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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung.
Hammer und ein kleines Täfelchen, welche aus Meteoreisen geschmiedet
sind. Der Hammer ist glatt gelassen, das Täfelchen ist mit Säure
geätzt, wodurch die Widmannstättenschen charakteristischen Figuren
zu ersehen sind. Ferner ein Stück Meteoreisen roh, d. h. nicht ver-
arbeitet, sondern blos durchgesägt und die gesägte Fläche geätzt. --
Das Eisen wurde mit Anwendung von Eichenholzkohlen geschmiedet.
Das Zersägen des Stückes war sehr schwierig und geschah unter stetem
Zuthun von Seifenwasser mit einer ganz feinen Holzsäge. -- Mein
Vater liess in Darmstadt ein grosses Stück mit Maschinenkraft zer-
sägen, wobei circa 10 Zirkularsägen zu Grunde gingen."

Der Maschinist, der das Ausschmieden der erwähnten Stücke aus-
geführt hatte, gab folgenden Bericht:

"Die Versuche, Meteoreisen zu schmieden, waren einfacher Natur.
Natürlich darf es nicht in Steinkohlen, sondern in Holzkohlen gewärmt
werden. Die beiden Hämmer, welche ich damals schmieden liess, haben
sogar Schweisshitze vertragen, da das Meteoreisen etwas unganz war.
Reines Feuer und gute Schweisshitze sind nötig, das Eisen darf auch
nicht rotglühend gehämmert werden, sondern im weisswarmen Zustande,
muss demnach öfters gewärmt werden. Ob nun gerade das Meteor-
eisen von Toluka das allein schmiedbare ist, kann ich nicht sagen.
Unser Meteoreisen ist sehr rein und enthält ausser Nickel keinen an-
deren fremden Körper. Die Bearbeitung mit der Feile hatte jedoch
ihre Schwierigkeiten, da viele sehr harte Stellen an dem Hämmerchen
vorhanden waren, die ich aber auf dem Schleifsteine glatt geschliffen
habe. 24 stündiges Ausglühen in Holzkohlenasche half nicht viel."

Aus diesen Berichten geht hervor, dass das meiste, jedoch nicht
alles Tolukaeisen schmiedbar ist. Wie erwähnt, versuchte ich die
Sache selbst und gelang mir das Schmieden eines möglichst ge-
sunden Stückes, das von der Hauptmasse abgesägt worden war, voll-
ständig. Als Feuerungsmaterial benutzte ich Buchenholzkohlen. Das
Eisen war nicht so weich wie unser Schmiedeisen, liess sich aber bei
mässiger Schweisshitze leicht ausschmieden. Ebenso zeigte es sich
ganz gut schweissbar. Das Meteoreisenstück wurde in die Form
eines Stäbchens ausgeschmiedet und an ein ähnlich gestaltetes Stück
weichen Schmiedeisens flach angeschweisst. Die Naht war gesund,
wenn auch wegen der Ungleichheit des Materials deutlich zu erkennen;
nach dem Ätzen trat die Schweissstelle, sowie der Unterschied der
beiden Eisensorten noch schärfer hervor. Das verschmiedete Meteor-
eisen ist härter wie Schmiedeisen und weniger biegsam. Dagegen
hat es nicht die Eigenschaften des Stahls. Vor allem lässt es sich

Einleitung.
Hammer und ein kleines Täfelchen, welche aus Meteoreisen geschmiedet
sind. Der Hammer ist glatt gelassen, das Täfelchen ist mit Säure
geätzt, wodurch die Widmannstättenschen charakteristischen Figuren
zu ersehen sind. Ferner ein Stück Meteoreisen roh, d. h. nicht ver-
arbeitet, sondern blos durchgesägt und die gesägte Fläche geätzt. —
Das Eisen wurde mit Anwendung von Eichenholzkohlen geschmiedet.
Das Zersägen des Stückes war sehr schwierig und geschah unter stetem
Zuthun von Seifenwasser mit einer ganz feinen Holzsäge. — Mein
Vater lieſs in Darmstadt ein groſses Stück mit Maschinenkraft zer-
sägen, wobei circa 10 Zirkularsägen zu Grunde gingen.“

Der Maschinist, der das Ausschmieden der erwähnten Stücke aus-
geführt hatte, gab folgenden Bericht:

„Die Versuche, Meteoreisen zu schmieden, waren einfacher Natur.
Natürlich darf es nicht in Steinkohlen, sondern in Holzkohlen gewärmt
werden. Die beiden Hämmer, welche ich damals schmieden lieſs, haben
sogar Schweiſshitze vertragen, da das Meteoreisen etwas unganz war.
Reines Feuer und gute Schweiſshitze sind nötig, das Eisen darf auch
nicht rotglühend gehämmert werden, sondern im weiſswarmen Zustande,
muſs demnach öfters gewärmt werden. Ob nun gerade das Meteor-
eisen von Toluka das allein schmiedbare ist, kann ich nicht sagen.
Unser Meteoreisen ist sehr rein und enthält auſser Nickel keinen an-
deren fremden Körper. Die Bearbeitung mit der Feile hatte jedoch
ihre Schwierigkeiten, da viele sehr harte Stellen an dem Hämmerchen
vorhanden waren, die ich aber auf dem Schleifsteine glatt geschliffen
habe. 24 stündiges Ausglühen in Holzkohlenasche half nicht viel.“

