sich der Plattenpanzer dadurch entwickelte, dass man die gefährdetsten Teile durch eiserne Platten, die über dem Panzerhemd getragen wurden, schützte. Aus der Brustplatte entstand dann der Kürass, dessen alter, fremdartiger Name Korazin vielleicht von Khorassan, der durch ihre Waffenschmiede berühmten Stadt in Persien, abstammt. Der Korazin war der grosse, geschuppte Haubert 1), während man den Schalenkürass "Krebse" nannte, wegen der Ähnlichkeit des Brust- oder Rücken- schutzes dieser Tiere 2).
Wir können nicht die Entwickelung der Plattenrüstung in allen ihren Teilen bis zu den Handschuhen mit gefingerter Tatze (a doigts separes) und den langen Schnabelschuhen (a la poulaine) verfolgen und begnügen uns, die Zeichnung und Beschreibung einer gotischen Plattenrüstung bester Arbeit vom Ende des 15. Jahrhunderts mitzuteilen. Dieselbe wurde getragen von dem Ritter Wilhelm von Bibra, der als ein General Kaiser Maximilians im Jahre 1490 zu Verona starb, wo er auch beigesetzt wurde. Ich verdanke die Zeichnung (Fig. 278, a. f. S.) der Güte eines seiner Nachkommen, des Freiherrn W. S. von Bibra zu Wiesbaden.
a. Der Vorhelm (franz. haute piece, engl. volant piece) ist eine Kriegsschale (salade).
b. Kinnhelm (franz. mentoniere mobile, engl. great mentonniere) mit Kehl- stück, verbunden mit
c. der Halsberge (franz. colletin, hausse-col, engl. neck-collar).
d. Kürass und zwar ein gotischer Grätenkürass, die schönste Panzerform, mit Brustplatte (franz. plastron, engl. breast-plate) und Rückenplatte (franz. dossiere, engl. backplate).
e. Die Achselstücke (franz. epauliere, engl. shoulder-plates) mit f den Achsel- höhlscheiben (franz. rondelles de plastron, engl. arms-rondels).
An diese schliesst sich das Armzeug, bestehend aus g den Armschienen (bras- sards) und h den Meuseln oder Ellbogenkacheln (franz. culitieres, engl. ellbow- pieces).
An den Kürass schliesst sich i der Vorderschurz (franz. braconniere, engl. great brayette), an diesen sind k die Krebse (tassettes), welche die Oberschenkel schützen, mit Riemen befestigt. Darunter ragt das Panzerhemd l, das den Unterleib deckt, vor.
Die Schenkel sind durch die Schienen m (cuissards), auch Dielingen genannt, geschützt. An diese schliessen sich n die Kniestücke (franz. genoullieres, boucles, engl. knucaps). Das untere Bein ist geschützt durch die Beinschienen o (franz. greves oder jambieres doubles, engl. greaves). Die Füsse sind bekleidet mit p den Rüst- oder Eisenschuhen (franz. sollerets oder pedieux, engl. sollerets oder goads) mit Schnabel (a la poulaine), die Hände mit Kampfhandschuhen q (franz. gantelets, engl. gauntlets) mit gefingerter Tatze (franz. a doigts separes, engl. articulated gaunt- lets). Das mächtige Schlachtschwert (r) hängt zur Linken, die Rechte stützt den Streithammer (s), dessen Schaft mit Goldnägeln beschlagen ist.
1) Von Halsberg entstanden.
2) Mit Krebse bezeichnete man später auch die geschiente Schenkelbekleidung.
Panzer- und Helmschmiede.
sich der Plattenpanzer dadurch entwickelte, daſs man die gefährdetsten Teile durch eiserne Platten, die über dem Panzerhemd getragen wurden, schützte. Aus der Brustplatte entstand dann der Küraſs, dessen alter, fremdartiger Name Korazin vielleicht von Khorassan, der durch ihre Waffenschmiede berühmten Stadt in Persien, abstammt. Der Korazin war der groſse, geschuppte Haubert 1), während man den Schalenküraſs „Krebse“ nannte, wegen der Ähnlichkeit des Brust- oder Rücken- schutzes dieser Tiere 2).
Wir können nicht die Entwickelung der Plattenrüstung in allen ihren Teilen bis zu den Handschuhen mit gefingerter Tatze (à doigts separés) und den langen Schnabelschuhen (à la poulaine) verfolgen und begnügen uns, die Zeichnung und Beschreibung einer gotischen Plattenrüstung bester Arbeit vom Ende des 15. Jahrhunderts mitzuteilen. Dieselbe wurde getragen von dem Ritter Wilhelm von Bibra, der als ein General Kaiser Maximilians im Jahre 1490 zu Verona starb, wo er auch beigesetzt wurde. Ich verdanke die Zeichnung (Fig. 278, a. f. S.) der Güte eines seiner Nachkommen, des Freiherrn W. S. von Bibra zu Wiesbaden.
a. Der Vorhelm (franz. haute pièce, engl. volant piece) ist eine Kriegsschale (salade).
b. Kinnhelm (franz. mentonière mobile, engl. great mentonniere) mit Kehl- stück, verbunden mit
c. der Halsberge (franz. colletin, hausse-col, engl. neck-collar).
d. Küraſs und zwar ein gotischer Grätenküraſs, die schönste Panzerform, mit Brustplatte (franz. plastron, engl. breast-plate) und Rückenplatte (franz. dossière, engl. backplate).
e. Die Achselstücke (franz. épaulière, engl. shoulder-plates) mit f den Achsel- höhlscheiben (franz. rondelles de plastron, engl. arms-rondels).
