zum Ausbrennen des Quecksilbers. Hier befand sich also bereits ein Hochofen.
Über die Art, wie im Hochgebirge das Holz für die Hüttenwerke heruntergebracht wurde, giebt Valvassor eine deutliche Beschrei- bung: "Man lässt bei Winters Zeiten das Holz auf den "Rissen" her- unterlaufen. Diese Rissen sind aus langen Tannen- und Fichten- stämmen, die seitlich durch Bäume gestützt sind und wie Fusssteige und Brücken über Abhänge, Flüsse u. s. w. vom Hochgebirg herab- führen, erbaut. Im Winter beschüttet man sie mit Wasser, so dass sich eine glatte Eisdecke darauf bildet. Am Ende setzt man ein starkes dickes eisernes Kreuz, nach innen mit Schärfen versehen. Alsdann bringt man oben voneinander geschnittene Baum-Hölzer, ungefähr 3 oder 4 Schuh lang, herbei, bis an den jähen Ort, da sie hinab fahren können. Von dannen laufen sie nach der Rissbrücke (nicht ohne sonderliche Lust der Zuschauer) bis zu dem Kreuze. Wann sie allda an solches Kreuz anschlagen, springt jedwedes Stück in 4 Teile, dass also nachmals unvonnöten ist, solches weiter zu spalten und den Holzhackern die Mühe erspart wird. Ein solcher Riss wird ein vier- theil -- ja wohl eine halbe Meile und auch wohl länger oder kürzer ge- macht. Ohne dieses Mittel würde es nicht möglich halten, das Holz aus solchem Gebirg durch seltene Graben und Schlutten herabzubringen." Eine andere Art des Holztransports geschah durch künstliche Stauung des Wassers in den Schluchten und Thälern im Hochgebirge.
In Sawa wohnte um diese Zeit ein berühmter Büchsenmeister Peter Botti, der sich mit den besten Meistern in Italien zu Brescia, in Frankreich und in Niederland messen konnte; Sohn und Enkel halfen ihm und eiferten dem Alten nach. Diese machten auch viele von Stahl künstlich ausgeschnittene Knöpfe, für welche Italien und Frankreich willige Abnehmer waren, wie auch die kunstreichen Ge- wehre gegen hohe Bezahlung in fremde Länder und Königreiche gingen. In Sawa wurde fast ausschliesslich Stahl gemacht. "Eisen- Werk wird dieses Orts nicht verarbeitet, es geschähe denn blos Je- mandem zu Gefallen: als dann es aber in bester Vollkommenheit geliefert wird. So arbeitet man hier auch den Krabatischen Stahl, wann er angefröhmt wird. -- Vor einigen Jahren hat man hier auch grosse Anker bis zu 30 Centner schwer geschmiedet. Als die Vene- tianer davon Kundschaft erhielten, haben sie die Einfuhr nach Italien verboten, besorgend, ihre Anker dürften darüber zurückbleiben. Da- durch ging das Geschäft ein und liegen noch von diesen Ankern un- benutzt bei Laybach."
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Krain im 17. Jahrhundert.
zum Ausbrennen des Quecksilbers. Hier befand sich also bereits ein Hochofen.
Über die Art, wie im Hochgebirge das Holz für die Hüttenwerke heruntergebracht wurde, giebt Valvassor eine deutliche Beschrei- bung: „Man läſst bei Winters Zeiten das Holz auf den „Rissen“ her- unterlaufen. Diese Rissen sind aus langen Tannen- und Fichten- stämmen, die seitlich durch Bäume gestützt sind und wie Fuſssteige und Brücken über Abhänge, Flüsse u. s. w. vom Hochgebirg herab- führen, erbaut. Im Winter beschüttet man sie mit Wasser, so daſs sich eine glatte Eisdecke darauf bildet. Am Ende setzt man ein starkes dickes eisernes Kreuz, nach innen mit Schärfen versehen. Alsdann bringt man oben voneinander geschnittene Baum-Hölzer, ungefähr 3 oder 4 Schuh lang, herbei, bis an den jähen Ort, da sie hinab fahren können. Von dannen laufen sie nach der Riſsbrücke (nicht ohne sonderliche Lust der Zuschauer) bis zu dem Kreuze. Wann sie allda an solches Kreuz anschlagen, springt jedwedes Stück in 4 Teile, daſs also nachmals unvonnöten ist, solches weiter zu spalten und den Holzhackern die Mühe erspart wird. Ein solcher Riſs wird ein vier- theil — ja wohl eine halbe Meile und auch wohl länger oder kürzer ge- macht. Ohne dieses Mittel würde es nicht möglich halten, das Holz aus solchem Gebirg durch seltene Graben und Schlutten herabzubringen.“ Eine andere Art des Holztransports geschah durch künstliche Stauung des Wassers in den Schluchten und Thälern im Hochgebirge.
