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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
wendet sich der Bergmann nach der Seite und umgeht es, und doch
wird die Arbeit an festem Gestein noch für leichter gehalten, als in
einem gewissen kieseligen Lehm, gangadia genannt, welcher fast nicht
zu bewältigen ist. Man greift ihn mit eisernen Keilen und mit den-
selben Hämmern an und hält nichts für stärker, wenn es nicht die
Gier nach Gold selbst ist. Ist das Werk vollendet, so schlägt man die
Pfeiler der Bogen (die Bergvesten) weg. Der nahende Einsturz giebt
sich kund, doch bemerkt ihn allein der Wächter auf dem Gipfel des
Berges. Er mahnt, durch Rufen und Winken die Arbeiter heraus-
zurufen und eilt zugleich selbst davon. Der geborstene Berg fällt weit
von der Stelle weg mit einem Gekrache, welches der menschliche Sinn
nicht fassen kann und die Sieger schauen mitten aus der unglaub-
lichen Windsbraut den Einsturz der Natur. Und doch hat man jetzt
noch kein Gold, auch konnte man, als man grub, nicht wissen, ob
solches vorhanden ist. Die Hoffnung auf das was man wünschte war
Beweggrund genug zu so grossen Wagnissen und Ausgaben.

Nun kommt eine andere, gleich grosse und sogar mit noch grösseren
Kosten verbundene Arbeit. Es werden nämlich zum Auswaschen dieser
Trümmer an den Berggipfeln auf einem Lauf von hundert und mehr
Stadien (a centesimo plerumque lapide) Flüsse hergeleitet, man nennt
diese Korrugen, von Zusammenleiten, wie ich glaube. Auch hier giebt
es tausend Arbeiten. Das Gefälle muss jäh sein, damit es mehr stürze
als fliesse, deshalb wird es über die höchsten Stellen geführt, Thäler
und Zwischenräume werden durch unterbaute Röhren verbunden,
anderwärts unwegsame Felsen durchhauen und gezwungen, als Lager
für die ausgehöhlten Baumstämme zu dienen. Die Durchhauenden
hängen an Stricken, so, dass sie aus der Ferne betrachtet nicht einmal
wie wilde Tiere, sondern wie Vögel aussehen; grösstenteils schwebend
wägen sie das Gefälle ab und ziehen Striche für die Richtung vor und
wo der Mensch keine Stelle findet, um seinen Fuss aufzusetzen, werden
von dem Menschen Flüsse fortgeführt. Es ist ein Nachteil beim
Waschen, wenn der Fluss auf seinem Laufe Schlamm mit sich bringt
und man nennt diese Erdart Urium; man leitet deshalb über Felsen
und Steine und vermeidet das Urium. Beim Anfang des Absturzes am
Rande des Berges werden Wasserbehälter ausgegraben, welche nach
jeder Seite 200 Fuss gross und 10 Fuss tief sind. An ihnen werden
fünf Schleusen von etwa drei Geviertfuss gelassen, so dass, wenn der
Teich sich gefüllt hat und die Schützen herausgeschlagen worden, der
Strom mit solcher Gewalt hervorbricht, dass er Felsstücke mit fort-
wälzt. In der Ebene giebt es noch eine andere Arbeit; Gräben, durch

Italien und die Römer.
wendet sich der Bergmann nach der Seite und umgeht es, und doch
wird die Arbeit an festem Gestein noch für leichter gehalten, als in
einem gewissen kieseligen Lehm, gangadia genannt, welcher fast nicht
zu bewältigen ist. Man greift ihn mit eisernen Keilen und mit den-
selben Hämmern an und hält nichts für stärker, wenn es nicht die
Gier nach Gold selbst ist. Ist das Werk vollendet, so schlägt man die
Pfeiler der Bogen (die Bergvesten) weg. Der nahende Einsturz giebt
sich kund, doch bemerkt ihn allein der Wächter auf dem Gipfel des
Berges. Er mahnt, durch Rufen und Winken die Arbeiter heraus-
zurufen und eilt zugleich selbst davon. Der geborstene Berg fällt weit
von der Stelle weg mit einem Gekrache, welches der menschliche Sinn
nicht fassen kann und die Sieger schauen mitten aus der unglaub-
lichen Windsbraut den Einsturz der Natur. Und doch hat man jetzt
noch kein Gold, auch konnte man, als man grub, nicht wissen, ob
solches vorhanden ist. Die Hoffnung auf das was man wünschte war
Beweggrund genug zu so groſsen Wagnissen und Ausgaben.

