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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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alten, assyrischen Wandtafeln dargestellt sind, so hat Artemon die-
selben entweder nur verbessert oder sie erst in das atheniensische
Heer eingeführt. Weitere Verbesserungen führte Dionysios von
Syrakus ein, der unter Beihilfe fremder Künstler die Erfindung des
Mauerbohrers trepanon, der von Eisen oder mit Eisen beschlagen war,
und des Gegenwidders (antikrios) machte.

Die Helepole (elepolis) oder der Wandelturm war von Diades
erfunden und wurde verbessert von Demetrius Poliorketes und
seinem Maschinenbaumeister Epimachos. Ebenso benutzten die Grie-
chen bereits Wurfmaschinen, schweres Geschütz, die Katapulten und
Ballisten.

Alle diese Kriegsmaschinen waren von Holz erbaut und nur ein-
zelne Teile aus Kupfer oder Eisen hergestellt. Heron und Philon haben
uns über Zweck und Konstruktion dieser Maschinen genauere Be-
schreibungen hinterlassen 1). Bei dem schweren Geschütz unterschied
man Bogen- und Torsionsgeschütz. Die Bogengeschütze waren den
Handbogen nachgeahmt und bestand der Bogen selbst entweder aus
elastischem Holz oder aus Eisen. Bei den Torsionsgeschützen wurde
die Spannung durch die Drehung starker Seile aus Leder oder Pflanzen-
fasern bewirkt. Als Dionysios von Syrakus um 400 v. Chr. seinen
Kriegszug gegen Karthago unternahm, liess er erfahrene Maschinen-
meister aus allen Gegenden der Welt kommen. Einer derselben soll
nach Diodor die Torsionsgeschütze erfunden haben, welche erst 30 Jahre
später in Griechenland Eingang fanden. Jedenfalls spielten von
da ab die Katapulten eine hervorragende Rolle in der Kriegs-
geschichte, bis dieselben erst im späteren Mittelalter durch die Pulver-
geschütze verdrängt wurden. Philipp von Macedonien und Alexander
der Grosse vervollkommneten das Artilleriewesen und wendeten die
Kriegsgeschütze zuerst in ausgedehntem Massstabe an. Die höchste
Ausbildung erlangte dieser wichtige Zweig der Kriegskunst aber unter
den Diadochen. Die Römer entlehnten ihre Geschützkonstruktion von
den Griechen, während diese dieselben selbst vielfach von den Orientalen
entnommen hatten.

Die Katapulten waren ursprünglich zweiarmig. Diese ältere Form
der Katapulte blieb bis in das zweite Jahrhundert v. Chr. allgemein.
Die zweiarmigen Katapulten (oxubeleis, lateinisch catapultae), schossen
Pfeile, während die Ballisten (lithoboloi, lateinisch ballistae) Steine
schleuderten. Ferner unterschied man Katapulte mit grader Spannung

1) Griechische Kriegsschriftsteller von Köchly und Rüstow, Leipzig 1853.

Griechenland.
alten, assyrischen Wandtafeln dargestellt sind, so hat Artemon die-
selben entweder nur verbessert oder sie erst in das atheniensische
Heer eingeführt. Weitere Verbesserungen führte Dionysios von
Syrakus ein, der unter Beihilfe fremder Künstler die Erfindung des
Mauerbohrers τρέπανον, der von Eisen oder mit Eisen beschlagen war,
und des Gegenwidders (ἀντικριός) machte.

Die Helepole (ἑλέπολις) oder der Wandelturm war von Diades
erfunden und wurde verbessert von Demetrius Poliorketes und
seinem Maschinenbaumeister Epimachos. Ebenso benutzten die Grie-
chen bereits Wurfmaschinen, schweres Geschütz, die Katapulten und
Ballisten.