In Sawa wohnte um diese Zeit ein berühmter Büchsenmeister Peter Botti, der sich mit den besten Meistern in Italien zu Brescia, in Frankreich und in Niederland messen konnte; Sohn und Enkel halfen ihm und eiferten dem Alten nach. Diese machten auch viele von Stahl künstlich ausgeschnittene Knöpfe, für welche Italien und Frankreich willige Abnehmer waren, wie auch die kunstreichen Ge- wehre gegen hohe Bezahlung in fremde Länder und Königreiche gingen. In Sawa wurde fast ausschlieſslich Stahl gemacht. „Eisen- Werk wird dieses Orts nicht verarbeitet, es geschähe denn blos Je- mandem zu Gefallen: als dann es aber in bester Vollkommenheit geliefert wird. So arbeitet man hier auch den Krabatischen Stahl, wann er angefröhmt wird. — Vor einigen Jahren hat man hier auch groſse Anker bis zu 30 Centner schwer geschmiedet. Als die Vene- tianer davon Kundschaft erhielten, haben sie die Einfuhr nach Italien verboten, besorgend, ihre Anker dürften darüber zurückbleiben. Da- durch ging das Geschäft ein und liegen noch von diesen Ankern un- benutzt bei Laybach.“
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Krain im 17. Jahrhundert.
zum Ausbrennen des Quecksilbers. Hier befand sich also bereits ein
Hochofen.
Über die Art, wie im Hochgebirge das Holz für die Hüttenwerke
heruntergebracht wurde, giebt Valvassor eine deutliche Beschrei-
bung: „Man läſst bei Winters Zeiten das Holz auf den „Rissen“ her-
unterlaufen. Diese Rissen sind aus langen Tannen- und Fichten-
stämmen, die seitlich durch Bäume gestützt sind und wie Fuſssteige
und Brücken über Abhänge, Flüsse u. s. w. vom Hochgebirg herab-
führen, erbaut. Im Winter beschüttet man sie mit Wasser, so daſs sich
eine glatte Eisdecke darauf bildet. Am Ende setzt man ein starkes
dickes eisernes Kreuz, nach innen mit Schärfen versehen. Alsdann
bringt man oben voneinander geschnittene Baum-Hölzer, ungefähr
3 oder 4 Schuh lang, herbei, bis an den jähen Ort, da sie hinab
fahren können. Von dannen laufen sie nach der Riſsbrücke (nicht
ohne sonderliche Lust der Zuschauer) bis zu dem Kreuze. Wann sie
allda an solches Kreuz anschlagen, springt jedwedes Stück in 4 Teile,
daſs also nachmals unvonnöten ist, solches weiter zu spalten und den
Holzhackern die Mühe erspart wird. Ein solcher Riſs wird ein vier-
theil — ja wohl eine halbe Meile und auch wohl länger oder kürzer ge-
macht. Ohne dieses Mittel würde es nicht möglich halten, das Holz aus
solchem Gebirg durch seltene Graben und Schlutten herabzubringen.“
Eine andere Art des Holztransports geschah durch künstliche Stauung
des Wassers in den Schluchten und Thälern im Hochgebirge.
In Sawa wohnte um diese Zeit ein berühmter Büchsenmeister
Peter Botti, der sich mit den besten Meistern in Italien zu Brescia,
in Frankreich und in Niederland messen konnte; Sohn und Enkel
halfen ihm und eiferten dem Alten nach. Diese machten auch viele
von Stahl künstlich ausgeschnittene Knöpfe, für welche Italien und
Frankreich willige Abnehmer waren, wie auch die kunstreichen Ge-
wehre gegen hohe Bezahlung in fremde Länder und Königreiche
gingen. In Sawa wurde fast ausschlieſslich Stahl gemacht. „Eisen-
Werk wird dieses Orts nicht verarbeitet, es geschähe denn blos Je-
mandem zu Gefallen: als dann es aber in bester Vollkommenheit
geliefert wird. So arbeitet man hier auch den Krabatischen Stahl,
wann er angefröhmt wird. — Vor einigen Jahren hat man hier auch
groſse Anker bis zu 30 Centner schwer geschmiedet. Als die Vene-
tianer davon Kundschaft erhielten, haben sie die Einfuhr nach Italien
verboten, besorgend, ihre Anker dürften darüber zurückbleiben. Da-
durch ging das Geschäft ein und liegen noch von diesen Ankern un-
benutzt bei Laybach.“
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1059. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1081>, abgerufen am 22.11.2024.
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