der Hobeleisen und aufgeworfene Raspeln für runderhabene Arbeit. Die Schlosser, Zirkelschmiede, Windenmacher, überhaupt die Metall- arbeiter bedienten sich der Arm-, Stiel-, Hand- und Bogenfeilen; die Büchsenmacher der Schlicht- und Vorfeilen, die Drahtzieher der groben und die Hufschmiede der Hornraspeln; die Messerschmiede der Horn-, Bart- und Abrichtfeilen, die Stecknadel- und Häftlein- macher haben ganz besondere Feilen, die wie ein Ring formiert, und aussen her in der Runde herum wie eine Feile gehauen sind, auf welchen sie die Spitzen an ihren Stecknadeln zu walzen und zu machen pflegen u. s. w. Der Form nach kann man alle in sechsterlei Gattungen bringen, in runde, halbrunde, flache, dreieckige, viereckige und Messerfeilen."
Jousse führt nicht weniger als 22 verschiedene Feilensorten auf, welcher sich die Schlosser bedienten, von jeder Sorte sollte eine wohlausgerüstete Werkstätte 5 bis 6 Stück besitzen 1).
Die Messerschmiede waren eins der "fürnehmsten" der ge- schenkten Handwerke, die mit reichlichem Geschenk durch die ganze Welt reisen durften. Es rühmte sich besonderer Freiheiten, denn es hatte nicht nur vier mit besonderen Privilegien ausgerüstete Bruder- schaften, welchen richterliche Befugnisse beigelegt waren, zu Wien, München, Heidelberg und Basel, sondern sie führten auch ein Wappen (s. I. 859). An die Messerschmiede schlossen sich die Ahlen- schmiede, die ein geschenktes Handwerk hatten, aber nur in Steiermark und Schmalkalden Bruderschaften bildeten.
Die Schleifer waren in zwei geschenkte Handwerke, die Schwert- und die Rauhschleifer getrennt. Die Rauhschleifer sassen bei der Arbeit über dem Stein, so dass dieser gegen sie lief, die Schwertschleifer vor dem Stein, der von ihnen weglief. "Das Geschenk der Rauhschleifer hatte die Lade zu Nürnberg und er- streckte sich in das Württembergische, wie auch Churfürstl. Sächsi- sche, Brandenburg und die Preussischen Lande, ja sogar nach Lief- land und Schweden. Das Geschenk der Schwertschleifer dagegen wurde fürnehmlich in der Churfürstl. bayrischen Residenzstadt München, wie auch in Augsburg und Steiermark gehalten, woselbst sie ihre Lade zu haben pflegten."
Das Meisterstück der Huf- und Waffenschmiede, "deren Handwerk zwar mit keinem Geschenk, aber doch mit guten löblichen Gesetzen und Ordnungen versehen war", bestand (nach Weigel)
1)Jousse, l'art des serrurier s. p. 4.
Die Zünfte im 17. Jahrhundert.
der Hobeleisen und aufgeworfene Raspeln für runderhabene Arbeit. Die Schlosser, Zirkelschmiede, Windenmacher, überhaupt die Metall- arbeiter bedienten sich der Arm-, Stiel-, Hand- und Bogenfeilen; die Büchsenmacher der Schlicht- und Vorfeilen, die Drahtzieher der groben und die Hufschmiede der Hornraspeln; die Messerschmiede der Horn-, Bart- und Abrichtfeilen, die Stecknadel- und Häftlein- macher haben ganz besondere Feilen, die wie ein Ring formiert, und auſsen her in der Runde herum wie eine Feile gehauen sind, auf welchen sie die Spitzen an ihren Stecknadeln zu walzen und zu machen pflegen u. s. w. Der Form nach kann man alle in sechsterlei Gattungen bringen, in runde, halbrunde, flache, dreieckige, viereckige und Messerfeilen.“
Jousse führt nicht weniger als 22 verschiedene Feilensorten auf, welcher sich die Schlosser bedienten, von jeder Sorte sollte eine wohlausgerüstete Werkstätte 5 bis 6 Stück besitzen 1).
Die Messerschmiede waren eins der „fürnehmsten“ der ge- schenkten Handwerke, die mit reichlichem Geschenk durch die ganze Welt reisen durften. Es rühmte sich besonderer Freiheiten, denn es hatte nicht nur vier mit besonderen Privilegien ausgerüstete Bruder- schaften, welchen richterliche Befugnisse beigelegt waren, zu Wien, München, Heidelberg und Basel, sondern sie führten auch ein Wappen (s. I. 859). An die Messerschmiede schlossen sich die Ahlen- schmiede, die ein geschenktes Handwerk hatten, aber nur in Steiermark und Schmalkalden Bruderschaften bildeten.
