Schwerter (Fig. 189) in schönverzierten Blechscheiden. Die Klingen sind 80 bis 90 cm lang, flachgeschmiedet, ohne Bügel. Von dem Griff ist nur die Angel übrig, welche 13 bis 15 cm lang ist, einer gewöhnlichen Menschenhand entsprechend. Die Klingen zeigen in der Mitte eine streifige Zeichnung, während die Schneiden scharf und glatt sind. Auf den Klingen sind meist Fabrikzeichen eingeschlagen (Fig. 189 d). Herr Keller hat 10 solcher Fabrikmarken mitgeteilt, die meistens an den Halbmond erinnern, das aus dem Orient stammende Symbol der wan- dernden Astarte, welches aber auch häufig auf gallischen Münzen vor- kommt. Die Scheiden sind öfter mit Figuren verziert (Fig. 191 b). Die
[Abbildung]
Fig. 191.
Bronzehefte mit Stahl tauschiert (Fig. 191 a, c). Desor 1) hat die Waffen von La Tene mit denen zu Alise (Alisia) im Departement Cote d'or ausgegrabenen verglichen und findet grosse Übereinstimmung. Zu Alesia ergab sich Vercingetorix dem Cäsar. Desor schliesst des- halb auf gallischen Ursprung der Waffen von La Tene. Übrigens konstatiert Desor doch auch sehr bemerkenswerte Abweichungen zwischen den Waffen von La Tene und denen von Alise. Während die Schwertklingen von La Tene alle da, wo die Klingen in den Dorn übergehen, zierlich ausgeschweift sind, waren die Klingen von Alise quer abgestutzt.
Von den übrigen Waffen, die zu La Tene gefunden wurden, erwähnen wir nur noch einer eigentümlichen Lanzenspitze mit ge- welltem Rand 2). Die Wellung, welche ohne Zweifel den Zweck hatte,
1) Desor, Die Pfahlbauten des Neuenburgersees, S. 97 etc.
2) Desor a. a. O. 106.
Einleitung zum Mittelalter.
Schwerter (Fig. 189) in schönverzierten Blechscheiden. Die Klingen sind 80 bis 90 cm lang, flachgeschmiedet, ohne Bügel. Von dem Griff ist nur die Angel übrig, welche 13 bis 15 cm lang ist, einer gewöhnlichen Menschenhand entsprechend. Die Klingen zeigen in der Mitte eine streifige Zeichnung, während die Schneiden scharf und glatt sind. Auf den Klingen sind meist Fabrikzeichen eingeschlagen (Fig. 189 d). Herr Keller hat 10 solcher Fabrikmarken mitgeteilt, die meistens an den Halbmond erinnern, das aus dem Orient stammende Symbol der wan- dernden Astarte, welches aber auch häufig auf gallischen Münzen vor- kommt. Die Scheiden sind öfter mit Figuren verziert (Fig. 191 b). Die
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Fig. 191.
Bronzehefte mit Stahl tauschiert (Fig. 191 a, c). Desor 1) hat die Waffen von La Têne mit denen zu Alise (Alisia) im Departement Côte d’or ausgegrabenen verglichen und findet groſse Übereinstimmung. Zu Alesia ergab sich Vercingetorix dem Cäsar. Desor schlieſst des- halb auf gallischen Ursprung der Waffen von La Têne. Übrigens konstatiert Desor doch auch sehr bemerkenswerte Abweichungen zwischen den Waffen von La Têne und denen von Alise. Während die Schwertklingen von La Têne alle da, wo die Klingen in den Dorn übergehen, zierlich ausgeschweift sind, waren die Klingen von Alise quer abgestutzt.
Von den übrigen Waffen, die zu La Têne gefunden wurden, erwähnen wir nur noch einer eigentümlichen Lanzenspitze mit ge- welltem Rand 2). Die Wellung, welche ohne Zweifel den Zweck hatte,
1) Desor, Die Pfahlbauten des Neuenburgersees, S. 97 etc.
2) Desor a. a. O. 106.
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Einleitung zum Mittelalter.
Schwerter (Fig. 189) in schönverzierten Blechscheiden. Die Klingen
sind 80 bis 90 cm lang, flachgeschmiedet, ohne Bügel. Von dem Griff
ist nur die Angel übrig, welche 13 bis 15 cm lang ist, einer gewöhnlichen
Menschenhand entsprechend. Die Klingen zeigen in der Mitte eine
streifige Zeichnung, während die Schneiden scharf und glatt sind. Auf
den Klingen sind meist Fabrikzeichen eingeschlagen (Fig. 189 d). Herr
Keller hat 10 solcher Fabrikmarken mitgeteilt, die meistens an den
Halbmond erinnern, das aus dem Orient stammende Symbol der wan-
dernden Astarte, welches aber auch häufig auf gallischen Münzen vor-
kommt. Die Scheiden sind öfter mit Figuren verziert (Fig. 191 b). Die
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Bronzehefte mit Stahl tauschiert (Fig. 191 a, c). Desor 1) hat die Waffen
von La Têne mit denen zu Alise (Alisia) im Departement Côte d’or
ausgegrabenen verglichen und findet groſse Übereinstimmung. Zu
Alesia ergab sich Vercingetorix dem Cäsar. Desor schlieſst des-
halb auf gallischen Ursprung der Waffen von La Têne. Übrigens
konstatiert Desor doch auch sehr bemerkenswerte Abweichungen
zwischen den Waffen von La Têne und denen von Alise. Während
die Schwertklingen von La Têne alle da, wo die Klingen in den Dorn
übergehen, zierlich ausgeschweift sind, waren die Klingen von Alise
quer abgestutzt.
Von den übrigen Waffen, die zu La Têne gefunden wurden,
erwähnen wir nur noch einer eigentümlichen Lanzenspitze mit ge-
welltem Rand 2). Die Wellung, welche ohne Zweifel den Zweck hatte,
1) Desor, Die Pfahlbauten des Neuenburgersees, S. 97 etc.
2) Desor a. a. O. 106.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/634>, abgerufen am 22.11.2024.
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