Nach dem 30jährigen Kriege suchten die Herzoge von Braunschweig- Wolfenbüttel die schwergeschädigte Eisenindustrie des Harzes be- sonders durch das Verbot des ausländischen Eisens zu heben.
Herzog August verordnete am 14. Februar 1650, dass kein fremdes Eisen in's Land gebracht werden solle. In demselben Sinne erliess er am 24. November 1653 ein Edikt, sich des Verkaufs des fremden Eisens zu enthalten und keines, so nicht auf den Kommunion- Eisenhütten gemacht und mit dem gewöhnlichen Zeichen bemerkt sei, zu vertreiben, einzukaufen und zu verarbeiten und am 29. April erliess er von neuem ein Edikt wider den Vertrieb fremden Eisens. Am 8. September 1665 verbot er die Einfuhr des schmalkaldischen Stahls. Am 29. April veröffentlichte er eine Verordnung wegen des Blankenburgischen Eisenhandels.
Herzog Rudolf August erneuerte am 30. Juli 1670 das Verbot des Handels mit fremdem Eisen und verordnete am 6. Februar 1674, "dass kein anderes Eisen, als welches mit R. A. unter der Kron und W. so die Eisenhütten zum Neuenwerk, Rübeland, Altenbrack, Tanne, Braunlage und Walkenried bedeutet, gezeichnet, im Gange seyn, noch jemand anders als die Unter-Faktores Eisen verhandeln sollen".
Von der Zeit nach dem 30jährigen Kriege führen Tölle und Gärtner als ein Beispiel, dass sich der Eisenhüttenbetrieb "in diesem Säculo einer guten Aufnahme am Harz erfreute" an, "dass um das Jahr 1658 zur Tanne eine hohe Ofenhütte mit zween hohen Öfen, ein Schlackenpuchwerk, eine Blech- und Zainhütte mit gutem Erfolg betrieben worden." Ebenso wissen wir, dass der Hochofen bei Oste- rode 1666 wieder in gutem Gang war. Lohnau kam 1667 wieder in Betrieb, auch Sieber 1691, aber nur vorübergehend. Die Königshütte zu Lauterberg goss Munition und 1693 wurde erwogen, ob nicht noch mehrere Hochöfen zum Guss schwerer Geschütze dort angelegt werden sollten. Die Querfurter Hütte, welche der Familie von Reden ge- hörte, wurde 1657 wieder aufgenommen und 1677 an Herzog Johann Friedrich verkauft. Die Hütte zu Ilfeld kaufte 1671 ein gewisser Stein aus Tanne. Zorge und Wieda wurden wieder neu eingerichtet.
Die gräflich stolbergischen Eisenwerke bei Ilsenburg waren seit dem Jahre 1600 verpachtet 1). Es folgten bis zum Ausbruch des 30 jährigen Krieges verschiedene Pächter, zuletzt von 1619 bis 1632 Jobst von Winheim. Die schweren Kriegszeiten brachten trotz der
1) Siehe Dr. Ed. Jacobs, die Hüttenwerke zu Ilsenburg in der Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde, 13. Jahrgang 1880, S. 259.
Der Harz im 17. Jahrhundert.
Nach dem 30jährigen Kriege suchten die Herzoge von Braunschweig- Wolfenbüttel die schwergeschädigte Eisenindustrie des Harzes be- sonders durch das Verbot des ausländischen Eisens zu heben.
Herzog August verordnete am 14. Februar 1650, daſs kein fremdes Eisen in’s Land gebracht werden solle. In demselben Sinne erlieſs er am 24. November 1653 ein Edikt, sich des Verkaufs des fremden Eisens zu enthalten und keines, so nicht auf den Kommunion- Eisenhütten gemacht und mit dem gewöhnlichen Zeichen bemerkt sei, zu vertreiben, einzukaufen und zu verarbeiten und am 29. April erlieſs er von neuem ein Edikt wider den Vertrieb fremden Eisens. Am 8. September 1665 verbot er die Einfuhr des schmalkaldischen Stahls. Am 29. April veröffentlichte er eine Verordnung wegen des Blankenburgischen Eisenhandels.
Herzog Rudolf August erneuerte am 30. Juli 1670 das Verbot des Handels mit fremdem Eisen und verordnete am 6. Februar 1674, „daſs kein anderes Eisen, als welches mit R. A. unter der Kron und W. so die Eisenhütten zum Neuenwerk, Rübeland, Altenbrack, Tanne, Braunlage und Walkenried bedeutet, gezeichnet, im Gange seyn, noch jemand anders als die Unter-Faktores Eisen verhandeln sollen“.
