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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
den schweren Hämmern, "die Reckeisenschmieden", wurde erst in
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Siegerlande eingeführt,
während man vorher nur "Kleineisenschmieden", welche viel kleinere
und einfachere Herde und leichtere Hämmer hatten, besass. Unsere
obige Schilderung, welche ein Reckeisenfeuer aus der letzten Zeit
ihres Bestehens, aus den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts,
beschreibt, ist demnach eigentlich verfrüht. Wir haben sie aber
trotzdem hier schon gebracht, weil wir über die alten Kleineisen-
feuer genaueres nicht wissen und die Reckeisenschmiede aus den
Kleineisenschmieden nur durch Vergrösserung der Herde und Hämmer
hervorgegangen sind. Das Wenige, was wir über die siegenschen
Kleineisenschmiede des 16. Jahrhunderts wissen, werden wir bei der
Geschichte des Siegerlandes mitteilen.

Ganz abweichend von dem Verfahren im Siegerlande entwickelte
sich die Frischarbeit in der westfälischen Mark und einem Teile des
Sauerlandes, welche als märkische Osemundschmiede bekannt war.
Der Name Osemund stammt wahrscheinlich aus dem Schwedischen 1),
denn so hiess das halbfertige Eisen, das Produkt der Bauernöfen,
welches durch den hanseatischen Handel aus Schweden nach Deutsch-
land kam und seiner Güte wegen geschätzt wurde. Nicht nur in dem
Gebiete der Städte Danzig und Lübeck wurde dasselbe verarbeitet,
sondern es wurde auf weiten Wegen bis nach Westfalen verführt 2),
in die Gegend, die seit alters her der Hauptsitz der Drahtfabrikation
und der Panzermacherkunst war, denn kein Eisen gab so feinen und
doch starken Draht. Ursprünglich bestand die Darstellung des Ose-
mundeisens nur darin, dass man den rohen Osemund aus Schweden,
ganz wie in Steiermark die Halbmasseln der Stücköfen, in einem
Herde, der wohl auch nur ein Löscheherd gewesen sein wird, aus-
heizte und in wiederholten Hitzen zu Stäben, welche das Material
für die Drahtbereitung lieferten, ausschmiedete. Als aber im Laufe
des 16. Jahrhunderts die Ausfuhr des rohen Osemund aus Schweden,
durch dessen Könige aus dem Geschlechte der Wasa eingeschränkt
und zeitweilig gänzlich verboten wurde, sahen sich die märkischen
Osemundschmieden gezwungen, Ersatz für das schwedische Eisen zu
schaffen. Da inzwischen die Frischarbeit überall Eingang gefunden
hatte, so fanden sie denselben in dem vorzüglichen Roheisen aus den
Herrschaften Sayn-Altenkirchen und Siegen, welches sie durch ein

1) Siehe Bd. I, S. 803 bis 829.
2) Siehe Eversmann, Übersicht der Eisen-
und Stahlerzeugung auf Wasserwerken in den Ländern zwischen Lahn und
Lippe, 1809, S. 215.

Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern.
den schweren Hämmern, „die Reckeisenschmieden“, wurde erst in
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Siegerlande eingeführt,
während man vorher nur „Kleineisenschmieden“, welche viel kleinere
und einfachere Herde und leichtere Hämmer hatten, besaſs. Unsere
obige Schilderung, welche ein Reckeisenfeuer aus der letzten Zeit
ihres Bestehens, aus den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts,
beschreibt, ist demnach eigentlich verfrüht. Wir haben sie aber
trotzdem hier schon gebracht, weil wir über die alten Kleineisen-
feuer genaueres nicht wissen und die Reckeisenschmiede aus den
Kleineisenschmieden nur durch Vergröſserung der Herde und Hämmer
hervorgegangen sind. Das Wenige, was wir über die siegenschen
Kleineisenschmiede des 16. Jahrhunderts wissen, werden wir bei der
Geschichte des Siegerlandes mitteilen.

