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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.
von Chalkis. Seine günstige Lage, seine hervorragende politische Be-
deutung wirkten günstig auf die Entwickelung von Handel und Industrie.
Doch verachteten die freien Athener die Handwerksarbeit und traten
höchstens als Grossunternehmer auf, während Metöken und Sklaven
die eigentliche Arbeit verrichten mussten. Von den Bewohnern des
Fleckens Acharnä bei Athen wissen wir, dass sie als Kohlenbrenner
berühmt waren. Die Eisenschmiedekunst blühte früh in Athen und
der Eisenmarkt Athens war berühmt. Hephästos und besonders Athene
Ergane waren die Schutzgötter der Schmiede. Das Fest der Athenaia,
welches auch Khalkeia hiess, war ein altes Volksfest der Handwerker,
insbesondere der Schmiede1). Den grössten Ruf genossen die atti-
schen Brustharnische, Messer und Schwerter.

Ähnlich wie der Vater des Demosthenes soll auch der Vater des
Sophokles eine Messerfabrik besessen haben (makhairopoieion). Es ist
selbstverständlich, dass in einer so kunstliebenden Stadt auch der
Erzguss in hoher Blüte stand.

Von allen Städten Griechenlands war Korinth die gewerbreichste.
Sie lässt sich mit Nürnberg und Augsburg im 15. und 16. Jahrhundert
vergleichen. Wir wissen aus Schliemanns Ausgrabungen, ebenso aus
den Überlieferungen Homers, wie alt die Beziehungen der isthmyschen
Städte Tiryns und Mykenäs mit dem Orient waren und welche Reich-
tümer dort schon im hohen Altertume aufgehäuft waren. Sikyon
und Argolis, vor allen aber Korinth, wurden die Erben des Wohlstandes
und der Kunstfertigkeit dieser alten Herrschersitze. Alle drei Städte
waren berühmt durch ihre grossen Leistungen auf dem Gebiete der
Erzgiesserei. In Sikyon blühte besonders der Kunstguss im grossen
Styl. Es war die Heimat der grossen Statuengiesser, eines Butades,
eines Dipöneus und Skyllos, später des Brüderpaares Kanachus und
Aristokles und in jüngerer Zeit des bekanntesten Erzgiessers, des Lysipp,
und seiner Schüler. Argolis war mehr berühmt durch seine getriebenen
Kupferarbeiten, besonders seiner Schilde und Kessel, während Korinth
vor allen Städten bekannt war durch seine kleinen Kunstwerke für
den Hausgebrauch, besonders seiner Leuchter, Lampen, Gefässe,
Statuetten (signa corinthia) u. s. w. und hatte das korinthische Erz eine
besondere Farbe und besondere Zusammensetzung. Es stand in höherem
Preise als alle anderen Erzwaren. Man unterschied nach der leichteren
und dunkleren Farbe drei Sorten von korinthischem Erz. Lakonien
war von Alters her berühmt durch seine Eisen- und Stahlwaren. Doch

1) Khalkeia Poll. VII, 404.

Griechenland.
von Chalkis. Seine günstige Lage, seine hervorragende politische Be-
deutung wirkten günstig auf die Entwickelung von Handel und Industrie.
Doch verachteten die freien Athener die Handwerksarbeit und traten
höchstens als Groſsunternehmer auf, während Metöken und Sklaven
die eigentliche Arbeit verrichten muſsten. Von den Bewohnern des
Fleckens Acharnä bei Athen wissen wir, daſs sie als Kohlenbrenner
berühmt waren. Die Eisenschmiedekunst blühte früh in Athen und
der Eisenmarkt Athens war berühmt. Hephästos und besonders Athene
Ergane waren die Schutzgötter der Schmiede. Das Fest der Ἀϑηναῖα,
welches auch Χαλκεῖα hieſs, war ein altes Volksfest der Handwerker,
insbesondere der Schmiede1). Den gröſsten Ruf genossen die atti-
schen Brustharnische, Messer und Schwerter.

Ähnlich wie der Vater des Demosthenes soll auch der Vater des
Sophokles eine Messerfabrik besessen haben (μαχαιροποιεῖον). Es ist
selbstverständlich, daſs in einer so kunstliebenden Stadt auch der
Erzguſs in hoher Blüte stand.

