schaft der Dörfer. Ihr Charakter ist ein besonderer, indem sie keine vollkommene Schmelzung, sondern eine Art Sinterung wie durch Röstung zeigen, indem das Erz noch ein gut Teil seines Metallgehaltes, oft auch selbst seine Form zurückliess. Man kann sie nicht ver- wechseln mit gewöhnlichen Schlacken, noch gleichen sie irgend den Hochofenschlacken, und ist mir nicht bekannt, dass man irgend ähn- liches anderswo findet. Holzkohle war das ausschliessliche Brenn- material, und der hohe Eisengehalt, der in den Schlacken zurück- geblieben ist, liefert den Beweis für die Unvollkommenheit der Schmel- zung. Welche Schmelzmethode in Anwendung war, lässt sich jetzt nur schwer bestimmen. Irgend eine Windzufuhr mit Hand oder Fuss muss wohl stattgehabt haben oder es müsste ein Ofen in Anwendung ge- wesen sein, etwa wie unsere Windöfen. Wasserkraft konnte nicht ver- wendet worden sein, da viele der Schmelzen an Orten liegen, wo kein Wasserlauf in der Nähe ist.
Dies ist alles, was man bestimmt weiss über die älteste geschicht- liche Zeit des Forest of Dean."
Grosse Schlackenhalden aus römischer Zeit finden sich in Sussex zu Maresfield, Sedlescombe, Westfield und Oaklands, wo ein Schlacken- haufen von 20 Fuss Höhe aufgedeckt wurde. Die Thoneisensteine von Oxfordshire wurden gleichfalls schon in jener Zeit verschmolzen.
Ebenso hat man in Yorkshire und in anderen Grafschaften römische Münzen in Verbindung mit Schlackenhalden gefunden, die hinlänglich beweisen, wie ausgedehnt und bedeutend die Eisengewinnung während der Zeit der römischen Herrschaft in Britannien war. Die Römer gründeten Eisenschmelzen in Siluria (Süd-Wales), bei Monmouth, Had- nock, Keven-Pwlldu und anderen Plätzen. Dem Zustande der Un- ordnung und Unsicherheit, welcher dem Abzuge der Römer in Britan- nien folgte, ist es zuzuschreiben, dass diese Werke teilweise eingingen. Die Eroberung Britanniens durch die Sachsen, eine lange, blutige Periode, scheint nahezu vernichtend für Kunst und Industrie gewesen zu sein, ganz besonders auch in bezug auf den Bergbau und die Eisen- bereitung. Zwar standen die Schmiede, welche Schilder, Waffen und Panzer verfertigten, in hohem Ansehen 1), da ein jeder Waffen tragen musste. In der Zeit der fünf Könige, welche nach der Vereinigung der Heptarchie durch Eckberth über England herrschten, fehlen alle Nach- richten über Eisenbereitung. Nachdem König Alfred endlich die Dänen unterworfen hatte, that er in den darauf folgenden zwölf Jahren des
1) Wilkin, leges Sax. p. 25.
Das frühe Mittelalter.
schaft der Dörfer. Ihr Charakter ist ein besonderer, indem sie keine vollkommene Schmelzung, sondern eine Art Sinterung wie durch Röstung zeigen, indem das Erz noch ein gut Teil seines Metallgehaltes, oft auch selbst seine Form zurücklieſs. Man kann sie nicht ver- wechseln mit gewöhnlichen Schlacken, noch gleichen sie irgend den Hochofenschlacken, und ist mir nicht bekannt, daſs man irgend ähn- liches anderswo findet. Holzkohle war das ausschlieſsliche Brenn- material, und der hohe Eisengehalt, der in den Schlacken zurück- geblieben ist, liefert den Beweis für die Unvollkommenheit der Schmel- zung. Welche Schmelzmethode in Anwendung war, läſst sich jetzt nur schwer bestimmen. Irgend eine Windzufuhr mit Hand oder Fuſs muſs wohl stattgehabt haben oder es müſste ein Ofen in Anwendung ge- wesen sein, etwa wie unsere Windöfen. Wasserkraft konnte nicht ver- wendet worden sein, da viele der Schmelzen an Orten liegen, wo kein Wasserlauf in der Nähe ist.
Dies ist alles, was man bestimmt weiſs über die älteste geschicht- liche Zeit des Forest of Dean.“
Groſse Schlackenhalden aus römischer Zeit finden sich in Sussex zu Maresfield, Sedlescombe, Westfield und Oaklands, wo ein Schlacken- haufen von 20 Fuſs Höhe aufgedeckt wurde. Die Thoneisensteine von Oxfordshire wurden gleichfalls schon in jener Zeit verschmolzen.
