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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
wenn die Anwendung derselben eine allgemein gebräuchliche gewesen
wäre. Auch sind fast alle römischen Bronzeklingen glatt, ohne
Scharten und zeigen keine Spuren ernster Verwendung im Kampfe,
während dies bei den Eisenschwertern meist umgekehrt ist. Schon in
der frühesten Zeit der römischen Geschichte war das Eisen das Metall
für das Kampfschwert. Porsenna verbietet den Römern die Einfuhr
und die Herstellung eiserner Schwerter. In dem Kampfe gegen Brennus
sind die Römer im Nachteile durch ihre kurzen Schwerter gegenüber
den riesigen Hauschwertern der Gallier. Die einen wie die anderen
waren aber von Eisen, wie aus der Schilderung des Polybios hervorgeht.
Aus der Schilderung der Bewaffnung der römischen Bürger von Livius
und Fabius Pictor geht ebenfalls klar hervor, dass die Trutzwaffen,
Schwert und Lanze, von Eisen waren, denn bei der Schilderung der
Bewaffnung der ersten Klasse der Centurien wird ausdrücklich hervor-
gehoben, dass die Schutzwaffen, Helm, Schild, Panzer und Beinschienen,
von Erz sein sollten, während bei den Trutzwaffen nichts gesagt ist,
weshalb anzunehmen ist, dass diese Waffen selbstverständlich von Eisen
waren. Allerdings bedienten sich die Römer des Erzes immer mit
Vorliebe, wo es sich um Prunk und Schaustellungen handelte.

Die erste Entwickelung Roms, die Zeit der Könige, fällt aber auch
gerade in die Periode, in welcher sowohl im Orient, in Kleinasien, in
Griechenland und in Etrurien der Erzguss und die Verarbeitung des
Erzes in besonderer Blüte und besonderem Ansehen stand. Dadurch
erklärt sich zum grössten Teil die Vorliebe der Römer für die Bronze.

Prunkwaffen waren häufig von Erz, so bestand z. B. die ganze
Bewaffnung der Gladiatoren, wie man sie in Pompeji aufgefunden hat,
aus Erz, selbst die Schwerter. Im Theater waren eherne Waffen ge-
bräuchlich, die Offiziere mögen im Frieden, beim Garnisondienst, Erz-
schwerter als Schmuckwaffe getragen haben. Die Waffen für den ernsten
Kampf aber waren aus Eisen.

Die Hauptwaffe der alten Römer, welche fast ausschliesslich Fuss-
soldaten waren, bildete der Spiess (quiris und hasta). Es war die
Nationalwaffe, auch die der Vornehmen, und noch später war die Ver-
leihung der Hasta eine kriegerische Auszeichnung. Die Hastati
kämpften in der vordersten Reihe der Legion.

Die Hasta ist die vornehmere Waffe, sie diente den Königen als
Szepter, ferner bei öffentlichen Verhandlungen als Zeichen der Staats-
gewalt und endlich wurden bei Vermählungen die Haare der Bräute
mit der Hasta gescheitelt 1).


1) Jähns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens, S. 199.

Italien und die Römer.
wenn die Anwendung derselben eine allgemein gebräuchliche gewesen
wäre. Auch sind fast alle römischen Bronzeklingen glatt, ohne
Scharten und zeigen keine Spuren ernster Verwendung im Kampfe,
während dies bei den Eisenschwertern meist umgekehrt ist. Schon in
der frühesten Zeit der römischen Geschichte war das Eisen das Metall
für das Kampfschwert. Porsenna verbietet den Römern die Einfuhr
und die Herstellung eiserner Schwerter. In dem Kampfe gegen Brennus
sind die Römer im Nachteile durch ihre kurzen Schwerter gegenüber
den riesigen Hauschwertern der Gallier. Die einen wie die anderen
waren aber von Eisen, wie aus der Schilderung des Polybios hervorgeht.
Aus der Schilderung der Bewaffnung der römischen Bürger von Livius
und Fabius Pictor geht ebenfalls klar hervor, daſs die Trutzwaffen,
Schwert und Lanze, von Eisen waren, denn bei der Schilderung der
Bewaffnung der ersten Klasse der Centurien wird ausdrücklich hervor-
gehoben, daſs die Schutzwaffen, Helm, Schild, Panzer und Beinschienen,
von Erz sein sollten, während bei den Trutzwaffen nichts gesagt ist,
weshalb anzunehmen ist, daſs diese Waffen selbstverständlich von Eisen
waren. Allerdings bedienten sich die Römer des Erzes immer mit
Vorliebe, wo es sich um Prunk und Schaustellungen handelte.

