Das Rösten der Erze geschah in einfachen Haufen mit Holz. Der Holzverbrauch betrug in den fünf Quartalen, in welchen 5931/2 Fuder Erze verschmolzen wurden, 101 Malter. Das Malter Holz kostete 3 Groschen 10 Pfennige. Die gesamten Röstkosten einschliess- lich des Holzes betrugen 47 Gulden 8 Mariengroschen 8 Pfennige oder für die Tonne des erzeugten Eisens 1,12 Mk. -- Zum Ver- schmelzen des angeführten Erzquantums von 5931/2 Fuder waren 678 Fuder Holzkohlen erforderlich oder pro Tonne ausgebrachten Eisens zu 5,33 Fuder Eisenstein 6,09 Fuder Kohlen. Die gesamte Erzeugung betrug 2045 Ztr. Stahleisen und 180 Ztr. Pucheisen; die Tagesproduktion 17,52 Ztr. oder 968 kg 1).
Die Produktionskosten stellten sich folgendermassen:
[Tabelle]
Der prozentale Aufwand an Erz und Kohlen dem Gewichte nach lässt sich nur annähernd berechnen, da beide nicht gewogen, sondern gemessen wurden und es sich nur ungefähr schätzen lässt, was ein Fuder Erz oder ein Fuder Kohle wog.
Der Eisensteinbergbau des östlichen Harzes hat eine ältere und bedeutendere Geschichte als der des westlichen, trotzdem wurde auch hier der Hochofenbetrieb erst verhältnismässig spät eingeführt. Der Hochofen von Ilsenburg, welcher im Jahre 1546 erbaut wurde 2), scheint der erste und älteste des Harzes gewesen zu sein.
Über die alten Hochöfen des Ostharzes wissen wir aber nur sehr wenig. Sie waren jedenfalls nicht hoch, denn es erregte grosses Auf- sehen, als gegen Ende des 16. Jahrhunderts Hanns Sien oder Sieme, ein Mann aus dem Voigtland 3), zu Wiede (Wieda) einen Hochofen von 24 Fuss (= 7 m) Höhe erbaute. Übrigens waren schon die alten Öfen auf festem Grund gebaut und mit Abzüchten für die Feuchtig-
1) Hierbei ist der Zentner, der 110 Pfund hatte, rund zu 55 kg berechnet.
2) Zeitschrift des Harzvereins, Bd. XIII, S. 255; Bd. XIV, S. 14.
3) Vergl. Tölle und Gärtner, Eisenhüttenmagazin 1792, S. 88 und Zeitschrift des Harz- vereins, Bd. XIV, S. 13.
Hochöfen.
Das Rösten der Erze geschah in einfachen Haufen mit Holz. Der Holzverbrauch betrug in den fünf Quartalen, in welchen 593½ Fuder Erze verschmolzen wurden, 101 Malter. Das Malter Holz kostete 3 Groschen 10 Pfennige. Die gesamten Röstkosten einschlieſs- lich des Holzes betrugen 47 Gulden 8 Mariengroschen 8 Pfennige oder für die Tonne des erzeugten Eisens 1,12 Mk. — Zum Ver- schmelzen des angeführten Erzquantums von 593½ Fuder waren 678 Fuder Holzkohlen erforderlich oder pro Tonne ausgebrachten Eisens zu 5,33 Fuder Eisenstein 6,09 Fuder Kohlen. Die gesamte Erzeugung betrug 2045 Ztr. Stahleisen und 180 Ztr. Pucheisen; die Tagesproduktion 17,52 Ztr. oder 968 kg 1).
Die Produktionskosten stellten sich folgendermaſsen:
[Tabelle]
Der prozentale Aufwand an Erz und Kohlen dem Gewichte nach läſst sich nur annähernd berechnen, da beide nicht gewogen, sondern gemessen wurden und es sich nur ungefähr schätzen läſst, was ein Fuder Erz oder ein Fuder Kohle wog.
