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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.
Katapulte zur Erhöhung der Federkraft und der Gewalt des Schusses.
Er sagt (§. 43): "Man nehme für den mehrarmigen Katapult eherne
Schienen. Diese werden aus möglichst gutem Kupfer, welches wohl
gereinigt und wiederholt im Ofen gewesen ist und dem man auf die
Mine drei Drachmen (gleich 3 Proz.) Zinn, welches ebenfalls gehörig
gereinigt und umgegossen ist, zufügt, gegossen. Wenn nun die Schie-
nen gegossen und geschmiedet sind und die oben angegebenen Masse
erhalten haben, so giebt man ihnen sanfte Biegung nach einem höl-
zernen Modell, schlägt sie sodann kalt vielfach und lange Zeit, indem
man darauf sieht, dass sie von gleicher Dicke, senkrecht zur Stirnseite,
durchgehends gleich breit und überall am Modell anliegen. Hierauf
verbindet man sie paarweise miteinander, indem man ihre hohlen
Seiten gegeneinander kehrt und ihre Ecken genau passend abfeilt
und sie mittels Zapfen (Nieten) miteinander verbindet. (§. 44.) Es
erhalten die Schienen ihre Kraft durch die Legierung der Metalle;
[Abbildung] Fig. 73.
denn diese, so rein und lauter wie möglich gegossen; ohne
irgend eine fremde Beimengung ist stark, dehnbar und elastisch;
man schlägt sie aber kalt vielfach und lange Zeit, damit sie
an der Oberfläche verdichtet, Kraft geben. Gegen diese Doppel-
schienen (Federn) lehnt sich nun der Griff des Bogenarmes an.
Bei dem Spannen werden die Federn zusammengepresst, die
Schienen aufgerichtet, bis sie sich gegeneinander stützen; bei
dem Abdrücken kehren sie in ihre ursprüngliche Lage zurück.
Indem sie hierbei mit vieler Kraft auseinander springen, schnellen
sie den Griff des Bogenarmes fort.

(§. 46.) Es wird nun das Gesagte auch dir, wie mehreren Anderen
unglaublich erscheinen, denn sie meinen, es sei unmöglich, dass die Schie-
nen, wenn sie gebogen und dann von der Kraft des Bogenarmes auf-
gerichtet sind, nicht in dieser gestreckten Lage verbleiben, sondern
wiederum in ihre anfängliche Krümmung zurückkehrten. Bei dem Horn
findet man allerdings diese physikalische Eigenschaft, ebenso bei man-
chen Holzarten und die Handbogen wurden aus solchen gemacht. Das
Erz aber sei seiner Natur nach hart, spröde und kräftig, wie auch das
Eisen; wird es jedoch von irgend einer Gewalt gebogen, so bleibe es
fernerhin in derselben Krümmung und könne sich nicht wieder von selbst
aufrichten. Man muss diesen Leuten verzeihen, dass sie sich zu solcher
Meinung verleiten lassen, weil sie im einzelnen keine Erfahrung ge-
macht haben. Man kann aber die Fabrikation der oben erwähnten
Schienen an den keltischen und spanischen (Stahl-) Schwertern er-
sehen. Will man nämlich diese prüfen, ob sie brauchbar sind, so fasst

Beck, Geschichte des Eisens. 29

Griechenland.
Katapulte zur Erhöhung der Federkraft und der Gewalt des Schusses.
Er sagt (§. 43): „Man nehme für den mehrarmigen Katapult eherne
Schienen. Diese werden aus möglichst gutem Kupfer, welches wohl
gereinigt und wiederholt im Ofen gewesen ist und dem man auf die
Mine drei Drachmen (gleich 3 Proz.) Zinn, welches ebenfalls gehörig
gereinigt und umgegossen ist, zufügt, gegossen. Wenn nun die Schie-
nen gegossen und geschmiedet sind und die oben angegebenen Maſse
erhalten haben, so giebt man ihnen sanfte Biegung nach einem höl-
zernen Modell, schlägt sie sodann kalt vielfach und lange Zeit, indem
man darauf sieht, daſs sie von gleicher Dicke, senkrecht zur Stirnseite,
durchgehends gleich breit und überall am Modell anliegen. Hierauf
verbindet man sie paarweise miteinander, indem man ihre hohlen
Seiten gegeneinander kehrt und ihre Ecken genau passend abfeilt
und sie mittels Zapfen (Nieten) miteinander verbindet. (§. 44.) Es
erhalten die Schienen ihre Kraft durch die Legierung der Metalle;
[Abbildung] Fig. 73.
denn diese, so rein und lauter wie möglich gegossen; ohne
irgend eine fremde Beimengung ist stark, dehnbar und elastisch;
man schlägt sie aber kalt vielfach und lange Zeit, damit sie
an der Oberfläche verdichtet, Kraft geben. Gegen diese Doppel-
schienen (Federn) lehnt sich nun der Griff des Bogenarmes an.
Bei dem Spannen werden die Federn zusammengepreſst, die
Schienen aufgerichtet, bis sie sich gegeneinander stützen; bei
dem Abdrücken kehren sie in ihre ursprüngliche Lage zurück.
Indem sie hierbei mit vieler Kraft auseinander springen, schnellen
sie den Griff des Bogenarmes fort.