Ganz abweichend von dem Verfahren im Siegerlande entwickelte
sich die Frischarbeit in der westfälischen Mark und einem Teile des
Sauerlandes, welche als märkische Osemundschmiede bekannt war.
Der Name Osemund stammt wahrscheinlich aus dem Schwedischen 1),
denn so hieſs das halbfertige Eisen, das Produkt der Bauernöfen,
welches durch den hanseatischen Handel aus Schweden nach Deutsch-
land kam und seiner Güte wegen geschätzt wurde. Nicht nur in dem
Gebiete der Städte Danzig und Lübeck wurde dasſelbe verarbeitet,
sondern es wurde auf weiten Wegen bis nach Westfalen verführt 2),
in die Gegend, die seit alters her der Hauptsitz der Drahtfabrikation
und der Panzermacherkunst war, denn kein Eisen gab so feinen und
doch starken Draht. Ursprünglich bestand die Darstellung des Ose-
mundeisens nur darin, daſs man den rohen Osemund aus Schweden,
ganz wie in Steiermark die Halbmasseln der Stücköfen, in einem
Herde, der wohl auch nur ein Löscheherd gewesen sein wird, aus-
heizte und in wiederholten Hitzen zu Stäben, welche das Material
für die Drahtbereitung lieferten, ausschmiedete. Als aber im Laufe
des 16. Jahrhunderts die Ausfuhr des rohen Osemund aus Schweden,
durch dessen Könige aus dem Geschlechte der Wasa eingeschränkt
und zeitweilig gänzlich verboten wurde, sahen sich die märkischen
Osemundschmieden gezwungen, Ersatz für das schwedische Eisen zu
schaffen. Da inzwischen die Frischarbeit überall Eingang gefunden
hatte, so fanden sie denselben in dem vorzüglichen Roheisen aus den
Herrschaften Sayn-Altenkirchen und Siegen, welches sie durch ein

1) Siehe Bd. I, S. 803 bis 829.
2) Siehe Eversmann, Übersicht der Eisen-
und Stahlerzeugung auf Wasserwerken in den Ländern zwischen Lahn und
Lippe, 1809, S. 215.
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[232/0252] Schmiedeisenbereitung in Frischfeuern. den schweren Hämmern, „die Reckeisenschmieden“, wurde erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Siegerlande eingeführt, während man vorher nur „Kleineisenschmieden“, welche viel kleinere und einfachere Herde und leichtere Hämmer hatten, besaſs. Unsere obige Schilderung, welche ein Reckeisenfeuer aus der letzten Zeit ihres Bestehens, aus den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts, beschreibt, ist demnach eigentlich verfrüht. Wir haben sie aber trotzdem hier schon gebracht, weil wir über die alten Kleineisen- feuer genaueres nicht wissen und die Reckeisenschmiede aus den Kleineisenschmieden nur durch Vergröſserung der Herde und Hämmer hervorgegangen sind. Das Wenige, was wir über die siegenschen Kleineisenschmiede des 16. Jahrhunderts wissen, werden wir bei der Geschichte des Siegerlandes mitteilen. Ganz abweichend von dem Verfahren im Siegerlande entwickelte sich die Frischarbeit in der westfälischen Mark und einem Teile des Sauerlandes, welche als märkische Osemundschmiede bekannt war. Der Name Osemund stammt wahrscheinlich aus dem Schwedischen 1), denn so hieſs das halbfertige Eisen, das Produkt der Bauernöfen, welches durch den hanseatischen Handel aus Schweden nach Deutsch- land kam und seiner Güte wegen geschätzt wurde. Nicht nur in dem Gebiete der Städte Danzig und Lübeck wurde dasſelbe verarbeitet, sondern es wurde auf weiten Wegen bis nach Westfalen verführt 2), in die Gegend, die seit alters her der Hauptsitz der Drahtfabrikation und der Panzermacherkunst war, denn kein Eisen gab so feinen und doch starken Draht. Ursprünglich bestand die Darstellung des Ose- mundeisens nur darin, daſs man den rohen Osemund aus Schweden, ganz wie in Steiermark die Halbmasseln der Stücköfen, in einem Herde, der wohl auch nur ein Löscheherd gewesen sein wird, aus- heizte und in wiederholten Hitzen zu Stäben, welche das Material für die Drahtbereitung lieferten, ausschmiedete. Als aber im Laufe des 16. Jahrhunderts die Ausfuhr des rohen Osemund aus Schweden, durch dessen Könige aus dem Geschlechte der Wasa eingeschränkt und zeitweilig gänzlich verboten wurde, sahen sich die märkischen Osemundschmieden gezwungen, Ersatz für das schwedische Eisen zu schaffen. Da inzwischen die Frischarbeit überall Eingang gefunden hatte, so fanden sie denselben in dem vorzüglichen Roheisen aus den Herrschaften Sayn-Altenkirchen und Siegen, welches sie durch ein 1) Siehe Bd. I, S. 803 bis 829. 2) Siehe Eversmann, Übersicht der Eisen- und Stahlerzeugung auf Wasserwerken in den Ländern zwischen Lahn und Lippe, 1809, S. 215.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/252>, abgerufen am 22.11.2024.