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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Kärnten im 17. Jahrhundert.
5. für diese Mehrarbeit der Knappen verabreichen die Gewerken
an dieselben etwas mehr Unschlitt;
6. haben sich Gewerken und Knappen über die Arbeit und alle
Vorkommnisse nach billigen Dingen zu vergleichen, und sollte sich
hierzu ein oder der andere Gewerke nicht herbeilassen, so solle das
Berggericht zu Hüttenberg die Entscheidung treffen.
7. Wenn die Knappen an den Kindtagen und anderen Werktagen
ihre Arbeit nicht verrichten, wird jeder Dawiderhandelnde mit
8 Kreuzer Strafe und der kleinen Bergpoen belegt.

Das hier erwähnte Feiern der Arbeiter an den "Kindtagen" war
ein Krebsschaden der österreichischen Eisenindustrie, der dieselbe nicht
zu freier Entwickelung kommen liess und dessen schädliche Folgen
sich in diesem Jahrhundert noch fühlbar machen.

Folgende Tage wurden Kindtage genannt: der Tag des heiligen
Sebastianus, Blasius, Matthias, Markus, Philipp und Jakob, Vitus,
Florian, Kreuz-Erfindung, Johann der Täufer, Jakobus major, Anna,
Margaretha, Lorenz, Bartolomä, Kreuz-Erhöhung, Matthäus, Michael,
Lukas, Simon, Thaddäus, Leonhard, Martin, Clemens, Katharina,
Andreas, Barbara, Nikolaus, Thomas, Johann Evangelist und Unschul-
dige Kindlein, Sylvester, dann Oster- und Pfingstdienstag. Da überdies
noch die Samstage, die Feierabende vor hohen Festtagen und die
Quatember-Montage gefeiert wurden, ist es begreiflich, dass die
Knappen im Jahre kaum 100 achtstündige Arbeits-
schichten verrichteten
, weshalb die Gewerken ein grösseres
Personal zu halten gezwungen waren.

Der Vergleich von 1646 war geschlossen, aber gehalten wurde er
nicht. Schon im folgenden Jahre überfielen die Knappen aus Not, und
um den verhassten Viehaustrieb zu verhindern, einen wälschen Vieh-
transport, raubten 29 Ochsen, schlachteten und verteilten sie. -- Die
Regierung hielt sich an die Gewerken, die sie mit einer Strafe von
800 Gulden belegte, von den Knappen einzuziehen. Auf jeden be-
teiligten Knappen kamen 5 Gulden, die diese geduldig auf sich
nahmen.

Von der österreichischen Regierung wurde eine neue Versamm-
lung nach Graz einberufen und der Althofener Vertrag revidirt und
angenommen. Bemerkenswert ist, dass den Delegierten der Gewerken
das Geld ausging, so dass der Gewerken-Ausschuss für Reisekosten
und Zehrungskosten 433 Gulden aufzubringen hatte; diese wurden
umgelegt, so dass auf eine Flosshütte 30, auf einen Hammer 18 und
auf eine Stückhütte 12 Gulden kamen.


Kärnten im 17. Jahrhundert.
5. für diese Mehrarbeit der Knappen verabreichen die Gewerken
an dieselben etwas mehr Unschlitt;
6. haben sich Gewerken und Knappen über die Arbeit und alle
Vorkommnisse nach billigen Dingen zu vergleichen, und sollte sich
hierzu ein oder der andere Gewerke nicht herbeilassen, so solle das
Berggericht zu Hüttenberg die Entscheidung treffen.
7. Wenn die Knappen an den Kindtagen und anderen Werktagen
ihre Arbeit nicht verrichten, wird jeder Dawiderhandelnde mit
8 Kreuzer Strafe und der kleinen Bergpoen belegt.

Das hier erwähnte Feiern der Arbeiter an den „Kindtagen“ war
ein Krebsschaden der österreichischen Eisenindustrie, der dieselbe nicht
zu freier Entwickelung kommen lieſs und dessen schädliche Folgen
sich in diesem Jahrhundert noch fühlbar machen.

Folgende Tage wurden Kindtage genannt: der Tag des heiligen
Sebastianus, Blasius, Matthias, Markus, Philipp und Jakob, Vitus,
Florian, Kreuz-Erfindung, Johann der Täufer, Jakobus major, Anna,
Margaretha, Lorenz, Bartolomä, Kreuz-Erhöhung, Matthäus, Michael,
Lukas, Simon, Thaddäus, Leonhard, Martin, Clemens, Katharina,
Andreas, Barbara, Nikolaus, Thomas, Johann Evangelist und Unschul-
dige Kindlein, Sylvester, dann Oster- und Pfingstdienstag. Da überdies
noch die Samstage, die Feierabende vor hohen Festtagen und die
Quatember-Montage gefeiert wurden, ist es begreiflich, daſs die
Knappen im Jahre kaum 100 achtstündige Arbeits-
schichten verrichteten
, weshalb die Gewerken ein gröſseres
Personal zu halten gezwungen waren.