Aus diesen Berichten geht hervor, daſs das meiste, jedoch nicht
alles Tolukaeisen schmiedbar ist. Wie erwähnt, versuchte ich die
Sache selbst und gelang mir das Schmieden eines möglichst ge-
sunden Stückes, das von der Hauptmasse abgesägt worden war, voll-
ständig. Als Feuerungsmaterial benutzte ich Buchenholzkohlen. Das
Eisen war nicht so weich wie unser Schmiedeisen, lieſs sich aber bei
mäſsiger Schweiſshitze leicht ausschmieden. Ebenso zeigte es sich
ganz gut schweiſsbar. Das Meteoreisenstück wurde in die Form
eines Stäbchens ausgeschmiedet und an ein ähnlich gestaltetes Stück
weichen Schmiedeisens flach angeschweiſst. Die Naht war gesund,
wenn auch wegen der Ungleichheit des Materials deutlich zu erkennen;
nach dem Ätzen trat die Schweiſsstelle, sowie der Unterschied der
beiden Eisensorten noch schärfer hervor. Das verschmiedete Meteor-
eisen ist härter wie Schmiedeisen und weniger biegsam. Dagegen
hat es nicht die Eigenschaften des Stahls. Vor allem läſst es sich

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[29/0051] Einleitung. Hammer und ein kleines Täfelchen, welche aus Meteoreisen geschmiedet sind. Der Hammer ist glatt gelassen, das Täfelchen ist mit Säure geätzt, wodurch die Widmannstättenschen charakteristischen Figuren zu ersehen sind. Ferner ein Stück Meteoreisen roh, d. h. nicht ver- arbeitet, sondern blos durchgesägt und die gesägte Fläche geätzt. — Das Eisen wurde mit Anwendung von Eichenholzkohlen geschmiedet. Das Zersägen des Stückes war sehr schwierig und geschah unter stetem Zuthun von Seifenwasser mit einer ganz feinen Holzsäge. — Mein Vater lieſs in Darmstadt ein groſses Stück mit Maschinenkraft zer- sägen, wobei circa 10 Zirkularsägen zu Grunde gingen.“ Der Maschinist, der das Ausschmieden der erwähnten Stücke aus- geführt hatte, gab folgenden Bericht: „Die Versuche, Meteoreisen zu schmieden, waren einfacher Natur. Natürlich darf es nicht in Steinkohlen, sondern in Holzkohlen gewärmt werden. Die beiden Hämmer, welche ich damals schmieden lieſs, haben sogar Schweiſshitze vertragen, da das Meteoreisen etwas unganz war. Reines Feuer und gute Schweiſshitze sind nötig, das Eisen darf auch nicht rotglühend gehämmert werden, sondern im weiſswarmen Zustande, muſs demnach öfters gewärmt werden. Ob nun gerade das Meteor- eisen von Toluka das allein schmiedbare ist, kann ich nicht sagen. Unser Meteoreisen ist sehr rein und enthält auſser Nickel keinen an- deren fremden Körper. Die Bearbeitung mit der Feile hatte jedoch ihre Schwierigkeiten, da viele sehr harte Stellen an dem Hämmerchen vorhanden waren, die ich aber auf dem Schleifsteine glatt geschliffen habe. 24 stündiges Ausglühen in Holzkohlenasche half nicht viel.“ Aus diesen Berichten geht hervor, daſs das meiste, jedoch nicht alles Tolukaeisen schmiedbar ist. Wie erwähnt, versuchte ich die Sache selbst und gelang mir das Schmieden eines möglichst ge- sunden Stückes, das von der Hauptmasse abgesägt worden war, voll- ständig. Als Feuerungsmaterial benutzte ich Buchenholzkohlen. Das Eisen war nicht so weich wie unser Schmiedeisen, lieſs sich aber bei mäſsiger Schweiſshitze leicht ausschmieden. Ebenso zeigte es sich ganz gut schweiſsbar. Das Meteoreisenstück wurde in die Form eines Stäbchens ausgeschmiedet und an ein ähnlich gestaltetes Stück weichen Schmiedeisens flach angeschweiſst. Die Naht war gesund, wenn auch wegen der Ungleichheit des Materials deutlich zu erkennen; nach dem Ätzen trat die Schweiſsstelle, sowie der Unterschied der beiden Eisensorten noch schärfer hervor. Das verschmiedete Meteor- eisen ist härter wie Schmiedeisen und weniger biegsam. Dagegen hat es nicht die Eigenschaften des Stahls. Vor allem läſst es sich

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/51>, abgerufen am 28.04.2024.