welcher sich leicht aus der Umwallung herausheben lässt. So zieht man es warm aus dem Herde und bricht es mit Handkeulen in mehrere Stücke. Man erwärmt dann ein jedes der Stücke von neuem und schmiedet sie unter dem Hammer zu Luppenstäben. Nachdem dies geschehen, bringt man diese in dieselbe Esse zurück, heizt sie gut aus, und teilt sie mit den erwähnten Keulen, und schmiedet sie aus, entweder (rund) in Gestalt von Ruten, oder viereckig oder wie man will. Ist die Arbeit vollendet, so findet man, dass das Erz sich um nicht mehr als um 40 bis 45 Prozent verringert hat, der Rest ist das reinste Eisen, ein Ausbringen, wie es bei keinem andern Eisenerze vorkommt."
In der That war ein so einfaches Schmelzverfahren, das bei einem Feuer gleich ein gutes, fertiges Schmiedeeisen bei einem Ausbringen von 55 bis 66 Prozent gab, nur bei so vorzüglichem Erze, wie das von Elba war, möglich.
Für reiche und gutartige Erze war das Verschmelzen im Luppen- feuer leichter und vorteilhafter als im Schachtofen. Dies hebt auch Agricola in seiner bereits oben (S. 42) mitgeteilten Schilderung eines Rennfeuers hervor. Der Schmelzapparat, den er beschreibt, ist aber nicht so einfach, wie der vorige, sondern er ist sorgfältig aus Mauerwerk hergestellt, das ungefähr 1,5 m breit und lang und 1 m hoch ist. In der Mitte dieses massiven Mauerwerkes befindet sich der eigentliche Schmelzherd in Form eines flachen Tiegels von etwa 45 cm Durchmesser und 30 cm Tiefe. Der Herd, der aus Gestübbe gestampft ist, wird erst mit Kohlen angewärmt, auf diese werden dann lagen- weise Gichten von Erz und Kohlen in regelmässigem Wechsel auf- getragen und der Wind angelassen. Dem Erze wird nach Bedürfnis noch gebrannter Kalk als Flussmittel beigemischt. Das Schmelzen dauert acht bis zwölf Stunden. Während des Einschmelzens lässt der Schmelzer von Zeit zu Zeit die Schlacke abfliessen. Den Wind regu- liert er durch eine Zugstange, welche mit einer Schütze verbunden ist, die den Zufluss des Aufschlagwassers regelt. Das reduzierte Eisen sammelt sich in einen Klumpen von 100 bis 150 kg zumeist am Boden zusammen. Der Meister untersucht dessen fortschreitendes Anwachsen mittels einer Eisenstange, hebt und wendet dieselbe von Zeit zu Zeit, lässt, wenn er ihm gar zu sein scheint, die Schlacke durch das ge- öffnete Schlackenloch völlig abfliessen, räumt die Kohlen weg und hebt mit Hilfe seiner Gehilfen, meist deren zwei, dem Knechte und dem Schlackenläufer, die Luppe mit eisernen Brechstangen und der grossen Luppenzange aus dem Herde auf den Boden der Schmiede. Hier wird
Luppenschmiede.
welcher sich leicht aus der Umwallung herausheben läſst. So zieht man es warm aus dem Herde und bricht es mit Handkeulen in mehrere Stücke. Man erwärmt dann ein jedes der Stücke von neuem und schmiedet sie unter dem Hammer zu Luppenstäben. Nachdem dies geschehen, bringt man diese in dieselbe Esse zurück, heizt sie gut aus, und teilt sie mit den erwähnten Keulen, und schmiedet sie aus, entweder (rund) in Gestalt von Ruten, oder viereckig oder wie man will. Ist die Arbeit vollendet, so findet man, daſs das Erz sich um nicht mehr als um 40 bis 45 Prozent verringert hat, der Rest ist das reinste Eisen, ein Ausbringen, wie es bei keinem andern Eisenerze vorkommt.“
In der That war ein so einfaches Schmelzverfahren, das bei einem Feuer gleich ein gutes, fertiges Schmiedeeisen bei einem Ausbringen von 55 bis 66 Prozent gab, nur bei so vorzüglichem Erze, wie das von Elba war, möglich.