Alle diese Kriegsmaschinen waren von Holz erbaut und nur ein-
zelne Teile aus Kupfer oder Eisen hergestellt. Heron und Philon haben
uns über Zweck und Konstruktion dieser Maschinen genauere Be-
schreibungen hinterlassen 1). Bei dem schweren Geschütz unterschied
man Bogen- und Torsionsgeschütz. Die Bogengeschütze waren den
Handbogen nachgeahmt und bestand der Bogen selbst entweder aus
elastischem Holz oder aus Eisen. Bei den Torsionsgeschützen wurde
die Spannung durch die Drehung starker Seile aus Leder oder Pflanzen-
fasern bewirkt. Als Dionysios von Syrakus um 400 v. Chr. seinen
Kriegszug gegen Karthago unternahm, lieſs er erfahrene Maschinen-
meister aus allen Gegenden der Welt kommen. Einer derselben soll
nach Diodor die Torsionsgeschütze erfunden haben, welche erst 30 Jahre
später in Griechenland Eingang fanden. Jedenfalls spielten von
da ab die Katapulten eine hervorragende Rolle in der Kriegs-
geschichte, bis dieselben erst im späteren Mittelalter durch die Pulver-
geschütze verdrängt wurden. Philipp von Macedonien und Alexander
der Groſse vervollkommneten das Artilleriewesen und wendeten die
Kriegsgeschütze zuerst in ausgedehntem Maſsstabe an. Die höchste
Ausbildung erlangte dieser wichtige Zweig der Kriegskunst aber unter
den Diadochen. Die Römer entlehnten ihre Geschützkonstruktion von
den Griechen, während diese dieselben selbst vielfach von den Orientalen
entnommen hatten.

Die Katapulten waren ursprünglich zweiarmig. Diese ältere Form
der Katapulte blieb bis in das zweite Jahrhundert v. Chr. allgemein.
Die zweiarmigen Katapulten (ὀξυβελεῖς, lateinisch catapultae), schossen
Pfeile, während die Ballisten (λιϑοβόλοι, lateinisch ballistae) Steine
schleuderten. Ferner unterschied man Katapulte mit grader Spannung

1) Griechische Kriegsschriftsteller von Köchly und Rüstow, Leipzig 1853.
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[446/0468] Griechenland. alten, assyrischen Wandtafeln dargestellt sind, so hat Artemon die- selben entweder nur verbessert oder sie erst in das atheniensische Heer eingeführt. Weitere Verbesserungen führte Dionysios von Syrakus ein, der unter Beihilfe fremder Künstler die Erfindung des Mauerbohrers τρέπανον, der von Eisen oder mit Eisen beschlagen war, und des Gegenwidders (ἀντικριός) machte. Die Helepole (ἑλέπολις) oder der Wandelturm war von Diades erfunden und wurde verbessert von Demetrius Poliorketes und seinem Maschinenbaumeister Epimachos. Ebenso benutzten die Grie- chen bereits Wurfmaschinen, schweres Geschütz, die Katapulten und Ballisten. Alle diese Kriegsmaschinen waren von Holz erbaut und nur ein- zelne Teile aus Kupfer oder Eisen hergestellt. Heron und Philon haben uns über Zweck und Konstruktion dieser Maschinen genauere Be- schreibungen hinterlassen 1). Bei dem schweren Geschütz unterschied man Bogen- und Torsionsgeschütz. Die Bogengeschütze waren den Handbogen nachgeahmt und bestand der Bogen selbst entweder aus elastischem Holz oder aus Eisen. Bei den Torsionsgeschützen wurde die Spannung durch die Drehung starker Seile aus Leder oder Pflanzen- fasern bewirkt. Als Dionysios von Syrakus um 400 v. Chr. seinen Kriegszug gegen Karthago unternahm, lieſs er erfahrene Maschinen- meister aus allen Gegenden der Welt kommen. Einer derselben soll nach Diodor die Torsionsgeschütze erfunden haben, welche erst 30 Jahre später in Griechenland Eingang fanden. Jedenfalls spielten von da ab die Katapulten eine hervorragende Rolle in der Kriegs- geschichte, bis dieselben erst im späteren Mittelalter durch die Pulver- geschütze verdrängt wurden. Philipp von Macedonien und Alexander der Groſse vervollkommneten das Artilleriewesen und wendeten die Kriegsgeschütze zuerst in ausgedehntem Maſsstabe an. Die höchste Ausbildung erlangte dieser wichtige Zweig der Kriegskunst aber unter den Diadochen. Die Römer entlehnten ihre Geschützkonstruktion von den Griechen, während diese dieselben selbst vielfach von den Orientalen entnommen hatten. Die Katapulten waren ursprünglich zweiarmig. Diese ältere Form der Katapulte blieb bis in das zweite Jahrhundert v. Chr. allgemein. Die zweiarmigen Katapulten (ὀξυβελεῖς, lateinisch catapultae), schossen Pfeile, während die Ballisten (λιϑοβόλοι, lateinisch ballistae) Steine schleuderten. Ferner unterschied man Katapulte mit grader Spannung 1) Griechische Kriegsschriftsteller von Köchly und Rüstow, Leipzig 1853.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/468>, abgerufen am 22.11.2024.