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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Feuerwaffen.
Augsburg erwähnt. Diese Kanonen wurden für den Verkauf ange-
fertigt. Auch Nürnberg übernahm zu Ende des 14. Jahrhunderts die
Lieferung von Bronzegeschützen an fremde Fürsten.

Seit Anfang des 15. Jahrhunderts wetteiferte man Geschütze von
kolossalen Dimensionen anzufertigen. Eins der ältesten dieser Riesen-
stücke ist die Braunschweiger "Mette" oder auch "faule Grete". Dieser
Name, der sehr häufig vorkommt und sich auch ins Ausland verpflanzte
(Griete im Französischen), rührt von dem Landsknechtshumor jener
Zeit her und entsprang dem Umstande, dass diese Art von Kanonen
sehr schwer und langsam zu transportieren und in Position zu bringen
war, da sie nicht auf einem Rädergestell lag, sondern auf starken Balken
und mittels schwerer Fuhrwerke fortgeschafft werden musste. Die grosse
"Braunschweiger Mette" war in einem Stück gegossen und wog 160 Ztr.1).
In den Hussitenkriegen lieferte Nürnberg schwere Stücke, so 1421 eine
gegossene "Büchse", die 2 Ztr. schoss. 1445 wurde daselbst eine
Büchse von 519 Ztr. Gewicht gegossen. Im alten Zeughaus zu München
befindet sich eine Kanone von 43 Ztr. 33 Pfund Gewicht, 1425 von
Hans dem Orgelmeister gegossen. Eine andere, die "Stachlerin", schoss
Kugeln von 31/2 Ztr.; eine andere, der "Böcker", solche von 2 Ztr.
1480 führte Graf Eberhard von Württemberg ein grosses Stück, der
"Murfel" genannt. Es wog 63 Ztr. 36 Pfund, war 11 Fuss lang und
schoss Steinkugeln von 160 Pfund Gewicht. 14 Pferde zogen den
Büchsenwagen, 100 Mann, 8 Zimmerleute und 4 Steinhauer bildeten
die Bedienung. Venedig folgte am frühesten den Deutschen in der
Anfertigung von Bronzekanonen. Einer unwahrscheinlichen Tradition
nach soll Berthold Schwarz selbst die Geschützfabrikation im Jahre
1376 bei den Venetianern eingeführt haben.

Bei der Belagerung von Clodia Fosse im Kriege zwischen Genua
und Venedig führten die Deutschen zwei Feldkanonen, die Bleikugeln
schossen, die Venetianer protestierten gegen diese Art von Waffen als
unritterlich und gegen das Völkerrecht.

In den Hussitenkriegen spielte die Artillerie eine grosse Rolle und
bildete sich in diesem Kriege namentlich die Feldartillerie aus.

In Frankreich fanden Bronzegeschütze in der ersten Hälfte des

1) Die "faule Mette" in Braunschweig angebl. am 8. Febr. 1411 gegossen.
Martini dieses Jahres bezeugte der Rat: dat we uns verdragen hadden mit meister
Henninge Bussenschutten, dat he uns maken scholde eyne donrebussen, des heft
he uns eyne donrebussen geghoten und gemaket, dode hefft an wichte by hundert
unde sestich syntenere (Chronik der Stadt Braunschweig. -- Abbildung in Sack,
Altertümer der Stadt Braunschweig, Tab. XI).

Feuerwaffen.
Augsburg erwähnt. Diese Kanonen wurden für den Verkauf ange-
fertigt. Auch Nürnberg übernahm zu Ende des 14. Jahrhunderts die
Lieferung von Bronzegeschützen an fremde Fürsten.

Seit Anfang des 15. Jahrhunderts wetteiferte man Geschütze von
kolossalen Dimensionen anzufertigen. Eins der ältesten dieser Riesen-
stücke ist die Braunschweiger „Mette“ oder auch „faule Grete“. Dieser
Name, der sehr häufig vorkommt und sich auch ins Ausland verpflanzte
(Griète im Französischen), rührt von dem Landsknechtshumor jener
Zeit her und entsprang dem Umstande, daſs diese Art von Kanonen
sehr schwer und langsam zu transportieren und in Position zu bringen
war, da sie nicht auf einem Rädergestell lag, sondern auf starken Balken
und mittels schwerer Fuhrwerke fortgeschafft werden muſste. Die groſse
„Braunschweiger Mette“ war in einem Stück gegossen und wog 160 Ztr.1).
In den Hussitenkriegen lieferte Nürnberg schwere Stücke, so 1421 eine
gegossene „Büchse“, die 2 Ztr. schoſs. 1445 wurde daselbst eine
Büchse von 519 Ztr. Gewicht gegossen. Im alten Zeughaus zu München
befindet sich eine Kanone von 43 Ztr. 33 Pfund Gewicht, 1425 von
Hans dem Orgelmeister gegossen. Eine andere, die „Stachlerin“, schoſs
Kugeln von 3½ Ztr.; eine andere, der „Böcker“, solche von 2 Ztr.
1480 führte Graf Eberhard von Württemberg ein groſses Stück, der
„Murfel“ genannt. Es wog 63 Ztr. 36 Pfund, war 11 Fuſs lang und
schoſs Steinkugeln von 160 Pfund Gewicht. 14 Pferde zogen den
Büchsenwagen, 100 Mann, 8 Zimmerleute und 4 Steinhauer bildeten
die Bedienung. Venedig folgte am frühesten den Deutschen in der
Anfertigung von Bronzekanonen. Einer unwahrscheinlichen Tradition
nach soll Berthold Schwarz selbst die Geschützfabrikation im Jahre
1376 bei den Venetianern eingeführt haben.