(§. 46.) Es wird nun das Gesagte auch dir, wie mehreren Anderen
unglaublich erscheinen, denn sie meinen, es sei unmöglich, daſs die Schie-
nen, wenn sie gebogen und dann von der Kraft des Bogenarmes auf-
gerichtet sind, nicht in dieser gestreckten Lage verbleiben, sondern
wiederum in ihre anfängliche Krümmung zurückkehrten. Bei dem Horn
findet man allerdings diese physikalische Eigenschaft, ebenso bei man-
chen Holzarten und die Handbogen wurden aus solchen gemacht. Das
Erz aber sei seiner Natur nach hart, spröde und kräftig, wie auch das
Eisen; wird es jedoch von irgend einer Gewalt gebogen, so bleibe es
fernerhin in derselben Krümmung und könne sich nicht wieder von selbst
aufrichten. Man muſs diesen Leuten verzeihen, daſs sie sich zu solcher
Meinung verleiten lassen, weil sie im einzelnen keine Erfahrung ge-
macht haben. Man kann aber die Fabrikation der oben erwähnten
Schienen an den keltischen und spanischen (Stahl-) Schwertern er-
sehen. Will man nämlich diese prüfen, ob sie brauchbar sind, so faſst

Beck, Geschichte des Eisens. 29
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[449/0471] Griechenland. Katapulte zur Erhöhung der Federkraft und der Gewalt des Schusses. Er sagt (§. 43): „Man nehme für den mehrarmigen Katapult eherne Schienen. Diese werden aus möglichst gutem Kupfer, welches wohl gereinigt und wiederholt im Ofen gewesen ist und dem man auf die Mine drei Drachmen (gleich 3 Proz.) Zinn, welches ebenfalls gehörig gereinigt und umgegossen ist, zufügt, gegossen. Wenn nun die Schie- nen gegossen und geschmiedet sind und die oben angegebenen Maſse erhalten haben, so giebt man ihnen sanfte Biegung nach einem höl- zernen Modell, schlägt sie sodann kalt vielfach und lange Zeit, indem man darauf sieht, daſs sie von gleicher Dicke, senkrecht zur Stirnseite, durchgehends gleich breit und überall am Modell anliegen. Hierauf verbindet man sie paarweise miteinander, indem man ihre hohlen Seiten gegeneinander kehrt und ihre Ecken genau passend abfeilt und sie mittels Zapfen (Nieten) miteinander verbindet. (§. 44.) Es erhalten die Schienen ihre Kraft durch die Legierung der Metalle; [Abbildung Fig. 73.] denn diese, so rein und lauter wie möglich gegossen; ohne irgend eine fremde Beimengung ist stark, dehnbar und elastisch; man schlägt sie aber kalt vielfach und lange Zeit, damit sie an der Oberfläche verdichtet, Kraft geben. Gegen diese Doppel- schienen (Federn) lehnt sich nun der Griff des Bogenarmes an. Bei dem Spannen werden die Federn zusammengepreſst, die Schienen aufgerichtet, bis sie sich gegeneinander stützen; bei dem Abdrücken kehren sie in ihre ursprüngliche Lage zurück. Indem sie hierbei mit vieler Kraft auseinander springen, schnellen sie den Griff des Bogenarmes fort. (§. 46.) Es wird nun das Gesagte auch dir, wie mehreren Anderen unglaublich erscheinen, denn sie meinen, es sei unmöglich, daſs die Schie- nen, wenn sie gebogen und dann von der Kraft des Bogenarmes auf- gerichtet sind, nicht in dieser gestreckten Lage verbleiben, sondern wiederum in ihre anfängliche Krümmung zurückkehrten. Bei dem Horn findet man allerdings diese physikalische Eigenschaft, ebenso bei man- chen Holzarten und die Handbogen wurden aus solchen gemacht. Das Erz aber sei seiner Natur nach hart, spröde und kräftig, wie auch das Eisen; wird es jedoch von irgend einer Gewalt gebogen, so bleibe es fernerhin in derselben Krümmung und könne sich nicht wieder von selbst aufrichten. Man muſs diesen Leuten verzeihen, daſs sie sich zu solcher Meinung verleiten lassen, weil sie im einzelnen keine Erfahrung ge- macht haben. Man kann aber die Fabrikation der oben erwähnten Schienen an den keltischen und spanischen (Stahl-) Schwertern er- sehen. Will man nämlich diese prüfen, ob sie brauchbar sind, so faſst Beck, Geschichte des Eisens. 29

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/471>, abgerufen am 22.11.2024.