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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Hessen im 17. Jahrhundert.
Hüttenvogt musste im Jahre 1648 10 bis 12 Mal nach Kassel und
Ziegenhain laufen, um die Kugelgelder einzutreiben.

Die Eisenhütten waren in diesen Kriegszeiten immer besonders
heimgesucht, denn auf ihren Besitz legten die streitenden Parteien
besonderen Wert. Das Misstrauen, dass sie dem Feinde dienten, gab
immer den naheliegenden Grund zum Überfall und zur Beraubung;
am schlimmsten hausten in dieser Beziehung die "Marodeurs". Diese
zerschlagen 1634 ein Scheunenthor, 1636 stehlen die Hatzfeldischen
die eisernen Töpfe, so viel sie tragen können, die Übrigen zerschlagen
sie. Die Hainischen "Unterthanen" können keine Kohlen fahren, da
ihnen die Pferde genommen sind. Dem Hammerschmied in Fisch-
bach und dem Waldeckischen wird das Geld abgenommen und aus
der Eisenkammer zusammen für 80 Gulden Eisen gestohlen.

1648 giebt "man dem Leutenampth von Götzen, welcher alles zu
zerschlagen droht, 1 Wag (60 kg) Stabeisen".

1639 war der Hochofen zu Fischbach wieder angeblasen worden,
um die Hämmer in Gang zu halten, da das vorhandene Roh-
eisen verbraucht war und das gekaufte alte Eisen nicht hinreichte.
Doch durchstachen die "Kriegsleute" den Mühlenteich und zer-
schnitten 1641 auch die Hammerbälge. Die Hammergebäude waren
so zerfallen und verwüstet, dass 1642 dieselben ganz umgebaut werden
mussten, wobei viele kleinere Metallteile gestohlen wurden. Erst 1643
kam der Hochofen wieder in Gang, um Roheisen zu produzieren.
Sogar der alte Stamm von "Bergknechten" scheint durch das lange
Kaltliegen des Ofens stark reduziert, da der Hüttenvogt ins Stift
Cöln nach Silbach gehen muss, um solche zu holen. Aber schon
1646 mussten die Hammerbälge wieder in Sicherheit gebracht werden,
wie sich aus folgenden Einträgen ergiebt.

1 fl. 10 alb. Von den Hammerbälgen sambt den Brettern (d. h. wohl
den Modellen) alss die Haubt-Armeen vorm Kirchhayn gelegen,
Hermann Steffen zue Armsfeldt, naher Wildungen zu fuhren geben.

8 alb. Einem Schwedischen Reutter, so bey den bälgen Confony
gewesen zuuer ehrung gebenn.

1647 Ging der Hochofen wieder 10 wochen lang, wovon die Frau
Gräfin zu Waldeck 15 Tage "vff des Hospitals Hochofen blasen"
lässt und jeden Tag 1 Thlr. Hüttenzins dafür entrichtet. Die Kaiser-
lichen verbrannten einen grossen Teil des Kohlenvorrats und nahmen
eine "Hebescheide" mit.

Unter den gegossenen Kugeln waren sowohl "gantze" als "hole".
Nach 1648 musste einem "schwedischen Reuter vom Jordanischen

Hessen im 17. Jahrhundert.
Hüttenvogt muſste im Jahre 1648 10 bis 12 Mal nach Kassel und
Ziegenhain laufen, um die Kugelgelder einzutreiben.

Die Eisenhütten waren in diesen Kriegszeiten immer besonders
heimgesucht, denn auf ihren Besitz legten die streitenden Parteien
besonderen Wert. Das Miſstrauen, daſs sie dem Feinde dienten, gab
immer den naheliegenden Grund zum Überfall und zur Beraubung;
am schlimmsten hausten in dieser Beziehung die „Marodeurs“. Diese
zerschlagen 1634 ein Scheunenthor, 1636 stehlen die Hatzfeldischen
die eisernen Töpfe, so viel sie tragen können, die Übrigen zerschlagen
sie. Die Hainischen „Unterthanen“ können keine Kohlen fahren, da
ihnen die Pferde genommen sind. Dem Hammerschmied in Fisch-
bach und dem Waldeckischen wird das Geld abgenommen und aus
der Eisenkammer zusammen für 80 Gulden Eisen gestohlen.

1648 giebt „man dem Leutenampth von Götzen, welcher alles zu
zerschlagen droht, 1 Wag (60 kg) Stabeisen“.