Von allen Städten Griechenlands war Korinth die gewerbreichste.
Sie läſst sich mit Nürnberg und Augsburg im 15. und 16. Jahrhundert
vergleichen. Wir wissen aus Schliemanns Ausgrabungen, ebenso aus
den Überlieferungen Homers, wie alt die Beziehungen der isthmyschen
Städte Tiryns und Mykenäs mit dem Orient waren und welche Reich-
tümer dort schon im hohen Altertume aufgehäuft waren. Sikyon
und Argolis, vor allen aber Korinth, wurden die Erben des Wohlstandes
und der Kunstfertigkeit dieser alten Herrschersitze. Alle drei Städte
waren berühmt durch ihre groſsen Leistungen auf dem Gebiete der
Erzgieſserei. In Sikyon blühte besonders der Kunstguſs im groſsen
Styl. Es war die Heimat der groſsen Statuengieſser, eines Butades,
eines Dipöneus und Skyllos, später des Brüderpaares Kanachus und
Aristokles und in jüngerer Zeit des bekanntesten Erzgieſsers, des Lysipp,
und seiner Schüler. Argolis war mehr berühmt durch seine getriebenen
Kupferarbeiten, besonders seiner Schilde und Kessel, während Korinth
vor allen Städten bekannt war durch seine kleinen Kunstwerke für
den Hausgebrauch, besonders seiner Leuchter, Lampen, Gefäſse,
Statuetten (signa corinthia) u. s. w. und hatte das korinthische Erz eine
besondere Farbe und besondere Zusammensetzung. Es stand in höherem
Preise als alle anderen Erzwaren. Man unterschied nach der leichteren
und dunkleren Farbe drei Sorten von korinthischem Erz. Lakonien
war von Alters her berühmt durch seine Eisen- und Stahlwaren. Doch

1) Χαλκεῖα Poll. VII, 404.
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[456/0478] Griechenland. von Chalkis. Seine günstige Lage, seine hervorragende politische Be- deutung wirkten günstig auf die Entwickelung von Handel und Industrie. Doch verachteten die freien Athener die Handwerksarbeit und traten höchstens als Groſsunternehmer auf, während Metöken und Sklaven die eigentliche Arbeit verrichten muſsten. Von den Bewohnern des Fleckens Acharnä bei Athen wissen wir, daſs sie als Kohlenbrenner berühmt waren. Die Eisenschmiedekunst blühte früh in Athen und der Eisenmarkt Athens war berühmt. Hephästos und besonders Athene Ergane waren die Schutzgötter der Schmiede. Das Fest der Ἀϑηναῖα, welches auch Χαλκεῖα hieſs, war ein altes Volksfest der Handwerker, insbesondere der Schmiede 1). Den gröſsten Ruf genossen die atti- schen Brustharnische, Messer und Schwerter. Ähnlich wie der Vater des Demosthenes soll auch der Vater des Sophokles eine Messerfabrik besessen haben (μαχαιροποιεῖον). Es ist selbstverständlich, daſs in einer so kunstliebenden Stadt auch der Erzguſs in hoher Blüte stand. Von allen Städten Griechenlands war Korinth die gewerbreichste. Sie läſst sich mit Nürnberg und Augsburg im 15. und 16. Jahrhundert vergleichen. Wir wissen aus Schliemanns Ausgrabungen, ebenso aus den Überlieferungen Homers, wie alt die Beziehungen der isthmyschen Städte Tiryns und Mykenäs mit dem Orient waren und welche Reich- tümer dort schon im hohen Altertume aufgehäuft waren. Sikyon und Argolis, vor allen aber Korinth, wurden die Erben des Wohlstandes und der Kunstfertigkeit dieser alten Herrschersitze. Alle drei Städte waren berühmt durch ihre groſsen Leistungen auf dem Gebiete der Erzgieſserei. In Sikyon blühte besonders der Kunstguſs im groſsen Styl. Es war die Heimat der groſsen Statuengieſser, eines Butades, eines Dipöneus und Skyllos, später des Brüderpaares Kanachus und Aristokles und in jüngerer Zeit des bekanntesten Erzgieſsers, des Lysipp, und seiner Schüler. Argolis war mehr berühmt durch seine getriebenen Kupferarbeiten, besonders seiner Schilde und Kessel, während Korinth vor allen Städten bekannt war durch seine kleinen Kunstwerke für den Hausgebrauch, besonders seiner Leuchter, Lampen, Gefäſse, Statuetten (signa corinthia) u. s. w. und hatte das korinthische Erz eine besondere Farbe und besondere Zusammensetzung. Es stand in höherem Preise als alle anderen Erzwaren. Man unterschied nach der leichteren und dunkleren Farbe drei Sorten von korinthischem Erz. Lakonien war von Alters her berühmt durch seine Eisen- und Stahlwaren. Doch 1) Χαλκεῖα Poll. VII, 404.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/478>, abgerufen am 22.11.2024.