wegen seiner schlechten Konstruktion, wodurch er die warme Luft aus dem Zimmer führe, verworfen. Dieses war demnach wohl eine Art von offenem Kamin. Bei Kessler's Kunstofen wird dagegen be- reits die Verbrennungsluft durch ein besonderes Zuleitungsrohr von aussen unter den Rost geleitet. Ferner macht er Vorschläge, wie man den Kunstofen so einrichten kann, dass man darin "eynige Bürgerliche Essen kochen kann".
Kap. XIX handelt "von einem andern, kleinen, auch bishero nie dergleichen am Tag gewesenen, von lauter Stürzblech gemachten kunstöflein, welches man ganz ringfertig hin und hertragen, vnd dann in Contorn, oder auch andern bequämen Zimmer, Kammern oder Stuben, nach allem wunsch versetzen vnd auffrichten kann". Dies Oeflein hat er "vnterschiedliche Winter insgeheim" für sich gebraucht. Es war aus verschiedenen Ringen zusammengenietet. Der oberste Teil konnte einen Deckel haben, um etwas darauf zu wärmen.
Kesslers Beobachtungen beweisen grossen Scharfsinn. Er weist auf das Verhältnis des Ofens zum Kubikinhalt des zu heizenden Raumes hin, indem er angiebt, sein Zimmer, das er so geheizt, habe 2626 Kubikfuss enthalten. Er erwähnt, dass, wenn der Ofen braun- glühend werde, dies unschädlich sei, wenn gelbglühend aber schädlich, da das Eisen verbrenne. Als Brennmaterial verwendete er Schmiede- kohlen. Den Zug regulierte er durch unten und oben angebrachte "Luftthürlein". Zu Köln sei es Gebrauch, grosse Räume mit blecher- nen Öfen mit Steinkohlen zu heizen, die eine sehr grosse Hitze gäben. Um diese Öfen vor dem Verbrennen zu schützen, seien sie inwendig über einen Zoll dick mit "Laumen" (Lehm) versehen und verstrichen. Diese Lehmverkleidung, welche er genau beschreibt, wurde noch durch Draht gehalten. Diese "Kölnischen Öfen" wurden von oben gefüllt. Die Füllöffnung war durch einen Deckel, Fig. 227,
[Abbildung]
Fig. 227.
welcher in einem Sandkranz sass, verschlossen. Es war also ein richtiger Füllofen. Kessler preist die Kohlenersparnis und die grosse Wärmeabgabe im Vergleich mit den alten Kastenöfen, die er spöttisch "Luftschewren" nennt.
Sein Kunstöfchen kann unverstrichen benutzt werden, und zwar vorteilhafter mit Kohlen als mit Holz. "Wegen dessen aber, wann ich Winterszeiten öftermahls als ziemlich erkaltet heim kommen vnd dahero mich gleichsam und viel anmütiger als vor einem offenen Kamin, -- (vor welchem man oftmahls vornen verbrütet vnd hinten aber fast erfreuwret), zu erwärmen begehre, habe ich . . . . mein
Beck, Geschichte des Eisens. 64
Zimmeröfen im 17. Jahrhundert.
wegen seiner schlechten Konstruktion, wodurch er die warme Luft aus dem Zimmer führe, verworfen. Dieses war demnach wohl eine Art von offenem Kamin. Bei Keſsler’s Kunstofen wird dagegen be- reits die Verbrennungsluft durch ein besonderes Zuleitungsrohr von auſsen unter den Rost geleitet. Ferner macht er Vorschläge, wie man den Kunstofen so einrichten kann, daſs man darin „eynige Bürgerliche Essen kochen kann“.
Kap. XIX handelt „von einem andern, kleinen, auch bishero nie dergleichen am Tag gewesenen, von lauter Stürzblech gemachten kunstöflein, welches man ganz ringfertig hin und hertragen, vnd dann in Contorn, oder auch andern bequämen Zimmer, Kammern oder Stuben, nach allem wunsch versetzen vnd auffrichten kann“. Dies Oeflein hat er „vnterschiedliche Winter insgeheim“ für sich gebraucht. Es war aus verschiedenen Ringen zusammengenietet. Der oberste Teil konnte einen Deckel haben, um etwas darauf zu wärmen.
