Volke an jedem Tage 25000 Drachmen einbrachten. Die übrige Be- arbeitung übergehe ich; denn sie ist zu weitläufig. "Der heran- geschlämmte Silberkies aber", sagt er, "werde zerstossen und in Sieben über Wasser durchgesiebt; der Bodensatz werde wieder gestossen, wieder durchgeseiet und nachdem das Wasser abgegossen, nochmals gestossen; (erst) der fünfte Bodensatz aber werde geschmolzen und liefere, nachdem das Blei abgegossen, das reine Silber. Diese Silber- gruben bestehen zwar noch jetzt, sind aber nicht mehr Staatseigentum, weder hier noch an anderen Orten, sondern in den Besitz von Privat- leuten übergegangen, die Goldgruben dagegen gehören meistens dem Staate. Bei Kastulo aber und an anderen Orten findet sich ein eigenes Metall von gegrabenem Blei, dem zwar auch etwas Silber beigemischt ist, jedoch so wenig, dass es nicht der Mühe lohnt, es auszuscheiden."
Aber nicht nur das spanische Silber war vor allem berühmt, auch das spanische Eisen und die spanischen Eisenwaffen waren von Alters her hochgeschätzt. Wir haben bei der Herrschsucht Roms gesehen, wie die Besitzergreifung Spaniens und der spanischen Waffenfabriken die Veranlassung zu einer wichtigen Reform der römischen Bewaffnung wurde, indem an Stelle des plumpen, kurzen Hauschwertes, der hand- liche hispanische Degen in der römischen Armee eingeführt wurde. Die spanische Bewaffnung zeichnet sich durchgehends durch Leichtig- keit aus, entsprechend ihrer Art, Krieg zu führen, der schon in ältester Zeit wesentlich ein Guerillakrieg gewesen zu sein scheint. Die be- kanntesten Waffenfabriken lagen im nördlichen Spanien, im Lande der Keltiberer. Dort wurden Bilbilis, jetzt Baubola am Salo und Turiasso, ebenfalls an einem Nebenflusse des Ebro gelegen, wegen der Güte des Stahls gepriesen. Jedenfalls waren daselbst, ähnlich wie später in Toletum, bedeutende Waffenfabriken. Nahe der Mittelmeerküste, zwischen dem Sukro und Karthago lagen drei Städte der Massalioten, davon war die bekannteste Dianium oder Hemeroskopium, berühmt durch grosse Eisengruben in der Nähe.
Das dort gewonnene Eisen wurde wahrscheinlich zum Teil wenig- stens in Massalia selbst verarbeitet. Die Keltiberer, welche den rauheren Teil Spaniens bewohnten, waren kriegerischer, als die übrigen Be- wohner Hispaniens und auch in ihrer Bewaffnung diesen überlegen. Die Römer konnten sie nur nach langdauernden Kriegen unterwerfen 1). Sie hatten den Ruf, in den Kriegen nicht nur treffliche Reiter, sondern auch ausgezeichnetes Fussvolk von grossem Mute und Ausdauer zu
1) Diodor V, 33.
Das frühe Mittelalter.
Volke an jedem Tage 25000 Drachmen einbrachten. Die übrige Be- arbeitung übergehe ich; denn sie ist zu weitläufig. „Der heran- geschlämmte Silberkies aber“, sagt er, „werde zerstoſsen und in Sieben über Wasser durchgesiebt; der Bodensatz werde wieder gestoſsen, wieder durchgeseiet und nachdem das Wasser abgegossen, nochmals gestoſsen; (erst) der fünfte Bodensatz aber werde geschmolzen und liefere, nachdem das Blei abgegossen, das reine Silber. Diese Silber- gruben bestehen zwar noch jetzt, sind aber nicht mehr Staatseigentum, weder hier noch an anderen Orten, sondern in den Besitz von Privat- leuten übergegangen, die Goldgruben dagegen gehören meistens dem Staate. Bei Kastulo aber und an anderen Orten findet sich ein eigenes Metall von gegrabenem Blei, dem zwar auch etwas Silber beigemischt ist, jedoch so wenig, daſs es nicht der Mühe lohnt, es auszuscheiden.“
Aber nicht nur das spanische Silber war vor allem berühmt, auch das spanische Eisen und die spanischen Eisenwaffen waren von Alters her hochgeschätzt. Wir haben bei der Herrschsucht Roms gesehen, wie die Besitzergreifung Spaniens und der spanischen Waffenfabriken die Veranlassung zu einer wichtigen Reform der römischen Bewaffnung wurde, indem an Stelle des plumpen, kurzen Hauschwertes, der hand- liche hispanische Degen in der römischen Armee eingeführt wurde. Die spanische Bewaffnung zeichnet sich durchgehends durch Leichtig- keit aus, entsprechend ihrer Art, Krieg zu führen, der schon in ältester Zeit wesentlich ein Guerillakrieg gewesen zu sein scheint. Die be- kanntesten Waffenfabriken lagen im nördlichen Spanien, im Lande der Keltiberer. Dort wurden Bilbilis, jetzt Baubola am Salo und Turiasso, ebenfalls an einem Nebenflusse des Ebro gelegen, wegen der Güte des Stahls gepriesen. Jedenfalls waren daselbst, ähnlich wie später in Toletum, bedeutende Waffenfabriken. Nahe der Mittelmeerküste, zwischen dem Sukro und Karthago lagen drei Städte der Massalioten, davon war die bekannteste Dianium oder Hemeroskopium, berühmt durch groſse Eisengruben in der Nähe.
