die Arbeit aussieht, als ob es Niello wäre. Wenn du aber auf Messern oder anderen Eisengegenständen Buchstaben willst, so grabe sie vor- erst mit dem Grabeisen ein, hast du dann einen dicken Silberdraht gemacht, so bilde die Buchstaben mit der zarten Zange und lege damit die Vertiefungen aus; dann mit dem Hammer darauf schlagend, fülle sie. Auf diese Weise kannst du auch Schnörkel und Kreise in dem Eisen machen und fülle sie mit Drähten von Kupfer und Messing. Wenn etwas von solcher Arbeit aber durch das Alter oder Nachlässigkeit gebrochen wäre und du beabsichtigst Silber anzuwenden, so setze es ins Feuer, bis es glüht, halte es in der Linken mit der Zange, mit der Rechten reibe ein langes Stück Blei an allen Stellen, wo das Silber erscheint; beginnt dann das Blei zu schmelzen, so schmilzt auch das Silber und vermengt sich damit. So wird das Blei verbrannt und man erhält Silber.
Kapitel XCI. Von der Lötung des Eisens.
Man macht auch dünne Ringe aus Eisen, welche in Handhaben von Eisenwerkzeugen gesteckt werden, die nicht selbst gelötet werden können; an der Verbindungsstelle wickelt man ein dünnes Kupferstück herum und legt etwas Thon an. Sobald dieser trocken ist und vor dem Herde auf Kohlen durch Zublasen glüht, fliesst das geschmolzene Kupfer als- bald herum und lötet. Auf diese Weise werden auch verzinnte Nägel, wenn sie gebrochen sind, und sonst Beliebiges von Eisen gelötet. Wenn du Schlösser fertigen willst, mit denen Laden verschlossen werden, so schlage ein Eisen dünn und biege es um ein anderes rundes Eisen, mit dem du oben und unten den Boden verbindest. Dann bringe ringsum Riemchen aus demselben Eisen und dazwischen Schnörkel und Kreise, wie dir beliebt, an, doch so, dass ein Stück immer auf das andere geschlagen werde und zusammenhängt, dass es nicht fallen kann. Mische auch zwei Teile Kupfer und ein Drittel Zinn, verkleinere es sorgfältig mit dem Hammer in einem Ge- fässe von Eisen, verbrenne Weinstein, füge ein wenig Salz hinzu und vermische es mit Wasser, streiche es ringsherum und streue dieses Pulver darauf. Wenn es trocken ist, streiche jene Mischung von neuem dichter auf, lege es auf Kohlen, decke rings mit Sorgfalt zu, wie oben beim Silber, und löte auf dieselbe Weise. Ist es an der Luft abgekühlt, so wasche es. Auf solche Art kannst du, was du willst
Beck, Geschichte des Eisens. 62
Theophilus Presbyter.
die Arbeit aussieht, als ob es Niello wäre. Wenn du aber auf Messern oder anderen Eisengegenständen Buchstaben willst, so grabe sie vor- erst mit dem Grabeisen ein, hast du dann einen dicken Silberdraht gemacht, so bilde die Buchstaben mit der zarten Zange und lege damit die Vertiefungen aus; dann mit dem Hammer darauf schlagend, fülle sie. Auf diese Weise kannst du auch Schnörkel und Kreise in dem Eisen machen und fülle sie mit Drähten von Kupfer und Messing. Wenn etwas von solcher Arbeit aber durch das Alter oder Nachlässigkeit gebrochen wäre und du beabsichtigst Silber anzuwenden, so setze es ins Feuer, bis es glüht, halte es in der Linken mit der Zange, mit der Rechten reibe ein langes Stück Blei an allen Stellen, wo das Silber erscheint; beginnt dann das Blei zu schmelzen, so schmilzt auch das Silber und vermengt sich damit. So wird das Blei verbrannt und man erhält Silber.
Kapitel XCI. Von der Lötung des Eisens.