Die Schleifer waren in zwei geschenkte Handwerke, die Schwert- und die Rauhschleifer getrennt. Die Rauhschleifer saſsen bei der Arbeit über dem Stein, so daſs dieser gegen sie lief, die Schwertschleifer vor dem Stein, der von ihnen weglief. „Das Geschenk der Rauhschleifer hatte die Lade zu Nürnberg und er- streckte sich in das Württembergische, wie auch Churfürstl. Sächsi- sche, Brandenburg und die Preuſsischen Lande, ja sogar nach Lief- land und Schweden. Das Geschenk der Schwertschleifer dagegen wurde fürnehmlich in der Churfürstl. bayrischen Residenzstadt München, wie auch in Augsburg und Steiermark gehalten, woselbst sie ihre Lade zu haben pflegten.“
Das Meisterstück der Huf- und Waffenschmiede, „deren Handwerk zwar mit keinem Geschenk, aber doch mit guten löblichen Gesetzen und Ordnungen versehen war“, bestand (nach Weigel)
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Die Zünfte im 17. Jahrhundert.
der Hobeleisen und aufgeworfene Raspeln für runderhabene Arbeit.
Die Schlosser, Zirkelschmiede, Windenmacher, überhaupt die Metall-
arbeiter bedienten sich der Arm-, Stiel-, Hand- und Bogenfeilen; die
Büchsenmacher der Schlicht- und Vorfeilen, die Drahtzieher der
groben und die Hufschmiede der Hornraspeln; die Messerschmiede
der Horn-, Bart- und Abrichtfeilen, die Stecknadel- und Häftlein-
macher haben ganz besondere Feilen, die wie ein Ring formiert, und
auſsen her in der Runde herum wie eine Feile gehauen sind, auf
welchen sie die Spitzen an ihren Stecknadeln zu walzen und zu
machen pflegen u. s. w. Der Form nach kann man alle in sechsterlei
Gattungen bringen, in runde, halbrunde, flache, dreieckige, viereckige
und Messerfeilen.“
Jousse führt nicht weniger als 22 verschiedene Feilensorten auf,
welcher sich die Schlosser bedienten, von jeder Sorte sollte eine
wohlausgerüstete Werkstätte 5 bis 6 Stück besitzen 1).
Die Messerschmiede waren eins der „fürnehmsten“ der ge-
schenkten Handwerke, die mit reichlichem Geschenk durch die ganze
Welt reisen durften. Es rühmte sich besonderer Freiheiten, denn es
hatte nicht nur vier mit besonderen Privilegien ausgerüstete Bruder-
schaften, welchen richterliche Befugnisse beigelegt waren, zu Wien,
München, Heidelberg und Basel, sondern sie führten auch ein Wappen
(s. I. 859). An die Messerschmiede schlossen sich die Ahlen-
schmiede, die ein geschenktes Handwerk hatten, aber nur in
Steiermark und Schmalkalden Bruderschaften bildeten.
Die Schleifer waren in zwei geschenkte Handwerke, die
Schwert- und die Rauhschleifer getrennt. Die Rauhschleifer
saſsen bei der Arbeit über dem Stein, so daſs dieser gegen sie lief,
die Schwertschleifer vor dem Stein, der von ihnen weglief. „Das
Geschenk der Rauhschleifer hatte die Lade zu Nürnberg und er-
streckte sich in das Württembergische, wie auch Churfürstl. Sächsi-
sche, Brandenburg und die Preuſsischen Lande, ja sogar nach Lief-
land und Schweden. Das Geschenk der Schwertschleifer dagegen
wurde fürnehmlich in der Churfürstl. bayrischen Residenzstadt
München, wie auch in Augsburg und Steiermark gehalten, woselbst
sie ihre Lade zu haben pflegten.“
Das Meisterstück der Huf- und Waffenschmiede, „deren
Handwerk zwar mit keinem Geschenk, aber doch mit guten löblichen
Gesetzen und Ordnungen versehen war“, bestand (nach Weigel)
1) Jousse, l’art des serrurier s. p. 4.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1026. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1048>, abgerufen am 22.11.2024.
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