Der Eisensteinbergbau des östlichen Harzes hat eine ältere und bedeutendere Geschichte als der des westlichen, trotzdem wurde auch hier der Hochofenbetrieb erst verhältnismäſsig spät eingeführt. Der Hochofen von Ilsenburg, welcher im Jahre 1546 erbaut wurde 2), scheint der erste und älteste des Harzes gewesen zu sein.
Über die alten Hochöfen des Ostharzes wissen wir aber nur sehr wenig. Sie waren jedenfalls nicht hoch, denn es erregte groſses Auf- sehen, als gegen Ende des 16. Jahrhunderts Hanns Sien oder Sieme, ein Mann aus dem Voigtland 3), zu Wiede (Wieda) einen Hochofen von 24 Fuſs (= 7 m) Höhe erbaute. Übrigens waren schon die alten Öfen auf festem Grund gebaut und mit Abzüchten für die Feuchtig-
1) Hierbei ist der Zentner, der 110 Pfund hatte, rund zu 55 kg berechnet.
2) Zeitschrift des Harzvereins, Bd. XIII, S. 255; Bd. XIV, S. 14.
3) Vergl. Tölle und Gärtner, Eisenhüttenmagazin 1792, S. 88 und Zeitschrift des Harz- vereins, Bd. XIV, S. 13.
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Hochöfen.
Das Rösten der Erze geschah in einfachen Haufen mit Holz.
Der Holzverbrauch betrug in den fünf Quartalen, in welchen 593½
Fuder Erze verschmolzen wurden, 101 Malter. Das Malter Holz
kostete 3 Groschen 10 Pfennige. Die gesamten Röstkosten einschlieſs-
lich des Holzes betrugen 47 Gulden 8 Mariengroschen 8 Pfennige
oder für die Tonne des erzeugten Eisens 1,12 Mk. — Zum Ver-
schmelzen des angeführten Erzquantums von 593½ Fuder waren
678 Fuder Holzkohlen erforderlich oder pro Tonne ausgebrachten
Eisens zu 5,33 Fuder Eisenstein 6,09 Fuder Kohlen. Die gesamte
Erzeugung betrug 2045 Ztr. Stahleisen und 180 Ztr. Pucheisen; die
Tagesproduktion 17,52 Ztr. oder 968 kg 1).
Die Produktionskosten stellten sich folgendermaſsen:
Der prozentale Aufwand an Erz und Kohlen dem Gewichte nach
läſst sich nur annähernd berechnen, da beide nicht gewogen, sondern
gemessen wurden und es sich nur ungefähr schätzen läſst, was ein
Fuder Erz oder ein Fuder Kohle wog.
Der Eisensteinbergbau des östlichen Harzes hat eine ältere und
bedeutendere Geschichte als der des westlichen, trotzdem wurde auch
hier der Hochofenbetrieb erst verhältnismäſsig spät eingeführt. Der
Hochofen von Ilsenburg, welcher im Jahre 1546 erbaut wurde 2),
scheint der erste und älteste des Harzes gewesen zu sein.
Über die alten Hochöfen des Ostharzes wissen wir aber nur sehr
wenig. Sie waren jedenfalls nicht hoch, denn es erregte groſses Auf-
sehen, als gegen Ende des 16. Jahrhunderts Hanns Sien oder Sieme,
ein Mann aus dem Voigtland 3), zu Wiede (Wieda) einen Hochofen
von 24 Fuſs (= 7 m) Höhe erbaute. Übrigens waren schon die alten
Öfen auf festem Grund gebaut und mit Abzüchten für die Feuchtig-
1) Hierbei ist der Zentner, der 110 Pfund hatte, rund zu 55 kg berechnet.
2) Zeitschrift des Harzvereins, Bd. XIII, S. 255; Bd. XIV, S. 14.
3) Vergl.
Tölle und Gärtner, Eisenhüttenmagazin 1792, S. 88 und Zeitschrift des Harz-
vereins, Bd. XIV, S. 13.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/220>, abgerufen am 23.11.2024.
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