Reduktion und Kohlung erreichte. Nach diesen ersten Sätzen wechselte man regelmässig mit leichten und schweren Erzgichten. Der Herd war zuvor sorgfältig gereinigt worden. Die Schlacken liess man ununterbrochen laufen, so dass sie nicht über dem Eisen standen. Auch an der Form musste man fortwährend arbeiten; sie nasste sehr stark und blieb während der ganzen Operation schmierig und dunkel. Die aufgegebenen Schlacken wurden nur sehr teilweise reduziert Folgende Analysen Karstens erläutern den Vorgang. Es enthält:
[Tabelle]
Es ergiebt sich daraus, dass das Subsilikat kaum mehr als zu einem Singulosilikat reduziert worden ist.
Eine Schmelzung dauerte 5 bis 6 Stunden. Die Luppe wog 6 bis 7 Zentner; gewöhnlich wurden 16 bis 20 Gichten auf eine Luppe ge- setzt. Die Luppe wurde mit Zangen und Haken herausgerissen und unter einem schweren Wasserhammer zu einem 3 bis 4 Zoll dicken Kuchen ausgebreitet, der mit einem Setzeisen in zwei Masseln zer- hauen wurde.
In Ungarn und Siebenbürgen sind noch gegenwärtig Stuck- öfen im Betrieb. Die Öfen dort (zu Maraninyhö?) sind etwas abweichend konstruiert und erinnern mehr an die früher schon geschilderten Stucköfen der Turkomanen. Ihr Querschnitt ist kreisrund; das Innere verjüngt sich vom Boden an gleichmässig bis zur Gicht; Formöffnung und Ziehöffnung sind getrennt. Die Form liegt an der Hinterwand, die Ziehöffnung befindet sich gegenüber. Endlich steht der Schacht nicht senkrecht, sondern er liegt nach der Hinterwand geneigt. Am Boden ist der Herd 2 Fuss weit, an der Gicht 1 Fuss. Der untere Teil vom Boden ist 20 Zoll hoch cylindrisch aufgeführt, dann läuft er bis zur Gicht gleichmässig zu. Die Formen sind von Thon, sogenannte "Feren", ähnlich, wie sie früher in Eisenerz gebräuchlich waren; ihre vordere Weite beträgt 11/2 Zoll. Sie ragt 12 Zoll in den Ofen hinein, ist
Die Stucköfen.
Reduktion und Kohlung erreichte. Nach diesen ersten Sätzen wechselte man regelmäſsig mit leichten und schweren Erzgichten. Der Herd war zuvor sorgfältig gereinigt worden. Die Schlacken lieſs man ununterbrochen laufen, so daſs sie nicht über dem Eisen standen. Auch an der Form muſste man fortwährend arbeiten; sie nasste sehr stark und blieb während der ganzen Operation schmierig und dunkel. Die aufgegebenen Schlacken wurden nur sehr teilweise reduziert Folgende Analysen Karstens erläutern den Vorgang. Es enthält:
[Tabelle]
Es ergiebt sich daraus, daſs das Subsilikat kaum mehr als zu einem Singulosilikat reduziert worden ist.
Eine Schmelzung dauerte 5 bis 6 Stunden. Die Luppe wog 6 bis 7 Zentner; gewöhnlich wurden 16 bis 20 Gichten auf eine Luppe ge- setzt. Die Luppe wurde mit Zangen und Haken herausgerissen und unter einem schweren Wasserhammer zu einem 3 bis 4 Zoll dicken Kuchen ausgebreitet, der mit einem Setzeisen in zwei Masseln zer- hauen wurde.
