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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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nur da entdeckt worden sein, wo sein Erz sich findet. Es ist sehr leicht
aus seinen Erzen zu reduzieren, besitzt eine niedrige Schmelztempe-
ratur, ist leicht zu vergiessen und zu verarbeiten und von höchst
charakteristischer Metallfarbe. Ob das Zinn zuerst im kaukasischen
Iberien, oder im Paropamisus oder in Hinterindien bereitet wurde und
von da zu den Semiten kam, ist noch nicht klar gestellt. Es scheint
sehr möglich, dass es durch Küstenhandel aus Indien nach dem per-
sischen und arabischen Meerbusen gelangte. Die Erfindung der Bronze
scheint dagegen nicht aus Indien zu stammen. Wenigstens geben die
alten Schriftsteller bestimmt an, dass Bronze von westlichen Län-
dern nach Indien eingeführt wurde. Dagegen sprechen viele Gründe
dafür, dass die Bronze von semitischen Völkern Westasiens, möglicher-
weise auch von der turanischen Urbevölkerung des unteren Euphrat-
landes zuerst dargestellt wurde. Sicherlich erhielt sie ihre allgemeine
Anwendung, Verbreitung und grosse Bedeutung für die Kultur erst
durch die Phönizier.

Gerade dadurch, dass der Zinnstein nur in wenigen Gegenden der
Erde gefunden wird, war der Zinnhandel schon im frühesten Altertum
von höchster Bedeutung. Soweit geschichtliche Nachrichten darüber
zurückgehen, war er in den Händen der Phönizier, die eine Art von
Monopol daraus machten, über das sie mit Eifersucht wachten.

Wenden wir uns nun zu der Theorie der Bronzezeit, so leuchtet deren
Unhaltbarkeit ein. Die Lehre von der Bronzezeit geht, streng genom-
men, von der Voraussetzung aus, dass die Erfindung der Bronze und
ihre Darstellung an allen Orten eingetreten sei, nachdem die betref-
fende Bevölkerung eine gewisse Kulturstufe erreicht hätte. Von keinem
Metall oder Metallgemisch lässt sich dieses weniger annehmen wie von
der Bronze. Die Erfindung der Bronze war ein ausserordentlicher
Fortschritt in der Metallurgie, der nur von einem der hüttenmänni-
schen Technik kundigen Volke, das im Besitze der beiden Metalle, des
Kupfers und des Zinns war, gemacht werden konnte. Die Erfindung
stammt allen Anzeichen nach aus Asien und wurde von den Phöniziern
in umfassendster Weise ausgebeutet. Durch diese wurden erst die
Völker Europas mit der Bronze bekannt. Als die Phönizier ihre kühnen
Handelsfahrten zuerst längst den Küsten des Mittelmeeres, später auch
im Atlantischen Ozean der Westküste Europas entlang unternahmen,
befanden sich die meisten Völker Europas noch in einem Zustande der
Barbarei, der mit dem der jetzigen Bewohner Afrikas verglichen wer-
den kann. Werfen wir aber einen Blick auf die wilden Völkerschaften
Inner-Afrikas, so finden wir einzelne, die nur Werkzeuge aus hartem

Einleitung.
nur da entdeckt worden sein, wo sein Erz sich findet. Es ist sehr leicht
aus seinen Erzen zu reduzieren, besitzt eine niedrige Schmelztempe-
ratur, ist leicht zu vergieſsen und zu verarbeiten und von höchst
charakteristischer Metallfarbe. Ob das Zinn zuerst im kaukasischen
Iberien, oder im Paropamisus oder in Hinterindien bereitet wurde und
von da zu den Semiten kam, ist noch nicht klar gestellt. Es scheint
sehr möglich, daſs es durch Küstenhandel aus Indien nach dem per-
sischen und arabischen Meerbusen gelangte. Die Erfindung der Bronze
scheint dagegen nicht aus Indien zu stammen. Wenigstens geben die
alten Schriftsteller bestimmt an, daſs Bronze von westlichen Län-
dern nach Indien eingeführt wurde. Dagegen sprechen viele Gründe
dafür, daſs die Bronze von semitischen Völkern Westasiens, möglicher-
weise auch von der turanischen Urbevölkerung des unteren Euphrat-
landes zuerst dargestellt wurde. Sicherlich erhielt sie ihre allgemeine
Anwendung, Verbreitung und groſse Bedeutung für die Kultur erst
durch die Phönizier.

Gerade dadurch, daſs der Zinnstein nur in wenigen Gegenden der
Erde gefunden wird, war der Zinnhandel schon im frühesten Altertum
von höchster Bedeutung. Soweit geschichtliche Nachrichten darüber
zurückgehen, war er in den Händen der Phönizier, die eine Art von
Monopol daraus machten, über das sie mit Eifersucht wachten.

