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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
grösserer Hypokausten. Dies geschah aber jedenfalls erst nachträglich,
nachdem die Blöcke schadhaft oder durch das Feuer bei einem der
grossen Brände teilweise verschlackt und verbrannt waren. Immerhin
ist die Verwendung so wertvollen Materiales zu einem solchen Zwecke
höchst auffallend und lässt sich nur daraus erklären, dass auf der
Salburg ein Überfluss an Eisen vorhanden und solches leicht zu be-
schaffen war. Die ungewöhnliche Grösse der Ambosse, die schwerlich
aus grösserer Entfernung herbeigeführt worden waren, lässt dies gleich-
falls erraten, wie auch die mannigfache und reichliche Verwendung des
Eisens an diesem Platze. Eisen muss also in der Nachbarschaft der
Salburg gewonnen worden sein. In der That fanden sich denn auch
in nächster Nähe ausgedehnte Eisenschmelzen. 700 m von der Porta
principalis dextra des castrum der Salburg in südwestlicher Richtung
liegt mitten im Walde der "Dreimühlenborn", wo unter mächtigen
Eisenschlackenhalden, die von riesigen, hundertjährigen Buchen be-
wachsen sind, drei starke Quellen entspringen, die sich unmittelbar
nach ihrem Ausflusse zu einem ganz ansehnlichen Bächlein vereinigen.
Hier ist in alten Tagen lange Zeit hindurch Eisen geschmolzen worden.
Wenn es bedenklich erscheinen mag, dass diese Eisenschmelze etwa
300 m vor dem Pfahlgraben lag, so muss man auf der anderen Seite
berücksichtigen, dass das Vorhandensein der Quellen für die Wahl des
Platzes vor allem bestimmend sein musste. Dabei war die Entfernung
von der Schutzwehr des Pfahlgrabens eine so geringe, dass bei drohen-
der Gefahr die Arbeiter sich und ihre Werkzeuge leicht in Sicherheit
bringen konnten. Die Schmelzer waren ausserdem schwerlich Römer,
sondern Kolonen, die ihre Ansiedelung nicht auf der Salburg, sondern
800 m unterhalb der Quelle auf dem Drusen- oder Kalosenkippel hatten.
Wenigstens liegt es nahe diese abgeschnittene Erdzunge, die rings
durch einen Wassergraben und eine Pallisadenwand geschützt war und
die mit den Befestigungsanlagen auf der Salburg nichts zu thun hat,
so zu deuten. Die Anlage am Dreimühlenborn war eine grosse Wald-
schmiede, wie wir sie oben geschildert haben, die lange an derselben
Stelle betrieben wurde. Brauneisenstein wird an verschiedenen Punkten
der Nachbarschaft gefunden. Vielleicht war auch am Platze selbst
Bergbau, der durch einen Stollen zugänglich gemacht war, wenigstens
lässt der Wasserreichtum der Quelle dies vermuten; auch finden sich
in dem Geröll der Quelle Roteisensteinstückchen, ein Erz, das sonst in
der Gegend unbekannt ist. Deutet die Mächtigkeit der Schlackenhalden
auf lang fortgesetzten Betrieb, so beweisen die Dicke und Grösse ein-
zelner Schlackenstücke grössere Schmelzungen.


Italien und die Römer.
gröſserer Hypokausten. Dies geschah aber jedenfalls erst nachträglich,
nachdem die Blöcke schadhaft oder durch das Feuer bei einem der
groſsen Brände teilweise verschlackt und verbrannt waren. Immerhin
ist die Verwendung so wertvollen Materiales zu einem solchen Zwecke
höchst auffallend und läſst sich nur daraus erklären, daſs auf der
Salburg ein Überfluſs an Eisen vorhanden und solches leicht zu be-
schaffen war. Die ungewöhnliche Gröſse der Amboſse, die schwerlich
aus gröſserer Entfernung herbeigeführt worden waren, läſst dies gleich-
falls erraten, wie auch die mannigfache und reichliche Verwendung des
Eisens an diesem Platze. Eisen muſs also in der Nachbarschaft der
Salburg gewonnen worden sein. In der That fanden sich denn auch
in nächster Nähe ausgedehnte Eisenschmelzen. 700 m von der Porta
principalis dextra des castrum der Salburg in südwestlicher Richtung
liegt mitten im Walde der „Dreimühlenborn“, wo unter mächtigen
Eisenschlackenhalden, die von riesigen, hundertjährigen Buchen be-
wachsen sind, drei starke Quellen entspringen, die sich unmittelbar
nach ihrem Ausfluſse zu einem ganz ansehnlichen Bächlein vereinigen.
Hier ist in alten Tagen lange Zeit hindurch Eisen geschmolzen worden.