Nun kommt eine andere, gleich groſse und sogar mit noch gröſseren
Kosten verbundene Arbeit. Es werden nämlich zum Auswaschen dieser
Trümmer an den Berggipfeln auf einem Lauf von hundert und mehr
Stadien (a centesimo plerumque lapide) Flüsse hergeleitet, man nennt
diese Korrugen, von Zusammenleiten, wie ich glaube. Auch hier giebt
es tausend Arbeiten. Das Gefälle muſs jäh sein, damit es mehr stürze
als flieſse, deshalb wird es über die höchsten Stellen geführt, Thäler
und Zwischenräume werden durch unterbaute Röhren verbunden,
anderwärts unwegsame Felsen durchhauen und gezwungen, als Lager
für die ausgehöhlten Baumstämme zu dienen. Die Durchhauenden
hängen an Stricken, so, daſs sie aus der Ferne betrachtet nicht einmal
wie wilde Tiere, sondern wie Vögel aussehen; gröſstenteils schwebend
wägen sie das Gefälle ab und ziehen Striche für die Richtung vor und
wo der Mensch keine Stelle findet, um seinen Fuſs aufzusetzen, werden
von dem Menschen Flüsse fortgeführt. Es ist ein Nachteil beim
Waschen, wenn der Fluſs auf seinem Laufe Schlamm mit sich bringt
und man nennt diese Erdart Urium; man leitet deshalb über Felsen
und Steine und vermeidet das Urium. Beim Anfang des Absturzes am
Rande des Berges werden Wasserbehälter ausgegraben, welche nach
jeder Seite 200 Fuſs groſs und 10 Fuſs tief sind. An ihnen werden
fünf Schleusen von etwa drei Geviertfuſs gelassen, so daſs, wenn der
Teich sich gefüllt hat und die Schützen herausgeschlagen worden, der
Strom mit solcher Gewalt hervorbricht, daſs er Felsstücke mit fort-
wälzt. In der Ebene giebt es noch eine andere Arbeit; Gräben, durch

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[496/0518] Italien und die Römer. wendet sich der Bergmann nach der Seite und umgeht es, und doch wird die Arbeit an festem Gestein noch für leichter gehalten, als in einem gewissen kieseligen Lehm, gangadia genannt, welcher fast nicht zu bewältigen ist. Man greift ihn mit eisernen Keilen und mit den- selben Hämmern an und hält nichts für stärker, wenn es nicht die Gier nach Gold selbst ist. Ist das Werk vollendet, so schlägt man die Pfeiler der Bogen (die Bergvesten) weg. Der nahende Einsturz giebt sich kund, doch bemerkt ihn allein der Wächter auf dem Gipfel des Berges. Er mahnt, durch Rufen und Winken die Arbeiter heraus- zurufen und eilt zugleich selbst davon. Der geborstene Berg fällt weit von der Stelle weg mit einem Gekrache, welches der menschliche Sinn nicht fassen kann und die Sieger schauen mitten aus der unglaub- lichen Windsbraut den Einsturz der Natur. Und doch hat man jetzt noch kein Gold, auch konnte man, als man grub, nicht wissen, ob solches vorhanden ist. Die Hoffnung auf das was man wünschte war Beweggrund genug zu so groſsen Wagnissen und Ausgaben. Nun kommt eine andere, gleich groſse und sogar mit noch gröſseren Kosten verbundene Arbeit. Es werden nämlich zum Auswaschen dieser Trümmer an den Berggipfeln auf einem Lauf von hundert und mehr Stadien (a centesimo plerumque lapide) Flüsse hergeleitet, man nennt diese Korrugen, von Zusammenleiten, wie ich glaube. Auch hier giebt es tausend Arbeiten. Das Gefälle muſs jäh sein, damit es mehr stürze als flieſse, deshalb wird es über die höchsten Stellen geführt, Thäler und Zwischenräume werden durch unterbaute Röhren verbunden, anderwärts unwegsame Felsen durchhauen und gezwungen, als Lager für die ausgehöhlten Baumstämme zu dienen. Die Durchhauenden hängen an Stricken, so, daſs sie aus der Ferne betrachtet nicht einmal wie wilde Tiere, sondern wie Vögel aussehen; gröſstenteils schwebend wägen sie das Gefälle ab und ziehen Striche für die Richtung vor und wo der Mensch keine Stelle findet, um seinen Fuſs aufzusetzen, werden von dem Menschen Flüsse fortgeführt. Es ist ein Nachteil beim Waschen, wenn der Fluſs auf seinem Laufe Schlamm mit sich bringt und man nennt diese Erdart Urium; man leitet deshalb über Felsen und Steine und vermeidet das Urium. Beim Anfang des Absturzes am Rande des Berges werden Wasserbehälter ausgegraben, welche nach jeder Seite 200 Fuſs groſs und 10 Fuſs tief sind. An ihnen werden fünf Schleusen von etwa drei Geviertfuſs gelassen, so daſs, wenn der Teich sich gefüllt hat und die Schützen herausgeschlagen worden, der Strom mit solcher Gewalt hervorbricht, daſs er Felsstücke mit fort- wälzt. In der Ebene giebt es noch eine andere Arbeit; Gräben, durch

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/518>, abgerufen am 22.11.2024.