indem er sich auf den kindischen Standpunkt stellt, als ob Habgier und Eigennutz erst durch die Metalle in die Welt gekommen seien. Nach ihm findet man es nur in unterirdischen Gruben und ist seine Auffindung weit eher eine zufällige, da das Ausgehende der Gänge keine charakteristischen Merkmale zeige und es sich nicht metallisch im Sande finde wie das Gold. "Es lässt sich nur mit metallischem Blei (cum plumbo nigro) oder mit Bleierz (vena plumbi) ausschmelzen, man nennt dieses Bleiglanz (galena) und es findet sich meistens neben Silberadern. Durch die Wirkung des Feuers scheidet sich ein Teil als Blei (d. h. als Bleiglätte) aus, das Silber aber schwimmt oben wie das Öl auf dem Wasser. Es wird fast in allen Provinzen (des römi- schen Reiches) gefunden, am schönsten aber in Hispanien und hier ebenfalls in unfruchtbarem Boden und in Gebirgen. . . ."
"Bemerkenswert ist, dass die von Hannibal in Hispanien eröffneten Gruben jetzt noch nicht erschöpft sind, sie tragen die Namen ihrer Auffinder. Eine derselben, welche Hannibal täglich 300 Pfund lieferte, heisst jetzt noch Bäbilo; der Berg ist bereits 1500 Schritt weit aus- gehöhlt und die auf diesem Raume aufgestellten Wasserschöpfer schaffen Tag und Nacht nach der Zeitbestimmung der Lampen das Wasser heraus und bilden einen Fluss."
Der Kupferhüttenprozess war zu Plinius' Zeit schon sehr aus- gebildet, jedenfalls auch nach dem Vorgange der orientalischen Kultur- völker. Das Kupfererz wurde mit oxydischen Erzen (cadmia), die seltener sind und nur durch unterirdischen Bergbau gewonnen werden, neben den Schwefelerzen gewonnen. Das geschwefelte Erz, welches das wichtigste Kupfererz war (chalcides), wurde in Haufen und Stadeln geröstet, das Rostgut alsdann in einem Krummofen mit einer Blaseform umgeschmolzen. Den Wind brachte man durch Bälge hervor, die in einem besonderen Hause standen, also jedenfalls schon grösser waren als die kleinen Handbälge; sie wurden von einem besonderen Arbeiter bedient. Die Produkte der Schmelzung waren Schlacken, zinkische Ofenbrüche (cadmia), Kupferstein und Schwarzkupfer. Letzteres wurde wiederholt umgeschmolzen, gespleisst, und mit einem Zuschlag von Blei gar gemacht.
Auch die Ausfällung des Kupfers aus Cementwasser mit Hilfe von Eisen war den Römern bekannt.
Man unterschied die verschiedenen Bronzen im Handel weniger nach ihrer Zusammensetzung, als nach ihrem Ursprungsorte; die Hauptarten waren cyprisches, delisches, äginetisches und korinthisches Erz, von denen letzteres höher geschätzt wurde als Silber.
Italien und die Römer.
indem er sich auf den kindischen Standpunkt stellt, als ob Habgier und Eigennutz erst durch die Metalle in die Welt gekommen seien. Nach ihm findet man es nur in unterirdischen Gruben und ist seine Auffindung weit eher eine zufällige, da das Ausgehende der Gänge keine charakteristischen Merkmale zeige und es sich nicht metallisch im Sande finde wie das Gold. „Es läſst sich nur mit metallischem Blei (cum plumbo nigro) oder mit Bleierz (vena plumbi) ausschmelzen, man nennt dieses Bleiglanz (galena) und es findet sich meistens neben Silberadern. Durch die Wirkung des Feuers scheidet sich ein Teil als Blei (d. h. als Bleiglätte) aus, das Silber aber schwimmt oben wie das Öl auf dem Wasser. Es wird fast in allen Provinzen (des römi- schen Reiches) gefunden, am schönsten aber in Hispanien und hier ebenfalls in unfruchtbarem Boden und in Gebirgen. . . .“
„Bemerkenswert ist, daſs die von Hannibal in Hispanien eröffneten Gruben jetzt noch nicht erschöpft sind, sie tragen die Namen ihrer Auffinder. Eine derselben, welche Hannibal täglich 300 Pfund lieferte, heiſst jetzt noch Bäbilo; der Berg ist bereits 1500 Schritt weit aus- gehöhlt und die auf diesem Raume aufgestellten Wasserschöpfer schaffen Tag und Nacht nach der Zeitbestimmung der Lampen das Wasser heraus und bilden einen Fluſs.“
Der Kupferhüttenprozeſs war zu Plinius’ Zeit schon sehr aus- gebildet, jedenfalls auch nach dem Vorgange der orientalischen Kultur- völker. Das Kupfererz wurde mit oxydischen Erzen (cadmia), die seltener sind und nur durch unterirdischen Bergbau gewonnen werden, neben den Schwefelerzen gewonnen. Das geschwefelte Erz, welches das wichtigste Kupfererz war (chalcides), wurde in Haufen und Stadeln geröstet, das Rostgut alsdann in einem Krummofen mit einer Blaseform umgeschmolzen. Den Wind brachte man durch Bälge hervor, die in einem besonderen Hause standen, also jedenfalls schon gröſser waren als die kleinen Handbälge; sie wurden von einem besonderen Arbeiter bedient. Die Produkte der Schmelzung waren Schlacken, zinkische Ofenbrüche (cadmia), Kupferstein und Schwarzkupfer. Letzteres wurde wiederholt umgeschmolzen, gespleiſst, und mit einem Zuschlag von Blei gar gemacht.
