musste man zuvor die zerstörte Lehmsohle wieder herrichten, deren Hauptzweck es war, die Eisenluppe näher dem Winde zu bringen.
Die Baukosten des Ofens, wenn man von den Materialien absieht, die noch zu Anfang dieses Jahrhunderts in Norwegen für nichts ge- rechnet wurden 1), betrugen inkl. Bälge und Gezäh 34 Thlr. 4 Sgr. (102,40 Mk.). Die Selbstkosten berechnet Evenstad, indem er den Wert des Eisenerzes gar nicht in Anschlag bringt, bei vierwöchentlichem, regelmässigem Betriebe zu 52 Thlr. 14 Sgr. (157,40 Mk.), wobei er die tägliche Produktion von 150 Pfund (75 kg) rohem Osmund annimmt. Da der Verkaufspreis der 42 Ztr. zu 134 Thlr. 24 Sgr. (404,40 Mk.) sich berechnet, so beträgt der Gewinn 82 Thlr. 10 Sgr. (247 Mk.). Beim Umschmelzen der Rohluppen soll der Verlust nur 18 Pfund (9 kg) pro Schiffspfund betragen. Der Preis des raffinierten Eisens ist gleich 20 bis 24 Thlr. pro Schiffspfund.
Es ist bereits erwähnt worden, dass diese Öfen in Finnland noch heute neben den Hochöfen betrieben werden. Dies geschieht weniger des ökonomischen Vorteils als der Qualität wegen. Die phosphor- haltigen Morasterze geben auf die gewöhnliche Methode dargestellt ein schlechtes, rotbrüchiges Eisen, während in den Bauernöfen aus den- selben Erzen sich nicht nur ein gutes Schmiedeeisen, sondern auch ein brauchbarer Stahl herstellen lässt. Die Ursache hiervon kann nur darin liegen, dass bei der letzteren Methode der Phosphor überhaupt nicht in das Eisen übergeht, sondern in der Schlacke verbleibt und dies hat seinen Grund wohl nur darin, dass die phosphorsauren Ver- bindungen in jenen Erzen sich erst bei höherer Temperatur reduzieren. Deshalb geht bei allen Reduktionsprozessen bei den gleichen Erzen um so mehr Phosphor in das Eisen über, je höher die Temperatur ist. Es scheint sogar, dass bei einem oxydierenden Schmelzen phosphorhaltigen Eisens umsomehr Phosphor sich oxydiert und verschlackt, je niedriger die Schmelztemperatur ist, weshalb bei den Frischprozessen der Phos- phor vollkommener aus dem Roheisen abgeschieden wird als bei dem Puddelprozess, während bei dem Bessemerprozess, wenn nicht besondere Vorkehrungen getroffen werden, sogar aller Phosphor in den Stahl übergeht. Aus diesem Grunde war es auch möglich, dass in den alten Rennwerksschmieden die Morasterze ein gutes Produkt ergaben und in vielen Gegenden besonders beliebt waren, während man bis vor kurzem dieselben Erze bei den modernen Eisendarstellungsmethoden nur für geringes Giessereieisen verwenden konnte.
1) Ole Evenstad a. a. O. p. 70.
Die Bauernöfen im Norden.
muſste man zuvor die zerstörte Lehmsohle wieder herrichten, deren Hauptzweck es war, die Eisenluppe näher dem Winde zu bringen.
Die Baukosten des Ofens, wenn man von den Materialien absieht, die noch zu Anfang dieses Jahrhunderts in Norwegen für nichts ge- rechnet wurden 1), betrugen inkl. Bälge und Gezäh 34 Thlr. 4 Sgr. (102,40 Mk.). Die Selbstkosten berechnet Evenstad, indem er den Wert des Eisenerzes gar nicht in Anschlag bringt, bei vierwöchentlichem, regelmäſsigem Betriebe zu 52 Thlr. 14 Sgr. (157,40 Mk.), wobei er die tägliche Produktion von 150 Pfund (75 kg) rohem Osmund annimmt. Da der Verkaufspreis der 42 Ztr. zu 134 Thlr. 24 Sgr. (404,40 Mk.) sich berechnet, so beträgt der Gewinn 82 Thlr. 10 Sgr. (247 Mk.). Beim Umschmelzen der Rohluppen soll der Verlust nur 18 Pfund (9 kg) pro Schiffspfund betragen. Der Preis des raffinierten Eisens ist gleich 20 bis 24 Thlr. pro Schiffspfund.
