unberührt. Als endlich die Araber in Spanien einfielen und die West- goten nach Norden zurückdrängten, wurden zwar die Basken von den germanischen Stämmen in ihren Sitzen eingeschränkt, aber nicht dar- aus vertrieben. Sie hatten inzwischen das Christentum angenommen und beteiligten sich mit Begeisterung an den fortgesetzten Streifzügen gegen die Ungläubigen. Im Jahre 778 schlossen die Basken sich den Franken an, indem sie von Karl dem Grossen der spanischen Mark zugeteilt wurden. Doch auch diese Unterwerfung geschah nicht infolge einer Eroberung, sondern wurde veranlasst durch die Unterwerfung sämtlicher Nachbarprovinzen, an die ihr Geschick geknüpft war.
In den baskischen Provinzen ist der Sitz einer uralten und be- rühmten Eisenindustrie. Schon die Phönizier trieben mit dem spani- schen Eisen Handel und seit den punischen Kriegen führten die Römer die als überlegen anerkannten hispanischen Schwerter ein. Ebenso war durch das ganze Mittelalter hindurch Spanien eines der wichtigsten Eisenländer. Die Form der Eisengewinnung hat sich in den Thälern der Pyrenäen seit alter Zeit bis heute im wesentlichen unverändert erhalten. Zwar sind auch dort durch Einführung von kräftigen Wasserhämmern und Wassertrommelgebläsen, die in den Pyrenäen wie in Corsica die gebräuchlichsten Windvorrichtungen waren, die ursprünglichen Betriebsbedingungen verändert worden, aber wenn auch dadurch die Dimensionen des Herdes vergrössert werden konnten, so ist doch das Fundament des Betriebes bis in dieses Jahrhundert unverändert dasselbe geblieben. Die Methode beruht auf der direkten Darstellung des Schmiedeeisens aus dem Erz und die Herdöfen, in denen dies ausgeführt wird, bezeichnet man mit dem allgemeinen Namen der "Katalanschmieden", obgleich sie noch zu Anfang dieses Jahrhunderts nicht bloss in Katalanien, sondern namentlich auch in den eigentlichen baskischen Provinzen, in Biskaya, Navarra und Gui- puzcoa, sowie in der französischen Grafschaft Foix, Departement d'Ariege in Languedoc im Betriebe waren. Auch war diese Methode noch im vorigen Jahrhundert in dem Departement du Lot im Gange, sowie sie auch in Spanien in dem Kantabrischen Gebirge betrieben wurde.
Aus einem Dokument vom Jahre 1273 erhellt, dass die Rennarbeit schon vor dieser Zeit in Foix im Gange war. Roger Bernhard Graf von Foix bestätigte den Einwohnern von Vicdessos 1273 gewisse Ge- rechtigkeiten, namentlich die Zusicherung, dieselben Erze, "wie schon seit undenklicher Zeit geschehen ist", zu Tage zu fördern. Die betreffende Urkunde befand sich früher im Archiv von Vicdessos. Sie ist angezogen in dem zweiten, alten Aktenstücke, von dem Grafen
Eisenbereitung im Mittelalter.
unberührt. Als endlich die Araber in Spanien einfielen und die West- goten nach Norden zurückdrängten, wurden zwar die Basken von den germanischen Stämmen in ihren Sitzen eingeschränkt, aber nicht dar- aus vertrieben. Sie hatten inzwischen das Christentum angenommen und beteiligten sich mit Begeisterung an den fortgesetzten Streifzügen gegen die Ungläubigen. Im Jahre 778 schlossen die Basken sich den Franken an, indem sie von Karl dem Groſsen der spanischen Mark zugeteilt wurden. Doch auch diese Unterwerfung geschah nicht infolge einer Eroberung, sondern wurde veranlaſst durch die Unterwerfung sämtlicher Nachbarprovinzen, an die ihr Geschick geknüpft war.