Die erste Entwickelung Roms, die Zeit der Könige, fällt aber auch
gerade in die Periode, in welcher sowohl im Orient, in Kleinasien, in
Griechenland und in Etrurien der Erzguſs und die Verarbeitung des
Erzes in besonderer Blüte und besonderem Ansehen stand. Dadurch
erklärt sich zum gröſsten Teil die Vorliebe der Römer für die Bronze.

Prunkwaffen waren häufig von Erz, so bestand z. B. die ganze
Bewaffnung der Gladiatoren, wie man sie in Pompeji aufgefunden hat,
aus Erz, selbst die Schwerter. Im Theater waren eherne Waffen ge-
bräuchlich, die Offiziere mögen im Frieden, beim Garnisondienst, Erz-
schwerter als Schmuckwaffe getragen haben. Die Waffen für den ernsten
Kampf aber waren aus Eisen.

Die Hauptwaffe der alten Römer, welche fast ausschlieſslich Fuſs-
soldaten waren, bildete der Spieſs (quiris und hasta). Es war die
Nationalwaffe, auch die der Vornehmen, und noch später war die Ver-
leihung der Hasta eine kriegerische Auszeichnung. Die Hastati
kämpften in der vordersten Reihe der Legion.

Die Hasta ist die vornehmere Waffe, sie diente den Königen als
Szepter, ferner bei öffentlichen Verhandlungen als Zeichen der Staats-
gewalt und endlich wurden bei Vermählungen die Haare der Bräute
mit der Hasta gescheitelt 1).


1) Jähns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens, S. 199.
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[549/0571] Italien und die Römer. wenn die Anwendung derselben eine allgemein gebräuchliche gewesen wäre. Auch sind fast alle römischen Bronzeklingen glatt, ohne Scharten und zeigen keine Spuren ernster Verwendung im Kampfe, während dies bei den Eisenschwertern meist umgekehrt ist. Schon in der frühesten Zeit der römischen Geschichte war das Eisen das Metall für das Kampfschwert. Porsenna verbietet den Römern die Einfuhr und die Herstellung eiserner Schwerter. In dem Kampfe gegen Brennus sind die Römer im Nachteile durch ihre kurzen Schwerter gegenüber den riesigen Hauschwertern der Gallier. Die einen wie die anderen waren aber von Eisen, wie aus der Schilderung des Polybios hervorgeht. Aus der Schilderung der Bewaffnung der römischen Bürger von Livius und Fabius Pictor geht ebenfalls klar hervor, daſs die Trutzwaffen, Schwert und Lanze, von Eisen waren, denn bei der Schilderung der Bewaffnung der ersten Klasse der Centurien wird ausdrücklich hervor- gehoben, daſs die Schutzwaffen, Helm, Schild, Panzer und Beinschienen, von Erz sein sollten, während bei den Trutzwaffen nichts gesagt ist, weshalb anzunehmen ist, daſs diese Waffen selbstverständlich von Eisen waren. Allerdings bedienten sich die Römer des Erzes immer mit Vorliebe, wo es sich um Prunk und Schaustellungen handelte. Die erste Entwickelung Roms, die Zeit der Könige, fällt aber auch gerade in die Periode, in welcher sowohl im Orient, in Kleinasien, in Griechenland und in Etrurien der Erzguſs und die Verarbeitung des Erzes in besonderer Blüte und besonderem Ansehen stand. Dadurch erklärt sich zum gröſsten Teil die Vorliebe der Römer für die Bronze. Prunkwaffen waren häufig von Erz, so bestand z. B. die ganze Bewaffnung der Gladiatoren, wie man sie in Pompeji aufgefunden hat, aus Erz, selbst die Schwerter. Im Theater waren eherne Waffen ge- bräuchlich, die Offiziere mögen im Frieden, beim Garnisondienst, Erz- schwerter als Schmuckwaffe getragen haben. Die Waffen für den ernsten Kampf aber waren aus Eisen. Die Hauptwaffe der alten Römer, welche fast ausschlieſslich Fuſs- soldaten waren, bildete der Spieſs (quiris und hasta). Es war die Nationalwaffe, auch die der Vornehmen, und noch später war die Ver- leihung der Hasta eine kriegerische Auszeichnung. Die Hastati kämpften in der vordersten Reihe der Legion. Die Hasta ist die vornehmere Waffe, sie diente den Königen als Szepter, ferner bei öffentlichen Verhandlungen als Zeichen der Staats- gewalt und endlich wurden bei Vermählungen die Haare der Bräute mit der Hasta gescheitelt 1). 1) Jähns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens, S. 199.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/571>, abgerufen am 17.08.2024.