nannten Quandelschacht, der durch aufrechtstehende Scheiter gebildet wird, durch den das Anzünden erfolgt. Man bezeichnet diese als "welsche" Meiler. Die Anlage am Dreimühlenborn hatte dagegen eine in den Boden eingegrabene, horizontale Zündgasse, durch welche das Feuer eingetragen wurde. Solche Meiler, die gegenwärtig mehr im Osten von Europa, namentlich noch in einigen Gegenden Österreichs gebräuchlich sind, pflegt man "slavische" zu nennen. Doch glauben wir dieser ethnographischen Bezeichnung der Meiler eine grosse histo- rische Bedeutung nicht beimessen zu können. Die Konstruktion des "welschen" Meilers mit offenem Quandelschacht ist dann vorzuziehen, wenn man hauptsächlich Stammholz verkohlt; die "slavische" dagegen ist mehr zur Verkohlung von Astholz geeignet. Aus den Holzkohlen- resten ergiebt sich aber, dass die Alten kein Stamm- und Scheitholz, sondern Astholz und zwar mehr Les- und Unterholz verwendeten. Des- halb verkohlten sie auch nicht eine bestimmte Holzsorte, sondern ein Gemisch von Holzarten, wie man sie gerade fand, und da die Wälder selbst nicht auf bestimmte Holzarten angelegt waren, so bieten die Holzkohlenreste eine Musterkarte mannigfaltigen Holzbestandes. Be- merkenswert ist, dass die weichen Holzarten überwiegen. Es finden sich vorzugsweise Linden, Erlen, Rüstern u. s. w., Eichen nur selten, Buchen fehlen ganz. Indessen finden sich nach der Untersuchung von Professor Dr. Kirschbaum auch Nadelholz- und zwar Kiefernkohlen darunter. Das Holz wurde horizontal und radial geschichtet, nicht, wie bei der Scheiterverkohlung, aufrecht gestellt.
Ein Zuschlag von Kalk oder dergleichen fand beim Schmelzen nicht statt.
Das dritte Material, welches die Waldschmiede für ihre Arbeit nötig hatten, war der Thon, mit dem die Öfen immer ausgekleidet waren. Es haben sich grosse, bis 10 cm dicke Stücke, teils rot gebrannt, teils auf einer Seite verschlackt, gefunden. Der Thon entstammt der Nachbarschaft und steht als rotgelbliche, von weissen Adern durch- zogene, ziemlich magere Ziegelerde an allen Wegerändern als der herrschende Waldboden an. Zur Verwendung als Auskleidungsmaterial wurde er, um dem Reissen in der Schmelzhitze entgegen zu wirken, mit kleinen, eckigen Quarzitstückchen durchgearbeitet.
Herr Dr. Bischof, der die Güte hatte den Schmelzthon näher zu untersuchen, charakterisiert denselben als einen dunkelgelben, manch- mal rötlich gefärbten Lehm, dem 6,7 Proz. meist abgerundete Quarzit- stückchen von Erbsen- bis Nussgrösse beigemengt sind. Er glaubt nicht, dass diese Beimengung eine künstliche sei. Pyrometrisch verhält
Italien und die Römer.
nannten Quandelschacht, der durch aufrechtstehende Scheiter gebildet wird, durch den das Anzünden erfolgt. Man bezeichnet diese als „welsche“ Meiler. Die Anlage am Dreimühlenborn hatte dagegen eine in den Boden eingegrabene, horizontale Zündgasse, durch welche das Feuer eingetragen wurde. Solche Meiler, die gegenwärtig mehr im Osten von Europa, namentlich noch in einigen Gegenden Österreichs gebräuchlich sind, pflegt man „slavische“ zu nennen. Doch glauben wir dieser ethnographischen Bezeichnung der Meiler eine groſse histo- rische Bedeutung nicht beimessen zu können. Die Konstruktion des „welschen“ Meilers mit offenem Quandelschacht ist dann vorzuziehen, wenn man hauptsächlich Stammholz verkohlt; die „slavische“ dagegen ist mehr zur Verkohlung von Astholz geeignet. Aus den Holzkohlen- resten ergiebt sich aber, daſs die Alten kein Stamm- und Scheitholz, sondern Astholz und zwar mehr Les- und Unterholz verwendeten. Des- halb verkohlten sie auch nicht eine bestimmte Holzsorte, sondern ein Gemisch von Holzarten, wie man sie gerade fand, und da die Wälder selbst nicht auf bestimmte Holzarten angelegt waren, so bieten die Holzkohlenreste eine Musterkarte mannigfaltigen Holzbestandes. Be- merkenswert ist, daſs die weichen Holzarten überwiegen. Es finden sich vorzugsweise Linden, Erlen, Rüstern u. s. w., Eichen nur selten, Buchen fehlen ganz. Indessen finden sich nach der Untersuchung von Professor Dr. Kirschbaum auch Nadelholz- und zwar Kiefernkohlen darunter. Das Holz wurde horizontal und radial geschichtet, nicht, wie bei der Scheiterverkohlung, aufrecht gestellt.
