fassers noch an den Ritzen am Boden und den Seitenwänden erkennen. Diese Krücken hatten einen hölzernen Stiel. Man hat noch die Eisen mit Dülle gefunden. Die Haupthitze war gerade vor dem Stichloch. Hier zeigen sich die Wände stets verschlackt, während der Thon der Rückwand nur gebrannt erscheint. Der Verfasser nimmt auch an, dass die Arbeit eine kontinuierliche gewesen sei. Die Schlackenhaufen um jeden Ofen sind sehr beträchtlich und bezeugen einen lange fort- gesetzten Betrieb. Fig. 193 (S. 618) giebt ein Phantasiebild des Ver- fassers einer solchen Eisenschmelze.
Es erscheint zweifelhaft, ob es möglich war, ohne künstlichen Wind die Reduktion des Eisenerzes in diesen Öfen zu bewerkstelligen, ebenso müssen wir die Kontinuität der Arbeit für problematisch halten. Indessen ist es immerhin auffallend, dass der Verfasser, der so viele zum Teil noch ziemlich erhaltene Trümmer von Schmelzöfen unter- sucht hat, nirgends Anzeichen von künstlicher Windführung, nament- lich keine der gebräuchlichen Thonformen gefunden hat. Die Luppen können der Brustöffnung nach nicht mehr als 15 bis 25 kg gewogen haben.
Der Verfasser erwähnt, dass ihm bereits über 400 Eisengruben und Schmelzstätten im Jura bekannt seien, von denen er mehr als 230 selbst besucht habe. Er teilt diese folgendermassen ein:
Alte Gruben aus der ältesten Eisenzeit 10
Eisenschmelzen mit Steinwerkzeugen und gallischen Thon- gefässen 12
Solche, an welche sich Überlieferungen von Berggnomen, Bergmännchen knüpfen 11
Öfen in der Nähe heiliger Felsen 9
Eisenschmelzen, in denen man gallische Münzen gefun- den hat 2
Solche mit Eisenscheiben, ähnlich den spartanischen 1
Solche mit Eisengerät aus der ersten Eisenzeit 16
Summa 61
Solche mit römischen Überresten 5
Solche mit mittelalterlichen Überresten 7
Solche ohne Reste oder unaufgedeckt 157
230
Nach dieser Tabelle sind die prähistorischen Eisenschmelzhütten am zahlreichsten vertreten.
Einleitung zum Mittelalter.
fassers noch an den Ritzen am Boden und den Seitenwänden erkennen. Diese Krücken hatten einen hölzernen Stiel. Man hat noch die Eisen mit Dülle gefunden. Die Haupthitze war gerade vor dem Stichloch. Hier zeigen sich die Wände stets verschlackt, während der Thon der Rückwand nur gebrannt erscheint. Der Verfasser nimmt auch an, daſs die Arbeit eine kontinuierliche gewesen sei. Die Schlackenhaufen um jeden Ofen sind sehr beträchtlich und bezeugen einen lange fort- gesetzten Betrieb. Fig. 193 (S. 618) giebt ein Phantasiebild des Ver- fassers einer solchen Eisenschmelze.
Es erscheint zweifelhaft, ob es möglich war, ohne künstlichen Wind die Reduktion des Eisenerzes in diesen Öfen zu bewerkstelligen, ebenso müssen wir die Kontinuität der Arbeit für problematisch halten. Indessen ist es immerhin auffallend, daſs der Verfasser, der so viele zum Teil noch ziemlich erhaltene Trümmer von Schmelzöfen unter- sucht hat, nirgends Anzeichen von künstlicher Windführung, nament- lich keine der gebräuchlichen Thonformen gefunden hat. Die Luppen können der Brustöffnung nach nicht mehr als 15 bis 25 kg gewogen haben.
Der Verfasser erwähnt, daſs ihm bereits über 400 Eisengruben und Schmelzstätten im Jura bekannt seien, von denen er mehr als 230 selbst besucht habe. Er teilt diese folgendermaſsen ein:
Alte Gruben aus der ältesten Eisenzeit 10
Eisenschmelzen mit Steinwerkzeugen und gallischen Thon- gefäſsen 12
Solche, an welche sich Überlieferungen von Berggnomen, Bergmännchen knüpfen 11
Öfen in der Nähe heiliger Felsen 9
Eisenschmelzen, in denen man gallische Münzen gefun- den hat 2
Solche mit Eisenscheiben, ähnlich den spartanischen 1
Solche mit Eisengerät aus der ersten Eisenzeit 16
Summa 61
Solche mit römischen Überresten 5
Solche mit mittelalterlichen Überresten 7
Solche ohne Reste oder unaufgedeckt 157
230
Nach dieser Tabelle sind die prähistorischen Eisenschmelzhütten am zahlreichsten vertreten.
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[620/0642]
Einleitung zum Mittelalter.
fassers noch an den Ritzen am Boden und den Seitenwänden erkennen.
Diese Krücken hatten einen hölzernen Stiel. Man hat noch die Eisen
mit Dülle gefunden. Die Haupthitze war gerade vor dem Stichloch.
Hier zeigen sich die Wände stets verschlackt, während der Thon der
Rückwand nur gebrannt erscheint. Der Verfasser nimmt auch an,
daſs die Arbeit eine kontinuierliche gewesen sei. Die Schlackenhaufen
um jeden Ofen sind sehr beträchtlich und bezeugen einen lange fort-
gesetzten Betrieb. Fig. 193 (S. 618) giebt ein Phantasiebild des Ver-
fassers einer solchen Eisenschmelze.
Es erscheint zweifelhaft, ob es möglich war, ohne künstlichen
Wind die Reduktion des Eisenerzes in diesen Öfen zu bewerkstelligen,
ebenso müssen wir die Kontinuität der Arbeit für problematisch halten.
Indessen ist es immerhin auffallend, daſs der Verfasser, der so viele
zum Teil noch ziemlich erhaltene Trümmer von Schmelzöfen unter-
sucht hat, nirgends Anzeichen von künstlicher Windführung, nament-
lich keine der gebräuchlichen Thonformen gefunden hat. Die Luppen
können der Brustöffnung nach nicht mehr als 15 bis 25 kg gewogen
haben.
Der Verfasser erwähnt, daſs ihm bereits über 400 Eisengruben
und Schmelzstätten im Jura bekannt seien, von denen er mehr als 230
selbst besucht habe. Er teilt diese folgendermaſsen ein:
Alte Gruben aus der ältesten Eisenzeit 10
Eisenschmelzen mit Steinwerkzeugen und gallischen Thon-
gefäſsen 12
Solche, an welche sich Überlieferungen von Berggnomen,
Bergmännchen knüpfen 11
Öfen in der Nähe heiliger Felsen 9
Eisenschmelzen, in denen man gallische Münzen gefun-
den hat 2
Solche mit Eisenscheiben, ähnlich den spartanischen 1
Solche mit Eisengerät aus der ersten Eisenzeit 16
Summa 61
Solche mit römischen Überresten 5
Solche mit mittelalterlichen Überresten 7
Solche ohne Reste oder unaufgedeckt 157
230
Nach dieser Tabelle sind die prähistorischen Eisenschmelzhütten
am zahlreichsten vertreten.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/642>, abgerufen am 22.11.2024.
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