marschall Holzapfel mit der kaiserlich-bayrischen Armee in Thüringen einrückte und viele Bürger, sowie auch die kasselische Schutzwache vor Furcht die Flucht ergriffen hatten, die zurückgebliebenen Be- wohner auf ihr Bitten von genanntem General eine Schutzwache er- hielten gegen Lieferung von 3000 Hufeisen und 40000 Hufnägeln. -- Endlich kam der Friede. Schmalkalden hatte wenigstens seine Existenz gerettet.
Schlimmer erging es Suhl, das wegen seiner Gewehrfabrik so berühmt war, dass es ein "Zeughaus, Rüst- und Waffenkammer für Deutschland und Europa" genannt wurde. Es wurde am 16. Oktober 1634 von den kaiserlichen Kroaten gänzlich niedergebrannt. Dieser Unglückstag der Stadt wurde bis in dieses Jahrhundert als Ge- dächtnistag gefeiert. Suhl stand damals unter gesamt-sächsischer Verwaltung, zu welcher auch die den Kaiserlichen besonders feind- lichen Grafen Bernhard und Wilhelm von Sachsen-Weimar gehörten. Die Zerstörung Suhls sollte ein Racheakt an diesen sein. Die Rats- mitglieder der Stadt baten Graf Isolano kniefällig um Schonung, aber er liess die Plünderung und Niederbrennung geschehen. Damals waren die Stadt und die Eisenhämmer getrennt; erstere zählte 672, letztere 122 Feuerstellen. Verschont blieb nur ein Eisenhammer mit Rohrschmiede, Bohr- und Schleifmühle nebst Wohnhaus an der Mühl- wiese, dem Gewehrhändler Valentin Klett gehörig. Dort wurde lange Zeit der Gottesdienst für Suhl abgehalten. Die Stadt wurde wieder aufgebaut, hatte aber auch nach der Zeit noch viel zu leiden. 1639 gab ihr Kaiser Ferdinand III. eine Salva guardia und einen Freibrief von allen Kriegsbeschwerden. Um so mehr wurde es von den Schweden heimgesucht. Suhl hat sich nie von diesen Schicksals- schlägen erholt. Wohl blühte die Gewehrfabrikation wieder auf, aber nie in dem Masse, wie früher, um so weniger, als alle mächtigeren Landesfürsten in ihren eigenen Landen derartige Fabriken anlegten.
Die Schmalkaldische Eisenindustrie erholte sich dagegen nach dem 30jährigen Kriege ziemlich rasch. Man zählte gegen Ende des Jahr- hunderts 144 Schächte und 12 Stollen. Aus dem Stahlberg und den umliegenden Orten wurden jährlich 15016 Tonnen und aus der Mommel, dem Weibesend, nebst den dahin gehörigen Werken 5093 Tonnen Stahl- und Eisenstein gewonnen. Aber es fehlte dabei an Aufsicht und Ordnung. Die Gewerke liessen, wo es ihnen be- liebte, Erz gewinnen und fördern.
In dem Jahre 1676 wurde ein landesherrliches Verbot gegen das Trucksystem zu Schmalkalden erlassen. Es geschah dies auf Grund
Thüringen im 17. Jahrhundert.
marschall Holzapfel mit der kaiserlich-bayrischen Armee in Thüringen einrückte und viele Bürger, sowie auch die kasselische Schutzwache vor Furcht die Flucht ergriffen hatten, die zurückgebliebenen Be- wohner auf ihr Bitten von genanntem General eine Schutzwache er- hielten gegen Lieferung von 3000 Hufeisen und 40000 Hufnägeln. — Endlich kam der Friede. Schmalkalden hatte wenigstens seine Existenz gerettet.
Schlimmer erging es Suhl, das wegen seiner Gewehrfabrik so berühmt war, daſs es ein „Zeughaus, Rüst- und Waffenkammer für Deutschland und Europa“ genannt wurde. Es wurde am 16. Oktober 1634 von den kaiserlichen Kroaten gänzlich niedergebrannt. Dieser Unglückstag der Stadt wurde bis in dieses Jahrhundert als Ge- dächtnistag gefeiert. Suhl stand damals unter gesamt-sächsischer Verwaltung, zu welcher auch die den Kaiserlichen besonders feind- lichen Grafen Bernhard und Wilhelm von Sachsen-Weimar gehörten. Die Zerstörung Suhls sollte ein Racheakt an diesen sein. Die Rats- mitglieder der Stadt baten Graf Isolano kniefällig um Schonung, aber er lieſs die Plünderung und Niederbrennung geschehen. Damals waren die Stadt und die Eisenhämmer getrennt; erstere zählte 672, letztere 122 Feuerstellen. Verschont blieb nur ein Eisenhammer mit Rohrschmiede, Bohr- und Schleifmühle nebst Wohnhaus an der Mühl- wiese, dem Gewehrhändler Valentin Klett gehörig. Dort wurde lange Zeit der Gottesdienst für Suhl abgehalten. Die Stadt wurde wieder aufgebaut, hatte aber auch nach der Zeit noch viel zu leiden. 1639 gab ihr Kaiser Ferdinand III. eine Salva guardia und einen Freibrief von allen Kriegsbeschwerden. Um so mehr wurde es von den Schweden heimgesucht. Suhl hat sich nie von diesen Schicksals- schlägen erholt. Wohl blühte die Gewehrfabrikation wieder auf, aber nie in dem Maſse, wie früher, um so weniger, als alle mächtigeren Landesfürsten in ihren eigenen Landen derartige Fabriken anlegten.
