charakteristischen, kauernden Stellung. Auch goldene Ringe und Arm- bänder aus Bronze mit reichem Email verziert fand man in diesen Gräbern. Im Jahre 1872 entdeckte man bei Grimthorpe, etwa 12 Meilen von Arras entfernt, in einem Grabhügel ein kauerndes Skelett mit Speerspitze und Schwert aus Eisen. Das schöne eiserne Schwert stak in einer Bronzescheide, die mit roten Korallen geziert war. Ein ähn- liches Schwert hatte man früher in dem nahegelegenen Bugthorpe gefunden. In dem Horae Ferales von Kemble ist (Pl. XVIII, 10) ein Eisenschwert mit teilweise erhaltener Bronzescheide abgebildet (Fig. 209). Es misst 2 Fuss 1 Zoll engl., läuft spitz zu und hat einen Grad in der Mitte. Es wurde 1826 im Flusse Witham unterhalb Lin- coln gefunden und befindet sich jetzt im Museum des Herzogs von Northumberland in Alnwich. Die Schwerter sind ähnlich denen von Hallstadt und La Tene, weshalb Thurnham, der sich die grösste Mühe giebt, die Eisenfunde in Südengland für jünger, nämlich für angel- sächsisch zu erklären, hier, wo dies nicht gut möglich ist, zu einer gallischen Invasion in Yorkshire seine Zuflucht nimmt. Wir glauben auf dem richtigeren Wege zu sein, wenn wir die Dinge nehmen wie sie sind und anerkennen, dass das Eisen neben der Bronze den Briten bekannt war und verwendet wurde, ja dass hinreichende Gründe vor- handen sind, anzunehmen, dass die Briten die Herstellung und Bear- beitung des Eisens kannten, ehe die Bronze von fremden Handels- leuten bei ihnen eingeführt wurde. Dass während der Römerherrschaft eiserne Waffen allgemein Verbreitung fanden, ja dass diese ein Aus- fuhrartikel Britanniens wurden, wenigstens für das kaiserliche Heer, haben wir oben bereits erörtert. Wir wollen hier noch das nachtragen, was Percy hierüber sagt 1):
"Es ist genügend erwiesen, dass die Römer bei uns in ausgedehn- tem Massstabe Eisen gewannen, besonders im Forest of Dean und in dem Weald of Sussex 2), wo grosse Anhäufungen von Schlacken vor- handen sind, in denen sich römische Münzen und andere Altertümer gefunden haben. In den Schlackenhalden von Sussex entdeckte man Münzen aus der Zeit von Nero, Vespasian und Deocletian, zusammen mit zahlreichen römischen Topfscherben, unter denen des Forest of Dean fanden sich Münzen Trajans. Die Ausschmelzung der Erze ge- schah mit Holzkohlen durch direktes Verfahren, ähnlich wie bei den Katalanschmieden." Lower bemerkt über die frühe Bekanntschaft der
1) Percy, Iron and Steal p. 876.
2) Contribution to litterature historical, antiquarian and metrical by Mark Autony Lower, 1854.
Britannien.
charakteristischen, kauernden Stellung. Auch goldene Ringe und Arm- bänder aus Bronze mit reichem Email verziert fand man in diesen Gräbern. Im Jahre 1872 entdeckte man bei Grimthorpe, etwa 12 Meilen von Arras entfernt, in einem Grabhügel ein kauerndes Skelett mit Speerspitze und Schwert aus Eisen. Das schöne eiserne Schwert stak in einer Bronzescheide, die mit roten Korallen geziert war. Ein ähn- liches Schwert hatte man früher in dem nahegelegenen Bugthorpe gefunden. In dem Horae Ferales von Kemble ist (Pl. XVIII, 10) ein Eisenschwert mit teilweise erhaltener Bronzescheide abgebildet (Fig. 209). Es miſst 2 Fuſs 1 Zoll engl., läuft spitz zu und hat einen Grad in der Mitte. Es wurde 1826 im Flusse Witham unterhalb Lin- coln gefunden und befindet sich jetzt im Museum des Herzogs von Northumberland in Alnwich. Die Schwerter sind ähnlich denen von Hallstadt und La Têne, weshalb Thurnham, der sich die gröſste Mühe giebt, die Eisenfunde in Südengland für jünger, nämlich für angel- sächsisch zu erklären, hier, wo dies nicht gut möglich ist, zu einer gallischen Invasion in Yorkshire seine Zuflucht nimmt. Wir glauben auf dem richtigeren Wege zu sein, wenn wir die Dinge nehmen wie sie sind und anerkennen, daſs das Eisen neben der Bronze den Briten bekannt war und verwendet wurde, ja daſs hinreichende Gründe vor- handen sind, anzunehmen, daſs die Briten die Herstellung und Bear- beitung des Eisens kannten, ehe die Bronze von fremden Handels- leuten bei ihnen eingeführt wurde. Daſs während der Römerherrschaft eiserne Waffen allgemein Verbreitung fanden, ja daſs diese ein Aus- fuhrartikel Britanniens wurden, wenigstens für das kaiserliche Heer, haben wir oben bereits erörtert. Wir wollen hier noch das nachtragen, was Percy hierüber sagt 1):
„Es ist genügend erwiesen, daſs die Römer bei uns in ausgedehn- tem Maſsstabe Eisen gewannen, besonders im Forest of Dean und in dem Weald of Sussex 2), wo groſse Anhäufungen von Schlacken vor- handen sind, in denen sich römische Münzen und andere Altertümer gefunden haben. In den Schlackenhalden von Sussex entdeckte man Münzen aus der Zeit von Nero, Vespasian und Deocletian, zusammen mit zahlreichen römischen Topfscherben, unter denen des Forest of Dean fanden sich Münzen Trajans. Die Ausschmelzung der Erze ge- schah mit Holzkohlen durch direktes Verfahren, ähnlich wie bei den Katalanschmieden.“ Lower bemerkt über die frühe Bekanntschaft der
1) Percy, Iron and Steal p. 876.
