beamte anzustellen. Der Bau des Hochofens geschah durch Georg Petzler, Schmelzmeister zu Sulzbach. Nach Fertigstellung der um- fangreichen Anlagen 1) wurde zu Bodenwöhr ein Bergamt errichtet.
Kurfürst Max II. bemühte sich eifrig, den Bergbau namentlich in der Oberpfalz wieder in Flor zu bringen. Der Erfolg war aber nur gering. Er übertrug die Aufsicht über die Bergwerke der Ober- pfalz 1692 dem Grafen von der Wahl. 1693 beteiligte sich der Kurfürst selbst an dem Eisensteinbergbau, indem er mit der Stadt Amberg in Mitgewerkschaft trat. Die Amberger bemühten sich bei dem Kaiser, ihre alten Vorrechte wieder zu erlangen. Dies führte aber nur zu Zerwürfnissen und hatte keinen Erfolg. Das Bergwerk zu Engelsdorf war das einzige, welches während des spanischen Erb- folgekriegs mit Gewinn betrieben wurde. 1693 wurde wieder eine Haupteisenniederlage zu Amberg gegründet, welche sich aber nicht lange halten konnte. 1694 erliess Max II. eine besondere Eisen- hüttenordnung (siehe Lori 535), in welcher der Eisenverkauf als ein Regal behandelt wird. Aber der alte Glanz des Amberg-Sulzbacher Bergbaus war erloschen.
Graf von der Wahl kaufte für das fürstliche Generalbaudirek- torium 1693 das alte Hammergut Bodenwöhr und legte daselbst eine Eisenhütte an.
Die Werke am Fichtelberg wurden, nachdem sie 1689 denen von Altmannshausen abgenommen worden waren, unter die Aufsicht des Bergobersten Macolini gestellt. Dieser war es, welcher 1690 auf der Mühle Fortschau bei Kemnat eine Gewehrfabrik für Bayern er- richtete, welche lange Zeit in Betrieb blieb.
In Oberbayern waren die früher erwähnten Hüttenwerke zu Bergen und Aschau im Umgang.
Ueber die Eisenindustrie in Württemberg sind die Nachrichten aus diesem Jahrhundert spärlich. 1614 wurde der alte Hochofen zu Unterkochem bei Aalen an die Propstei Ellwangen verkauft und von dieser wurde die sehr ergiebige Grube in der Hirschklinge bei Wasseralfingen eröffnet und der Schmelzofen dahin verlegt, als der Fürst von Öttingen Zoll für das durch sein Gebiet geführte Erz erhob. -- Am 13. Februar 1671 legte man an den neu erbauten Hochofen das erste Feuer an, welches am 17. Februar das erste Eisen gab. Man goss auch Ofenplatten, aber ein Eintrag in die Jahres-
1) Ein Inventar derselben ist abgedruckt in der Zeitschrift des Regensburger historischen Vereins, II, S. 303.
Bayern im 17. Jahrhundert.
beamte anzustellen. Der Bau des Hochofens geschah durch Georg Petzler, Schmelzmeister zu Sulzbach. Nach Fertigstellung der um- fangreichen Anlagen 1) wurde zu Bodenwöhr ein Bergamt errichtet.
Kurfürst Max II. bemühte sich eifrig, den Bergbau namentlich in der Oberpfalz wieder in Flor zu bringen. Der Erfolg war aber nur gering. Er übertrug die Aufsicht über die Bergwerke der Ober- pfalz 1692 dem Grafen von der Wahl. 1693 beteiligte sich der Kurfürst selbst an dem Eisensteinbergbau, indem er mit der Stadt Amberg in Mitgewerkschaft trat. Die Amberger bemühten sich bei dem Kaiser, ihre alten Vorrechte wieder zu erlangen. Dies führte aber nur zu Zerwürfnissen und hatte keinen Erfolg. Das Bergwerk zu Engelsdorf war das einzige, welches während des spanischen Erb- folgekriegs mit Gewinn betrieben wurde. 1693 wurde wieder eine Haupteisenniederlage zu Amberg gegründet, welche sich aber nicht lange halten konnte. 1694 erlieſs Max II. eine besondere Eisen- hüttenordnung (siehe Lori 535), in welcher der Eisenverkauf als ein Regal behandelt wird. Aber der alte Glanz des Amberg-Sulzbacher Bergbaus war erloschen.