Keſslers Beobachtungen beweisen groſsen Scharfsinn. Er weist auf das Verhältnis des Ofens zum Kubikinhalt des zu heizenden Raumes hin, indem er angiebt, sein Zimmer, das er so geheizt, habe 2626 Kubikfuſs enthalten. Er erwähnt, daſs, wenn der Ofen braun- glühend werde, dies unschädlich sei, wenn gelbglühend aber schädlich, da das Eisen verbrenne. Als Brennmaterial verwendete er Schmiede- kohlen. Den Zug regulierte er durch unten und oben angebrachte „Luftthürlein“. Zu Köln sei es Gebrauch, groſse Räume mit blecher- nen Öfen mit Steinkohlen zu heizen, die eine sehr groſse Hitze gäben. Um diese Öfen vor dem Verbrennen zu schützen, seien sie inwendig über einen Zoll dick mit „Laumen“ (Lehm) versehen und verstrichen. Diese Lehmverkleidung, welche er genau beschreibt, wurde noch durch Draht gehalten. Diese „Kölnischen Öfen“ wurden von oben gefüllt. Die Füllöffnung war durch einen Deckel, Fig. 227,
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Fig. 227.
welcher in einem Sandkranz saſs, verschlossen. Es war also ein richtiger Füllofen. Keſsler preist die Kohlenersparnis und die groſse Wärmeabgabe im Vergleich mit den alten Kastenöfen, die er spöttisch „Luftschewren“ nennt.
Sein Kunstöfchen kann unverstrichen benutzt werden, und zwar vorteilhafter mit Kohlen als mit Holz. „Wegen dessen aber, wann ich Winterszeiten öftermahls als ziemlich erkaltet heim kommen vnd dahero mich gleichsam und viel anmütiger als vor einem offenen Kamin, — (vor welchem man oftmahls vornen verbrütet vnd hinten aber fast erfreuwret), zu erwärmen begehre, habe ich . . . . mein
Beck, Geschichte des Eisens. 64
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[1009/1031]
Zimmeröfen im 17. Jahrhundert.
wegen seiner schlechten Konstruktion, wodurch er die warme Luft
aus dem Zimmer führe, verworfen. Dieses war demnach wohl eine
Art von offenem Kamin. Bei Keſsler’s Kunstofen wird dagegen be-
reits die Verbrennungsluft durch ein besonderes Zuleitungsrohr von
auſsen unter den Rost geleitet. Ferner macht er Vorschläge, wie
man den Kunstofen so einrichten kann, daſs man darin „eynige
Bürgerliche Essen kochen kann“.
Kap. XIX handelt „von einem andern, kleinen, auch bishero nie
dergleichen am Tag gewesenen, von lauter Stürzblech gemachten
kunstöflein, welches man ganz ringfertig hin und hertragen, vnd dann
in Contorn, oder auch andern bequämen Zimmer, Kammern oder
Stuben, nach allem wunsch versetzen vnd auffrichten kann“. Dies
Oeflein hat er „vnterschiedliche Winter insgeheim“ für sich gebraucht.
Es war aus verschiedenen Ringen zusammengenietet. Der oberste
Teil konnte einen Deckel haben, um etwas darauf zu wärmen.
Keſslers Beobachtungen beweisen groſsen Scharfsinn. Er weist
auf das Verhältnis des Ofens zum Kubikinhalt des zu heizenden
Raumes hin, indem er angiebt, sein Zimmer, das er so geheizt, habe
2626 Kubikfuſs enthalten. Er erwähnt, daſs, wenn der Ofen braun-
glühend werde, dies unschädlich sei, wenn gelbglühend aber schädlich,
da das Eisen verbrenne. Als Brennmaterial verwendete er Schmiede-
kohlen. Den Zug regulierte er durch unten und oben angebrachte
„Luftthürlein“. Zu Köln sei es Gebrauch, groſse Räume mit blecher-
nen Öfen mit Steinkohlen zu heizen, die eine sehr groſse Hitze
gäben. Um diese Öfen vor dem Verbrennen zu schützen, seien sie
inwendig über einen Zoll dick mit „Laumen“ (Lehm) versehen und
verstrichen. Diese Lehmverkleidung, welche er genau beschreibt,
wurde noch durch Draht gehalten. Diese „Kölnischen Öfen“ wurden
von oben gefüllt. Die Füllöffnung war durch einen Deckel, Fig. 227,
[Abbildung Fig. 227.]
welcher in einem Sandkranz saſs, verschlossen. Es
war also ein richtiger Füllofen. Keſsler preist die
Kohlenersparnis und die groſse Wärmeabgabe im
Vergleich mit den alten Kastenöfen, die er spöttisch „Luftschewren“
nennt.
Sein Kunstöfchen kann unverstrichen benutzt werden, und zwar
vorteilhafter mit Kohlen als mit Holz. „Wegen dessen aber, wann
ich Winterszeiten öftermahls als ziemlich erkaltet heim kommen vnd
dahero mich gleichsam und viel anmütiger als vor einem offenen
Kamin, — (vor welchem man oftmahls vornen verbrütet vnd hinten
aber fast erfreuwret), zu erwärmen begehre, habe ich . . . . mein
Beck, Geschichte des Eisens. 64
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1009. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1031>, abgerufen am 22.11.2024.
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