2) Contribution to litterature historical, antiquarian and metrical by Mark Autony Lower, 1854.
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Britannien.
charakteristischen, kauernden Stellung. Auch goldene Ringe und Arm-
bänder aus Bronze mit reichem Email verziert fand man in diesen
Gräbern. Im Jahre 1872 entdeckte man bei Grimthorpe, etwa 12 Meilen
von Arras entfernt, in einem Grabhügel ein kauerndes Skelett mit
Speerspitze und Schwert aus Eisen. Das schöne eiserne Schwert stak
in einer Bronzescheide, die mit roten Korallen geziert war. Ein ähn-
liches Schwert hatte man früher in dem nahegelegenen Bugthorpe
gefunden. In dem Horae Ferales von Kemble ist (Pl. XVIII, 10)
ein Eisenschwert mit teilweise erhaltener Bronzescheide abgebildet
(Fig. 209). Es miſst 2 Fuſs 1 Zoll engl., läuft spitz zu und hat einen
Grad in der Mitte. Es wurde 1826 im Flusse Witham unterhalb Lin-
coln gefunden und befindet sich jetzt im Museum des Herzogs von
Northumberland in Alnwich. Die Schwerter sind ähnlich denen von
Hallstadt und La Têne, weshalb Thurnham, der sich die gröſste Mühe
giebt, die Eisenfunde in Südengland für jünger, nämlich für angel-
sächsisch zu erklären, hier, wo dies nicht gut möglich ist, zu einer
gallischen Invasion in Yorkshire seine Zuflucht nimmt. Wir glauben
auf dem richtigeren Wege zu sein, wenn wir die Dinge nehmen wie
sie sind und anerkennen, daſs das Eisen neben der Bronze den Briten
bekannt war und verwendet wurde, ja daſs hinreichende Gründe vor-
handen sind, anzunehmen, daſs die Briten die Herstellung und Bear-
beitung des Eisens kannten, ehe die Bronze von fremden Handels-
leuten bei ihnen eingeführt wurde. Daſs während der Römerherrschaft
eiserne Waffen allgemein Verbreitung fanden, ja daſs diese ein Aus-
fuhrartikel Britanniens wurden, wenigstens für das kaiserliche Heer,
haben wir oben bereits erörtert. Wir wollen hier noch das nachtragen,
was Percy hierüber sagt 1):
„Es ist genügend erwiesen, daſs die Römer bei uns in ausgedehn-
tem Maſsstabe Eisen gewannen, besonders im Forest of Dean und in
dem Weald of Sussex 2), wo groſse Anhäufungen von Schlacken vor-
handen sind, in denen sich römische Münzen und andere Altertümer
gefunden haben. In den Schlackenhalden von Sussex entdeckte man
Münzen aus der Zeit von Nero, Vespasian und Deocletian, zusammen
mit zahlreichen römischen Topfscherben, unter denen des Forest of
Dean fanden sich Münzen Trajans. Die Ausschmelzung der Erze ge-
schah mit Holzkohlen durch direktes Verfahren, ähnlich wie bei den
Katalanschmieden.“ Lower bemerkt über die frühe Bekanntschaft der
1) Percy, Iron and Steal p. 876.
2) Contribution to litterature historical,
antiquarian and metrical by Mark Autony Lower, 1854.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/703>, abgerufen am 22.11.2024.
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