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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Stahlfabrikation im 17. Jahrhundert.
Umwandlung von weichem Eisen in Stahl zum Zweck hat, auf welches
wir bei der Geschichte Englands noch näher eingehen werden.

Zu einiger Bedeutung gelangte die Cementstahlfabrikation aber erst
im 18. Jahrhundert und wollen wir deshalb eine eingehendere Schilde-
rung dieser Fabrikation verschieben, bis wir dazu kommen, die klassi-
sche Arbeit Reaumur's über diesen Gegenstand näher zu betrachten.

Zum Schlusse wollen wir noch einige Notizen über Stahl und
Stahlbereitung im 17. Jahrhundert mitteilen: Dieselben befinden sich
in der Naturgeschichte des Ferrandus Imperatus. Dieser schreibt 1):
Stahl wird weich, sodass er leicht schmied- und dehnbar wird, wenn
man ihn weissglühend unter den Kohlen abkühlen lässt. Löscht man
ihn aber schnell ab, so wird er hart und dieses umsomehr, wenn man
dem Feuer Rindstalg oder eine ähnliche Substanz, um das Feuer
mit Rauch zu nähren, zusetzt. So zubereitetes Eisen zerhaut das
andere.

Ferner 2): Um Stahl zu machen, wählt man reines, festes und
hartes Eisen aus; das so ausgewählte Eisen wird alsdann in einem
Bad von flüssigem Eisen mehrere Stunden gesättigt, sodann herausge-
zogen und in sehr kaltem Wasser abgelöscht. Durch diese Eintränkung
wird es mit Saft erfüllt und die Unreinigkeiten ausgeschieden. Durch
die Kälte wird es verdichtet, woher es auch kommt, dass der Stahl
eine höhere Politur annimmt als das Eisen, leichtflüssiger wird und
infolgedessen keine so grosse Erhitzung verträgt, als andere Eisen-
arten.

Nachdem der Verfasser an einer dritten Stelle 3) die Darstellung
des Eisens geschildert hat, beschreibt er nochmals ausführlicher den-
selben Prozess, in welchem wir leicht die Berscianstahlbereitung wieder-
erkennen:

Aus dem Eisen macht man durch Mittel der Kunst und durch
Zuschläge den Stahl, eine Substanz, viel härter, dichter und glänzender
als das Eisen. Zur Darstellung des Stahls ist ein Eisen auszuwählen,
welches leicht schmilzt, möglichst hart ist und sich leicht ausdehnt,

1) Ferrandi Imperati, Hist. natural, Col. 1695. Lib. XV, 27, p. 499.
Ferrandus Imperatus war nicht der wirkliche Verfasser des berühmten Buches,
sondern Nicolaus Antonius Stelliola, der eben nach der Sitte der Zeit, den
Namen seines Gönners gegen Zahlung von 100 Dukaten als Verfasser auf den
Titel drucken liess. Das Buch ist ursprünglich italienisch geschrieben. Die päpst-
liche Censur passierte es 1680, indem es am 21. Juli 1680 die Bescheinigung erhielt,
dass es frei von Ketzereien sei.
2) Loc. cit. XV, 28.
3) Loc. cit. Lib. XVIII, Cap. XVIII, p. 580.

Die Stahlfabrikation im 17. Jahrhundert.
Umwandlung von weichem Eisen in Stahl zum Zweck hat, auf welches
wir bei der Geschichte Englands noch näher eingehen werden.

Zu einiger Bedeutung gelangte die Cementstahlfabrikation aber erst
im 18. Jahrhundert und wollen wir deshalb eine eingehendere Schilde-
rung dieser Fabrikation verschieben, bis wir dazu kommen, die klassi-
sche Arbeit Reaumur’s über diesen Gegenstand näher zu betrachten.

Zum Schlusse wollen wir noch einige Notizen über Stahl und
Stahlbereitung im 17. Jahrhundert mitteilen: Dieselben befinden sich
in der Naturgeschichte des Ferrandus Imperatus. Dieser schreibt 1):
Stahl wird weich, sodaſs er leicht schmied- und dehnbar wird, wenn
man ihn weiſsglühend unter den Kohlen abkühlen läſst. Löscht man
ihn aber schnell ab, so wird er hart und dieses umsomehr, wenn man
dem Feuer Rindstalg oder eine ähnliche Substanz, um das Feuer
mit Rauch zu nähren, zusetzt. So zubereitetes Eisen zerhaut das
andere.

Ferner 2): Um Stahl zu machen, wählt man reines, festes und
hartes Eisen aus; das so ausgewählte Eisen wird alsdann in einem
Bad von flüssigem Eisen mehrere Stunden gesättigt, sodann herausge-
zogen und in sehr kaltem Wasser abgelöscht. Durch diese Eintränkung
wird es mit Saft erfüllt und die Unreinigkeiten ausgeschieden. Durch
die Kälte wird es verdichtet, woher es auch kommt, daſs der Stahl
eine höhere Politur annimmt als das Eisen, leichtflüssiger wird und
infolgedessen keine so groſse Erhitzung verträgt, als andere Eisen-
arten.

