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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung zum Mittelalter.
in den Stein eingegraben wurde 1). Fig. 183, 184, 185 zeigen einige
charakteristische Formen von Möringen, aus der Sammlung von Dr. Gross.

Ein Thongefäss, in der Form ähnlich einem Pantoffel, welches bei
Robenhausen gefunden wurde, hält man für einen Bronzeschmelztiegel.
Es scheint, dass der Guss hauptsächlich aus altem Material, aus

[Abbildung] Fig. 184.
Bronzebruch hergestellt wurde, dafür spricht der Umstand, dass
die Zusammensetzung der Bronze gerade der gewöhnlichen Gegen-
stände sehr schwankend ist. Beim Umschmelzen von Bruch fehlte den
Alten fast jedes Mittel eine bestimmte Mischung zu erzeugen. Dies
[Abbildung] Fig. 185.
scheint der einzige Grund,
warum gerade die gewöhn-
lichen Bronzen der Pfahl-
bauten, welche Fellenberg
analysiert hat, so sehr
schwanken. Übrigens kann-
ten diese Urbewohner der
Schweiz Zinn und Kupfer.
Man hat ziemlich viele
Gegenstände aus reinem
Kupfer gefunden. Ebenso
hat man eine Stange Zinn
zu Estavayer (Neuenburgersee) und ein verziertes Rädchen von Zinn
zu Auvernier gefunden, wie auch die Verzierung von Thongefässen
mit Zinnstreifen vorkommt. Da die Bronzen der Pfahlbauten meist
nickelhaltig sind, während die römischen kein Nickel, dagegen häufig
Blei enthalten, so hat man daraus den Schluss gezogen, dass das
Kupfer im Lande selbst gewonnen wurde, und zwar aus nickelhaltigen
Kupfererzen der Südschweiz oder Tirols. Wie dem auch sei, jeden-
falls ist ein grosser Teil der gefundenen Gegenstände, wie die schönen
Hängebecken, die vollständig mit den nordischen übereinstimmen, und

1) Les habitations lacustres du lac de Bienne par Gross, 1875, Zeichnungen
1, 3, 11; und Ferd. Keller, Pfahlbauten, VII. Bericht, Tab. XVII.
Beck, Geschichte des Eisens. 39

Einleitung zum Mittelalter.
in den Stein eingegraben wurde 1). Fig. 183, 184, 185 zeigen einige
charakteristische Formen von Möringen, aus der Sammlung von Dr. Groſs.

Ein Thongefäſs, in der Form ähnlich einem Pantoffel, welches bei
Robenhausen gefunden wurde, hält man für einen Bronzeschmelztiegel.
Es scheint, daſs der Guſs hauptsächlich aus altem Material, aus

[Abbildung] Fig. 184.
Bronzebruch hergestellt wurde, dafür spricht der Umstand, daſs
die Zusammensetzung der Bronze gerade der gewöhnlichen Gegen-
stände sehr schwankend ist. Beim Umschmelzen von Bruch fehlte den
Alten fast jedes Mittel eine bestimmte Mischung zu erzeugen. Dies
[Abbildung] Fig. 185.
scheint der einzige Grund,
warum gerade die gewöhn-
lichen Bronzen der Pfahl-
bauten, welche Fellenberg
analysiert hat, so sehr
schwanken. Übrigens kann-
ten diese Urbewohner der
Schweiz Zinn und Kupfer.
Man hat ziemlich viele
Gegenstände aus reinem
Kupfer gefunden. Ebenso
hat man eine Stange Zinn
zu Estavayer (Neuenburgersee) und ein verziertes Rädchen von Zinn
zu Auvernier gefunden, wie auch die Verzierung von Thongefäſsen
mit Zinnstreifen vorkommt. Da die Bronzen der Pfahlbauten meist
nickelhaltig sind, während die römischen kein Nickel, dagegen häufig
Blei enthalten, so hat man daraus den Schluſs gezogen, daſs das
Kupfer im Lande selbst gewonnen wurde, und zwar aus nickelhaltigen
Kupfererzen der Südschweiz oder Tirols. Wie dem auch sei, jeden-
falls ist ein groſser Teil der gefundenen Gegenstände, wie die schönen
Hängebecken, die vollständig mit den nordischen übereinstimmen, und

1) Les habitations lacustres du lac de Bienne par Groſs, 1875, Zeichnungen
1, 3, 11; und Ferd. Keller, Pfahlbauten, VII. Bericht, Tab. XVII.
Beck, Geschichte des Eisens. 39
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[609/0631] Einleitung zum Mittelalter. in den Stein eingegraben wurde 1). Fig. 183, 184, 185 zeigen einige charakteristische Formen von Möringen, aus der Sammlung von Dr. Groſs. Ein Thongefäſs, in der Form ähnlich einem Pantoffel, welches bei Robenhausen gefunden wurde, hält man für einen Bronzeschmelztiegel. Es scheint, daſs der Guſs hauptsächlich aus altem Material, aus [Abbildung Fig. 184.] Bronzebruch hergestellt wurde, dafür spricht der Umstand, daſs die Zusammensetzung der Bronze gerade der gewöhnlichen Gegen- stände sehr schwankend ist. Beim Umschmelzen von Bruch fehlte den Alten fast jedes Mittel eine bestimmte Mischung zu erzeugen. Dies [Abbildung Fig. 185.] scheint der einzige Grund, warum gerade die gewöhn- lichen Bronzen der Pfahl- bauten, welche Fellenberg analysiert hat, so sehr schwanken. Übrigens kann- ten diese Urbewohner der Schweiz Zinn und Kupfer. Man hat ziemlich viele Gegenstände aus reinem Kupfer gefunden. Ebenso hat man eine Stange Zinn zu Estavayer (Neuenburgersee) und ein verziertes Rädchen von Zinn zu Auvernier gefunden, wie auch die Verzierung von Thongefäſsen mit Zinnstreifen vorkommt. Da die Bronzen der Pfahlbauten meist nickelhaltig sind, während die römischen kein Nickel, dagegen häufig Blei enthalten, so hat man daraus den Schluſs gezogen, daſs das Kupfer im Lande selbst gewonnen wurde, und zwar aus nickelhaltigen Kupfererzen der Südschweiz oder Tirols. Wie dem auch sei, jeden- falls ist ein groſser Teil der gefundenen Gegenstände, wie die schönen Hängebecken, die vollständig mit den nordischen übereinstimmen, und 1) Les habitations lacustres du lac de Bienne par Groſs, 1875, Zeichnungen 1, 3, 11; und Ferd. Keller, Pfahlbauten, VII. Bericht, Tab. XVII. Beck, Geschichte des Eisens. 39

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/631>, abgerufen am 22.11.2024.