gründet. Bei Kotynä wurde Gold und Kupfer gewonnen. Gold wurde auch viel an den Flüssen, namentlich an den Nebenflüssen des Bätis gewaschen. Strabo schreibt 1) über die Gewinnung und Verhüttung der Metalle:
"Denn weder Gold noch Silber, weder Kupfer noch Eisen ist bis jetzt an irgend einem Orte der Erde weder in solcher Menge noch in solcher Güte erzeugt gefunden worden. Das Gold aber wird nicht bloss gegraben, sondern auch geschlämmt, denn die Flüsse und Wald- bäche führen den Goldsand herab, welcher sich auch oft an wasser- losen Orten findet. Dort ist er freilich unsichtbar, an von Wasser be- spülten Stellen aber glänzt der Goldstaub hervor. Deshalb bespült man die wasserlosen Stellen mit hingeleitetem Wasser und macht den Goldstaub glänzend. Auch indem man Brunnen gräbt und andere künstliche Mittel ersinnt, gewinnt man durch Abschlämmen des Sandes Gold, und es giebt jetzt mehr sogenannte Goldwäschen als Goldgruben. Zwar behaupten die Gallier, die Metalle bei ihnen, sowohl die im Kemmenischen Gebirge als die in den Pyrenäen selbst versteckt liegen- den, wären die besten, aber dennoch werden die von dorther mehr ge- schätzt. In dem Goldstaube sollen sich bisweilen halbpfündige Klumpen finden, die man Palä nennt und die nur geringer Läuterung bedürfen. Auch in zerschlagenen Steinen, sagt man, fänden sich den Brustwarzen ähnliche Klümpchen. Die Schlacken des geschmolzenen und durch eine gewisse vitriolhaltige Erde gereinigten Goldes wären das Elektron. Würde dieses, welches eine Mischung von Silber und Gold enthält, abermals geschmolzen, so verbrenne das Silber, das Gold aber bleibe zurück, denn dieses ist leichtflüssig und geschmeidig. Daher wird auch das Gold lieber mit Strohfeuer geschmolzen, weil die sanftere Flamme dem nachgiebigen und leicht flüssig werdenden Golde angemessen ist, die Kohle aber, indem sie es durch ihre Gewalt übermässig schmelzt und aufreibt, viel (davon) verzehrt. In den Bächen wird es geschöpft und (dann) nahe dabei in Wannen gewaschen, oder man gräbt einen Brunnen und wäscht die ausgeschaufelte Erde. Die Schmelzöfen des Silbers aber macht man hoch, damit der Dampf aus den Erzmassen in die Höhe aufsteige; denn er ist schädlich und (selbst) tödlich. Einige der Kupfergruben nennt man Goldgruben, woraus man den Schluss zieht, dass früher Gold aus ihnen gegraben sei.
Posidonius aber enthält sich, indem er die Menge und Vortrefflich- keit der Metalle (Iberiens) rühmt, seines gewöhnlichen Rednerschmuckes
1) Strabo III, 146.
Das frühe Mittelalter.
gründet. Bei Kotynä wurde Gold und Kupfer gewonnen. Gold wurde auch viel an den Flüssen, namentlich an den Nebenflüssen des Bätis gewaschen. Strabo schreibt 1) über die Gewinnung und Verhüttung der Metalle:
„Denn weder Gold noch Silber, weder Kupfer noch Eisen ist bis jetzt an irgend einem Orte der Erde weder in solcher Menge noch in solcher Güte erzeugt gefunden worden. Das Gold aber wird nicht bloſs gegraben, sondern auch geschlämmt, denn die Flüsse und Wald- bäche führen den Goldsand herab, welcher sich auch oft an wasser- losen Orten findet. Dort ist er freilich unsichtbar, an von Wasser be- spülten Stellen aber glänzt der Goldstaub hervor. Deshalb bespült man die wasserlosen Stellen mit hingeleitetem Wasser und macht den Goldstaub glänzend. Auch indem man Brunnen gräbt und andere künstliche Mittel ersinnt, gewinnt man durch Abschlämmen des Sandes Gold, und es giebt jetzt mehr sogenannte Goldwäschen als Goldgruben. Zwar behaupten die Gallier, die Metalle bei ihnen, sowohl die im Kemmenischen Gebirge als die in den Pyrenäen selbst versteckt liegen- den, wären die besten, aber dennoch werden die von dorther mehr ge- schätzt. In dem Goldstaube sollen sich bisweilen halbpfündige Klumpen finden, die man Palä nennt und die nur geringer Läuterung bedürfen. Auch in zerschlagenen Steinen, sagt man, fänden sich den Brustwarzen ähnliche Klümpchen. Die Schlacken des geschmolzenen und durch eine gewisse vitriolhaltige Erde gereinigten Goldes wären das Elektron. Würde dieses, welches eine Mischung von Silber und Gold enthält, abermals geschmolzen, so verbrenne das Silber, das Gold aber bleibe zurück, denn dieses ist leichtflüssig und geschmeidig. Daher wird auch das Gold lieber mit Strohfeuer geschmolzen, weil die sanftere Flamme dem nachgiebigen und leicht flüssig werdenden Golde angemessen ist, die Kohle aber, indem sie es durch ihre Gewalt übermäſsig schmelzt und aufreibt, viel (davon) verzehrt. In den Bächen wird es geschöpft und (dann) nahe dabei in Wannen gewaschen, oder man gräbt einen Brunnen und wäscht die ausgeschaufelte Erde. Die Schmelzöfen des Silbers aber macht man hoch, damit der Dampf aus den Erzmassen in die Höhe aufsteige; denn er ist schädlich und (selbst) tödlich. Einige der Kupfergruben nennt man Goldgruben, woraus man den Schluſs zieht, daſs früher Gold aus ihnen gegraben sei.
