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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Alchemie.
d. h. den Metalloxyden. Andere lehrten, sie bildeten sich aus den
Elementen. Einige erklären ihre Entstehung aus einer Erstarrung
durch Kälte; andere als eine Verdichtung durch Wärme. Die Astro-
logen aber erklären ihre Bildung durch die Einwirkung der Planeten.
So legt man dem Hermes Trismegistos den Satz in den Mund: "Terram
metallorum matrem esse, coelum vero patrem."

Albertus Magnus lehrte, dass ausser dem Quecksilber und
dem Schwefel auch das Wasser oder die Feuchtigkeit ein Elementar-
bestandteil der Metalle sei. Und Basilius Valentinus sagt: "Der
Geist steckt im Merkur, die Farbe such' im Schwefel, aber die Koagu-
lation (den Aggregatzustand) im Salz." Endlich wurde auch das
Feuer bald direkt als ein Bestandteil angegeben, bald wurde der
Schwefel als das verbrennliche Feuerelement aufgefasst.

Gebers Ansicht behielt indes im ganzen die Oberhand. Am
meisten wurde sie von dem berühmten Raymundus Lullus weiter
ausgeführt. Er lehrte, das Verhältnis dieser beiden Prinzipien, des
Schwefels und des Quecksilbers, bedinge die Eigenschaften der Metalle.
Ausserdem seien aber diese principia selbst mehr oder weniger rein
und in ihrer reinsten Mischung seien sie in dem Golde enthalten.
Deshalb nannte er das Goldmachen "die Läuterung der Prinzipien".

Es gab indes doch auch in jener Zeit, als die alchemistischen An-
sichten eine fast tyrannische Herrschaft ausübten, abweichende An-
sichten, die namentlich der Behauptung, dass Gold aus Schwefel und
Quecksilber gemengt sei, und dass alle Metalle aus diesen beiden Ele-
menten entstanden seien, widersprachen. Im allgemeinen stellte sich
auch die orthodox-theologische Ansicht auf die Seite dieser letztern;
so behauptet der heilige Augustinus ausdrücklich, dass die Metalle von
Gott zugleich mit der Erde selbst erschaffen seien.

Von dem Eisen, dessen alchemistisches Zeichen (= Mars)
war, lehrte Geber, dass dasselbe von allen Metallen am schwersten in
Gold zu verwandeln sei. Schmelze man es mit Gold und Silber zu-
sammen, so liesse es sich ohne grosse Mühe wieder abscheiden. Die
Entstehung des Eisens aber erklärte er so:

"Wenn ein beständiger, irdischer Schwefel mit beständigem, irdi-
schem Quecksilber vermischt wird und sich beide nicht rein weiss,
sondern mit einer Bläue verbinden, so dass der Anteil des Schwefels
die Oberhand behält, so wird Eisen daraus, denn das Übermass
des beständigen Schwefels verhindert den Fluss." Albertus Magnus
sagt einfacher: Ferrum ex mixtione argenti vivi impuri pariter ex sul-
phure immundo et terrestri resultare prodidit.


Alchemie.
d. h. den Metalloxyden. Andere lehrten, sie bildeten sich aus den
Elementen. Einige erklären ihre Entstehung aus einer Erstarrung
durch Kälte; andere als eine Verdichtung durch Wärme. Die Astro-
logen aber erklären ihre Bildung durch die Einwirkung der Planeten.
So legt man dem Hermes Trismegistos den Satz in den Mund: „Terram
metallorum matrem esse, coelum vero patrem.“

Albertus Magnus lehrte, daſs auſser dem Quecksilber und
dem Schwefel auch das Wasser oder die Feuchtigkeit ein Elementar-
bestandteil der Metalle sei. Und Basilius Valentinus sagt: „Der
Geist steckt im Merkur, die Farbe such’ im Schwefel, aber die Koagu-
lation (den Aggregatzustand) im Salz.“ Endlich wurde auch das
Feuer bald direkt als ein Bestandteil angegeben, bald wurde der
Schwefel als das verbrennliche Feuerelement aufgefaſst.

Gebers Ansicht behielt indes im ganzen die Oberhand. Am
meisten wurde sie von dem berühmten Raymundus Lullus weiter
ausgeführt. Er lehrte, das Verhältnis dieser beiden Prinzipien, des
Schwefels und des Quecksilbers, bedinge die Eigenschaften der Metalle.
Auſserdem seien aber diese principia selbst mehr oder weniger rein
und in ihrer reinsten Mischung seien sie in dem Golde enthalten.
Deshalb nannte er das Goldmachen „die Läuterung der Prinzipien“.

