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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Von den Öfen.

Dasselbe handelt selbstredend nicht von den Eisenschmelzöfen
allein, sondern von allen Arten von metallurgischen Öfen und wird
charakteristisch folgendermassen eingeleitet:

Man hat wohl acht zu geben, mit welchen Mitteln man vor-
gehen muss, um die Schmelzfeuer zu bereiten. Solche sind insbesondere
die Öfen (forni), die man nach Bedarf und nach den Eigenschaften
der Mineralien herrichten muss. Gewöhnlich hat man zu diesem
Zwecke Schachtöfen (maniche von manica = Ärmel), oben weit und
am Fusse eng, welche mit Holzkohlen und dem Winde von gewaltigen
Blasebälgen ein mächtiges Feuer geben, sowohl weil es eingeengt, als
auch weil es seitlich vor Abkühlung geschützt ist, und das Feuer wird
nach dem Belieben der Meister um so grösser, je mehr sie den Wind
verstärken durch zwei oder drei Paare von Blasebälgen (Fig. 12) 1).
Aber unsinnig viel Gewalt darf man nicht anwenden, weil dies oft

[Abbildung] Fig. 12.
schadet anstatt zu nützen;
denn man verzehrt dann
die Güte der Erze, indem
man sie verdampfen und
sich in Rauch auflösen
lässt, weshalb die Flamm-
öfen
für Holz und Koh-
len, geschlossen und gut
konstruiert, oft besser ge-
eignet sind als Schacht-
öfen. Wenn man sich
dieser bedient, wird das Erz zuerst, indem es geröstet wird, sehr gut
abgedampft, dann pocht man es und nachdem man es herausgenommen
hat, mischt man die Beschickung, und durch solche Massregeln muss
man es dahin bringen, wenn es nicht von Natur leicht schmelzbar ist,
dass man den Widerstand seiner Härte besiegt, indem man stets Vorsicht
und Geduld eines Meisters anwendet. Und eben zu diesem Zweck
erinnere ich mich, in Deutschland, wo solche Kunst vielleicht am
meisten geübt wird und blüht in der ganzen Christenheit, nicht
allein die Anordnung der Schachtöfen, sondern auch die Vor-
bereitung zum Schmelzen gesehen zu haben. Zu welchem Zweck sie
die Kupfererze, die auch viel Silber enthielten, nachdem sie sie in
Stückchen wie Bohnen zerbrochen hatten, mit dem vierten Teil Eisen-

1) Biringuccios Abbildungen sind höchst mangelhaft, manchmal kaum ver-
ständlich, da sie aber durch ihr Alter ehrwürdig sind und der Text sich öfter auf
sie bezieht, teilen wir sie dennoch mit.
Von den Öfen.

Dasselbe handelt selbstredend nicht von den Eisenschmelzöfen
allein, sondern von allen Arten von metallurgischen Öfen und wird
charakteristisch folgendermaſsen eingeleitet:

Man hat wohl acht zu geben, mit welchen Mitteln man vor-
gehen muſs, um die Schmelzfeuer zu bereiten. Solche sind insbesondere
die Öfen (forni), die man nach Bedarf und nach den Eigenschaften
der Mineralien herrichten muſs. Gewöhnlich hat man zu diesem
Zwecke Schachtöfen (maniche von manica = Ärmel), oben weit und
am Fuſse eng, welche mit Holzkohlen und dem Winde von gewaltigen
Blasebälgen ein mächtiges Feuer geben, sowohl weil es eingeengt, als
auch weil es seitlich vor Abkühlung geschützt ist, und das Feuer wird
nach dem Belieben der Meister um so gröſser, je mehr sie den Wind
verstärken durch zwei oder drei Paare von Blasebälgen (Fig. 12) 1).
Aber unsinnig viel Gewalt darf man nicht anwenden, weil dies oft

