Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Ägypten.
bereits erwähnt, eigentlich weisses Gold heisst. Dieser Umstand, sowie
die frühere Benutzung des Goldes als Geld deuten darauf hin, dass das
Gold in Ägypten vor dem Silber in Gebrauch war. Es scheint, dass
das Silber ursprünglich nicht im Lande gewonnen wurde, sondern
vom Auslande kam. Es war anfänglich sehr selten, deshalb auch der
Wertunterschied zwischen beiden Metallen in ältester Zeit gering.
In den frühesten Anfzählungen von Beute oder Geschenken wird sogar
Silber vor dem Golde genannt. Die Abbildungen der Kriegsbeute
zeigen beide Metalle in gleichen Mengen. Es wird wie das Gold in
Ringen oder ziegelförmigen Tafeln (Planschen) oder in Beuteln dar-
gewogen. Von den südlichen Ländern kam kein Silber, sondern
nur Gold und Elektron, eine Legierung von Gold und Silber. Dagegen
erhielten die Ägypter reichlich Silber durch ihren Handel, besonders von
den semitischen Nachbarvölkern vor allen von den Phöniziern. Zur Zeit
der achtzehnten Dynastie waren die Ägypter schon reich an Silber.
Sesostris soll dem Ammon in Theben ein Schiff aus Zedernholz von
280 Ellen Länge, das aussen mit Gold, innen mit Silber überzogen war,
als Weihgeschenk dargebracht haben. Nach Pollux hätten die Perser
nach der Eroberung Ägyptens das reinste Silber aus diesem Lande be-
zogen und Diodor rühmt die ungeheure Ausbeute der Silbergruben
unter den Ptolomäern.

Elektron, die Legierung von Gold und Silber, die in früherer Zeit
als ein selbständiges Metall angesehen und hochgeschätzt wurde, wird
in den alten Inschriften oft neben dem Golde genannt. Es hiess asem
und hatte das dem Golde verwandte Zeichen @[.]

Das wichtigste Nutzmetall der Ägypter war das Kupfer. Kupfer-
bergwerke wurden in verschiedenen Teilen des Reiches betrieben. Wir
haben oben die ausgedehnten, zur Zeit der achtzehnten Dynastie be-
rühmten Kupferbergwerke von Akaba bereits erwähnt. Wilkinson
führt Kupferbergwerke in der Erythräischen Wüste an. Lepsius hat die
Reste von Kupferwerken, welche von der Zeit Thutmosis III. bis zur
neunzehnten Dynastie (etwa 1600 bis 1400 v. Chr.) blühten, bei Sarbut-
el-Chadem (Surabit-el-Khadem) am Abhange des Sinai nahe dem
Roten Meere wieder aufgefunden. Hartland hält dieselben für Reste
von Eisenwerken. Die Göttin, der dieses Land geweiht wurde, war
Hathor, "die Herrin von Mafkat", d. h. des Kupferlandes. Östlich und
westlich von jenem Platze finden sich Halden von Kupferschlacken, die
durch ihre schwarze Farbe grell von dem lichten Boden abstechen und
durch ihre Ausdehnung auf lange fortgesetzten Betrieb schliessen

Ägypten.
bereits erwähnt, eigentlich weiſses Gold heiſst. Dieser Umstand, sowie
die frühere Benutzung des Goldes als Geld deuten darauf hin, daſs das
Gold in Ägypten vor dem Silber in Gebrauch war. Es scheint, daſs
das Silber ursprünglich nicht im Lande gewonnen wurde, sondern
vom Auslande kam. Es war anfänglich sehr selten, deshalb auch der
Wertunterschied zwischen beiden Metallen in ältester Zeit gering.
In den frühesten Anfzählungen von Beute oder Geschenken wird sogar
Silber vor dem Golde genannt. Die Abbildungen der Kriegsbeute
zeigen beide Metalle in gleichen Mengen. Es wird wie das Gold in
Ringen oder ziegelförmigen Tafeln (Planschen) oder in Beuteln dar-
gewogen. Von den südlichen Ländern kam kein Silber, sondern
nur Gold und Elektron, eine Legierung von Gold und Silber. Dagegen
erhielten die Ägypter reichlich Silber durch ihren Handel, besonders von
den semitischen Nachbarvölkern vor allen von den Phöniziern. Zur Zeit
der achtzehnten Dynastie waren die Ägypter schon reich an Silber.
Sesostris soll dem Ammon in Theben ein Schiff aus Zedernholz von
280 Ellen Länge, das auſsen mit Gold, innen mit Silber überzogen war,
als Weihgeschenk dargebracht haben. Nach Pollux hätten die Perser
nach der Eroberung Ägyptens das reinste Silber aus diesem Lande be-
zogen und Diodor rühmt die ungeheure Ausbeute der Silbergruben
unter den Ptolomäern.