Man macht auch dünne Ringe aus Eisen, welche in Handhaben von Eisenwerkzeugen gesteckt werden, die nicht selbst gelötet werden können; an der Verbindungsstelle wickelt man ein dünnes Kupferstück herum und legt etwas Thon an. Sobald dieser trocken ist und vor dem Herde auf Kohlen durch Zublasen glüht, flieſst das geschmolzene Kupfer als- bald herum und lötet. Auf diese Weise werden auch verzinnte Nägel, wenn sie gebrochen sind, und sonst Beliebiges von Eisen gelötet. Wenn du Schlösser fertigen willst, mit denen Laden verschlossen werden, so schlage ein Eisen dünn und biege es um ein anderes rundes Eisen, mit dem du oben und unten den Boden verbindest. Dann bringe ringsum Riemchen aus demselben Eisen und dazwischen Schnörkel und Kreise, wie dir beliebt, an, doch so, daſs ein Stück immer auf das andere geschlagen werde und zusammenhängt, daſs es nicht fallen kann. Mische auch zwei Teile Kupfer und ein Drittel Zinn, verkleinere es sorgfältig mit dem Hammer in einem Ge- fäſse von Eisen, verbrenne Weinstein, füge ein wenig Salz hinzu und vermische es mit Wasser, streiche es ringsherum und streue dieses Pulver darauf. Wenn es trocken ist, streiche jene Mischung von neuem dichter auf, lege es auf Kohlen, decke rings mit Sorgfalt zu, wie oben beim Silber, und löte auf dieselbe Weise. Ist es an der Luft abgekühlt, so wasche es. Auf solche Art kannst du, was du willst
Beck, Geschichte des Eisens. 62
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0999"n="977"/><fwplace="top"type="header">Theophilus Presbyter.</fw><lb/>
die Arbeit aussieht, als ob es Niello wäre. Wenn du aber auf Messern<lb/>
oder anderen Eisengegenständen Buchstaben willst, so grabe sie vor-<lb/>
erst mit dem Grabeisen ein, hast du dann einen dicken Silberdraht<lb/>
gemacht, so bilde die Buchstaben mit der zarten Zange und lege damit<lb/>
die Vertiefungen aus; dann mit dem Hammer darauf schlagend, fülle<lb/>
sie. Auf diese Weise kannst du auch Schnörkel und Kreise in dem<lb/>
Eisen machen und fülle sie mit Drähten von Kupfer und Messing.<lb/>
Wenn etwas von solcher Arbeit aber durch das Alter oder Nachlässigkeit<lb/>
gebrochen wäre und du beabsichtigst Silber anzuwenden, so setze es<lb/>
ins Feuer, bis es glüht, halte es in der Linken mit der Zange, mit der<lb/>
Rechten reibe ein langes Stück Blei an allen Stellen, wo das Silber<lb/>
erscheint; beginnt dann das Blei zu schmelzen, so schmilzt auch das<lb/>
Silber und vermengt sich damit. So wird das Blei verbrannt und man<lb/>
erhält Silber.</p></div><lb/><divn="5"><head><hirendition="#g">Kapitel</hi> XCI.<lb/><hirendition="#b"><hirendition="#g">Von der Lötung des Eisens</hi>.</hi></head><lb/><p>Man macht auch dünne Ringe aus Eisen, welche in Handhaben von<lb/>
Eisenwerkzeugen gesteckt werden, die nicht selbst gelötet werden können;<lb/>
an der Verbindungsstelle wickelt man ein dünnes Kupferstück herum<lb/>
und legt etwas Thon an. Sobald dieser trocken ist und vor dem Herde<lb/>
auf Kohlen durch Zublasen glüht, flieſst das geschmolzene Kupfer als-<lb/>
bald herum und lötet. Auf diese Weise werden auch verzinnte Nägel,<lb/>
wenn sie gebrochen sind, und sonst Beliebiges von Eisen gelötet. Wenn<lb/>
du Schlösser fertigen willst, mit denen Laden verschlossen werden,<lb/>
so schlage ein Eisen dünn und biege es um ein anderes rundes<lb/>
Eisen, mit dem du oben und unten den Boden verbindest. Dann<lb/>
bringe ringsum Riemchen aus demselben Eisen und dazwischen<lb/>
Schnörkel und Kreise, wie dir beliebt, an, doch so, daſs ein Stück<lb/>
immer auf das andere geschlagen werde und zusammenhängt, daſs<lb/>
es nicht fallen kann. Mische auch zwei Teile Kupfer und ein<lb/>
Drittel Zinn, verkleinere es sorgfältig mit dem Hammer in einem Ge-<lb/>
fäſse von Eisen, verbrenne Weinstein, füge ein wenig Salz hinzu und<lb/>
vermische es mit Wasser, streiche es ringsherum und streue dieses<lb/>
Pulver darauf. Wenn es trocken ist, streiche jene Mischung von<lb/>
neuem dichter auf, lege es auf Kohlen, decke rings mit Sorgfalt zu,<lb/>
wie oben beim Silber, und löte auf dieselbe Weise. Ist es an der Luft<lb/>
abgekühlt, so wasche es. Auf solche Art kannst du, was du willst<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 62</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[977/0999]
Theophilus Presbyter.