1639 war der Hochofen zu Fischbach wieder angeblasen worden,
um die Hämmer in Gang zu halten, da das vorhandene Roh-
eisen verbraucht war und das gekaufte alte Eisen nicht hinreichte.
Doch durchstachen die „Kriegsleute“ den Mühlenteich und zer-
schnitten 1641 auch die Hammerbälge. Die Hammergebäude waren
so zerfallen und verwüstet, daſs 1642 dieselben ganz umgebaut werden
muſsten, wobei viele kleinere Metallteile gestohlen wurden. Erst 1643
kam der Hochofen wieder in Gang, um Roheisen zu produzieren.
Sogar der alte Stamm von „Bergknechten“ scheint durch das lange
Kaltliegen des Ofens stark reduziert, da der Hüttenvogt ins Stift
Cöln nach Silbach gehen muſs, um solche zu holen. Aber schon
1646 muſsten die Hammerbälge wieder in Sicherheit gebracht werden,
wie sich aus folgenden Einträgen ergiebt.

1 fl. 10 alb. Von den Hammerbälgen sambt den Brettern (d. h. wohl
den Modellen) alss die Haubt-Armeen vorm Kirchhayn gelegen,
Hermann Steffen zue Armsfeldt, naher Wildungen zu fuhren geben.

8 alb. Einem Schwedischen Reutter, so bey den bälgen Confony
gewesen zuuer ehrung gebenn.

1647 Ging der Hochofen wieder 10 wochen lang, wovon die Frau
Gräfin zu Waldeck 15 Tage „vff des Hospitals Hochofen blasen“
läſst und jeden Tag 1 Thlr. Hüttenzins dafür entrichtet. Die Kaiser-
lichen verbrannten einen groſsen Teil des Kohlenvorrats und nahmen
eine „Hebescheide“ mit.

Unter den gegossenen Kugeln waren sowohl „gantze“ als „hole“.
Nach 1648 muſste einem „schwedischen Reuter vom Jordanischen

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[1074/1096] Hessen im 17. Jahrhundert. Hüttenvogt muſste im Jahre 1648 10 bis 12 Mal nach Kassel und Ziegenhain laufen, um die Kugelgelder einzutreiben. Die Eisenhütten waren in diesen Kriegszeiten immer besonders heimgesucht, denn auf ihren Besitz legten die streitenden Parteien besonderen Wert. Das Miſstrauen, daſs sie dem Feinde dienten, gab immer den naheliegenden Grund zum Überfall und zur Beraubung; am schlimmsten hausten in dieser Beziehung die „Marodeurs“. Diese zerschlagen 1634 ein Scheunenthor, 1636 stehlen die Hatzfeldischen die eisernen Töpfe, so viel sie tragen können, die Übrigen zerschlagen sie. Die Hainischen „Unterthanen“ können keine Kohlen fahren, da ihnen die Pferde genommen sind. Dem Hammerschmied in Fisch- bach und dem Waldeckischen wird das Geld abgenommen und aus der Eisenkammer zusammen für 80 Gulden Eisen gestohlen. 1648 giebt „man dem Leutenampth von Götzen, welcher alles zu zerschlagen droht, 1 Wag (60 kg) Stabeisen“. 1639 war der Hochofen zu Fischbach wieder angeblasen worden, um die Hämmer in Gang zu halten, da das vorhandene Roh- eisen verbraucht war und das gekaufte alte Eisen nicht hinreichte. Doch durchstachen die „Kriegsleute“ den Mühlenteich und zer- schnitten 1641 auch die Hammerbälge. Die Hammergebäude waren so zerfallen und verwüstet, daſs 1642 dieselben ganz umgebaut werden muſsten, wobei viele kleinere Metallteile gestohlen wurden. Erst 1643 kam der Hochofen wieder in Gang, um Roheisen zu produzieren. Sogar der alte Stamm von „Bergknechten“ scheint durch das lange Kaltliegen des Ofens stark reduziert, da der Hüttenvogt ins Stift Cöln nach Silbach gehen muſs, um solche zu holen. Aber schon 1646 muſsten die Hammerbälge wieder in Sicherheit gebracht werden, wie sich aus folgenden Einträgen ergiebt. 1 fl. 10 alb. Von den Hammerbälgen sambt den Brettern (d. h. wohl den Modellen) alss die Haubt-Armeen vorm Kirchhayn gelegen, Hermann Steffen zue Armsfeldt, naher Wildungen zu fuhren geben. 8 alb. Einem Schwedischen Reutter, so bey den bälgen Confony gewesen zuuer ehrung gebenn. 1647 Ging der Hochofen wieder 10 wochen lang, wovon die Frau Gräfin zu Waldeck 15 Tage „vff des Hospitals Hochofen blasen“ läſst und jeden Tag 1 Thlr. Hüttenzins dafür entrichtet. Die Kaiser- lichen verbrannten einen groſsen Teil des Kohlenvorrats und nahmen eine „Hebescheide“ mit. Unter den gegossenen Kugeln waren sowohl „gantze“ als „hole“. Nach 1648 muſste einem „schwedischen Reuter vom Jordanischen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1074. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1096>, abgerufen am 22.11.2024.