Noch origineller als die Gewinnung des Sumpf- oder Rasenerzes ist die des Seeerzes.
Das Seeerz (Sjömalm) findet sich besonders in den flachen Seeen von Smaland und Kronobergs Län. Man unterscheidet nach dem Aggregatzustand folgende Sorten:
Skaggermalm heissen die grossen, schlackenähnlichen, von röhren- förmigen Hohlräumen durchzogenen Stücke.
Purlemalm heisst eine Anhäufung kleiner, runder Knollen von der Grösse von Nüssen und Bohnen.
Haggelmalm ist das Erz, dessen Körner die Grösse von Hagel und Schrot haben.
Pennigmalm sind kleine, scheibenförmige Erzstückchen, die Pfennigen oder Krähenaugen gleichen.
Die Farbe des Seeerzes ist rostrot und braun. Der Eisengehalt im rohen Zustand beträgt circa 25 Proz., stark geröstet 50 Proz. Sie sind bis zu 40 Proz. mit Sand verunreinigt.
Beifolgende Analysen Swanbergs geben ein Bild von der Durch- schnittszusammensetzung dieser Erze:
[Tabelle]
Diese Erze finden sich meist in der Nähe von Schilfbänken und an den Abhängen von Untiefen in wechselnden Ablagerungen von 10 bis 200 Ellen Länge. Man findet sie nie da, wo stärkere Strö- mungen sind.
Gegen Ausgang des Herbstes, wenn die Seeen anfangen sich mit einer Eiskruste zu überziehen, rückt der Erzsucher aus. Mit einer langen Stange, die er durch die Eisdecke hindurchstösst, untersucht er den Boden und infolge langer Erfahrung vermag er durch das Gefühl beim Aufstossen und durch den Ton wahrzunehmen, ob Erz am Boden abgelagert ist oder nicht. Der Erzsucher bezeichnet die Grenze der Seeerzablagerung mit kleinen Zweigen, die er in das Eis steckt, wo- durch er zugleich seine Besitzergreifung konstatiert. Auf diese Weise sucht und bezeichnet er so viele Stellen, als er im Laufe des Winters
Eisenbereitung im Mittelalter.
Noch origineller als die Gewinnung des Sumpf- oder Rasenerzes ist die des Seeerzes.
Das Seeerz (Sjömalm) findet sich besonders in den flachen Seeen von Småland und Kronobergs Län. Man unterscheidet nach dem Aggregatzustand folgende Sorten:
Skaggermalm heiſsen die groſsen, schlackenähnlichen, von röhren- förmigen Hohlräumen durchzogenen Stücke.
Purlemalm heiſst eine Anhäufung kleiner, runder Knollen von der Gröſse von Nüssen und Bohnen.
Haggelmalm ist das Erz, dessen Körner die Gröſse von Hagel und Schrot haben.
Pennigmalm sind kleine, scheibenförmige Erzstückchen, die Pfennigen oder Krähenaugen gleichen.
Die Farbe des Seeerzes ist rostrot und braun. Der Eisengehalt im rohen Zustand beträgt circa 25 Proz., stark geröstet 50 Proz. Sie sind bis zu 40 Proz. mit Sand verunreinigt.
Beifolgende Analysen Swanbergs geben ein Bild von der Durch- schnittszusammensetzung dieser Erze:
[Tabelle]
Diese Erze finden sich meist in der Nähe von Schilfbänken und an den Abhängen von Untiefen in wechselnden Ablagerungen von 10 bis 200 Ellen Länge. Man findet sie nie da, wo stärkere Strö- mungen sind.
Gegen Ausgang des Herbstes, wenn die Seeen anfangen sich mit einer Eiskruste zu überziehen, rückt der Erzsucher aus. Mit einer langen Stange, die er durch die Eisdecke hindurchstöſst, untersucht er den Boden und infolge langer Erfahrung vermag er durch das Gefühl beim Aufstoſsen und durch den Ton wahrzunehmen, ob Erz am Boden abgelagert ist oder nicht. Der Erzsucher bezeichnet die Grenze der Seeerzablagerung mit kleinen Zweigen, die er in das Eis steckt, wo- durch er zugleich seine Besitzergreifung konstatiert. Auf diese Weise sucht und bezeichnet er so viele Stellen, als er im Laufe des Winters
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Eisenbereitung im Mittelalter.
Noch origineller als die Gewinnung des Sumpf- oder Rasenerzes
ist die des Seeerzes.
Das Seeerz (Sjömalm) findet sich besonders in den flachen Seeen
von Småland und Kronobergs Län. Man unterscheidet nach dem
Aggregatzustand folgende Sorten:
Skaggermalm heiſsen die groſsen, schlackenähnlichen, von röhren-
förmigen Hohlräumen durchzogenen Stücke.
Purlemalm heiſst eine Anhäufung kleiner, runder Knollen von der
Gröſse von Nüssen und Bohnen.
Haggelmalm ist das Erz, dessen Körner die Gröſse von Hagel und
Schrot haben.
Pennigmalm sind kleine, scheibenförmige Erzstückchen, die
Pfennigen oder Krähenaugen gleichen.
Die Farbe des Seeerzes ist rostrot und braun. Der Eisengehalt
im rohen Zustand beträgt circa 25 Proz., stark geröstet 50 Proz. Sie
sind bis zu 40 Proz. mit Sand verunreinigt.
Beifolgende Analysen Swanbergs geben ein Bild von der Durch-
schnittszusammensetzung dieser Erze:
Diese Erze finden sich meist in der Nähe von Schilfbänken und
an den Abhängen von Untiefen in wechselnden Ablagerungen von
10 bis 200 Ellen Länge. Man findet sie nie da, wo stärkere Strö-
mungen sind.
Gegen Ausgang des Herbstes, wenn die Seeen anfangen sich mit
einer Eiskruste zu überziehen, rückt der Erzsucher aus. Mit einer
langen Stange, die er durch die Eisdecke hindurchstöſst, untersucht er
den Boden und infolge langer Erfahrung vermag er durch das Gefühl
beim Aufstoſsen und durch den Ton wahrzunehmen, ob Erz am Boden
abgelagert ist oder nicht. Der Erzsucher bezeichnet die Grenze der
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 808. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/830>, abgerufen am 22.11.2024.
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