beschäftigung freier Bürger. Da die Verarbeitung des Eisens zu Werk- zeugen und Waffen den Sklaven überlassen blieb, so machten sie hierin verhältnismäſsig wenig Fortschritte. Dagegen leisteten in der Ver- arbeitung des Erzes, die als eine Kunst angesehen wurde, besonders die Inselgriechen ganz Auſserordentliches, wie wir bereits bei der Schilderung der Metallbildnerei nachgewiesen haben.
Schon in der heroischen Zeit war das Eisen das wichtigste Metall für Werkzeuge, für die notwendigsten Geräte des Landbaues und für die Bewaffnung. Daſs in der nachfolgenden Zeit das Eisen, besonders
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Griechenland.
dreifachen Preis von Mühlen- und Bergwerkssklaven hatten. Die
Eisenarbeiter verzinsten sich gut, sie warfen 30 Proz. ab und lieferten
auch gute Ware, denn atheniensische Waffen, namentlich athenien-
sische Schwertklingen waren renommiert. Vermutlich waren es vielfach
skythische Sklaven, die diese Kunst aus der Heimat mitbrachten und
betrieben, wie denn überhaupt der Sklavenhandel ein wichtiges Moment
war zur Ausbreitung technischer Kenntnisse, die ursprünglich gewissen
Ländern eigentümlich angehörten.
Während in Athen kein Mitglied einer aristokratischen Familie
sich dazu herabgewürdigt hätte, ein Gewerbe zu betreiben, so konnten
auf der anderen Seite doch Handwerker wie Kleon und Hyperbolos
die ersten Staatsämter erlangen und dies erhöhte doch wieder das
Ansehen des Standes. Perikles that viel zur Hebung des Gewerbe-
standes; er erteilte den Schutzbefohlenen vollständige Gewerbefreiheit
und suchte möglichst viele derselben nach Athen zu ziehen, da ein
besserer Handwerkerstand für die groſse Stadt Bedürfnis war. Pholeas
von Chalkedon, ein phantastischer Mensch, wirkte sogar für die sehr
moderne Idee der Sozialisten, daſs alle Gewerbe in groſsen Werkstätten
auf Staatskosten betrieben werden sollten.
Die gröſste Achtung wuſste sich schon in frühester Zeit der Ge-
werbestand in der industriellsten Stadt Griechenlands, in Korinth zu
erwerben. Besonders unter Perianders Herrschaft (um 600 v. Chr.)
blühten Handel und Gewerbe hoch und dieser Fürst schrieb sogar den
Eltern vor, jedem Knaben ein Handwerk lehren zu lassen. Selbst in
Sparta waren später die Gewerbe zu gröſserer Geltung gekommen; sie
hatten sich zunftartig ausgebildet und waren in Familien erblich.
Auſser den Schmieden werden besonders die Fleischköche, Bäcker,
Weinmischer, Flötenspieler und Herolde erwähnt.
Eine ganz andere Stellung nahm das Kunstgewerbe ein. Während
das eigentliche Handwerk im alten Griechenland die Beschäftigung der
Sklaven war, wurden dagegen die Kunstgewerbe früh eine angesehene
Beschäftigung freier Bürger. Da die Verarbeitung des Eisens zu Werk-
zeugen und Waffen den Sklaven überlassen blieb, so machten sie hierin
verhältnismäſsig wenig Fortschritte. Dagegen leisteten in der Ver-
arbeitung des Erzes, die als eine Kunst angesehen wurde, besonders
die Inselgriechen ganz Auſserordentliches, wie wir bereits bei der
Schilderung der Metallbildnerei nachgewiesen haben.
Schon in der heroischen Zeit war das Eisen das wichtigste Metall
für Werkzeuge, für die notwendigsten Geräte des Landbaues und für
die Bewaffnung. Daſs in der nachfolgenden Zeit das Eisen, besonders
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/463>, abgerufen am 22.11.2024.
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