Der Vergleich von 1646 war geschlossen, aber gehalten wurde er
nicht. Schon im folgenden Jahre überfielen die Knappen aus Not, und
um den verhaſsten Viehaustrieb zu verhindern, einen wälschen Vieh-
transport, raubten 29 Ochsen, schlachteten und verteilten sie. — Die
Regierung hielt sich an die Gewerken, die sie mit einer Strafe von
800 Gulden belegte, von den Knappen einzuziehen. Auf jeden be-
teiligten Knappen kamen 5 Gulden, die diese geduldig auf sich
nahmen.

Von der österreichischen Regierung wurde eine neue Versamm-
lung nach Graz einberufen und der Althofener Vertrag revidirt und
angenommen. Bemerkenswert ist, daſs den Delegierten der Gewerken
das Geld ausging, so daſs der Gewerken-Ausschuſs für Reisekosten
und Zehrungskosten 433 Gulden aufzubringen hatte; diese wurden
umgelegt, so daſs auf eine Floſshütte 30, auf einen Hammer 18 und
auf eine Stückhütte 12 Gulden kamen.


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[1044/1066] Kärnten im 17. Jahrhundert. 5. für diese Mehrarbeit der Knappen verabreichen die Gewerken an dieselben etwas mehr Unschlitt; 6. haben sich Gewerken und Knappen über die Arbeit und alle Vorkommnisse nach billigen Dingen zu vergleichen, und sollte sich hierzu ein oder der andere Gewerke nicht herbeilassen, so solle das Berggericht zu Hüttenberg die Entscheidung treffen. 7. Wenn die Knappen an den Kindtagen und anderen Werktagen ihre Arbeit nicht verrichten, wird jeder Dawiderhandelnde mit 8 Kreuzer Strafe und der kleinen Bergpoen belegt. Das hier erwähnte Feiern der Arbeiter an den „Kindtagen“ war ein Krebsschaden der österreichischen Eisenindustrie, der dieselbe nicht zu freier Entwickelung kommen lieſs und dessen schädliche Folgen sich in diesem Jahrhundert noch fühlbar machen. Folgende Tage wurden Kindtage genannt: der Tag des heiligen Sebastianus, Blasius, Matthias, Markus, Philipp und Jakob, Vitus, Florian, Kreuz-Erfindung, Johann der Täufer, Jakobus major, Anna, Margaretha, Lorenz, Bartolomä, Kreuz-Erhöhung, Matthäus, Michael, Lukas, Simon, Thaddäus, Leonhard, Martin, Clemens, Katharina, Andreas, Barbara, Nikolaus, Thomas, Johann Evangelist und Unschul- dige Kindlein, Sylvester, dann Oster- und Pfingstdienstag. Da überdies noch die Samstage, die Feierabende vor hohen Festtagen und die Quatember-Montage gefeiert wurden, ist es begreiflich, daſs die Knappen im Jahre kaum 100 achtstündige Arbeits- schichten verrichteten, weshalb die Gewerken ein gröſseres Personal zu halten gezwungen waren. Der Vergleich von 1646 war geschlossen, aber gehalten wurde er nicht. Schon im folgenden Jahre überfielen die Knappen aus Not, und um den verhaſsten Viehaustrieb zu verhindern, einen wälschen Vieh- transport, raubten 29 Ochsen, schlachteten und verteilten sie. — Die Regierung hielt sich an die Gewerken, die sie mit einer Strafe von 800 Gulden belegte, von den Knappen einzuziehen. Auf jeden be- teiligten Knappen kamen 5 Gulden, die diese geduldig auf sich nahmen. Von der österreichischen Regierung wurde eine neue Versamm- lung nach Graz einberufen und der Althofener Vertrag revidirt und angenommen. Bemerkenswert ist, daſs den Delegierten der Gewerken das Geld ausging, so daſs der Gewerken-Ausschuſs für Reisekosten und Zehrungskosten 433 Gulden aufzubringen hatte; diese wurden umgelegt, so daſs auf eine Floſshütte 30, auf einen Hammer 18 und auf eine Stückhütte 12 Gulden kamen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1044. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1066>, abgerufen am 22.11.2024.