Posidonius aber enthält sich, indem er die Menge und Vortrefflich- keit der Metalle (Iberiens) rühmt, seines gewöhnlichen Rednerschmuckes
1) Strabo III, 146.
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Das frühe Mittelalter.
gründet. Bei Kotynä wurde Gold und Kupfer gewonnen. Gold wurde
auch viel an den Flüssen, namentlich an den Nebenflüssen des Bätis
gewaschen. Strabo schreibt 1) über die Gewinnung und Verhüttung
der Metalle:
„Denn weder Gold noch Silber, weder Kupfer noch Eisen ist bis
jetzt an irgend einem Orte der Erde weder in solcher Menge noch in
solcher Güte erzeugt gefunden worden. Das Gold aber wird nicht
bloſs gegraben, sondern auch geschlämmt, denn die Flüsse und Wald-
bäche führen den Goldsand herab, welcher sich auch oft an wasser-
losen Orten findet. Dort ist er freilich unsichtbar, an von Wasser be-
spülten Stellen aber glänzt der Goldstaub hervor. Deshalb bespült
man die wasserlosen Stellen mit hingeleitetem Wasser und macht den
Goldstaub glänzend. Auch indem man Brunnen gräbt und andere
künstliche Mittel ersinnt, gewinnt man durch Abschlämmen des Sandes
Gold, und es giebt jetzt mehr sogenannte Goldwäschen als Goldgruben.
Zwar behaupten die Gallier, die Metalle bei ihnen, sowohl die im
Kemmenischen Gebirge als die in den Pyrenäen selbst versteckt liegen-
den, wären die besten, aber dennoch werden die von dorther mehr ge-
schätzt. In dem Goldstaube sollen sich bisweilen halbpfündige Klumpen
finden, die man Palä nennt und die nur geringer Läuterung bedürfen.
Auch in zerschlagenen Steinen, sagt man, fänden sich den Brustwarzen
ähnliche Klümpchen. Die Schlacken des geschmolzenen und durch
eine gewisse vitriolhaltige Erde gereinigten Goldes wären das Elektron.
Würde dieses, welches eine Mischung von Silber und Gold enthält,
abermals geschmolzen, so verbrenne das Silber, das Gold aber bleibe
zurück, denn dieses ist leichtflüssig und geschmeidig. Daher wird auch
das Gold lieber mit Strohfeuer geschmolzen, weil die sanftere Flamme
dem nachgiebigen und leicht flüssig werdenden Golde angemessen ist,
die Kohle aber, indem sie es durch ihre Gewalt übermäſsig schmelzt
und aufreibt, viel (davon) verzehrt. In den Bächen wird es geschöpft
und (dann) nahe dabei in Wannen gewaschen, oder man gräbt einen
Brunnen und wäscht die ausgeschaufelte Erde. Die Schmelzöfen des
Silbers aber macht man hoch, damit der Dampf aus den Erzmassen in
die Höhe aufsteige; denn er ist schädlich und (selbst) tödlich. Einige
der Kupfergruben nennt man Goldgruben, woraus man den Schluſs
zieht, daſs früher Gold aus ihnen gegraben sei.
Posidonius aber enthält sich, indem er die Menge und Vortrefflich-
keit der Metalle (Iberiens) rühmt, seines gewöhnlichen Rednerschmuckes
1) Strabo III, 146.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/670>, abgerufen am 22.11.2024.
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