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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung zum Mittelalter.
sucht und die Ergebnisse seiner Untersuchung in einer interessanten
Monographie 1) in der Zeitschrift für Volksfleiss, Amsterdam (1857)
veröffentlicht. Die Schlacken sind schwer, mit wurmförmiger Ober-
fläche und finden sich an vielen Plätzen durch ganz Holland zer-
streut. Am Onzanige Bosch fand man eine solche Halde von
3 Ellen Höhe und 15 bis 20 m im Quadrat. Auf der Scheuldermark
sind Kunstgegenstände aus der merovingischen Zeit zwischen den
Schlackenhalden gefunden worden. Auch in Luxemburg hat man aus-
gedehnte Schlackenhalden dieser Art gefunden, besonders bei dem
Hofe Bafor, Gemeinde Bartingen, auf dem Wege nach Longwy. Dort
stand nach alten Überlieferungen ein Heidenofen und wenige Stunden
nordwestlich von Bafor bei Wichten sah man noch im vorigen Jahr-
hundert die Reste einer uralten Eisenschmelze, die den Römern Waffen,
Schilde, Schwerter, Dolche, Panzer, Ballisten und anderes Kriegsgerät
lieferte, wie aufgefundene Inschriften bezeugen.

Die holländischen Schlacken finden sich vielfach mit Topfscherben
zusammen. Bleekrode hat nicht weniger als vierzehn vollständige
Analysen von Schlacken und vierzehn von den Sumpferzen (Zandoer
und Turfoer, Sanderz und Torferz), die sich dort ebenso, wie in der
norddeutschen Ebene wenige Fuss unter der Oberfläche finden, ver-
öffentlicht. Es ergab sich daraus für die Schlacken folgende Durch-
schnittszusammensetzung:

[Tabelle]

Als Brennmaterial diente Holzkohle, die man noch an mehreren
Plätzen in den Schlackenhalden gefunden hat. In derselben Eisen-
kügelchen, die sich mit dem Magnet ausziehen liessen. Hier und da
fand man Stückchen von rotgebranntem Thon. Von festen Gebäuden
fand sich keine Spur. Die Öfen waren demnach nicht gemauert, son-
dern bestanden aus einfachen Gruben im Boden, der meist aus einem
wenig thonartigen Quarzsand besteht, im Inneren wurden sie mit Thon
ausgeschlagen. Es lässt sich über das Alter dieses Schmelzbetriebes
nichts Bestimmtes angeben. Er hat an einzelnen Plätzen bis in die
merovingische Zeit hineingereicht. Bei der Zahl und Ausdehnung der

1) S. Bleekrode, De Jizzerslakken in Nederand en de Jizerbereding in vror-
geren Tijd.
Beck, Geschichte des Eisens. 41

Einleitung zum Mittelalter.
sucht und die Ergebnisse seiner Untersuchung in einer interessanten
Monographie 1) in der Zeitschrift für Volksfleiſs, Amsterdam (1857)
veröffentlicht. Die Schlacken sind schwer, mit wurmförmiger Ober-
fläche und finden sich an vielen Plätzen durch ganz Holland zer-
streut. Am Onzanige Bosch fand man eine solche Halde von
3 Ellen Höhe und 15 bis 20 m im Quadrat. Auf der Scheuldermark
sind Kunstgegenstände aus der merovingischen Zeit zwischen den
Schlackenhalden gefunden worden. Auch in Luxemburg hat man aus-
gedehnte Schlackenhalden dieser Art gefunden, besonders bei dem
Hofe Bafor, Gemeinde Bartingen, auf dem Wege nach Longwy. Dort
stand nach alten Überlieferungen ein Heidenofen und wenige Stunden
nordwestlich von Bafor bei Wichten sah man noch im vorigen Jahr-
hundert die Reste einer uralten Eisenschmelze, die den Römern Waffen,
Schilde, Schwerter, Dolche, Panzer, Ballisten und anderes Kriegsgerät
lieferte, wie aufgefundene Inschriften bezeugen.