Wenn es bedenklich erscheinen mag, daſs diese Eisenschmelze etwa
300 m vor dem Pfahlgraben lag, so muſs man auf der anderen Seite
berücksichtigen, daſs das Vorhandensein der Quellen für die Wahl des
Platzes vor allem bestimmend sein muſste. Dabei war die Entfernung
von der Schutzwehr des Pfahlgrabens eine so geringe, daſs bei drohen-
der Gefahr die Arbeiter sich und ihre Werkzeuge leicht in Sicherheit
bringen konnten. Die Schmelzer waren auſserdem schwerlich Römer,
sondern Kolonen, die ihre Ansiedelung nicht auf der Salburg, sondern
800 m unterhalb der Quelle auf dem Drusen- oder Kalosenkippel hatten.
Wenigstens liegt es nahe diese abgeschnittene Erdzunge, die rings
durch einen Wassergraben und eine Pallisadenwand geschützt war und
die mit den Befestigungsanlagen auf der Salburg nichts zu thun hat,
so zu deuten. Die Anlage am Dreimühlenborn war eine groſse Wald-
schmiede, wie wir sie oben geschildert haben, die lange an derselben
Stelle betrieben wurde. Brauneisenstein wird an verschiedenen Punkten
der Nachbarschaft gefunden. Vielleicht war auch am Platze selbst
Bergbau, der durch einen Stollen zugänglich gemacht war, wenigstens
läſst der Wasserreichtum der Quelle dies vermuten; auch finden sich
in dem Geröll der Quelle Roteisensteinstückchen, ein Erz, das sonst in
der Gegend unbekannt ist. Deutet die Mächtigkeit der Schlackenhalden
auf lang fortgesetzten Betrieb, so beweisen die Dicke und Gröſse ein-
zelner Schlackenstücke gröſsere Schmelzungen.


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[516/0538] Italien und die Römer. gröſserer Hypokausten. Dies geschah aber jedenfalls erst nachträglich, nachdem die Blöcke schadhaft oder durch das Feuer bei einem der groſsen Brände teilweise verschlackt und verbrannt waren. Immerhin ist die Verwendung so wertvollen Materiales zu einem solchen Zwecke höchst auffallend und läſst sich nur daraus erklären, daſs auf der Salburg ein Überfluſs an Eisen vorhanden und solches leicht zu be- schaffen war. Die ungewöhnliche Gröſse der Amboſse, die schwerlich aus gröſserer Entfernung herbeigeführt worden waren, läſst dies gleich- falls erraten, wie auch die mannigfache und reichliche Verwendung des Eisens an diesem Platze. Eisen muſs also in der Nachbarschaft der Salburg gewonnen worden sein. In der That fanden sich denn auch in nächster Nähe ausgedehnte Eisenschmelzen. 700 m von der Porta principalis dextra des castrum der Salburg in südwestlicher Richtung liegt mitten im Walde der „Dreimühlenborn“, wo unter mächtigen Eisenschlackenhalden, die von riesigen, hundertjährigen Buchen be- wachsen sind, drei starke Quellen entspringen, die sich unmittelbar nach ihrem Ausfluſse zu einem ganz ansehnlichen Bächlein vereinigen. Hier ist in alten Tagen lange Zeit hindurch Eisen geschmolzen worden. Wenn es bedenklich erscheinen mag, daſs diese Eisenschmelze etwa 300 m vor dem Pfahlgraben lag, so muſs man auf der anderen Seite berücksichtigen, daſs das Vorhandensein der Quellen für die Wahl des Platzes vor allem bestimmend sein muſste. Dabei war die Entfernung von der Schutzwehr des Pfahlgrabens eine so geringe, daſs bei drohen- der Gefahr die Arbeiter sich und ihre Werkzeuge leicht in Sicherheit bringen konnten. Die Schmelzer waren auſserdem schwerlich Römer, sondern Kolonen, die ihre Ansiedelung nicht auf der Salburg, sondern 800 m unterhalb der Quelle auf dem Drusen- oder Kalosenkippel hatten. Wenigstens liegt es nahe diese abgeschnittene Erdzunge, die rings durch einen Wassergraben und eine Pallisadenwand geschützt war und die mit den Befestigungsanlagen auf der Salburg nichts zu thun hat, so zu deuten. Die Anlage am Dreimühlenborn war eine groſse Wald- schmiede, wie wir sie oben geschildert haben, die lange an derselben Stelle betrieben wurde. Brauneisenstein wird an verschiedenen Punkten der Nachbarschaft gefunden. Vielleicht war auch am Platze selbst Bergbau, der durch einen Stollen zugänglich gemacht war, wenigstens läſst der Wasserreichtum der Quelle dies vermuten; auch finden sich in dem Geröll der Quelle Roteisensteinstückchen, ein Erz, das sonst in der Gegend unbekannt ist. Deutet die Mächtigkeit der Schlackenhalden auf lang fortgesetzten Betrieb, so beweisen die Dicke und Gröſse ein- zelner Schlackenstücke gröſsere Schmelzungen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/538>, abgerufen am 22.11.2024.