Elektron, die Legierung von Gold und Silber, die in früherer Zeit
als ein selbständiges Metall angesehen und hochgeschätzt wurde, wird
in den alten Inschriften oft neben dem Golde genannt. Es hieſs asem
und hatte das dem Golde verwandte Zeichen [.]

Das wichtigste Nutzmetall der Ägypter war das Kupfer. Kupfer-
bergwerke wurden in verschiedenen Teilen des Reiches betrieben. Wir
haben oben die ausgedehnten, zur Zeit der achtzehnten Dynastie be-
rühmten Kupferbergwerke von Akaba bereits erwähnt. Wilkinson
führt Kupferbergwerke in der Erythräischen Wüste an. Lepsius hat die
Reste von Kupferwerken, welche von der Zeit Thutmosis III. bis zur
neunzehnten Dynastie (etwa 1600 bis 1400 v. Chr.) blühten, bei Sarbut-
el-Chadem (Surabit-el-Khadem) am Abhange des Sinai nahe dem
Roten Meere wieder aufgefunden. Hartland hält dieselben für Reste
von Eisenwerken. Die Göttin, der dieses Land geweiht wurde, war
Hathor, „die Herrin von Mafkat“, d. h. des Kupferlandes. Östlich und
westlich von jenem Platze finden sich Halden von Kupferschlacken, die
durch ihre schwarze Farbe grell von dem lichten Boden abstechen und
durch ihre Ausdehnung auf lange fortgesetzten Betrieb schlieſsen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0099" n="77"/><fw place="top" type="header">Ägypten.</fw><lb/>
bereits erwähnt, eigentlich wei&#x017F;ses Gold hei&#x017F;st. Dieser Umstand, sowie<lb/>
die frühere Benutzung des Goldes als Geld deuten darauf hin, da&#x017F;s das<lb/>
Gold in Ägypten vor dem Silber in Gebrauch war. Es scheint, da&#x017F;s<lb/>
das Silber ursprünglich nicht im Lande gewonnen wurde, sondern<lb/>
vom Auslande kam. Es war anfänglich sehr selten, deshalb auch der<lb/>
Wertunterschied zwischen beiden Metallen in ältester Zeit gering.<lb/>
In den frühesten Anfzählungen von Beute oder Geschenken wird sogar<lb/>
Silber vor dem Golde genannt. Die Abbildungen der Kriegsbeute<lb/>
zeigen beide Metalle in gleichen Mengen. Es wird wie das Gold in<lb/>
Ringen oder ziegelförmigen Tafeln (Planschen) oder in Beuteln dar-<lb/>
gewogen. Von den südlichen Ländern kam kein Silber, sondern<lb/>
nur Gold und Elektron, eine Legierung von Gold und Silber. Dagegen<lb/>
erhielten die Ägypter reichlich Silber durch ihren Handel, besonders von<lb/>
den semitischen Nachbarvölkern vor allen von den Phöniziern. Zur Zeit<lb/>
der achtzehnten Dynastie waren die Ägypter schon reich an Silber.<lb/>
Sesostris soll dem Ammon in Theben ein Schiff aus Zedernholz von<lb/>
280 Ellen Länge, das au&#x017F;sen mit Gold, innen mit Silber überzogen war,<lb/>
als Weihgeschenk dargebracht haben. Nach Pollux hätten die Perser<lb/>
nach der Eroberung Ägyptens das reinste Silber aus diesem Lande be-<lb/>
zogen und Diodor rühmt die ungeheure Ausbeute der Silbergruben<lb/>
unter den Ptolomäern.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Elektron</hi>, die Legierung von Gold und Silber, die in früherer Zeit<lb/>
als ein selbständiges Metall angesehen und hochgeschätzt wurde, wird<lb/>
in den alten Inschriften oft neben dem Golde genannt. Es hie&#x017F;s <hi rendition="#g">asem</hi><lb/>
und hatte das dem Golde verwandte Zeichen &#xFFFC;<supplied>.</supplied></p><lb/>
          <p>Das wichtigste Nutzmetall der Ägypter war das <hi rendition="#g">Kupfer</hi>. Kupfer-<lb/>
bergwerke wurden in verschiedenen Teilen des Reiches betrieben. Wir<lb/>
haben oben die ausgedehnten, zur Zeit der achtzehnten Dynastie be-<lb/>
rühmten Kupferbergwerke von Akaba bereits erwähnt. Wilkinson<lb/>