Wenden wir uns nun zu der Theorie der Bronzezeit, so leuchtet deren
Unhaltbarkeit ein. Die Lehre von der Bronzezeit geht, streng genom-
men, von der Voraussetzung aus, daſs die Erfindung der Bronze und
ihre Darstellung an allen Orten eingetreten sei, nachdem die betref-
fende Bevölkerung eine gewisse Kulturstufe erreicht hätte. Von keinem
Metall oder Metallgemisch läſst sich dieses weniger annehmen wie von
der Bronze. Die Erfindung der Bronze war ein auſserordentlicher
Fortschritt in der Metallurgie, der nur von einem der hüttenmänni-
schen Technik kundigen Volke, das im Besitze der beiden Metalle, des
Kupfers und des Zinns war, gemacht werden konnte. Die Erfindung
stammt allen Anzeichen nach aus Asien und wurde von den Phöniziern
in umfassendster Weise ausgebeutet. Durch diese wurden erst die
Völker Europas mit der Bronze bekannt. Als die Phönizier ihre kühnen
Handelsfahrten zuerst längst den Küsten des Mittelmeeres, später auch
im Atlantischen Ozean der Westküste Europas entlang unternahmen,
befanden sich die meisten Völker Europas noch in einem Zustande der
Barbarei, der mit dem der jetzigen Bewohner Afrikas verglichen wer-
den kann. Werfen wir aber einen Blick auf die wilden Völkerschaften
Inner-Afrikas, so finden wir einzelne, die nur Werkzeuge aus hartem

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[43/0065] Einleitung. nur da entdeckt worden sein, wo sein Erz sich findet. Es ist sehr leicht aus seinen Erzen zu reduzieren, besitzt eine niedrige Schmelztempe- ratur, ist leicht zu vergieſsen und zu verarbeiten und von höchst charakteristischer Metallfarbe. Ob das Zinn zuerst im kaukasischen Iberien, oder im Paropamisus oder in Hinterindien bereitet wurde und von da zu den Semiten kam, ist noch nicht klar gestellt. Es scheint sehr möglich, daſs es durch Küstenhandel aus Indien nach dem per- sischen und arabischen Meerbusen gelangte. Die Erfindung der Bronze scheint dagegen nicht aus Indien zu stammen. Wenigstens geben die alten Schriftsteller bestimmt an, daſs Bronze von westlichen Län- dern nach Indien eingeführt wurde. Dagegen sprechen viele Gründe dafür, daſs die Bronze von semitischen Völkern Westasiens, möglicher- weise auch von der turanischen Urbevölkerung des unteren Euphrat- landes zuerst dargestellt wurde. Sicherlich erhielt sie ihre allgemeine Anwendung, Verbreitung und groſse Bedeutung für die Kultur erst durch die Phönizier. Gerade dadurch, daſs der Zinnstein nur in wenigen Gegenden der Erde gefunden wird, war der Zinnhandel schon im frühesten Altertum von höchster Bedeutung. Soweit geschichtliche Nachrichten darüber zurückgehen, war er in den Händen der Phönizier, die eine Art von Monopol daraus machten, über das sie mit Eifersucht wachten. Wenden wir uns nun zu der Theorie der Bronzezeit, so leuchtet deren Unhaltbarkeit ein. Die Lehre von der Bronzezeit geht, streng genom- men, von der Voraussetzung aus, daſs die Erfindung der Bronze und ihre Darstellung an allen Orten eingetreten sei, nachdem die betref- fende Bevölkerung eine gewisse Kulturstufe erreicht hätte. Von keinem Metall oder Metallgemisch läſst sich dieses weniger annehmen wie von der Bronze. Die Erfindung der Bronze war ein auſserordentlicher Fortschritt in der Metallurgie, der nur von einem der hüttenmänni- schen Technik kundigen Volke, das im Besitze der beiden Metalle, des Kupfers und des Zinns war, gemacht werden konnte. Die Erfindung stammt allen Anzeichen nach aus Asien und wurde von den Phöniziern in umfassendster Weise ausgebeutet. Durch diese wurden erst die Völker Europas mit der Bronze bekannt. Als die Phönizier ihre kühnen Handelsfahrten zuerst längst den Küsten des Mittelmeeres, später auch im Atlantischen Ozean der Westküste Europas entlang unternahmen, befanden sich die meisten Völker Europas noch in einem Zustande der Barbarei, der mit dem der jetzigen Bewohner Afrikas verglichen wer- den kann. Werfen wir aber einen Blick auf die wilden Völkerschaften Inner-Afrikas, so finden wir einzelne, die nur Werkzeuge aus hartem

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/65>, abgerufen am 23.11.2024.