Es gab indes doch auch in jener Zeit, als die alchemistischen An-
sichten eine fast tyrannische Herrschaft ausübten, abweichende An-
sichten, die namentlich der Behauptung, daſs Gold aus Schwefel und
Quecksilber gemengt sei, und daſs alle Metalle aus diesen beiden Ele-
menten entstanden seien, widersprachen. Im allgemeinen stellte sich
auch die orthodox-theologische Ansicht auf die Seite dieser letztern;
so behauptet der heilige Augustinus ausdrücklich, daſs die Metalle von
Gott zugleich mit der Erde selbst erschaffen seien.

Von dem Eisen, dessen alchemistisches Zeichen ♂ (= Mars)
war, lehrte Geber, daſs dasſelbe von allen Metallen am schwersten in
Gold zu verwandeln sei. Schmelze man es mit Gold und Silber zu-
sammen, so lieſse es sich ohne groſse Mühe wieder abscheiden. Die
Entstehung des Eisens aber erklärte er so:

„Wenn ein beständiger, irdischer Schwefel mit beständigem, irdi-
schem Quecksilber vermischt wird und sich beide nicht rein weiſs,
sondern mit einer Bläue verbinden, so daſs der Anteil des Schwefels
die Oberhand behält, so wird Eisen daraus, denn das Übermaſs
des beständigen Schwefels verhindert den Fluſs.“ Albertus Magnus
sagt einfacher: Ferrum ex mixtione argenti vivi impuri pariter ex sul-
phure immundo et terrestri resultare prodidit.


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[972/0994] Alchemie. d. h. den Metalloxyden. Andere lehrten, sie bildeten sich aus den Elementen. Einige erklären ihre Entstehung aus einer Erstarrung durch Kälte; andere als eine Verdichtung durch Wärme. Die Astro- logen aber erklären ihre Bildung durch die Einwirkung der Planeten. So legt man dem Hermes Trismegistos den Satz in den Mund: „Terram metallorum matrem esse, coelum vero patrem.“ Albertus Magnus lehrte, daſs auſser dem Quecksilber und dem Schwefel auch das Wasser oder die Feuchtigkeit ein Elementar- bestandteil der Metalle sei. Und Basilius Valentinus sagt: „Der Geist steckt im Merkur, die Farbe such’ im Schwefel, aber die Koagu- lation (den Aggregatzustand) im Salz.“ Endlich wurde auch das Feuer bald direkt als ein Bestandteil angegeben, bald wurde der Schwefel als das verbrennliche Feuerelement aufgefaſst. Gebers Ansicht behielt indes im ganzen die Oberhand. Am meisten wurde sie von dem berühmten Raymundus Lullus weiter ausgeführt. Er lehrte, das Verhältnis dieser beiden Prinzipien, des Schwefels und des Quecksilbers, bedinge die Eigenschaften der Metalle. Auſserdem seien aber diese principia selbst mehr oder weniger rein und in ihrer reinsten Mischung seien sie in dem Golde enthalten. Deshalb nannte er das Goldmachen „die Läuterung der Prinzipien“. Es gab indes doch auch in jener Zeit, als die alchemistischen An- sichten eine fast tyrannische Herrschaft ausübten, abweichende An- sichten, die namentlich der Behauptung, daſs Gold aus Schwefel und Quecksilber gemengt sei, und daſs alle Metalle aus diesen beiden Ele- menten entstanden seien, widersprachen. Im allgemeinen stellte sich auch die orthodox-theologische Ansicht auf die Seite dieser letztern; so behauptet der heilige Augustinus ausdrücklich, daſs die Metalle von Gott zugleich mit der Erde selbst erschaffen seien. Von dem Eisen, dessen alchemistisches Zeichen ♂ (= Mars) war, lehrte Geber, daſs dasſelbe von allen Metallen am schwersten in Gold zu verwandeln sei. Schmelze man es mit Gold und Silber zu- sammen, so lieſse es sich ohne groſse Mühe wieder abscheiden. Die Entstehung des Eisens aber erklärte er so: „Wenn ein beständiger, irdischer Schwefel mit beständigem, irdi- schem Quecksilber vermischt wird und sich beide nicht rein weiſs, sondern mit einer Bläue verbinden, so daſs der Anteil des Schwefels die Oberhand behält, so wird Eisen daraus, denn das Übermaſs des beständigen Schwefels verhindert den Fluſs.“ Albertus Magnus sagt einfacher: Ferrum ex mixtione argenti vivi impuri pariter ex sul- phure immundo et terrestri resultare prodidit.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 972. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/994>, abgerufen am 21.11.2024.