Das dort gewonnene Eisen wurde wahrscheinlich zum Teil wenig- stens in Massalia selbst verarbeitet. Die Keltiberer, welche den rauheren Teil Spaniens bewohnten, waren kriegerischer, als die übrigen Be- wohner Hispaniens und auch in ihrer Bewaffnung diesen überlegen. Die Römer konnten sie nur nach langdauernden Kriegen unterwerfen 1). Sie hatten den Ruf, in den Kriegen nicht nur treffliche Reiter, sondern auch ausgezeichnetes Fuſsvolk von groſsem Mute und Ausdauer zu
1) Diodor V, 33.
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Das frühe Mittelalter.
Volke an jedem Tage 25000 Drachmen einbrachten. Die übrige Be-
arbeitung übergehe ich; denn sie ist zu weitläufig. „Der heran-
geschlämmte Silberkies aber“, sagt er, „werde zerstoſsen und in Sieben
über Wasser durchgesiebt; der Bodensatz werde wieder gestoſsen,
wieder durchgeseiet und nachdem das Wasser abgegossen, nochmals
gestoſsen; (erst) der fünfte Bodensatz aber werde geschmolzen und
liefere, nachdem das Blei abgegossen, das reine Silber. Diese Silber-
gruben bestehen zwar noch jetzt, sind aber nicht mehr Staatseigentum,
weder hier noch an anderen Orten, sondern in den Besitz von Privat-
leuten übergegangen, die Goldgruben dagegen gehören meistens dem
Staate. Bei Kastulo aber und an anderen Orten findet sich ein eigenes
Metall von gegrabenem Blei, dem zwar auch etwas Silber beigemischt
ist, jedoch so wenig, daſs es nicht der Mühe lohnt, es auszuscheiden.“
Aber nicht nur das spanische Silber war vor allem berühmt, auch
das spanische Eisen und die spanischen Eisenwaffen waren von Alters
her hochgeschätzt. Wir haben bei der Herrschsucht Roms gesehen,
wie die Besitzergreifung Spaniens und der spanischen Waffenfabriken
die Veranlassung zu einer wichtigen Reform der römischen Bewaffnung
wurde, indem an Stelle des plumpen, kurzen Hauschwertes, der hand-
liche hispanische Degen in der römischen Armee eingeführt wurde.
Die spanische Bewaffnung zeichnet sich durchgehends durch Leichtig-
keit aus, entsprechend ihrer Art, Krieg zu führen, der schon in ältester
Zeit wesentlich ein Guerillakrieg gewesen zu sein scheint. Die be-
kanntesten Waffenfabriken lagen im nördlichen Spanien, im Lande der
Keltiberer. Dort wurden Bilbilis, jetzt Baubola am Salo und Turiasso,
ebenfalls an einem Nebenflusse des Ebro gelegen, wegen der Güte des
Stahls gepriesen. Jedenfalls waren daselbst, ähnlich wie später in
Toletum, bedeutende Waffenfabriken. Nahe der Mittelmeerküste,
zwischen dem Sukro und Karthago lagen drei Städte der Massalioten,
davon war die bekannteste Dianium oder Hemeroskopium, berühmt
durch groſse Eisengruben in der Nähe.
Das dort gewonnene Eisen wurde wahrscheinlich zum Teil wenig-
stens in Massalia selbst verarbeitet. Die Keltiberer, welche den rauheren
Teil Spaniens bewohnten, waren kriegerischer, als die übrigen Be-
wohner Hispaniens und auch in ihrer Bewaffnung diesen überlegen.
Die Römer konnten sie nur nach langdauernden Kriegen unterwerfen 1).
Sie hatten den Ruf, in den Kriegen nicht nur treffliche Reiter, sondern
auch ausgezeichnetes Fuſsvolk von groſsem Mute und Ausdauer zu
1) Diodor V, 33.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/672>, abgerufen am 22.11.2024.
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