[Abbildung] Fig. 12.
schadet anstatt zu nützen;
denn man verzehrt dann
die Güte der Erze, indem
man sie verdampfen und
sich in Rauch auflösen
läſst, weshalb die Flamm-
öfen
für Holz und Koh-
len, geschlossen und gut
konstruiert, oft besser ge-
eignet sind als Schacht-
öfen. Wenn man sich
dieser bedient, wird das Erz zuerst, indem es geröstet wird, sehr gut
abgedampft, dann pocht man es und nachdem man es herausgenommen
hat, mischt man die Beschickung, und durch solche Maſsregeln muſs
man es dahin bringen, wenn es nicht von Natur leicht schmelzbar ist,
daſs man den Widerstand seiner Härte besiegt, indem man stets Vorsicht
und Geduld eines Meisters anwendet. Und eben zu diesem Zweck
erinnere ich mich, in Deutschland, wo solche Kunst vielleicht am
meisten geübt wird und blüht in der ganzen Christenheit, nicht
allein die Anordnung der Schachtöfen, sondern auch die Vor-
bereitung zum Schmelzen gesehen zu haben. Zu welchem Zweck sie
die Kupfererze, die auch viel Silber enthielten, nachdem sie sie in
Stückchen wie Bohnen zerbrochen hatten, mit dem vierten Teil Eisen-

1) Biringuccios Abbildungen sind höchst mangelhaft, manchmal kaum ver-
ständlich, da sie aber durch ihr Alter ehrwürdig sind und der Text sich öfter auf
sie bezieht, teilen wir sie dennoch mit.
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[107/0127] Von den Öfen. Dasselbe handelt selbstredend nicht von den Eisenschmelzöfen allein, sondern von allen Arten von metallurgischen Öfen und wird charakteristisch folgendermaſsen eingeleitet: Man hat wohl acht zu geben, mit welchen Mitteln man vor- gehen muſs, um die Schmelzfeuer zu bereiten. Solche sind insbesondere die Öfen (forni), die man nach Bedarf und nach den Eigenschaften der Mineralien herrichten muſs. Gewöhnlich hat man zu diesem Zwecke Schachtöfen (maniche von manica = Ärmel), oben weit und am Fuſse eng, welche mit Holzkohlen und dem Winde von gewaltigen Blasebälgen ein mächtiges Feuer geben, sowohl weil es eingeengt, als auch weil es seitlich vor Abkühlung geschützt ist, und das Feuer wird nach dem Belieben der Meister um so gröſser, je mehr sie den Wind verstärken durch zwei oder drei Paare von Blasebälgen (Fig. 12) 1). Aber unsinnig viel Gewalt darf man nicht anwenden, weil dies oft [Abbildung Fig. 12.] schadet anstatt zu nützen; denn man verzehrt dann die Güte der Erze, indem man sie verdampfen und sich in Rauch auflösen läſst, weshalb die Flamm- öfen für Holz und Koh- len, geschlossen und gut konstruiert, oft besser ge- eignet sind als Schacht- öfen. Wenn man sich dieser bedient, wird das Erz zuerst, indem es geröstet wird, sehr gut abgedampft, dann pocht man es und nachdem man es herausgenommen hat, mischt man die Beschickung, und durch solche Maſsregeln muſs man es dahin bringen, wenn es nicht von Natur leicht schmelzbar ist, daſs man den Widerstand seiner Härte besiegt, indem man stets Vorsicht und Geduld eines Meisters anwendet. Und eben zu diesem Zweck erinnere ich mich, in Deutschland, wo solche Kunst vielleicht am meisten geübt wird und blüht in der ganzen Christenheit, nicht allein die Anordnung der Schachtöfen, sondern auch die Vor- bereitung zum Schmelzen gesehen zu haben. Zu welchem Zweck sie die Kupfererze, die auch viel Silber enthielten, nachdem sie sie in Stückchen wie Bohnen zerbrochen hatten, mit dem vierten Teil Eisen- 1) Biringuccios Abbildungen sind höchst mangelhaft, manchmal kaum ver- ständlich, da sie aber durch ihr Alter ehrwürdig sind und der Text sich öfter auf sie bezieht, teilen wir sie dennoch mit.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/127>, abgerufen am 23.11.2024.