Die Faktoreirechnungen der Eisenhütten zu Gittelde von 1665 bis 1700.
Die Rechnungen dieser letzten Periode, welche mit einer Lücke von 1665 bis 1670 beginnen, sonst aber ziemlich vollständig vor- liegen, sind weitläufiger, verwickelter und geben keinen so guten Ein- blick in den Betrieb.
Der Massenofen der Deichhütte war in regelmässigem Betriebe. Eine Zusammenstellung von 20 Quartalen aus der Zeit von 1674 bis 1695 ergiebt in 1249 Blasetagen eine Gesamtproduktion von 183591/2 Ctr. Roheisen und Gusswaren. Hierzu wurden verbraucht 62721/2 Fuder Eisenstein zu 7674 Thlr. 1 Gr., 89261/2 Fuder Holzkohlen zu 7161 Thlr. 5 Gr., an Löhnen 1380 Thlr. 17 Gr. 3 Pf., für sonstige Ausgaben 1424 Thlr. 15 Gr. 2 Pf.
Hiernach betrug die durchschnittliche Produktion pro Schicht 14,64 Ctr. oder 805 kg.
Durchschnittlicher Gestehungspreis von 1 Ctr. Guss = 31 Gr. 5 Pf., oder die Tonne (1000 kg) 52,41 Mk.
Aufwand pro Tonne:
Eisenstein 6,22 Fuder 22,79 Mk. = 43,5 Proz.
Kohle 8,6 Fuder 21,35 " = 40,7 "
Arbeitslohn 4,05 " = 7,7 "
Verschiedenes 4,22 " = 8,1 "
52,41 Mk. 100 Proz.
In der Produktion von 183591/2 Ctr. sind 2689 Ctr. Pucheisen und Unterlagen, welche für 1 Thlr. 32 Gr. der Centner verkauft wurden. Bringt man diese in Abrechnung, so verbleiben 156701/2 Ctr. Ganseisen zu 12561 Thlr. 2 Gr. 8 Pf. Demnach stellt sich 1 Ctr. Ganseisen auf 28 Gr. 10 Pf., oder die Tonne auf 43,72 Mk.
Es wurde zwei- bis dreimal in 24 Stunden abgestochen und das Eisen in Gänse laufen gelassen. In den Quartalsrechnungen werden die Anzahl der Abstiche und Gänse aufgeführt. 1672 wiegen 145 Gänse 7633/4 Ctr., eine Gans demnach im Durchschnitt 5 Ctr. 29 Pfd. Das Gewicht einer Gans schwankte zwischen 4 bis 6 Ctr. Man unterschied Ganseisen, Kurzeisen, d. h. Gusstrichter und Gussbruch und Wasch- eisen; von Gusswaren wurden am meisten Pucheisen und Unrlagste- glaken gemacht.
Der Harz im 17. Jahrhundert.
Die Faktoreirechnungen der Eisenhütten zu Gittelde von 1665 bis 1700.
Die Rechnungen dieser letzten Periode, welche mit einer Lücke von 1665 bis 1670 beginnen, sonst aber ziemlich vollständig vor- liegen, sind weitläufiger, verwickelter und geben keinen so guten Ein- blick in den Betrieb.
Der Massenofen der Deichhütte war in regelmäſsigem Betriebe. Eine Zusammenstellung von 20 Quartalen aus der Zeit von 1674 bis 1695 ergiebt in 1249 Blasetagen eine Gesamtproduktion von 18359½ Ctr. Roheisen und Guſswaren. Hierzu wurden verbraucht 6272½ Fuder Eisenstein zu 7674 Thlr. 1 Gr., 8926½ Fuder Holzkohlen zu 7161 Thlr. 5 Gr., an Löhnen 1380 Thlr. 17 Gr. 3 Pf., für sonstige Ausgaben 1424 Thlr. 15 Gr. 2 Pf.
Hiernach betrug die durchschnittliche Produktion pro Schicht 14,64 Ctr. oder 805 kg.
Durchschnittlicher Gestehungspreis von 1 Ctr. Guſs = 31 Gr. 5 Pf., oder die Tonne (1000 kg) 52,41 Mk.
Aufwand pro Tonne:
Eisenstein 6,22 Fuder 22,79 Mk. = 43,5 Proz.