Es ist bereits erwähnt worden, daſs diese Öfen in Finnland noch heute neben den Hochöfen betrieben werden. Dies geschieht weniger des ökonomischen Vorteils als der Qualität wegen. Die phosphor- haltigen Morasterze geben auf die gewöhnliche Methode dargestellt ein schlechtes, rotbrüchiges Eisen, während in den Bauernöfen aus den- selben Erzen sich nicht nur ein gutes Schmiedeeisen, sondern auch ein brauchbarer Stahl herstellen läſst. Die Ursache hiervon kann nur darin liegen, daſs bei der letzteren Methode der Phosphor überhaupt nicht in das Eisen übergeht, sondern in der Schlacke verbleibt und dies hat seinen Grund wohl nur darin, daſs die phosphorsauren Ver- bindungen in jenen Erzen sich erst bei höherer Temperatur reduzieren. Deshalb geht bei allen Reduktionsprozessen bei den gleichen Erzen um so mehr Phosphor in das Eisen über, je höher die Temperatur ist. Es scheint sogar, daſs bei einem oxydierenden Schmelzen phosphorhaltigen Eisens umsomehr Phosphor sich oxydiert und verschlackt, je niedriger die Schmelztemperatur ist, weshalb bei den Frischprozessen der Phos- phor vollkommener aus dem Roheisen abgeschieden wird als bei dem Puddelprozeſs, während bei dem Bessemerprozeſs, wenn nicht besondere Vorkehrungen getroffen werden, sogar aller Phosphor in den Stahl übergeht. Aus diesem Grunde war es auch möglich, daſs in den alten Rennwerksschmieden die Morasterze ein gutes Produkt ergaben und in vielen Gegenden besonders beliebt waren, während man bis vor kurzem dieselben Erze bei den modernen Eisendarstellungsmethoden nur für geringes Gieſsereieisen verwenden konnte.
1) Ole Evenstad a. a. O. p. 70.
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Die Bauernöfen im Norden.
muſste man zuvor die zerstörte Lehmsohle wieder herrichten, deren
Hauptzweck es war, die Eisenluppe näher dem Winde zu bringen.
Die Baukosten des Ofens, wenn man von den Materialien absieht,
die noch zu Anfang dieses Jahrhunderts in Norwegen für nichts ge-
rechnet wurden 1), betrugen inkl. Bälge und Gezäh 34 Thlr. 4 Sgr.
(102,40 Mk.). Die Selbstkosten berechnet Evenstad, indem er den Wert
des Eisenerzes gar nicht in Anschlag bringt, bei vierwöchentlichem,
regelmäſsigem Betriebe zu 52 Thlr. 14 Sgr. (157,40 Mk.), wobei er die
tägliche Produktion von 150 Pfund (75 kg) rohem Osmund annimmt.
Da der Verkaufspreis der 42 Ztr. zu 134 Thlr. 24 Sgr. (404,40 Mk.) sich
berechnet, so beträgt der Gewinn 82 Thlr. 10 Sgr. (247 Mk.). Beim
Umschmelzen der Rohluppen soll der Verlust nur 18 Pfund (9 kg) pro
Schiffspfund betragen. Der Preis des raffinierten Eisens ist gleich 20
bis 24 Thlr. pro Schiffspfund.
Es ist bereits erwähnt worden, daſs diese Öfen in Finnland noch
heute neben den Hochöfen betrieben werden. Dies geschieht weniger
des ökonomischen Vorteils als der Qualität wegen. Die phosphor-
haltigen Morasterze geben auf die gewöhnliche Methode dargestellt ein
schlechtes, rotbrüchiges Eisen, während in den Bauernöfen aus den-
selben Erzen sich nicht nur ein gutes Schmiedeeisen, sondern auch ein
brauchbarer Stahl herstellen läſst. Die Ursache hiervon kann nur
darin liegen, daſs bei der letzteren Methode der Phosphor überhaupt
nicht in das Eisen übergeht, sondern in der Schlacke verbleibt und
dies hat seinen Grund wohl nur darin, daſs die phosphorsauren Ver-
bindungen in jenen Erzen sich erst bei höherer Temperatur reduzieren.
Deshalb geht bei allen Reduktionsprozessen bei den gleichen Erzen um
so mehr Phosphor in das Eisen über, je höher die Temperatur ist. Es
scheint sogar, daſs bei einem oxydierenden Schmelzen phosphorhaltigen
Eisens umsomehr Phosphor sich oxydiert und verschlackt, je niedriger
die Schmelztemperatur ist, weshalb bei den Frischprozessen der Phos-
phor vollkommener aus dem Roheisen abgeschieden wird als bei dem
Puddelprozeſs, während bei dem Bessemerprozeſs, wenn nicht besondere
Vorkehrungen getroffen werden, sogar aller Phosphor in den Stahl
übergeht. Aus diesem Grunde war es auch möglich, daſs in den alten
Rennwerksschmieden die Morasterze ein gutes Produkt ergaben und in
vielen Gegenden besonders beliebt waren, während man bis vor kurzem
dieselben Erze bei den modernen Eisendarstellungsmethoden nur für
geringes Gieſsereieisen verwenden konnte.
1) Ole Evenstad a. a. O. p. 70.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/837>, abgerufen am 22.11.2024.
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