An diese schlieſst sich das Armzeug, bestehend aus g den Armschienen (bras- sards) und h den Meuseln oder Ellbogenkacheln (franz. culitières, engl. ellbow- pieces).
An den Küraſs schlieſst sich i der Vorderschurz (franz. braconnière, engl. great brayette), an diesen sind k die Krebse (tassettes), welche die Oberschenkel schützen, mit Riemen befestigt. Darunter ragt das Panzerhemd l, das den Unterleib deckt, vor.
Die Schenkel sind durch die Schienen m (cuissards), auch Dielingen genannt, geschützt. An diese schlieſsen sich n die Kniestücke (franz. genoullières, boucles, engl. knucaps). Das untere Bein ist geschützt durch die Beinschienen o (franz. greves oder jambières doubles, engl. greaves). Die Füſse sind bekleidet mit p den Rüst- oder Eisenschuhen (franz. sollerets oder pédieux, engl. sollerets oder goads) mit Schnabel (à la poulaine), die Hände mit Kampfhandschuhen q (franz. gantelets, engl. gauntlets) mit gefingerter Tatze (franz. à doigts séparés, engl. articulated gaunt- lets). Das mächtige Schlachtschwert (r) hängt zur Linken, die Rechte stützt den Streithammer (s), dessen Schaft mit Goldnägeln beschlagen ist.
1) Von Halsberg entstanden.
2) Mit Krebse bezeichnete man später auch die geschiente Schenkelbekleidung.
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Panzer- und Helmschmiede.
sich der Plattenpanzer dadurch entwickelte, daſs man die gefährdetsten
Teile durch eiserne Platten, die über dem Panzerhemd getragen wurden,
schützte. Aus der Brustplatte entstand dann der Küraſs, dessen alter,
fremdartiger Name Korazin vielleicht von Khorassan, der durch ihre
Waffenschmiede berühmten Stadt in Persien, abstammt. Der Korazin
war der groſse, geschuppte Haubert 1), während man den Schalenküraſs
„Krebse“ nannte, wegen der Ähnlichkeit des Brust- oder Rücken-
schutzes dieser Tiere 2).
Wir können nicht die Entwickelung der Plattenrüstung in
allen ihren Teilen bis zu den Handschuhen mit gefingerter Tatze
(à doigts separés) und den langen Schnabelschuhen (à la poulaine)
verfolgen und begnügen uns, die Zeichnung und Beschreibung einer
gotischen Plattenrüstung bester Arbeit vom Ende des 15. Jahrhunderts
mitzuteilen. Dieselbe wurde getragen von dem Ritter Wilhelm von
Bibra, der als ein General Kaiser Maximilians im Jahre 1490 zu Verona
starb, wo er auch beigesetzt wurde. Ich verdanke die Zeichnung
(Fig. 278, a. f. S.) der Güte eines seiner Nachkommen, des Freiherrn
W. S. von Bibra zu Wiesbaden.
a. Der Vorhelm (franz. haute pièce, engl. volant piece) ist eine Kriegsschale
(salade).
b. Kinnhelm (franz. mentonière mobile, engl. great mentonniere) mit Kehl-
stück, verbunden mit
c. der Halsberge (franz. colletin, hausse-col, engl. neck-collar).
d. Küraſs und zwar ein gotischer Grätenküraſs, die schönste Panzerform, mit
Brustplatte (franz. plastron, engl. breast-plate) und Rückenplatte (franz. dossière,
engl. backplate).
e. Die Achselstücke (franz. épaulière, engl. shoulder-plates) mit f den Achsel-
höhlscheiben (franz. rondelles de plastron, engl. arms-rondels).
An diese schlieſst sich das Armzeug, bestehend aus g den Armschienen (bras-
sards) und h den Meuseln oder Ellbogenkacheln (franz. culitières, engl. ellbow-
pieces).
An den Küraſs schlieſst sich i der Vorderschurz (franz. braconnière, engl. great
brayette), an diesen sind k die Krebse (tassettes), welche die Oberschenkel schützen,
mit Riemen befestigt. Darunter ragt das Panzerhemd l, das den Unterleib deckt, vor.
Die Schenkel sind durch die Schienen m (cuissards), auch Dielingen genannt,
geschützt. An diese schlieſsen sich n die Kniestücke (franz. genoullières, boucles, engl.
knucaps). Das untere Bein ist geschützt durch die Beinschienen o (franz. greves oder
jambières doubles, engl. greaves). Die Füſse sind bekleidet mit p den Rüst- oder
Eisenschuhen (franz. sollerets oder pédieux, engl. sollerets oder goads) mit Schnabel
(à la poulaine), die Hände mit Kampfhandschuhen q (franz. gantelets, engl.
gauntlets) mit gefingerter Tatze (franz. à doigts séparés, engl. articulated gaunt-
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Streithammer (s), dessen Schaft mit Goldnägeln beschlagen ist.
1) Von Halsberg entstanden.
2) Mit Krebse bezeichnete man später auch
die geschiente Schenkelbekleidung.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 871. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/893>, abgerufen am 24.11.2024.
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