Für reiche und gutartige Erze war das Verschmelzen im Luppen- feuer leichter und vorteilhafter als im Schachtofen. Dies hebt auch Agricola in seiner bereits oben (S. 42) mitgeteilten Schilderung eines Rennfeuers hervor. Der Schmelzapparat, den er beschreibt, ist aber nicht so einfach, wie der vorige, sondern er ist sorgfältig aus Mauerwerk hergestellt, das ungefähr 1,5 m breit und lang und 1 m hoch ist. In der Mitte dieses massiven Mauerwerkes befindet sich der eigentliche Schmelzherd in Form eines flachen Tiegels von etwa 45 cm Durchmesser und 30 cm Tiefe. Der Herd, der aus Gestübbe gestampft ist, wird erst mit Kohlen angewärmt, auf diese werden dann lagen- weise Gichten von Erz und Kohlen in regelmäſsigem Wechsel auf- getragen und der Wind angelassen. Dem Erze wird nach Bedürfnis noch gebrannter Kalk als Fluſsmittel beigemischt. Das Schmelzen dauert acht bis zwölf Stunden. Während des Einschmelzens läſst der Schmelzer von Zeit zu Zeit die Schlacke abflieſsen. Den Wind regu- liert er durch eine Zugstange, welche mit einer Schütze verbunden ist, die den Zufluſs des Aufschlagwassers regelt. Das reduzierte Eisen sammelt sich in einen Klumpen von 100 bis 150 kg zumeist am Boden zusammen. Der Meister untersucht dessen fortschreitendes Anwachsen mittels einer Eisenstange, hebt und wendet dieselbe von Zeit zu Zeit, läſst, wenn er ihm gar zu sein scheint, die Schlacke durch das ge- öffnete Schlackenloch völlig abflieſsen, räumt die Kohlen weg und hebt mit Hilfe seiner Gehilfen, meist deren zwei, dem Knechte und dem Schlackenläufer, die Luppe mit eisernen Brechstangen und der groſsen Luppenzange aus dem Herde auf den Boden der Schmiede. Hier wird
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Luppenschmiede.
welcher sich leicht aus der Umwallung herausheben läſst. So zieht
man es warm aus dem Herde und bricht es mit Handkeulen in
mehrere Stücke. Man erwärmt dann ein jedes der Stücke von neuem
und schmiedet sie unter dem Hammer zu Luppenstäben. Nachdem
dies geschehen, bringt man diese in dieselbe Esse zurück, heizt
sie gut aus, und teilt sie mit den erwähnten Keulen, und schmiedet
sie aus, entweder (rund) in Gestalt von Ruten, oder viereckig oder
wie man will. Ist die Arbeit vollendet, so findet man, daſs das Erz
sich um nicht mehr als um 40 bis 45 Prozent verringert hat, der
Rest ist das reinste Eisen, ein Ausbringen, wie es bei keinem andern
Eisenerze vorkommt.“
In der That war ein so einfaches Schmelzverfahren, das bei einem
Feuer gleich ein gutes, fertiges Schmiedeeisen bei einem Ausbringen
von 55 bis 66 Prozent gab, nur bei so vorzüglichem Erze, wie das
von Elba war, möglich.
Für reiche und gutartige Erze war das Verschmelzen im Luppen-
feuer leichter und vorteilhafter als im Schachtofen. Dies hebt auch
Agricola in seiner bereits oben (S. 42) mitgeteilten Schilderung
eines Rennfeuers hervor. Der Schmelzapparat, den er beschreibt, ist
aber nicht so einfach, wie der vorige, sondern er ist sorgfältig aus
Mauerwerk hergestellt, das ungefähr 1,5 m breit und lang und 1 m
hoch ist. In der Mitte dieses massiven Mauerwerkes befindet sich der
eigentliche Schmelzherd in Form eines flachen Tiegels von etwa 45 cm
Durchmesser und 30 cm Tiefe. Der Herd, der aus Gestübbe gestampft
ist, wird erst mit Kohlen angewärmt, auf diese werden dann lagen-
weise Gichten von Erz und Kohlen in regelmäſsigem Wechsel auf-
getragen und der Wind angelassen. Dem Erze wird nach Bedürfnis
noch gebrannter Kalk als Fluſsmittel beigemischt. Das Schmelzen
dauert acht bis zwölf Stunden. Während des Einschmelzens läſst der
Schmelzer von Zeit zu Zeit die Schlacke abflieſsen. Den Wind regu-
liert er durch eine Zugstange, welche mit einer Schütze verbunden
ist, die den Zufluſs des Aufschlagwassers regelt. Das reduzierte Eisen
sammelt sich in einen Klumpen von 100 bis 150 kg zumeist am Boden
zusammen. Der Meister untersucht dessen fortschreitendes Anwachsen
mittels einer Eisenstange, hebt und wendet dieselbe von Zeit zu Zeit,
läſst, wenn er ihm gar zu sein scheint, die Schlacke durch das ge-
öffnete Schlackenloch völlig abflieſsen, räumt die Kohlen weg und hebt
mit Hilfe seiner Gehilfen, meist deren zwei, dem Knechte und dem
Schlackenläufer, die Luppe mit eisernen Brechstangen und der groſsen
Luppenzange aus dem Herde auf den Boden der Schmiede. Hier wird
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/166>, abgerufen am 21.11.2024.
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