Die Schmalkaldische Eisenindustrie erholte sich dagegen nach dem 30jährigen Kriege ziemlich rasch. Man zählte gegen Ende des Jahr- hunderts 144 Schächte und 12 Stollen. Aus dem Stahlberg und den umliegenden Orten wurden jährlich 15016 Tonnen und aus der Mommel, dem Weibesend, nebst den dahin gehörigen Werken 5093 Tonnen Stahl- und Eisenstein gewonnen. Aber es fehlte dabei an Aufsicht und Ordnung. Die Gewerke lieſsen, wo es ihnen be- liebte, Erz gewinnen und fördern.
In dem Jahre 1676 wurde ein landesherrliches Verbot gegen das Trucksystem zu Schmalkalden erlassen. Es geschah dies auf Grund
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Thüringen im 17. Jahrhundert.
marschall Holzapfel mit der kaiserlich-bayrischen Armee in Thüringen
einrückte und viele Bürger, sowie auch die kasselische Schutzwache
vor Furcht die Flucht ergriffen hatten, die zurückgebliebenen Be-
wohner auf ihr Bitten von genanntem General eine Schutzwache er-
hielten gegen Lieferung von 3000 Hufeisen und 40000 Hufnägeln. —
Endlich kam der Friede. Schmalkalden hatte wenigstens seine
Existenz gerettet.
Schlimmer erging es Suhl, das wegen seiner Gewehrfabrik so
berühmt war, daſs es ein „Zeughaus, Rüst- und Waffenkammer für
Deutschland und Europa“ genannt wurde. Es wurde am 16. Oktober
1634 von den kaiserlichen Kroaten gänzlich niedergebrannt. Dieser
Unglückstag der Stadt wurde bis in dieses Jahrhundert als Ge-
dächtnistag gefeiert. Suhl stand damals unter gesamt-sächsischer
Verwaltung, zu welcher auch die den Kaiserlichen besonders feind-
lichen Grafen Bernhard und Wilhelm von Sachsen-Weimar gehörten.
Die Zerstörung Suhls sollte ein Racheakt an diesen sein. Die Rats-
mitglieder der Stadt baten Graf Isolano kniefällig um Schonung, aber
er lieſs die Plünderung und Niederbrennung geschehen. Damals
waren die Stadt und die Eisenhämmer getrennt; erstere zählte 672,
letztere 122 Feuerstellen. Verschont blieb nur ein Eisenhammer mit
Rohrschmiede, Bohr- und Schleifmühle nebst Wohnhaus an der Mühl-
wiese, dem Gewehrhändler Valentin Klett gehörig. Dort wurde
lange Zeit der Gottesdienst für Suhl abgehalten. Die Stadt wurde
wieder aufgebaut, hatte aber auch nach der Zeit noch viel zu leiden.
1639 gab ihr Kaiser Ferdinand III. eine Salva guardia und einen
Freibrief von allen Kriegsbeschwerden. Um so mehr wurde es von
den Schweden heimgesucht. Suhl hat sich nie von diesen Schicksals-
schlägen erholt. Wohl blühte die Gewehrfabrikation wieder auf, aber
nie in dem Maſse, wie früher, um so weniger, als alle mächtigeren
Landesfürsten in ihren eigenen Landen derartige Fabriken anlegten.
Die Schmalkaldische Eisenindustrie erholte sich dagegen nach dem
30jährigen Kriege ziemlich rasch. Man zählte gegen Ende des Jahr-
hunderts 144 Schächte und 12 Stollen. Aus dem Stahlberg und den
umliegenden Orten wurden jährlich 15016 Tonnen und aus der
Mommel, dem Weibesend, nebst den dahin gehörigen Werken
5093 Tonnen Stahl- und Eisenstein gewonnen. Aber es fehlte dabei
an Aufsicht und Ordnung. Die Gewerke lieſsen, wo es ihnen be-
liebte, Erz gewinnen und fördern.
In dem Jahre 1676 wurde ein landesherrliches Verbot gegen das
Trucksystem zu Schmalkalden erlassen. Es geschah dies auf Grund
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1126>, abgerufen am 22.11.2024.
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