Graf von der Wahl kaufte für das fürstliche Generalbaudirek- torium 1693 das alte Hammergut Bodenwöhr und legte daselbst eine Eisenhütte an.
Die Werke am Fichtelberg wurden, nachdem sie 1689 denen von Altmannshausen abgenommen worden waren, unter die Aufsicht des Bergobersten Macolini gestellt. Dieser war es, welcher 1690 auf der Mühle Fortschau bei Kemnat eine Gewehrfabrik für Bayern er- richtete, welche lange Zeit in Betrieb blieb.
In Oberbayern waren die früher erwähnten Hüttenwerke zu Bergen und Aschau im Umgang.
Ueber die Eisenindustrie in Württemberg sind die Nachrichten aus diesem Jahrhundert spärlich. 1614 wurde der alte Hochofen zu Unterkochem bei Aalen an die Propstei Ellwangen verkauft und von dieser wurde die sehr ergiebige Grube in der Hirschklinge bei Wasseralfingen eröffnet und der Schmelzofen dahin verlegt, als der Fürst von Öttingen Zoll für das durch sein Gebiet geführte Erz erhob. — Am 13. Februar 1671 legte man an den neu erbauten Hochofen das erste Feuer an, welches am 17. Februar das erste Eisen gab. Man goſs auch Ofenplatten, aber ein Eintrag in die Jahres-
1) Ein Inventar derselben ist abgedruckt in der Zeitschrift des Regensburger historischen Vereins, II, S. 303.
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Bayern im 17. Jahrhundert.
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Petzler, Schmelzmeister zu Sulzbach. Nach Fertigstellung der um-
fangreichen Anlagen 1) wurde zu Bodenwöhr ein Bergamt errichtet.
Kurfürst Max II. bemühte sich eifrig, den Bergbau namentlich
in der Oberpfalz wieder in Flor zu bringen. Der Erfolg war aber
nur gering. Er übertrug die Aufsicht über die Bergwerke der Ober-
pfalz 1692 dem Grafen von der Wahl. 1693 beteiligte sich der
Kurfürst selbst an dem Eisensteinbergbau, indem er mit der Stadt
Amberg in Mitgewerkschaft trat. Die Amberger bemühten sich bei
dem Kaiser, ihre alten Vorrechte wieder zu erlangen. Dies führte
aber nur zu Zerwürfnissen und hatte keinen Erfolg. Das Bergwerk
zu Engelsdorf war das einzige, welches während des spanischen Erb-
folgekriegs mit Gewinn betrieben wurde. 1693 wurde wieder eine
Haupteisenniederlage zu Amberg gegründet, welche sich aber nicht
lange halten konnte. 1694 erlieſs Max II. eine besondere Eisen-
hüttenordnung (siehe Lori 535), in welcher der Eisenverkauf als ein
Regal behandelt wird. Aber der alte Glanz des Amberg-Sulzbacher
Bergbaus war erloschen.
Graf von der Wahl kaufte für das fürstliche Generalbaudirek-
torium 1693 das alte Hammergut Bodenwöhr und legte daselbst eine
Eisenhütte an.
Die Werke am Fichtelberg wurden, nachdem sie 1689 denen von
Altmannshausen abgenommen worden waren, unter die Aufsicht des
Bergobersten Macolini gestellt. Dieser war es, welcher 1690 auf
der Mühle Fortschau bei Kemnat eine Gewehrfabrik für Bayern er-
richtete, welche lange Zeit in Betrieb blieb.
In Oberbayern waren die früher erwähnten Hüttenwerke zu Bergen
und Aschau im Umgang.
Ueber die Eisenindustrie in Württemberg sind die Nachrichten
aus diesem Jahrhundert spärlich. 1614 wurde der alte Hochofen zu
Unterkochem bei Aalen an die Propstei Ellwangen verkauft und von
dieser wurde die sehr ergiebige Grube in der Hirschklinge bei
Wasseralfingen eröffnet und der Schmelzofen dahin verlegt,
als der Fürst von Öttingen Zoll für das durch sein Gebiet geführte
Erz erhob. — Am 13. Februar 1671 legte man an den neu erbauten
Hochofen das erste Feuer an, welches am 17. Februar das erste Eisen
gab. Man goſs auch Ofenplatten, aber ein Eintrag in die Jahres-
1) Ein Inventar derselben ist abgedruckt in der Zeitschrift des Regensburger
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1065. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1087>, abgerufen am 22.11.2024.
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