schlesischen Herde wurden die Luppenstücke wieder in demselben Herde ausgeheizt, wie es auch in der Abbildung des Agricola (Fig. 49) dargestellt ist. Das Ausbringen war bei gut geführter Arbeit günstiger, doch war diese auch schwieriger und nicht für alle Erz- arten geeignet. -- In Oberschlesien war das Verfahren wieder anders. Hierbei trug man Erz und Kohlen lagenweise auf und schmolz mit in den Herd geneigter "stark stechender" Form ein. Damit die Erze nicht durchrollen, sondern so wie aufgegeben niederschmolzen, be- feuchtete man die Erze mit Wasser, ja man rührte sie an manchen Orten zu einem förmlichen Brei an, den man über die Kohlen aus- goss. Die Kohlengichten von 3 bis 4 Kubikfuss blieben dabei konstant, während man mit dem Erzsatze je nach dem Gange des Schmelz- prozesses wechselt. Das Eisen schmolz bei lebhaftem Winde rasch und also mehr roh ein, und wurde dann auf dem Boden durch den stehenden Wind zur Gare gebracht. Dies wurde beschleunigt durch öfteres Abstechen der Rohschlacke und Aufbrechen des angesetzten Eisens. Hier ist also Roheinschmelzen und Frischen in demselben Herde verbunden. Die oberschlesischen Luppenherde waren aus feuer- festem Thone oder aus Ziegeln rund aufgeführt 1). Alle sechs Stunden war eine Luppe von 11/4 bis 11/2 Ztr. fertig, so dass in sechs Arbeits- tagen wöchentlich 36 bis 40 Ztr. Stabeisen geschmiedet werden konnten. Nach Karstens Angabe brauchte man in Oberschlesien für Tarnowitzer Erze im Luppenfeuer zu 1 Ztr. Stabeisen 60 rhein. Kubikfuss Holz- kohlen, und erzielte dabei ein Ausbringen an Eisen von 121/2 Prozent des Gewichtes der Erze, während beim Hochofen- und Frischprozesse zur Darstellung von 1 Ztr. Stabeisen nur 42 rhein. Kubikfuss Kohlen bei 17 Prozent Ausbringen aus denselben Erzen erforderlich sind 2).
Bei den oberschlesischen Erzen ist also der Rennwerksbetrieb entschieden unvorteilhafter als das indirekte Verfahren, und dies ist allgemein der Fall bei geringhaltigen Erzen. Bei reichen Erzen kann er unter Umständen bezüglich des Kohlenverbrauches günstiger sein, dagegen wird der Abbrand an Eisen bei den Luppenschmieden immer grösser sein. Dies liegt in der Natur des Prozesses. Derselbe muss so geführt werden, dass das Eisenerz gerade reduziert ist, wenn es vor
1) Siehe Karsten, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1816, II, S. 530 etc.
2) Für 1 Ztr. Roheisen werden 7 Scheffel = 2,3916 Kubikfuss = 16,7412 Kubik- fuss Kohlen gebraucht resp. 19,1 Kubikfuss bei 2/7 Abgang des Roheisens beim Verfrischen. Der Kohlenverbrauch im Frischfeuer = 32,9 rhein. Kubikfuss ergiebt Gesamtkohlenverbrauch zirka 42 Kubikfuss. Das mittlere Ausbringen aus den Tarnowitzer Erzen ist 24 Prozent, davon 2/7 Abgang beim Verfrischen ergiebt 17 Prozent Stabeisen.
Luppenschmiede.
schlesischen Herde wurden die Luppenstücke wieder in demselben Herde ausgeheizt, wie es auch in der Abbildung des Agricola (Fig. 49) dargestellt ist. Das Ausbringen war bei gut geführter Arbeit günstiger, doch war diese auch schwieriger und nicht für alle Erz- arten geeignet. — In Oberschlesien war das Verfahren wieder anders. Hierbei trug man Erz und Kohlen lagenweise auf und schmolz mit in den Herd geneigter „stark stechender“ Form ein. Damit die Erze nicht durchrollen, sondern so wie aufgegeben niederschmolzen, be- feuchtete man die Erze mit Wasser, ja man rührte sie an manchen Orten zu einem förmlichen Brei an, den man über die Kohlen aus- goſs. Die Kohlengichten von 3 bis 4 Kubikfuſs blieben dabei konstant, während man mit dem Erzsatze je nach dem Gange des Schmelz- prozesses wechselt. Das Eisen schmolz bei lebhaftem Winde rasch und also mehr roh ein, und wurde dann auf dem Boden durch den stehenden Wind zur Gare gebracht. Dies wurde beschleunigt durch öfteres Abstechen der Rohschlacke und Aufbrechen des angesetzten Eisens. Hier ist also Roheinschmelzen und Frischen in demselben Herde verbunden. Die oberschlesischen Luppenherde waren aus feuer- festem Thone oder aus Ziegeln rund aufgeführt 1). Alle sechs Stunden war eine Luppe von 1¼ bis 1½ Ztr. fertig, so daſs in sechs Arbeits- tagen wöchentlich 36 bis 40 Ztr. Stabeisen geschmiedet werden konnten. Nach Karstens Angabe brauchte man in Oberschlesien für Tarnowitzer Erze im Luppenfeuer zu 1 Ztr. Stabeisen 60 rhein. Kubikfuſs Holz- kohlen, und erzielte dabei ein Ausbringen an Eisen von 12½ Prozent des Gewichtes der Erze, während beim Hochofen- und Frischprozesse zur Darstellung von 1 Ztr. Stabeisen nur 42 rhein. Kubikfuſs Kohlen bei 17 Prozent Ausbringen aus denselben Erzen erforderlich sind 2).