Kohle 8,6 Fuder 21,35 „ = 40,7 „
Arbeitslohn 4,05 „ = 7,7 „
Verschiedenes 4,22 „ = 8,1 „
52,41 Mk. 100 Proz.
In der Produktion von 18359½ Ctr. sind 2689 Ctr. Pucheisen und Unterlagen, welche für 1 Thlr. 32 Gr. der Centner verkauft wurden. Bringt man diese in Abrechnung, so verbleiben 15670½ Ctr. Ganseisen zu 12561 Thlr. 2 Gr. 8 Pf. Demnach stellt sich 1 Ctr. Ganseisen auf 28 Gr. 10 Pf., oder die Tonne auf 43,72 Mk.
Es wurde zwei- bis dreimal in 24 Stunden abgestochen und das Eisen in Gänse laufen gelassen. In den Quartalsrechnungen werden die Anzahl der Abstiche und Gänse aufgeführt. 1672 wiegen 145 Gänse 763¾ Ctr., eine Gans demnach im Durchschnitt 5 Ctr. 29 Pfd. Das Gewicht einer Gans schwankte zwischen 4 bis 6 Ctr. Man unterschied Ganseisen, Kurzeisen, d. h. Guſstrichter und Guſsbruch und Wasch- eisen; von Guſswaren wurden am meisten Pucheisen und Unrlagste- glaken gemacht.
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Der Harz im 17. Jahrhundert.
Die Faktoreirechnungen der Eisenhütten zu Gittelde von
1665 bis 1700.
Die Rechnungen dieser letzten Periode, welche mit einer Lücke
von 1665 bis 1670 beginnen, sonst aber ziemlich vollständig vor-
liegen, sind weitläufiger, verwickelter und geben keinen so guten Ein-
blick in den Betrieb.
Der Massenofen der Deichhütte war in regelmäſsigem Betriebe.
Eine Zusammenstellung von 20 Quartalen aus der Zeit von 1674
bis 1695 ergiebt in 1249 Blasetagen eine Gesamtproduktion von
18359½ Ctr. Roheisen und Guſswaren. Hierzu wurden verbraucht
6272½ Fuder Eisenstein zu 7674 Thlr. 1 Gr., 8926½ Fuder Holzkohlen
zu 7161 Thlr. 5 Gr., an Löhnen 1380 Thlr. 17 Gr. 3 Pf., für sonstige
Ausgaben 1424 Thlr. 15 Gr. 2 Pf.
Hiernach betrug die durchschnittliche Produktion pro Schicht
14,64 Ctr. oder 805 kg.
Durchschnittlicher Gestehungspreis von 1 Ctr. Guſs = 31 Gr.
5 Pf., oder die Tonne (1000 kg) 52,41 Mk.
Aufwand pro Tonne:
Eisenstein 6,22 Fuder 22,79 Mk. = 43,5 Proz.
Kohle 8,6 Fuder 21,35 „ = 40,7 „
Arbeitslohn 4,05 „ = 7,7 „
Verschiedenes 4,22 „ = 8,1 „
52,41 Mk. 100 Proz.
In der Produktion von 18359½ Ctr. sind 2689 Ctr. Pucheisen
und Unterlagen, welche für 1 Thlr. 32 Gr. der Centner verkauft
wurden. Bringt man diese in Abrechnung, so verbleiben 15670½ Ctr.
Ganseisen zu 12561 Thlr. 2 Gr. 8 Pf. Demnach stellt sich 1 Ctr.
Ganseisen auf 28 Gr. 10 Pf., oder die Tonne auf 43,72 Mk.
Es wurde zwei- bis dreimal in 24 Stunden abgestochen und das
Eisen in Gänse laufen gelassen. In den Quartalsrechnungen werden die
Anzahl der Abstiche und Gänse aufgeführt. 1672 wiegen 145 Gänse
763¾ Ctr., eine Gans demnach im Durchschnitt 5 Ctr. 29 Pfd. Das
Gewicht einer Gans schwankte zwischen 4 bis 6 Ctr. Man unterschied
Ganseisen, Kurzeisen, d. h. Guſstrichter und Guſsbruch und Wasch-
eisen; von Guſswaren wurden am meisten Pucheisen und Unrlagste-
glaken gemacht.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1180>, abgerufen am 29.11.2024.
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