Bei der Belagerung von Clodia Fosse im Kriege zwischen Genua
und Venedig führten die Deutschen zwei Feldkanonen, die Bleikugeln
schossen, die Venetianer protestierten gegen diese Art von Waffen als
unritterlich und gegen das Völkerrecht.

In den Hussitenkriegen spielte die Artillerie eine groſse Rolle und
bildete sich in diesem Kriege namentlich die Feldartillerie aus.

In Frankreich fanden Bronzegeschütze in der ersten Hälfte des

1) Die „faule Mette“ in Braunschweig angebl. am 8. Febr. 1411 gegossen.
Martini dieses Jahres bezeugte der Rat: dat we uns verdragen hadden mit meister
Henninge Bussenschutten, dat he uns maken scholde eyne donrebussen, des heft
he uns eyne donrebussen geghoten und gemaket, dode hefft an wichte by hundert
unde sestich syntenere (Chronik der Stadt Braunschweig. — Abbildung in Sack,
Altertümer der Stadt Braunschweig, Tab. XI).
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[903/0925] Feuerwaffen. Augsburg erwähnt. Diese Kanonen wurden für den Verkauf ange- fertigt. Auch Nürnberg übernahm zu Ende des 14. Jahrhunderts die Lieferung von Bronzegeschützen an fremde Fürsten. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts wetteiferte man Geschütze von kolossalen Dimensionen anzufertigen. Eins der ältesten dieser Riesen- stücke ist die Braunschweiger „Mette“ oder auch „faule Grete“. Dieser Name, der sehr häufig vorkommt und sich auch ins Ausland verpflanzte (Griète im Französischen), rührt von dem Landsknechtshumor jener Zeit her und entsprang dem Umstande, daſs diese Art von Kanonen sehr schwer und langsam zu transportieren und in Position zu bringen war, da sie nicht auf einem Rädergestell lag, sondern auf starken Balken und mittels schwerer Fuhrwerke fortgeschafft werden muſste. Die groſse „Braunschweiger Mette“ war in einem Stück gegossen und wog 160 Ztr. 1). In den Hussitenkriegen lieferte Nürnberg schwere Stücke, so 1421 eine gegossene „Büchse“, die 2 Ztr. schoſs. 1445 wurde daselbst eine Büchse von 519 Ztr. Gewicht gegossen. Im alten Zeughaus zu München befindet sich eine Kanone von 43 Ztr. 33 Pfund Gewicht, 1425 von Hans dem Orgelmeister gegossen. Eine andere, die „Stachlerin“, schoſs Kugeln von 3½ Ztr.; eine andere, der „Böcker“, solche von 2 Ztr. 1480 führte Graf Eberhard von Württemberg ein groſses Stück, der „Murfel“ genannt. Es wog 63 Ztr. 36 Pfund, war 11 Fuſs lang und schoſs Steinkugeln von 160 Pfund Gewicht. 14 Pferde zogen den Büchsenwagen, 100 Mann, 8 Zimmerleute und 4 Steinhauer bildeten die Bedienung. Venedig folgte am frühesten den Deutschen in der Anfertigung von Bronzekanonen. Einer unwahrscheinlichen Tradition nach soll Berthold Schwarz selbst die Geschützfabrikation im Jahre 1376 bei den Venetianern eingeführt haben. Bei der Belagerung von Clodia Fosse im Kriege zwischen Genua und Venedig führten die Deutschen zwei Feldkanonen, die Bleikugeln schossen, die Venetianer protestierten gegen diese Art von Waffen als unritterlich und gegen das Völkerrecht. In den Hussitenkriegen spielte die Artillerie eine groſse Rolle und bildete sich in diesem Kriege namentlich die Feldartillerie aus. In Frankreich fanden Bronzegeschütze in der ersten Hälfte des 1) Die „faule Mette“ in Braunschweig angebl. am 8. Febr. 1411 gegossen. Martini dieses Jahres bezeugte der Rat: dat we uns verdragen hadden mit meister Henninge Bussenschutten, dat he uns maken scholde eyne donrebussen, des heft he uns eyne donrebussen geghoten und gemaket, dode hefft an wichte by hundert unde sestich syntenere (Chronik der Stadt Braunschweig. — Abbildung in Sack, Altertümer der Stadt Braunschweig, Tab. XI).

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/925>, abgerufen am 24.11.2024.