In Ungarn und Siebenbürgen sind noch gegenwärtig Stuck- öfen im Betrieb. Die Öfen dort (zu Maraninyhö?) sind etwas abweichend konstruiert und erinnern mehr an die früher schon geschilderten Stucköfen der Turkomanen. Ihr Querschnitt ist kreisrund; das Innere verjüngt sich vom Boden an gleichmäſsig bis zur Gicht; Formöffnung und Ziehöffnung sind getrennt. Die Form liegt an der Hinterwand, die Ziehöffnung befindet sich gegenüber. Endlich steht der Schacht nicht senkrecht, sondern er liegt nach der Hinterwand geneigt. Am Boden ist der Herd 2 Fuſs weit, an der Gicht 1 Fuſs. Der untere Teil vom Boden ist 20 Zoll hoch cylindrisch aufgeführt, dann läuft er bis zur Gicht gleichmäſsig zu. Die Formen sind von Thon, sogenannte „Feren“, ähnlich, wie sie früher in Eisenerz gebräuchlich waren; ihre vordere Weite beträgt 1½ Zoll. Sie ragt 12 Zoll in den Ofen hinein, ist
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0847"n="825"/><fwplace="top"type="header">Die Stucköfen.</fw><lb/>
Reduktion und Kohlung erreichte. Nach diesen ersten Sätzen<lb/>
wechselte man regelmäſsig mit leichten und schweren Erzgichten. Der<lb/>
Herd war zuvor sorgfältig gereinigt worden. Die Schlacken lieſs man<lb/>
ununterbrochen laufen, so daſs sie nicht über dem Eisen standen.<lb/>
Auch an der Form muſste man fortwährend arbeiten; sie nasste sehr<lb/>
stark und blieb während der ganzen Operation schmierig und dunkel.<lb/>
Die aufgegebenen Schlacken wurden nur sehr teilweise reduziert<lb/>
Folgende Analysen Karstens erläutern den Vorgang. Es enthält:</p><lb/><table><row><cell/></row></table><p>Es ergiebt sich daraus, daſs das Subsilikat kaum mehr als zu<lb/>
einem Singulosilikat reduziert worden ist.</p><lb/><p>Eine Schmelzung dauerte 5 bis 6 Stunden. Die Luppe wog 6 bis<lb/>
7 Zentner; gewöhnlich wurden 16 bis 20 Gichten auf eine Luppe ge-<lb/>
setzt. Die Luppe wurde mit Zangen und Haken herausgerissen und<lb/>
unter einem schweren Wasserhammer zu einem 3 bis 4 Zoll dicken<lb/>
Kuchen ausgebreitet, der mit einem Setzeisen in zwei Masseln zer-<lb/>
hauen wurde.</p><lb/><p>In <hirendition="#g">Ungarn</hi> und <hirendition="#g">Siebenbürgen</hi> sind noch gegenwärtig Stuck-<lb/>
öfen im Betrieb. Die Öfen dort (zu Maraninyhö?) sind etwas abweichend<lb/>
konstruiert und erinnern mehr an die früher schon geschilderten<lb/>
Stucköfen der Turkomanen. Ihr Querschnitt ist kreisrund; das Innere<lb/>
verjüngt sich vom Boden an gleichmäſsig bis zur Gicht; Formöffnung<lb/>
und Ziehöffnung sind getrennt. Die Form liegt an der Hinterwand,<lb/>
die Ziehöffnung befindet sich gegenüber. Endlich steht der Schacht<lb/>
nicht senkrecht, sondern er liegt nach der Hinterwand geneigt. Am<lb/>
Boden ist der Herd 2 Fuſs weit, an der Gicht 1 Fuſs. Der untere Teil<lb/>
vom Boden ist 20 Zoll hoch cylindrisch aufgeführt, dann läuft er bis zur<lb/>
Gicht gleichmäſsig zu. Die Formen sind von Thon, sogenannte „Feren“,<lb/>
ähnlich, wie sie früher in Eisenerz gebräuchlich waren; ihre vordere<lb/>
Weite beträgt 1½ Zoll. Sie ragt 12 Zoll in den Ofen hinein, ist<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[825/0847]
Die Stucköfen.
Reduktion und Kohlung erreichte. Nach diesen ersten Sätzen
wechselte man regelmäſsig mit leichten und schweren Erzgichten. Der
Herd war zuvor sorgfältig gereinigt worden. Die Schlacken lieſs man
ununterbrochen laufen, so daſs sie nicht über dem Eisen standen.
Auch an der Form muſste man fortwährend arbeiten; sie nasste sehr
stark und blieb während der ganzen Operation schmierig und dunkel.
Die aufgegebenen Schlacken wurden nur sehr teilweise reduziert
Folgende Analysen Karstens erläutern den Vorgang. Es enthält:
Es ergiebt sich daraus, daſs das Subsilikat kaum mehr als zu
einem Singulosilikat reduziert worden ist.
Eine Schmelzung dauerte 5 bis 6 Stunden. Die Luppe wog 6 bis
7 Zentner; gewöhnlich wurden 16 bis 20 Gichten auf eine Luppe ge-
setzt. Die Luppe wurde mit Zangen und Haken herausgerissen und
unter einem schweren Wasserhammer zu einem 3 bis 4 Zoll dicken
Kuchen ausgebreitet, der mit einem Setzeisen in zwei Masseln zer-
hauen wurde.
In Ungarn und Siebenbürgen sind noch gegenwärtig Stuck-
öfen im Betrieb. Die Öfen dort (zu Maraninyhö?) sind etwas abweichend
konstruiert und erinnern mehr an die früher schon geschilderten
Stucköfen der Turkomanen. Ihr Querschnitt ist kreisrund; das Innere
verjüngt sich vom Boden an gleichmäſsig bis zur Gicht; Formöffnung
und Ziehöffnung sind getrennt. Die Form liegt an der Hinterwand,
die Ziehöffnung befindet sich gegenüber. Endlich steht der Schacht
nicht senkrecht, sondern er liegt nach der Hinterwand geneigt. Am
Boden ist der Herd 2 Fuſs weit, an der Gicht 1 Fuſs. Der untere Teil
vom Boden ist 20 Zoll hoch cylindrisch aufgeführt, dann läuft er bis zur
Gicht gleichmäſsig zu. Die Formen sind von Thon, sogenannte „Feren“,
ähnlich, wie sie früher in Eisenerz gebräuchlich waren; ihre vordere
Weite beträgt 1½ Zoll. Sie ragt 12 Zoll in den Ofen hinein, ist
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 825. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/847>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.