Auch die Ausfällung des Kupfers aus Cementwasser mit Hilfe von Eisen war den Römern bekannt.
Man unterschied die verschiedenen Bronzen im Handel weniger nach ihrer Zusammensetzung, als nach ihrem Ursprungsorte; die Hauptarten waren cyprisches, delisches, äginetisches und korinthisches Erz, von denen letzteres höher geschätzt wurde als Silber.
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Italien und die Römer.
indem er sich auf den kindischen Standpunkt stellt, als ob Habgier
und Eigennutz erst durch die Metalle in die Welt gekommen seien.
Nach ihm findet man es nur in unterirdischen Gruben und ist seine
Auffindung weit eher eine zufällige, da das Ausgehende der Gänge
keine charakteristischen Merkmale zeige und es sich nicht metallisch
im Sande finde wie das Gold. „Es läſst sich nur mit metallischem
Blei (cum plumbo nigro) oder mit Bleierz (vena plumbi) ausschmelzen,
man nennt dieses Bleiglanz (galena) und es findet sich meistens neben
Silberadern. Durch die Wirkung des Feuers scheidet sich ein Teil
als Blei (d. h. als Bleiglätte) aus, das Silber aber schwimmt oben wie
das Öl auf dem Wasser. Es wird fast in allen Provinzen (des römi-
schen Reiches) gefunden, am schönsten aber in Hispanien und hier
ebenfalls in unfruchtbarem Boden und in Gebirgen. . . .“
„Bemerkenswert ist, daſs die von Hannibal in Hispanien eröffneten
Gruben jetzt noch nicht erschöpft sind, sie tragen die Namen ihrer
Auffinder. Eine derselben, welche Hannibal täglich 300 Pfund lieferte,
heiſst jetzt noch Bäbilo; der Berg ist bereits 1500 Schritt weit aus-
gehöhlt und die auf diesem Raume aufgestellten Wasserschöpfer
schaffen Tag und Nacht nach der Zeitbestimmung der Lampen das
Wasser heraus und bilden einen Fluſs.“
Der Kupferhüttenprozeſs war zu Plinius’ Zeit schon sehr aus-
gebildet, jedenfalls auch nach dem Vorgange der orientalischen Kultur-
völker. Das Kupfererz wurde mit oxydischen Erzen (cadmia), die
seltener sind und nur durch unterirdischen Bergbau gewonnen werden,
neben den Schwefelerzen gewonnen. Das geschwefelte Erz, welches
das wichtigste Kupfererz war (chalcides), wurde in Haufen und Stadeln
geröstet, das Rostgut alsdann in einem Krummofen mit einer Blaseform
umgeschmolzen. Den Wind brachte man durch Bälge hervor, die in
einem besonderen Hause standen, also jedenfalls schon gröſser waren
als die kleinen Handbälge; sie wurden von einem besonderen Arbeiter
bedient. Die Produkte der Schmelzung waren Schlacken, zinkische
Ofenbrüche (cadmia), Kupferstein und Schwarzkupfer. Letzteres wurde
wiederholt umgeschmolzen, gespleiſst, und mit einem Zuschlag von Blei
gar gemacht.
Auch die Ausfällung des Kupfers aus Cementwasser mit Hilfe von
Eisen war den Römern bekannt.
Man unterschied die verschiedenen Bronzen im Handel weniger
nach ihrer Zusammensetzung, als nach ihrem Ursprungsorte; die
Hauptarten waren cyprisches, delisches, äginetisches und korinthisches
Erz, von denen letzteres höher geschätzt wurde als Silber.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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