Ein Zuschlag von Kalk oder dergleichen fand beim Schmelzen nicht statt.
Das dritte Material, welches die Waldschmiede für ihre Arbeit nötig hatten, war der Thon, mit dem die Öfen immer ausgekleidet waren. Es haben sich groſse, bis 10 cm dicke Stücke, teils rot gebrannt, teils auf einer Seite verschlackt, gefunden. Der Thon entstammt der Nachbarschaft und steht als rotgelbliche, von weiſsen Adern durch- zogene, ziemlich magere Ziegelerde an allen Wegerändern als der herrschende Waldboden an. Zur Verwendung als Auskleidungsmaterial wurde er, um dem Reiſsen in der Schmelzhitze entgegen zu wirken, mit kleinen, eckigen Quarzitstückchen durchgearbeitet.
Herr Dr. Bischof, der die Güte hatte den Schmelzthon näher zu untersuchen, charakterisiert denselben als einen dunkelgelben, manch- mal rötlich gefärbten Lehm, dem 6,7 Proz. meist abgerundete Quarzit- stückchen von Erbsen- bis Nuſsgröſse beigemengt sind. Er glaubt nicht, daſs diese Beimengung eine künstliche sei. Pyrometrisch verhält
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[524/0546]
Italien und die Römer.
nannten Quandelschacht, der durch aufrechtstehende Scheiter gebildet
wird, durch den das Anzünden erfolgt. Man bezeichnet diese als
„welsche“ Meiler. Die Anlage am Dreimühlenborn hatte dagegen eine
in den Boden eingegrabene, horizontale Zündgasse, durch welche das
Feuer eingetragen wurde. Solche Meiler, die gegenwärtig mehr im
Osten von Europa, namentlich noch in einigen Gegenden Österreichs
gebräuchlich sind, pflegt man „slavische“ zu nennen. Doch glauben
wir dieser ethnographischen Bezeichnung der Meiler eine groſse histo-
rische Bedeutung nicht beimessen zu können. Die Konstruktion des
„welschen“ Meilers mit offenem Quandelschacht ist dann vorzuziehen,
wenn man hauptsächlich Stammholz verkohlt; die „slavische“ dagegen
ist mehr zur Verkohlung von Astholz geeignet. Aus den Holzkohlen-
resten ergiebt sich aber, daſs die Alten kein Stamm- und Scheitholz,
sondern Astholz und zwar mehr Les- und Unterholz verwendeten. Des-
halb verkohlten sie auch nicht eine bestimmte Holzsorte, sondern ein
Gemisch von Holzarten, wie man sie gerade fand, und da die Wälder
selbst nicht auf bestimmte Holzarten angelegt waren, so bieten die
Holzkohlenreste eine Musterkarte mannigfaltigen Holzbestandes. Be-
merkenswert ist, daſs die weichen Holzarten überwiegen. Es finden
sich vorzugsweise Linden, Erlen, Rüstern u. s. w., Eichen nur selten,
Buchen fehlen ganz. Indessen finden sich nach der Untersuchung von
Professor Dr. Kirschbaum auch Nadelholz- und zwar Kiefernkohlen
darunter. Das Holz wurde horizontal und radial geschichtet, nicht,
wie bei der Scheiterverkohlung, aufrecht gestellt.
Ein Zuschlag von Kalk oder dergleichen fand beim Schmelzen
nicht statt.
Das dritte Material, welches die Waldschmiede für ihre Arbeit
nötig hatten, war der Thon, mit dem die Öfen immer ausgekleidet
waren. Es haben sich groſse, bis 10 cm dicke Stücke, teils rot gebrannt,
teils auf einer Seite verschlackt, gefunden. Der Thon entstammt der
Nachbarschaft und steht als rotgelbliche, von weiſsen Adern durch-
zogene, ziemlich magere Ziegelerde an allen Wegerändern als der
herrschende Waldboden an. Zur Verwendung als Auskleidungsmaterial
wurde er, um dem Reiſsen in der Schmelzhitze entgegen zu wirken,
mit kleinen, eckigen Quarzitstückchen durchgearbeitet.
Herr Dr. Bischof, der die Güte hatte den Schmelzthon näher zu
untersuchen, charakterisiert denselben als einen dunkelgelben, manch-
mal rötlich gefärbten Lehm, dem 6,7 Proz. meist abgerundete Quarzit-
stückchen von Erbsen- bis Nuſsgröſse beigemengt sind. Er glaubt
nicht, daſs diese Beimengung eine künstliche sei. Pyrometrisch verhält
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/546>, abgerufen am 22.11.2024.
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