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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
die Reste von Linsenstroh eingedrückt und diese schwarze Rostschicht
war wieder überzogen mit einer ungleich dicken Schicht von phosphor-
saurem Eisenoxyd, blauem Vivianit. Heft und Klinge bestanden aus
einem Stück von 205 mm Länge, wovon das Heft 70 mm, die Klinge
135 mm ausmachte (Fig. 132 a). Die Klinge war einschneidig, mit
kräftigem Rücken, im Heft waren Öffnungen angebracht um den Stiel
von Holz oder Knochen zu befestigen. Hellrotglühend abgelöscht nahm
das Eisen Federhärte an. Das Material erwies sich als ein weicher,
geringer Frischstahl 1). Fig. 133 ist ein Rasiermesser von Stahl
(Mainzer-Museum).

Von mannigfachen Formen sind die Äxte und Beile (Fig. 134 bis 137),
wozu auch die Ascia (Fig. 138, 139), die in wenig abweichenden Dimen-

[Abbildung] Fig. 134.
sionen sowohl zum Behauen von Holz und Stein, als zum Umrühren
des Mörtels und bei der Bearbeitung des Ackers benutzt wurden, zu
rechnen sind. Hieran schliessen sich die vielgestalteten Hacken und
Schaufeln, ferner die Sichel (falx stramentaria et messoria), die fast aus-
schliesslich zum Schneiden der Frucht diente und welche sich auch in

1) S. Bezügl. des Formenreichtums römischer Messer, Taf. V. Salburg-Museum
von Cohausen und Jacobi a. a. O.
Beck, Geschichte des Eisens. 35

Italien und die Römer.
die Reste von Linsenstroh eingedrückt und diese schwarze Rostschicht
war wieder überzogen mit einer ungleich dicken Schicht von phosphor-
saurem Eisenoxyd, blauem Vivianit. Heft und Klinge bestanden aus
einem Stück von 205 mm Länge, wovon das Heft 70 mm, die Klinge
135 mm ausmachte (Fig. 132 a). Die Klinge war einschneidig, mit
kräftigem Rücken, im Heft waren Öffnungen angebracht um den Stiel
von Holz oder Knochen zu befestigen. Hellrotglühend abgelöscht nahm
das Eisen Federhärte an. Das Material erwies sich als ein weicher,
geringer Frischstahl 1). Fig. 133 ist ein Rasiermesser von Stahl
(Mainzer-Museum).

Von mannigfachen Formen sind die Äxte und Beile (Fig. 134 bis 137),
wozu auch die Ascia (Fig. 138, 139), die in wenig abweichenden Dimen-

[Abbildung] Fig. 134.
sionen sowohl zum Behauen von Holz und Stein, als zum Umrühren
des Mörtels und bei der Bearbeitung des Ackers benutzt wurden, zu
rechnen sind. Hieran schlieſsen sich die vielgestalteten Hacken und
Schaufeln, ferner die Sichel (falx stramentaria et messoria), die fast aus-
schlieſslich zum Schneiden der Frucht diente und welche sich auch in

1) S. Bezügl. des Formenreichtums römischer Messer, Taf. V. Salburg-Museum
von Cohausen und Jacobi a. a. O.
Beck, Geschichte des Eisens. 35
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[545/0567] Italien und die Römer. die Reste von Linsenstroh eingedrückt und diese schwarze Rostschicht war wieder überzogen mit einer ungleich dicken Schicht von phosphor- saurem Eisenoxyd, blauem Vivianit. Heft und Klinge bestanden aus einem Stück von 205 mm Länge, wovon das Heft 70 mm, die Klinge 135 mm ausmachte (Fig. 132 a). Die Klinge war einschneidig, mit kräftigem Rücken, im Heft waren Öffnungen angebracht um den Stiel von Holz oder Knochen zu befestigen. Hellrotglühend abgelöscht nahm das Eisen Federhärte an. Das Material erwies sich als ein weicher, geringer Frischstahl 1). Fig. 133 ist ein Rasiermesser von Stahl (Mainzer-Museum). Von mannigfachen Formen sind die Äxte und Beile (Fig. 134 bis 137), wozu auch die Ascia (Fig. 138, 139), die in wenig abweichenden Dimen- [Abbildung Fig. 134.] sionen sowohl zum Behauen von Holz und Stein, als zum Umrühren des Mörtels und bei der Bearbeitung des Ackers benutzt wurden, zu rechnen sind. Hieran schlieſsen sich die vielgestalteten Hacken und Schaufeln, ferner die Sichel (falx stramentaria et messoria), die fast aus- schlieſslich zum Schneiden der Frucht diente und welche sich auch in 1) S. Bezügl. des Formenreichtums römischer Messer, Taf. V. Salburg-Museum von Cohausen und Jacobi a. a. O. Beck, Geschichte des Eisens. 35

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/567>, abgerufen am 15.06.2024.