Ebenso hat man in Yorkshire und in anderen Grafschaften römische Münzen in Verbindung mit Schlackenhalden gefunden, die hinlänglich beweisen, wie ausgedehnt und bedeutend die Eisengewinnung während der Zeit der römischen Herrschaft in Britannien war. Die Römer gründeten Eisenschmelzen in Siluria (Süd-Wales), bei Monmouth, Had- nock, Keven-Pwlldu und anderen Plätzen. Dem Zustande der Un- ordnung und Unsicherheit, welcher dem Abzuge der Römer in Britan- nien folgte, ist es zuzuschreiben, daſs diese Werke teilweise eingingen. Die Eroberung Britanniens durch die Sachsen, eine lange, blutige Periode, scheint nahezu vernichtend für Kunst und Industrie gewesen zu sein, ganz besonders auch in bezug auf den Bergbau und die Eisen- bereitung. Zwar standen die Schmiede, welche Schilder, Waffen und Panzer verfertigten, in hohem Ansehen 1), da ein jeder Waffen tragen muſste. In der Zeit der fünf Könige, welche nach der Vereinigung der Heptarchie durch Eckberth über England herrschten, fehlen alle Nach- richten über Eisenbereitung. Nachdem König Alfred endlich die Dänen unterworfen hatte, that er in den darauf folgenden zwölf Jahren des
1) Wilkin, leges Sax. p. 25.
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Das frühe Mittelalter.
schaft der Dörfer. Ihr Charakter ist ein besonderer, indem sie keine
vollkommene Schmelzung, sondern eine Art Sinterung wie durch
Röstung zeigen, indem das Erz noch ein gut Teil seines Metallgehaltes,
oft auch selbst seine Form zurücklieſs. Man kann sie nicht ver-
wechseln mit gewöhnlichen Schlacken, noch gleichen sie irgend den
Hochofenschlacken, und ist mir nicht bekannt, daſs man irgend ähn-
liches anderswo findet. Holzkohle war das ausschlieſsliche Brenn-
material, und der hohe Eisengehalt, der in den Schlacken zurück-
geblieben ist, liefert den Beweis für die Unvollkommenheit der Schmel-
zung. Welche Schmelzmethode in Anwendung war, läſst sich jetzt nur
schwer bestimmen. Irgend eine Windzufuhr mit Hand oder Fuſs muſs
wohl stattgehabt haben oder es müſste ein Ofen in Anwendung ge-
wesen sein, etwa wie unsere Windöfen. Wasserkraft konnte nicht ver-
wendet worden sein, da viele der Schmelzen an Orten liegen, wo kein
Wasserlauf in der Nähe ist.
Dies ist alles, was man bestimmt weiſs über die älteste geschicht-
liche Zeit des Forest of Dean.“
Groſse Schlackenhalden aus römischer Zeit finden sich in Sussex
zu Maresfield, Sedlescombe, Westfield und Oaklands, wo ein Schlacken-
haufen von 20 Fuſs Höhe aufgedeckt wurde. Die Thoneisensteine von
Oxfordshire wurden gleichfalls schon in jener Zeit verschmolzen.
Ebenso hat man in Yorkshire und in anderen Grafschaften römische
Münzen in Verbindung mit Schlackenhalden gefunden, die hinlänglich
beweisen, wie ausgedehnt und bedeutend die Eisengewinnung während
der Zeit der römischen Herrschaft in Britannien war. Die Römer
gründeten Eisenschmelzen in Siluria (Süd-Wales), bei Monmouth, Had-
nock, Keven-Pwlldu und anderen Plätzen. Dem Zustande der Un-
ordnung und Unsicherheit, welcher dem Abzuge der Römer in Britan-
nien folgte, ist es zuzuschreiben, daſs diese Werke teilweise eingingen.
Die Eroberung Britanniens durch die Sachsen, eine lange, blutige
Periode, scheint nahezu vernichtend für Kunst und Industrie gewesen
zu sein, ganz besonders auch in bezug auf den Bergbau und die Eisen-
bereitung. Zwar standen die Schmiede, welche Schilder, Waffen und
Panzer verfertigten, in hohem Ansehen 1), da ein jeder Waffen tragen
muſste. In der Zeit der fünf Könige, welche nach der Vereinigung der
Heptarchie durch Eckberth über England herrschten, fehlen alle Nach-
richten über Eisenbereitung. Nachdem König Alfred endlich die Dänen
unterworfen hatte, that er in den darauf folgenden zwölf Jahren des
1) Wilkin, leges Sax. p. 25.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/700>, abgerufen am 22.11.2024.
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