die Arbeit aussieht, als ob es Niello wäre. Wenn du aber auf Messern
oder anderen Eisengegenständen Buchstaben willst, so grabe sie vor-
erst mit dem Grabeisen ein, hast du dann einen dicken Silberdraht
gemacht, so bilde die Buchstaben mit der zarten Zange und lege damit
die Vertiefungen aus; dann mit dem Hammer darauf schlagend, fülle
sie. Auf diese Weise kannst du auch Schnörkel und Kreise in dem
Eisen machen und fülle sie mit Drähten von Kupfer und Messing.
Wenn etwas von solcher Arbeit aber durch das Alter oder Nachlässigkeit
gebrochen wäre und du beabsichtigst Silber anzuwenden, so setze es
ins Feuer, bis es glüht, halte es in der Linken mit der Zange, mit der
Rechten reibe ein langes Stück Blei an allen Stellen, wo das Silber
erscheint; beginnt dann das Blei zu schmelzen, so schmilzt auch das
Silber und vermengt sich damit. So wird das Blei verbrannt und man
erhält Silber.
Kapitel XCI.
Von der Lötung des Eisens.
Man macht auch dünne Ringe aus Eisen, welche in Handhaben von
Eisenwerkzeugen gesteckt werden, die nicht selbst gelötet werden können;
an der Verbindungsstelle wickelt man ein dünnes Kupferstück herum
und legt etwas Thon an. Sobald dieser trocken ist und vor dem Herde
auf Kohlen durch Zublasen glüht, flieſst das geschmolzene Kupfer als-
bald herum und lötet. Auf diese Weise werden auch verzinnte Nägel,
wenn sie gebrochen sind, und sonst Beliebiges von Eisen gelötet. Wenn
du Schlösser fertigen willst, mit denen Laden verschlossen werden,
so schlage ein Eisen dünn und biege es um ein anderes rundes
Eisen, mit dem du oben und unten den Boden verbindest. Dann
bringe ringsum Riemchen aus demselben Eisen und dazwischen
Schnörkel und Kreise, wie dir beliebt, an, doch so, daſs ein Stück
immer auf das andere geschlagen werde und zusammenhängt, daſs
es nicht fallen kann. Mische auch zwei Teile Kupfer und ein
Drittel Zinn, verkleinere es sorgfältig mit dem Hammer in einem Ge-
fäſse von Eisen, verbrenne Weinstein, füge ein wenig Salz hinzu und
vermische es mit Wasser, streiche es ringsherum und streue dieses
Pulver darauf. Wenn es trocken ist, streiche jene Mischung von
neuem dichter auf, lege es auf Kohlen, decke rings mit Sorgfalt zu,
wie oben beim Silber, und löte auf dieselbe Weise. Ist es an der Luft
abgekühlt, so wasche es. Auf solche Art kannst du, was du willst
Beck, Geschichte des Eisens. 62
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 977. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/999>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.