Die holländischen Schlacken finden sich vielfach mit Topfscherben
zusammen. Bleekrode hat nicht weniger als vierzehn vollständige
Analysen von Schlacken und vierzehn von den Sumpferzen (Zandoer
und Turfoer, Sanderz und Torferz), die sich dort ebenso, wie in der
norddeutschen Ebene wenige Fuſs unter der Oberfläche finden, ver-
öffentlicht. Es ergab sich daraus für die Schlacken folgende Durch-
schnittszusammensetzung:

[Tabelle]

Als Brennmaterial diente Holzkohle, die man noch an mehreren
Plätzen in den Schlackenhalden gefunden hat. In derselben Eisen-
kügelchen, die sich mit dem Magnet ausziehen lieſsen. Hier und da
fand man Stückchen von rotgebranntem Thon. Von festen Gebäuden
fand sich keine Spur. Die Öfen waren demnach nicht gemauert, son-
dern bestanden aus einfachen Gruben im Boden, der meist aus einem
wenig thonartigen Quarzsand besteht, im Inneren wurden sie mit Thon
ausgeschlagen. Es läſst sich über das Alter dieses Schmelzbetriebes
nichts Bestimmtes angeben. Er hat an einzelnen Plätzen bis in die
merovingische Zeit hineingereicht. Bei der Zahl und Ausdehnung der

1) S. Bleekrode, De Jizzerslakken in Nederand en de Jizerbereding in vror-
geren Tijd.
Beck, Geschichte des Eisens. 41
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[641/0663] Einleitung zum Mittelalter. sucht und die Ergebnisse seiner Untersuchung in einer interessanten Monographie 1) in der Zeitschrift für Volksfleiſs, Amsterdam (1857) veröffentlicht. Die Schlacken sind schwer, mit wurmförmiger Ober- fläche und finden sich an vielen Plätzen durch ganz Holland zer- streut. Am Onzanige Bosch fand man eine solche Halde von 3 Ellen Höhe und 15 bis 20 m im Quadrat. Auf der Scheuldermark sind Kunstgegenstände aus der merovingischen Zeit zwischen den Schlackenhalden gefunden worden. Auch in Luxemburg hat man aus- gedehnte Schlackenhalden dieser Art gefunden, besonders bei dem Hofe Bafor, Gemeinde Bartingen, auf dem Wege nach Longwy. Dort stand nach alten Überlieferungen ein Heidenofen und wenige Stunden nordwestlich von Bafor bei Wichten sah man noch im vorigen Jahr- hundert die Reste einer uralten Eisenschmelze, die den Römern Waffen, Schilde, Schwerter, Dolche, Panzer, Ballisten und anderes Kriegsgerät lieferte, wie aufgefundene Inschriften bezeugen. Die holländischen Schlacken finden sich vielfach mit Topfscherben zusammen. Bleekrode hat nicht weniger als vierzehn vollständige Analysen von Schlacken und vierzehn von den Sumpferzen (Zandoer und Turfoer, Sanderz und Torferz), die sich dort ebenso, wie in der norddeutschen Ebene wenige Fuſs unter der Oberfläche finden, ver- öffentlicht. Es ergab sich daraus für die Schlacken folgende Durch- schnittszusammensetzung: Als Brennmaterial diente Holzkohle, die man noch an mehreren Plätzen in den Schlackenhalden gefunden hat. In derselben Eisen- kügelchen, die sich mit dem Magnet ausziehen lieſsen. Hier und da fand man Stückchen von rotgebranntem Thon. Von festen Gebäuden fand sich keine Spur. Die Öfen waren demnach nicht gemauert, son- dern bestanden aus einfachen Gruben im Boden, der meist aus einem wenig thonartigen Quarzsand besteht, im Inneren wurden sie mit Thon ausgeschlagen. Es läſst sich über das Alter dieses Schmelzbetriebes nichts Bestimmtes angeben. Er hat an einzelnen Plätzen bis in die merovingische Zeit hineingereicht. Bei der Zahl und Ausdehnung der 1) S. Bleekrode, De Jizzerslakken in Nederand en de Jizerbereding in vror- geren Tijd. Beck, Geschichte des Eisens. 41

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/663>, abgerufen am 29.05.2024.