führt Kupferbergwerke in der Erythräischen Wüste an. Lepsius hat die<lb/>
Reste von Kupferwerken, welche von der Zeit Thutmosis III. bis zur<lb/>
neunzehnten Dynastie (etwa 1600 bis 1400 v. Chr.) blühten, bei Sarbut-<lb/>
el-Chadem (Surabit-el-Khadem) am Abhange des Sinai nahe dem<lb/>
Roten Meere wieder aufgefunden. Hartland hält dieselben für Reste<lb/>
von Eisenwerken. Die Göttin, der dieses Land geweiht wurde, war<lb/>
Hathor, &#x201E;die Herrin von Mafkat&#x201C;, d. h. des Kupferlandes. Östlich und<lb/>
westlich von jenem Platze finden sich Halden von Kupferschlacken, die<lb/>
durch ihre schwarze Farbe grell von dem lichten Boden abstechen und<lb/>
durch ihre Ausdehnung auf lange fortgesetzten Betrieb schlie&#x017F;sen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0099] Ägypten. bereits erwähnt, eigentlich weiſses Gold heiſst. Dieser Umstand, sowie die frühere Benutzung des Goldes als Geld deuten darauf hin, daſs das Gold in Ägypten vor dem Silber in Gebrauch war. Es scheint, daſs das Silber ursprünglich nicht im Lande gewonnen wurde, sondern vom Auslande kam. Es war anfänglich sehr selten, deshalb auch der Wertunterschied zwischen beiden Metallen in ältester Zeit gering. In den frühesten Anfzählungen von Beute oder Geschenken wird sogar Silber vor dem Golde genannt. Die Abbildungen der Kriegsbeute zeigen beide Metalle in gleichen Mengen. Es wird wie das Gold in Ringen oder ziegelförmigen Tafeln (Planschen) oder in Beuteln dar- gewogen. Von den südlichen Ländern kam kein Silber, sondern nur Gold und Elektron, eine Legierung von Gold und Silber. Dagegen erhielten die Ägypter reichlich Silber durch ihren Handel, besonders von den semitischen Nachbarvölkern vor allen von den Phöniziern. Zur Zeit der achtzehnten Dynastie waren die Ägypter schon reich an Silber. Sesostris soll dem Ammon in Theben ein Schiff aus Zedernholz von 280 Ellen Länge, das auſsen mit Gold, innen mit Silber überzogen war, als Weihgeschenk dargebracht haben. Nach Pollux hätten die Perser nach der Eroberung Ägyptens das reinste Silber aus diesem Lande be- zogen und Diodor rühmt die ungeheure Ausbeute der Silbergruben unter den Ptolomäern. Elektron, die Legierung von Gold und Silber, die in früherer Zeit als ein selbständiges Metall angesehen und hochgeschätzt wurde, wird in den alten Inschriften oft neben dem Golde genannt. Es hieſs asem und hatte das dem Golde verwandte Zeichen . Das wichtigste Nutzmetall der Ägypter war das Kupfer. Kupfer- bergwerke wurden in verschiedenen Teilen des Reiches betrieben. Wir haben oben die ausgedehnten, zur Zeit der achtzehnten Dynastie be- rühmten Kupferbergwerke von Akaba bereits erwähnt. Wilkinson führt Kupferbergwerke in der Erythräischen Wüste an. Lepsius hat die Reste von Kupferwerken, welche von der Zeit Thutmosis III. bis zur neunzehnten Dynastie (etwa 1600 bis 1400 v. Chr.) blühten, bei Sarbut- el-Chadem (Surabit-el-Khadem) am Abhange des Sinai nahe dem Roten Meere wieder aufgefunden. Hartland hält dieselben für Reste von Eisenwerken. Die Göttin, der dieses Land geweiht wurde, war Hathor, „die Herrin von Mafkat“, d. h. des Kupferlandes. Östlich und westlich von jenem Platze finden sich Halden von Kupferschlacken, die durch ihre schwarze Farbe grell von dem lichten Boden abstechen und durch ihre Ausdehnung auf lange fortgesetzten Betrieb schlieſsen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/99
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/99>, abgerufen am 22.11.2024.