Wiesbaden (Fig. 148 und Fig. 146 Nr. 22 in seiner Rekonstruktion nach Habel).
Sehr mannigfaltig sind die auf der Salburg gefundenen Lanzen- spitzen 1), von denen wir nur einige nachstehend (Fig. 147) abbilden.
Eine eigentümliche Waffe der Römer war das Pilum, der Wurf- spiess, der ursprünglich etruskischen Ursprungs erst nach der Hasta in
[Abbildung]
Fig. 147.
Aufnahme gekommen zu sein scheint, später aber zur charakteristischsten und wirksamsten Waffe für die rö- mische Kampfweise in der Schlacht wurde 2). Die vorderste Reihe der Legion, die Hastati, führte in der spä- teren Zeit zwei solcher Wurfspiesse und jeder Kampf in der Schlachtreihe, der doch meist bald zu einem Hand- gemenge überging, wurde damit eröff- net, dass die Hastati den einen oder beide Wurfspiesse dem anstürmenden Feinde entgegen warfen. Sie hielten dabei weniger auf die ungeschützten Körperteile der Gegner, als auf deren Schilde, die ja z. B. bei allen nörd- lichen Barbaren nur aus einem mit Rindshaut überkleideten Holzgestell oder Geflecht bestanden. Das Pilum hatte einen starken Holzschaft von wildem Kirschbaum- oder Eschenholz, der am Heft verstärkt rund oder vierkantig war, in letzterem Falle von 23/4 Zoll Seitenlänge; der Schaft war 4 Fuss 3 Zoll lang. An diesem
[Abbildung]
Fig. 148.
sass ein, nach Polybios 3 Ellen langes Eisen, welches oben meist in eine vierkantige Pfeil- spitze, seltener in eine angelförmige Spitze endete. Die vordere Spitze war von Stahl oder verstählt, während der lange, dünne Stiel von möglichst weichem Eisen war. Durchdrang der wohlgeschleuderte Spiess den Schild
1) v. Cohausen und Jacobi, die Salburg, Taf. 6 u. 7.
2) Lindenschmit, das Pilum der Römer; ferner Tracht u. Bewaffnung etc. S. 12 und Altertümer I, Taf. XI, Fig. 5.
Italien und die Römer.
Wiesbaden (Fig. 148 und Fig. 146 Nr. 22 in seiner Rekonstruktion nach Habel).
Sehr mannigfaltig sind die auf der Salburg gefundenen Lanzen- spitzen 1), von denen wir nur einige nachstehend (Fig. 147) abbilden.
Eine eigentümliche Waffe der Römer war das Pilum, der Wurf- spieſs, der ursprünglich etruskischen Ursprungs erst nach der Hasta in
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Fig. 147.
Aufnahme gekommen zu sein scheint, später aber zur charakteristischsten und wirksamsten Waffe für die rö- mische Kampfweise in der Schlacht wurde 2). Die vorderste Reihe der Legion, die Hastati, führte in der spä- teren Zeit zwei solcher Wurfspieſse und jeder Kampf in der Schlachtreihe, der doch meist bald zu einem Hand- gemenge überging, wurde damit eröff- net, daſs die Hastati den einen oder beide Wurfspieſse dem anstürmenden Feinde entgegen warfen. Sie hielten dabei weniger auf die ungeschützten Körperteile der Gegner, als auf deren Schilde, die ja z. B. bei allen nörd- lichen Barbaren nur aus einem mit Rindshaut überkleideten Holzgestell oder Geflecht bestanden. Das Pilum hatte einen starken Holzschaft von wildem Kirschbaum- oder Eschenholz, der am Heft verstärkt rund oder vierkantig war, in letzterem Falle von 2¾ Zoll Seitenlänge; der Schaft war 4 Fuſs 3 Zoll lang. An diesem
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Fig. 148.
saſs ein, nach Polybios 3 Ellen langes Eisen, welches oben meist in eine vierkantige Pfeil- spitze, seltener in eine angelförmige Spitze endete. Die vordere Spitze war von Stahl oder verstählt, während der lange, dünne Stiel von möglichst weichem Eisen war. Durchdrang der wohlgeschleuderte Spieſs den Schild
1) v. Cohausen und Jacobi, die Salburg, Taf. 6 u. 7.
2) Lindenschmit, das Pilum der Römer; ferner Tracht u. Bewaffnung etc. S. 12 und Altertümer I, Taf. XI, Fig. 5.
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Italien und die Römer.
Wiesbaden (Fig. 148 und Fig. 146 Nr. 22 in seiner Rekonstruktion
nach Habel).
Sehr mannigfaltig sind die auf der Salburg gefundenen Lanzen-
spitzen 1), von denen wir nur einige nachstehend (Fig. 147) abbilden.
Eine eigentümliche Waffe der Römer war das Pilum, der Wurf-
spieſs, der ursprünglich etruskischen Ursprungs erst nach der Hasta in
[Abbildung Fig. 147.]
Aufnahme gekommen zu sein scheint,
später aber zur charakteristischsten
und wirksamsten Waffe für die rö-
mische Kampfweise in der Schlacht
wurde 2). Die vorderste Reihe der
Legion, die Hastati, führte in der spä-
teren Zeit zwei solcher Wurfspieſse
und jeder Kampf in der Schlachtreihe,
der doch meist bald zu einem Hand-
gemenge überging, wurde damit eröff-
net, daſs die Hastati den einen oder
beide Wurfspieſse dem anstürmenden
Feinde entgegen warfen. Sie hielten
dabei weniger auf die ungeschützten
Körperteile der Gegner, als auf deren
Schilde, die ja z. B. bei allen nörd-
lichen Barbaren nur aus einem mit
Rindshaut überkleideten Holzgestell
oder Geflecht bestanden. Das Pilum
hatte einen starken Holzschaft von
wildem Kirschbaum- oder Eschenholz,
der am Heft verstärkt rund oder vierkantig war, in letzterem Falle von
2¾ Zoll Seitenlänge; der Schaft war 4 Fuſs 3 Zoll lang. An diesem
[Abbildung Fig. 148.]
saſs ein, nach Polybios
3 Ellen langes Eisen,
welches oben meist in
eine vierkantige Pfeil-
spitze, seltener in eine
angelförmige Spitze endete. Die vordere Spitze war von Stahl oder
verstählt, während der lange, dünne Stiel von möglichst weichem
Eisen war. Durchdrang der wohlgeschleuderte Spieſs den Schild
1) v. Cohausen und Jacobi, die Salburg, Taf. 6 u. 7.
2) Lindenschmit, das
Pilum der Römer; ferner Tracht u. Bewaffnung etc. S. 12 und Altertümer I,
Taf. XI, Fig. 5.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/574>, abgerufen am 22.11.2024.
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