In den baskischen Provinzen ist der Sitz einer uralten und be- rühmten Eisenindustrie. Schon die Phönizier trieben mit dem spani- schen Eisen Handel und seit den punischen Kriegen führten die Römer die als überlegen anerkannten hispanischen Schwerter ein. Ebenso war durch das ganze Mittelalter hindurch Spanien eines der wichtigsten Eisenländer. Die Form der Eisengewinnung hat sich in den Thälern der Pyrenäen seit alter Zeit bis heute im wesentlichen unverändert erhalten. Zwar sind auch dort durch Einführung von kräftigen Wasserhämmern und Wassertrommelgebläsen, die in den Pyrenäen wie in Corsica die gebräuchlichsten Windvorrichtungen waren, die ursprünglichen Betriebsbedingungen verändert worden, aber wenn auch dadurch die Dimensionen des Herdes vergröſsert werden konnten, so ist doch das Fundament des Betriebes bis in dieses Jahrhundert unverändert dasſelbe geblieben. Die Methode beruht auf der direkten Darstellung des Schmiedeeisens aus dem Erz und die Herdöfen, in denen dies ausgeführt wird, bezeichnet man mit dem allgemeinen Namen der „Katalanschmieden“, obgleich sie noch zu Anfang dieses Jahrhunderts nicht bloſs in Katalanien, sondern namentlich auch in den eigentlichen baskischen Provinzen, in Biskaya, Navarra und Gui- puzcoa, sowie in der französischen Grafschaft Foix, Departement d’Ariège in Languedoc im Betriebe waren. Auch war diese Methode noch im vorigen Jahrhundert in dem Departement du Lot im Gange, sowie sie auch in Spanien in dem Kantabrischen Gebirge betrieben wurde.
Aus einem Dokument vom Jahre 1273 erhellt, daſs die Rennarbeit schon vor dieser Zeit in Foix im Gange war. Roger Bernhard Graf von Foix bestätigte den Einwohnern von Vicdessos 1273 gewisse Ge- rechtigkeiten, namentlich die Zusicherung, dieselben Erze, „wie schon seit undenklicher Zeit geschehen ist“, zu Tage zu fördern. Die betreffende Urkunde befand sich früher im Archiv von Vicdessos. Sie ist angezogen in dem zweiten, alten Aktenstücke, von dem Grafen
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Eisenbereitung im Mittelalter.
unberührt. Als endlich die Araber in Spanien einfielen und die West-
goten nach Norden zurückdrängten, wurden zwar die Basken von den
germanischen Stämmen in ihren Sitzen eingeschränkt, aber nicht dar-
aus vertrieben. Sie hatten inzwischen das Christentum angenommen
und beteiligten sich mit Begeisterung an den fortgesetzten Streifzügen
gegen die Ungläubigen. Im Jahre 778 schlossen die Basken sich den
Franken an, indem sie von Karl dem Groſsen der spanischen Mark
zugeteilt wurden. Doch auch diese Unterwerfung geschah nicht infolge
einer Eroberung, sondern wurde veranlaſst durch die Unterwerfung
sämtlicher Nachbarprovinzen, an die ihr Geschick geknüpft war.
In den baskischen Provinzen ist der Sitz einer uralten und be-
rühmten Eisenindustrie. Schon die Phönizier trieben mit dem spani-
schen Eisen Handel und seit den punischen Kriegen führten die Römer
die als überlegen anerkannten hispanischen Schwerter ein. Ebenso
war durch das ganze Mittelalter hindurch Spanien eines der wichtigsten
Eisenländer. Die Form der Eisengewinnung hat sich in den Thälern
der Pyrenäen seit alter Zeit bis heute im wesentlichen unverändert
erhalten. Zwar sind auch dort durch Einführung von kräftigen
Wasserhämmern und Wassertrommelgebläsen, die in den Pyrenäen
wie in Corsica die gebräuchlichsten Windvorrichtungen waren, die
ursprünglichen Betriebsbedingungen verändert worden, aber wenn
auch dadurch die Dimensionen des Herdes vergröſsert werden konnten,
so ist doch das Fundament des Betriebes bis in dieses Jahrhundert
unverändert dasſelbe geblieben. Die Methode beruht auf der direkten
Darstellung des Schmiedeeisens aus dem Erz und die Herdöfen, in
denen dies ausgeführt wird, bezeichnet man mit dem allgemeinen
Namen der „Katalanschmieden“, obgleich sie noch zu Anfang dieses
Jahrhunderts nicht bloſs in Katalanien, sondern namentlich auch in
den eigentlichen baskischen Provinzen, in Biskaya, Navarra und Gui-
puzcoa, sowie in der französischen Grafschaft Foix, Departement d’Ariège
in Languedoc im Betriebe waren. Auch war diese Methode noch im
vorigen Jahrhundert in dem Departement du Lot im Gange, sowie sie
auch in Spanien in dem Kantabrischen Gebirge betrieben wurde.
Aus einem Dokument vom Jahre 1273 erhellt, daſs die Rennarbeit
schon vor dieser Zeit in Foix im Gange war. Roger Bernhard Graf
von Foix bestätigte den Einwohnern von Vicdessos 1273 gewisse Ge-
rechtigkeiten, namentlich die Zusicherung, dieselben Erze, „wie schon
seit undenklicher Zeit geschehen ist“, zu Tage zu fördern.
Die betreffende Urkunde befand sich früher im Archiv von Vicdessos.
Sie ist angezogen in dem zweiten, alten Aktenstücke, von dem Grafen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/812>, abgerufen am 22.11.2024.
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