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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Bewaffnung im frühen Mittelalter.
Angaben kurz gewesen zu sein. Lindenschmit nimmt ihn höch-
stens zu 44 cm an mit einer leichten Krümmung nach rückwärts.
Mancherlei Zwischenformen führen durch die Form der gewöhnlichen
Holzaxt zu der Gestalt der eigentlichen Streitaxt, dem Kampfbeil oder
der Hiltbarte, bei der umgekehrt, wie bei der Franziska, die Schneide
nach unten verlängert ist, derart, dass die Schneide oft die Gesamt-
länge der Axt erreicht, oft noch überschreitet (Fig. 231, Grab von
Virnheim). Die zierliche Form dieser Waffe mit kurzem Hammer-
ansatz am Rücken, wie sie im Grabe von Nordendorf (Fig. 232)
vorliegt, hat sich erhalten als die Ehrenwaffe der Bergleute, die
auch noch den alten Namen Barte trägt. Bemerkenswert ist, dass
die Barten, welche die Bergleute im Erzgebirge und im Harz bei feier-
lichen Gelegenheiten tragen, bei grosser Schneide kurze Schäfte
haben. Eine eigentliche Doppelaxt (bipennis), wie sie z. B. National-
waffe der Karer war, hat sich in den germanischen Gräbern bis jetzt
nicht gefunden, obgleich die germanische Kriegsaxt meist mit diesem
Namen bezeichnet wurde. Es scheint, dass der Ausdruck bipennis 1)
seine etymologische Bedeutung später verloren hatte und schlechthin
die Streitaxt darunter zu verstehen ist. Die Erklärung Grimms, dass
francisca, franca und framea des Tacitus zusammenfielen 2), scheint
sehr gewagt, da Tacitus die framea doch ausdrücklich eine hasta
nennt und sie auch als einzige Waffe der Reiter anführt, als welche
ein Wurfbeil doch sehr unpraktisch gewesen wäre. Eher scheint
das deutsche Wort framea in dem Worte Pfriemen, ebenfalls ein langes,
spitziges Eisen, sich erhalten zu haben. Gilt die Wurfaxt auch als
die Nationalwaffe der Franken 3), so war doch ohne Zweifel das Beil
eine allen Deutschen gemeinsame Waffe. Für die Hochdeutschen
wird es durch das Hildebrandlied verbürgt und die Barte der Nord-
germanen ist im Beowulf häufig genannt. Auch die Goten führten
die Wurfaxt, welche sie nach dem Berichte des Agathias auf die
Angreifer schleudern. Bei den Longobarden erscheint die Axt in
der schönen Sage von der Brautfahrt Antharis. Beim Abschiede von
seinen bajuvarischen Geleitmannen giebt sich der König durch einen
gewaltigen Schlag seiner Axt in einen nahestehenden Baum zu
erkennen, mit dem Ausrufe: "Solche Hiebe führt Anthari 4)". Die
Alemannen und Burgunden bedienten sich weniger der Axt. Wäh-

1) Bei Gregor v. Tours und bei Sidonius Apollinaris.
2) J. Grimm, Ge-
schichte der deutschen Sprache, S. 514 etc.
3) Lindenschmit a. a. O. 201.
4) Paul Diacon. III, 30.

Bewaffnung im frühen Mittelalter.
Angaben kurz gewesen zu sein. Lindenschmit nimmt ihn höch-
stens zu 44 cm an mit einer leichten Krümmung nach rückwärts.
Mancherlei Zwischenformen führen durch die Form der gewöhnlichen
Holzaxt zu der Gestalt der eigentlichen Streitaxt, dem Kampfbeil oder
der Hiltbarte, bei der umgekehrt, wie bei der Franziska, die Schneide
nach unten verlängert ist, derart, daſs die Schneide oft die Gesamt-
länge der Axt erreicht, oft noch überschreitet (Fig. 231, Grab von
Virnheim). Die zierliche Form dieser Waffe mit kurzem Hammer-
ansatz am Rücken, wie sie im Grabe von Nordendorf (Fig. 232)
vorliegt, hat sich erhalten als die Ehrenwaffe der Bergleute, die
auch noch den alten Namen Barte trägt. Bemerkenswert ist, daſs
die Barten, welche die Bergleute im Erzgebirge und im Harz bei feier-
lichen Gelegenheiten tragen, bei groſser Schneide kurze Schäfte
haben. Eine eigentliche Doppelaxt (bipennis), wie sie z. B. National-
waffe der Karer war, hat sich in den germanischen Gräbern bis jetzt
nicht gefunden, obgleich die germanische Kriegsaxt meist mit diesem
Namen bezeichnet wurde. Es scheint, daſs der Ausdruck bipennis 1)
seine etymologische Bedeutung später verloren hatte und schlechthin
die Streitaxt darunter zu verstehen ist. Die Erklärung Grimms, daſs
francisca, franca und framea des Tacitus zusammenfielen 2), scheint
sehr gewagt, da Tacitus die framea doch ausdrücklich eine hasta
nennt und sie auch als einzige Waffe der Reiter anführt, als welche
ein Wurfbeil doch sehr unpraktisch gewesen wäre. Eher scheint
das deutsche Wort framea in dem Worte Pfriemen, ebenfalls ein langes,
spitziges Eisen, sich erhalten zu haben. Gilt die Wurfaxt auch als
die Nationalwaffe der Franken 3), so war doch ohne Zweifel das Beil
eine allen Deutschen gemeinsame Waffe. Für die Hochdeutschen
wird es durch das Hildebrandlied verbürgt und die Barte der Nord-
germanen ist im Beowulf häufig genannt. Auch die Goten führten
die Wurfaxt, welche sie nach dem Berichte des Agathias auf die
Angreifer schleudern. Bei den Longobarden erscheint die Axt in
der schönen Sage von der Brautfahrt Antharis. Beim Abschiede von
seinen bajuvarischen Geleitmannen giebt sich der König durch einen
gewaltigen Schlag seiner Axt in einen nahestehenden Baum zu
erkennen, mit dem Ausrufe: „Solche Hiebe führt Anthari 4)“. Die
Alemannen und Burgunden bedienten sich weniger der Axt. Wäh-