Bei den oberschlesischen Erzen ist also der Rennwerksbetrieb entschieden unvorteilhafter als das indirekte Verfahren, und dies ist allgemein der Fall bei geringhaltigen Erzen. Bei reichen Erzen kann er unter Umständen bezüglich des Kohlenverbrauches günstiger sein, dagegen wird der Abbrand an Eisen bei den Luppenschmieden immer gröſser sein. Dies liegt in der Natur des Prozesses. Derselbe muſs so geführt werden, daſs das Eisenerz gerade reduziert ist, wenn es vor
1) Siehe Karsten, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1816, II, S. 530 etc.
2) Für 1 Ztr. Roheisen werden 7 Scheffel = 2,3916 Kubikfuſs = 16,7412 Kubik- fuſs Kohlen gebraucht resp. 19,1 Kubikfuſs bei 2/7 Abgang des Roheisens beim Verfrischen. Der Kohlenverbrauch im Frischfeuer = 32,9 rhein. Kubikfuſs ergiebt Gesamtkohlenverbrauch zirka 42 Kubikfuſs. Das mittlere Ausbringen aus den Tarnowitzer Erzen ist 24 Prozent, davon 2/7 Abgang beim Verfrischen ergiebt 17 Prozent Stabeisen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0170"n="150"/><fwplace="top"type="header">Luppenschmiede.</fw><lb/>
schlesischen Herde wurden die Luppenstücke wieder in demselben<lb/>
Herde ausgeheizt, wie es auch in der Abbildung des <hirendition="#g">Agricola</hi><lb/>
(Fig. 49) dargestellt ist. Das Ausbringen war bei gut geführter Arbeit<lb/>
günstiger, doch war diese auch schwieriger und nicht für alle Erz-<lb/>
arten geeignet. — In Oberschlesien war das Verfahren wieder anders.<lb/>
Hierbei trug man Erz und Kohlen lagenweise auf und schmolz mit<lb/>
in den Herd geneigter „stark stechender“ Form ein. Damit die Erze<lb/>
nicht durchrollen, sondern so wie aufgegeben niederschmolzen, be-<lb/>
feuchtete man die Erze mit Wasser, ja man rührte sie an manchen<lb/>
Orten zu einem förmlichen Brei an, den man über die Kohlen aus-<lb/>
goſs. Die Kohlengichten von 3 bis 4 Kubikfuſs blieben dabei konstant,<lb/>
während man mit dem Erzsatze je nach dem Gange des Schmelz-<lb/>
prozesses wechselt. Das Eisen schmolz bei lebhaftem Winde rasch<lb/>
und also mehr roh ein, und wurde dann auf dem Boden durch den<lb/>
stehenden Wind zur Gare gebracht. Dies wurde beschleunigt durch<lb/>
öfteres Abstechen der Rohschlacke und Aufbrechen des angesetzten<lb/>
Eisens. Hier ist also Roheinschmelzen und Frischen in demselben<lb/>
Herde verbunden. Die oberschlesischen Luppenherde waren aus feuer-<lb/>
festem Thone oder aus Ziegeln rund aufgeführt <noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Karsten</hi>, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1816, II, S. 530 etc.</note>. Alle sechs Stunden<lb/>
war eine Luppe von 1¼ bis 1½ Ztr. fertig, so daſs in sechs Arbeits-<lb/>
tagen wöchentlich 36 bis 40 Ztr. Stabeisen geschmiedet werden konnten.<lb/>
Nach <hirendition="#g">Karstens</hi> Angabe brauchte man in Oberschlesien für Tarnowitzer<lb/>
Erze im Luppenfeuer zu 1 Ztr. Stabeisen 60 rhein. Kubikfuſs Holz-<lb/>
kohlen, und erzielte dabei ein Ausbringen an Eisen von 12½ Prozent<lb/>
des Gewichtes der Erze, während beim Hochofen- und Frischprozesse<lb/>
zur Darstellung von 1 Ztr. Stabeisen nur 42 rhein. Kubikfuſs Kohlen<lb/>
bei 17 Prozent Ausbringen aus denselben Erzen erforderlich sind <noteplace="foot"n="2)">Für 1 Ztr. Roheisen werden 7 Scheffel = 2,3916 Kubikfuſs = 16,7412 Kubik-<lb/>
fuſs Kohlen gebraucht resp. 19,1 Kubikfuſs bei 2/7 Abgang des Roheisens beim<lb/>
Verfrischen. Der Kohlenverbrauch im Frischfeuer = 32,9 rhein. Kubikfuſs ergiebt<lb/>
Gesamtkohlenverbrauch zirka 42 Kubikfuſs. Das mittlere Ausbringen aus den<lb/>
Tarnowitzer Erzen ist 24 Prozent, davon 2/7 Abgang beim Verfrischen ergiebt<lb/>
17 Prozent Stabeisen.</note>.</p><lb/><p>Bei den oberschlesischen Erzen ist also der Rennwerksbetrieb<lb/>
entschieden unvorteilhafter als das indirekte Verfahren, und dies ist<lb/>
allgemein der Fall bei geringhaltigen Erzen. Bei reichen Erzen kann<lb/>
er unter Umständen bezüglich des Kohlenverbrauches günstiger sein,<lb/>
dagegen wird der Abbrand an Eisen bei den Luppenschmieden immer<lb/>
gröſser sein. Dies liegt in der Natur des Prozesses. Derselbe muſs<lb/>
so geführt werden, daſs das Eisenerz gerade reduziert ist, wenn es vor<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[150/0170]
Luppenschmiede.