Von der Zeit nach dem 30jährigen Kriege führen Tölle und Gärtner als ein Beispiel, daſs sich der Eisenhüttenbetrieb „in diesem Säculo einer guten Aufnahme am Harz erfreute“ an, „daſs um das Jahr 1658 zur Tanne eine hohe Ofenhütte mit zween hohen Öfen, ein Schlackenpuchwerk, eine Blech- und Zainhütte mit gutem Erfolg betrieben worden.“ Ebenso wissen wir, daſs der Hochofen bei Oste- rode 1666 wieder in gutem Gang war. Lohnau kam 1667 wieder in Betrieb, auch Sieber 1691, aber nur vorübergehend. Die Königshütte zu Lauterberg goſs Munition und 1693 wurde erwogen, ob nicht noch mehrere Hochöfen zum Guſs schwerer Geschütze dort angelegt werden sollten. Die Querfurter Hütte, welche der Familie von Reden ge- hörte, wurde 1657 wieder aufgenommen und 1677 an Herzog Johann Friedrich verkauft. Die Hütte zu Ilfeld kaufte 1671 ein gewisser Stein aus Tanne. Zorge und Wieda wurden wieder neu eingerichtet.
Die gräflich stolbergischen Eisenwerke bei Ilsenburg waren seit dem Jahre 1600 verpachtet 1). Es folgten bis zum Ausbruch des 30 jährigen Krieges verschiedene Pächter, zuletzt von 1619 bis 1632 Jobst von Winheim. Die schweren Kriegszeiten brachten trotz der
1) Siehe Dr. Ed. Jacobs, die Hüttenwerke zu Ilsenburg in der Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde, 13. Jahrgang 1880, S. 259.
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Der Harz im 17. Jahrhundert.
Nach dem 30jährigen Kriege suchten die Herzoge von Braunschweig-
Wolfenbüttel die schwergeschädigte Eisenindustrie des Harzes be-
sonders durch das Verbot des ausländischen Eisens zu heben.
Herzog August verordnete am 14. Februar 1650, daſs kein
fremdes Eisen in’s Land gebracht werden solle. In demselben Sinne
erlieſs er am 24. November 1653 ein Edikt, sich des Verkaufs des
fremden Eisens zu enthalten und keines, so nicht auf den Kommunion-
Eisenhütten gemacht und mit dem gewöhnlichen Zeichen bemerkt
sei, zu vertreiben, einzukaufen und zu verarbeiten und am 29. April
erlieſs er von neuem ein Edikt wider den Vertrieb fremden Eisens.
Am 8. September 1665 verbot er die Einfuhr des schmalkaldischen
Stahls. Am 29. April veröffentlichte er eine Verordnung wegen des
Blankenburgischen Eisenhandels.
Herzog Rudolf August erneuerte am 30. Juli 1670 das Verbot
des Handels mit fremdem Eisen und verordnete am 6. Februar 1674,
„daſs kein anderes Eisen, als welches mit R. A. unter der Kron und
W. so die Eisenhütten zum Neuenwerk, Rübeland, Altenbrack, Tanne,
Braunlage und Walkenried bedeutet, gezeichnet, im Gange seyn, noch
jemand anders als die Unter-Faktores Eisen verhandeln sollen“.
Von der Zeit nach dem 30jährigen Kriege führen Tölle und
Gärtner als ein Beispiel, daſs sich der Eisenhüttenbetrieb „in diesem
Säculo einer guten Aufnahme am Harz erfreute“ an, „daſs um das
Jahr 1658 zur Tanne eine hohe Ofenhütte mit zween hohen Öfen,
ein Schlackenpuchwerk, eine Blech- und Zainhütte mit gutem Erfolg
betrieben worden.“ Ebenso wissen wir, daſs der Hochofen bei Oste-
rode 1666 wieder in gutem Gang war. Lohnau kam 1667 wieder in
Betrieb, auch Sieber 1691, aber nur vorübergehend. Die Königshütte
zu Lauterberg goſs Munition und 1693 wurde erwogen, ob nicht noch
mehrere Hochöfen zum Guſs schwerer Geschütze dort angelegt werden
sollten. Die Querfurter Hütte, welche der Familie von Reden ge-
hörte, wurde 1657 wieder aufgenommen und 1677 an Herzog Johann
Friedrich verkauft. Die Hütte zu Ilfeld kaufte 1671 ein gewisser
Stein aus Tanne. Zorge und Wieda wurden wieder neu eingerichtet.
Die gräflich stolbergischen Eisenwerke bei Ilsenburg waren seit
dem Jahre 1600 verpachtet 1). Es folgten bis zum Ausbruch des
30 jährigen Krieges verschiedene Pächter, zuletzt von 1619 bis 1632
Jobst von Winheim. Die schweren Kriegszeiten brachten trotz der
1) Siehe Dr. Ed. Jacobs, die Hüttenwerke zu Ilsenburg in der Zeitschrift
des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde, 13. Jahrgang 1880, S. 259.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1130>, abgerufen am 22.11.2024.
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