1) Bei Gregor v. Tours und bei Sidonius Apollinaris.
2) J. Grimm, Ge-
schichte der deutschen Sprache, S. 514 etc.
3) Lindenschmit a. a. O. 201.
4) Paul Diacon. III, 30.
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[709/0731] Bewaffnung im frühen Mittelalter. Angaben kurz gewesen zu sein. Lindenschmit nimmt ihn höch- stens zu 44 cm an mit einer leichten Krümmung nach rückwärts. Mancherlei Zwischenformen führen durch die Form der gewöhnlichen Holzaxt zu der Gestalt der eigentlichen Streitaxt, dem Kampfbeil oder der Hiltbarte, bei der umgekehrt, wie bei der Franziska, die Schneide nach unten verlängert ist, derart, daſs die Schneide oft die Gesamt- länge der Axt erreicht, oft noch überschreitet (Fig. 231, Grab von Virnheim). Die zierliche Form dieser Waffe mit kurzem Hammer- ansatz am Rücken, wie sie im Grabe von Nordendorf (Fig. 232) vorliegt, hat sich erhalten als die Ehrenwaffe der Bergleute, die auch noch den alten Namen Barte trägt. Bemerkenswert ist, daſs die Barten, welche die Bergleute im Erzgebirge und im Harz bei feier- lichen Gelegenheiten tragen, bei groſser Schneide kurze Schäfte haben. Eine eigentliche Doppelaxt (bipennis), wie sie z. B. National- waffe der Karer war, hat sich in den germanischen Gräbern bis jetzt nicht gefunden, obgleich die germanische Kriegsaxt meist mit diesem Namen bezeichnet wurde. Es scheint, daſs der Ausdruck bipennis 1) seine etymologische Bedeutung später verloren hatte und schlechthin die Streitaxt darunter zu verstehen ist. Die Erklärung Grimms, daſs francisca, franca und framea des Tacitus zusammenfielen 2), scheint sehr gewagt, da Tacitus die framea doch ausdrücklich eine hasta nennt und sie auch als einzige Waffe der Reiter anführt, als welche ein Wurfbeil doch sehr unpraktisch gewesen wäre. Eher scheint das deutsche Wort framea in dem Worte Pfriemen, ebenfalls ein langes, spitziges Eisen, sich erhalten zu haben. Gilt die Wurfaxt auch als die Nationalwaffe der Franken 3), so war doch ohne Zweifel das Beil eine allen Deutschen gemeinsame Waffe. Für die Hochdeutschen wird es durch das Hildebrandlied verbürgt und die Barte der Nord- germanen ist im Beowulf häufig genannt. Auch die Goten führten die Wurfaxt, welche sie nach dem Berichte des Agathias auf die Angreifer schleudern. Bei den Longobarden erscheint die Axt in der schönen Sage von der Brautfahrt Antharis. Beim Abschiede von seinen bajuvarischen Geleitmannen giebt sich der König durch einen gewaltigen Schlag seiner Axt in einen nahestehenden Baum zu erkennen, mit dem Ausrufe: „Solche Hiebe führt Anthari 4)“. Die Alemannen und Burgunden bedienten sich weniger der Axt. Wäh- 1) Bei Gregor v. Tours und bei Sidonius Apollinaris. 2) J. Grimm, Ge- schichte der deutschen Sprache, S. 514 etc. 3) Lindenschmit a. a. O. 201. 4) Paul Diacon. III, 30.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/731>, abgerufen am 22.11.2024.