Nachdem der Verfasser an einer dritten Stelle 3) die Darstellung
des Eisens geschildert hat, beschreibt er nochmals ausführlicher den-
selben Prozeſs, in welchem wir leicht die Berscianstahlbereitung wieder-
erkennen:

Aus dem Eisen macht man durch Mittel der Kunst und durch
Zuschläge den Stahl, eine Substanz, viel härter, dichter und glänzender
als das Eisen. Zur Darstellung des Stahls ist ein Eisen auszuwählen,
welches leicht schmilzt, möglichst hart ist und sich leicht ausdehnt,

1) Ferrandi Imperati, Hist. natural, Col. 1695. Lib. XV, 27, p. 499.
Ferrandus Imperatus war nicht der wirkliche Verfasser des berühmten Buches,
sondern Nicolaus Antonius Stelliola, der eben nach der Sitte der Zeit, den
Namen seines Gönners gegen Zahlung von 100 Dukaten als Verfasser auf den
Titel drucken lieſs. Das Buch ist ursprünglich italienisch geschrieben. Die päpst-
liche Censur passierte es 1680, indem es am 21. Juli 1680 die Bescheinigung erhielt,
daſs es frei von Ketzereien sei.
2) Loc. cit. XV, 28.
3) Loc. cit. Lib. XVIII, Cap. XVIII, p. 580.
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[1014/1036] Die Stahlfabrikation im 17. Jahrhundert. Umwandlung von weichem Eisen in Stahl zum Zweck hat, auf welches wir bei der Geschichte Englands noch näher eingehen werden. Zu einiger Bedeutung gelangte die Cementstahlfabrikation aber erst im 18. Jahrhundert und wollen wir deshalb eine eingehendere Schilde- rung dieser Fabrikation verschieben, bis wir dazu kommen, die klassi- sche Arbeit Reaumur’s über diesen Gegenstand näher zu betrachten. Zum Schlusse wollen wir noch einige Notizen über Stahl und Stahlbereitung im 17. Jahrhundert mitteilen: Dieselben befinden sich in der Naturgeschichte des Ferrandus Imperatus. Dieser schreibt 1): Stahl wird weich, sodaſs er leicht schmied- und dehnbar wird, wenn man ihn weiſsglühend unter den Kohlen abkühlen läſst. Löscht man ihn aber schnell ab, so wird er hart und dieses umsomehr, wenn man dem Feuer Rindstalg oder eine ähnliche Substanz, um das Feuer mit Rauch zu nähren, zusetzt. So zubereitetes Eisen zerhaut das andere. Ferner 2): Um Stahl zu machen, wählt man reines, festes und hartes Eisen aus; das so ausgewählte Eisen wird alsdann in einem Bad von flüssigem Eisen mehrere Stunden gesättigt, sodann herausge- zogen und in sehr kaltem Wasser abgelöscht. Durch diese Eintränkung wird es mit Saft erfüllt und die Unreinigkeiten ausgeschieden. Durch die Kälte wird es verdichtet, woher es auch kommt, daſs der Stahl eine höhere Politur annimmt als das Eisen, leichtflüssiger wird und infolgedessen keine so groſse Erhitzung verträgt, als andere Eisen- arten. Nachdem der Verfasser an einer dritten Stelle 3) die Darstellung des Eisens geschildert hat, beschreibt er nochmals ausführlicher den- selben Prozeſs, in welchem wir leicht die Berscianstahlbereitung wieder- erkennen: Aus dem Eisen macht man durch Mittel der Kunst und durch Zuschläge den Stahl, eine Substanz, viel härter, dichter und glänzender als das Eisen. Zur Darstellung des Stahls ist ein Eisen auszuwählen, welches leicht schmilzt, möglichst hart ist und sich leicht ausdehnt, 1) Ferrandi Imperati, Hist. natural, Col. 1695. Lib. XV, 27, p. 499. Ferrandus Imperatus war nicht der wirkliche Verfasser des berühmten Buches, sondern Nicolaus Antonius Stelliola, der eben nach der Sitte der Zeit, den Namen seines Gönners gegen Zahlung von 100 Dukaten als Verfasser auf den Titel drucken lieſs. Das Buch ist ursprünglich italienisch geschrieben. Die päpst- liche Censur passierte es 1680, indem es am 21. Juli 1680 die Bescheinigung erhielt, daſs es frei von Ketzereien sei. 2) Loc. cit. XV, 28. 3) Loc. cit. Lib. XVIII, Cap. XVIII, p. 580.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1014. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1036>, abgerufen am 22.11.2024.