schlesischen Herde wurden die Luppenstücke wieder in demselben
Herde ausgeheizt, wie es auch in der Abbildung des Agricola
(Fig. 49) dargestellt ist. Das Ausbringen war bei gut geführter Arbeit
günstiger, doch war diese auch schwieriger und nicht für alle Erz-
arten geeignet. — In Oberschlesien war das Verfahren wieder anders.
Hierbei trug man Erz und Kohlen lagenweise auf und schmolz mit
in den Herd geneigter „stark stechender“ Form ein. Damit die Erze
nicht durchrollen, sondern so wie aufgegeben niederschmolzen, be-
feuchtete man die Erze mit Wasser, ja man rührte sie an manchen
Orten zu einem förmlichen Brei an, den man über die Kohlen aus-
goſs. Die Kohlengichten von 3 bis 4 Kubikfuſs blieben dabei konstant,
während man mit dem Erzsatze je nach dem Gange des Schmelz-
prozesses wechselt. Das Eisen schmolz bei lebhaftem Winde rasch
und also mehr roh ein, und wurde dann auf dem Boden durch den
stehenden Wind zur Gare gebracht. Dies wurde beschleunigt durch
öfteres Abstechen der Rohschlacke und Aufbrechen des angesetzten
Eisens. Hier ist also Roheinschmelzen und Frischen in demselben
Herde verbunden. Die oberschlesischen Luppenherde waren aus feuer-
festem Thone oder aus Ziegeln rund aufgeführt 1). Alle sechs Stunden
war eine Luppe von 1¼ bis 1½ Ztr. fertig, so daſs in sechs Arbeits-
tagen wöchentlich 36 bis 40 Ztr. Stabeisen geschmiedet werden konnten.
Nach Karstens Angabe brauchte man in Oberschlesien für Tarnowitzer
Erze im Luppenfeuer zu 1 Ztr. Stabeisen 60 rhein. Kubikfuſs Holz-
kohlen, und erzielte dabei ein Ausbringen an Eisen von 12½ Prozent
des Gewichtes der Erze, während beim Hochofen- und Frischprozesse
zur Darstellung von 1 Ztr. Stabeisen nur 42 rhein. Kubikfuſs Kohlen
bei 17 Prozent Ausbringen aus denselben Erzen erforderlich sind 2).
Bei den oberschlesischen Erzen ist also der Rennwerksbetrieb
entschieden unvorteilhafter als das indirekte Verfahren, und dies ist
allgemein der Fall bei geringhaltigen Erzen. Bei reichen Erzen kann
er unter Umständen bezüglich des Kohlenverbrauches günstiger sein,
dagegen wird der Abbrand an Eisen bei den Luppenschmieden immer
gröſser sein. Dies liegt in der Natur des Prozesses. Derselbe muſs
so geführt werden, daſs das Eisenerz gerade reduziert ist, wenn es vor
1) Siehe Karsten, Handbuch der Eisenhüttenkunde 1816, II, S. 530 etc.
2) Für 1 Ztr. Roheisen werden 7 Scheffel = 2,3916 Kubikfuſs = 16,7412 Kubik-
fuſs Kohlen gebraucht resp. 19,1 Kubikfuſs bei 2/7 Abgang des Roheisens beim
Verfrischen. Der Kohlenverbrauch im Frischfeuer = 32,9 rhein. Kubikfuſs ergiebt
Gesamtkohlenverbrauch zirka 42 Kubikfuſs. Das mittlere Ausbringen aus den
Tarnowitzer Erzen ist 24 Prozent, davon 2/7 Abgang beim Verfrischen ergiebt
17 Prozent Stabeisen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/170>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.