so war ein basischer Zuschlag erforderlich, und hierfür diente von altersher der Kalk. Dieser wurde im Altertume meist in gebranntem Zustande, als gelöschter Kalk, mit dem die zerklopften oder gepochten, feinen Erze eingebunden wurden, angewendet. So beschreibt es Agricola bei den Rennfeuern. Die niedrige Temperatur im Schmelz- herde war die Veranlassung zu diesem Verfahren, indem die An- wendung von ungebranntem Kalke den Prozess sehr verzögert und den Kohlenverbrauch unverhältnismässig gesteigert haben würde.
Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
Das verkohlte Holz -- die Holzkohle -- war das wichtigste Brennmaterial für das Ausschmelzen der Erze, sowie für alle hütten- männischen Operationen in früheren Zeiten. Dies wird bestätigt so- wohl durch Ausgrabungen 1), wie durch viele Stellen griechischer und römischer Schriftsteller. Bei keinem finden wir indes eine genaue Beschreibung des Vorganges der Holzverkohlung, wir wissen nur, dass sie in Gruben und Haufen oder Meilern geschah. Der erste, der ausführlicher über die Holzverkohlung geschrieben hat, ist Vanuccio Biringuccio2). Er unterscheidet die Holzverkohlung in Meilern und die in Gruben, und berichtet darüber im zehnten Kapitel des dritten Buches seiner Pyrotechnia, welches überschrieben ist "Von den Eigenschaften und Verschiedenheiten der Kohlen und wie man sie zu machen pflegt", folgendes:
.... "Gewiss glaube ich, dass die Menschen eher die Erze ent- behren könnten, als die Brennmaterialien (das Feuer), wegen des mannigfaltigen Nutzens derselben, und sie (die Natur) hat ausser den Bäumen an mehreren Orten auch Steine gemacht, welche die Natur von wirklichen Kohlen haben, und womit sie in jenen Ländern das Eisen bearbeiten, die andern Metalle schmelzen und Steine zu- bereiten, um Kalk zum Mauern zu machen. Aber wir wollen hier jetzt nicht an entfernte Dinge denken, da wir ja sehen, dass die Natur jedem Bedürfnisse entspricht und hinsichtlich der Erze bietet sie zur Hilfe, wenn nicht auf denselben Bergen, so doch in der Nach- barschaft, stets eine reichliche Menge von Bäumen dar, denn sie weiss, wie viele man davon nötig hat. Die Holzkohle ist der Stoff, welcher
1) Siehe Bd. I, 523.
2) Pyrotechnia, Libr. III, Cap. X.
Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
so war ein basischer Zuschlag erforderlich, und hierfür diente von altersher der Kalk. Dieser wurde im Altertume meist in gebranntem Zustande, als gelöschter Kalk, mit dem die zerklopften oder gepochten, feinen Erze eingebunden wurden, angewendet. So beschreibt es Agricola bei den Rennfeuern. Die niedrige Temperatur im Schmelz- herde war die Veranlassung zu diesem Verfahren, indem die An- wendung von ungebranntem Kalke den Prozeſs sehr verzögert und den Kohlenverbrauch unverhältnismäſsig gesteigert haben würde.
Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
Das verkohlte Holz — die Holzkohle — war das wichtigste Brennmaterial für das Ausschmelzen der Erze, sowie für alle hütten- männischen Operationen in früheren Zeiten. Dies wird bestätigt so- wohl durch Ausgrabungen 1), wie durch viele Stellen griechischer und römischer Schriftsteller. Bei keinem finden wir indes eine genaue Beschreibung des Vorganges der Holzverkohlung, wir wissen nur, daſs sie in Gruben und Haufen oder Meilern geschah. Der erste, der ausführlicher über die Holzverkohlung geschrieben hat, ist Vanuccio Biringuccio2). Er unterscheidet die Holzverkohlung in Meilern und die in Gruben, und berichtet darüber im zehnten Kapitel des dritten Buches seiner Pyrotechnia, welches überschrieben ist „Von den Eigenschaften und Verschiedenheiten der Kohlen und wie man sie zu machen pflegt“, folgendes:
.... „Gewiſs glaube ich, daſs die Menschen eher die Erze ent- behren könnten, als die Brennmaterialien (das Feuer), wegen des mannigfaltigen Nutzens derselben, und sie (die Natur) hat auſser den Bäumen an mehreren Orten auch Steine gemacht, welche die Natur von wirklichen Kohlen haben, und womit sie in jenen Ländern das Eisen bearbeiten, die andern Metalle schmelzen und Steine zu- bereiten, um Kalk zum Mauern zu machen. Aber wir wollen hier jetzt nicht an entfernte Dinge denken, da wir ja sehen, daſs die Natur jedem Bedürfnisse entspricht und hinsichtlich der Erze bietet sie zur Hilfe, wenn nicht auf denselben Bergen, so doch in der Nach- barschaft, stets eine reichliche Menge von Bäumen dar, denn sie weiss, wie viele man davon nötig hat. Die Holzkohle ist der Stoff, welcher
1) Siehe Bd. I, 523.
2) Pyrotechnia, Libr. III, Cap. X.
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Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
so war ein basischer Zuschlag erforderlich, und hierfür diente von
altersher der Kalk. Dieser wurde im Altertume meist in gebranntem
Zustande, als gelöschter Kalk, mit dem die zerklopften oder gepochten,
feinen Erze eingebunden wurden, angewendet. So beschreibt es
Agricola bei den Rennfeuern. Die niedrige Temperatur im Schmelz-
herde war die Veranlassung zu diesem Verfahren, indem die An-
wendung von ungebranntem Kalke den Prozeſs sehr verzögert und
den Kohlenverbrauch unverhältnismäſsig gesteigert haben würde.
Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
Das verkohlte Holz — die Holzkohle — war das wichtigste
Brennmaterial für das Ausschmelzen der Erze, sowie für alle hütten-
männischen Operationen in früheren Zeiten. Dies wird bestätigt so-
wohl durch Ausgrabungen 1), wie durch viele Stellen griechischer und
römischer Schriftsteller. Bei keinem finden wir indes eine genaue
Beschreibung des Vorganges der Holzverkohlung, wir wissen nur, daſs
sie in Gruben und Haufen oder Meilern geschah. Der erste, der
ausführlicher über die Holzverkohlung geschrieben hat, ist Vanuccio
Biringuccio 2). Er unterscheidet die Holzverkohlung in Meilern
und die in Gruben, und berichtet darüber im zehnten Kapitel des
dritten Buches seiner Pyrotechnia, welches überschrieben ist „Von
den Eigenschaften und Verschiedenheiten der Kohlen und wie man
sie zu machen pflegt“, folgendes:
.... „Gewiſs glaube ich, daſs die Menschen eher die Erze ent-
behren könnten, als die Brennmaterialien (das Feuer), wegen des
mannigfaltigen Nutzens derselben, und sie (die Natur) hat auſser
den Bäumen an mehreren Orten auch Steine gemacht, welche die
Natur von wirklichen Kohlen haben, und womit sie in jenen Ländern
das Eisen bearbeiten, die andern Metalle schmelzen und Steine zu-
bereiten, um Kalk zum Mauern zu machen. Aber wir wollen hier
jetzt nicht an entfernte Dinge denken, da wir ja sehen, daſs die
Natur jedem Bedürfnisse entspricht und hinsichtlich der Erze bietet
sie zur Hilfe, wenn nicht auf denselben Bergen, so doch in der Nach-
barschaft, stets eine reichliche Menge von Bäumen dar, denn sie weiss,
wie viele man davon nötig hat. Die Holzkohle ist der Stoff, welcher
1) Siehe Bd. I, 523.
2) Pyrotechnia, Libr. III, Cap. X.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/114>, abgerufen am 27.11.2024.
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