ausarbeiten lassen, entweder rund oder mit Fasungen, oder gewölbt, oder mit halben Fasungen, wie es Euch gefällt. Mit grösstem Fleisse und Aufmerksamkeit auf die Masse werde es richtig eingeteilt und nahe dabei muss man zwei feste Angeln in die Erde setzen, eine am Kopfe und eine am Fusse, wie man bei den Bratspiessen thut und wie Ihr in der Zeichnung seht. Ist dies geschehen, so setzt Ihr dahin, wo Ihr die Mündung haben wollt und an den Fuss, wo man abfeuert, da es vor Augen ist, die Karniese aus Stücken, die sich abnehmen (abstreifen) lassen, wenn Ihr die Holzspindel aus der Form zieht, welche dann in der Form zurückbleiben, und ebenso die Wülste, Ein- fassungen und andere Ornamente, welche Ihr auf das Modell auf- gesetzt habt. Um aber vor allem den Boden (culatta, das Schwanz- stück -- die Traube) am Fusse einsetzen zu können, macht, entweder von Lehm oder von Holz und gut mit Talg oder Wachs befestigt, eine runde Scheibe, etwas konisch (glockenförmig), drei Finger dick und einen Finger oder mehr grösser im Durchmesser oder Umfang als die Friesen, welche am Fusse, am dicksten Ende, des Geschützes sind und gerade oberhalb der Stelle, wo die Friesen der Mündung ausgeschnitten sind, macht in ähnlicher Weise einen "verlorenen Kopf", wie man es nennt, damit dadurch an der Mündung des Ge- schützes eine grössere Menge Kanonenmetall angehäuft werde und man dort einen Überfluss von Metall gebe, damit es fester und dichter werde, und gerade darüber macht Ihr eine andere Scheibe, gleichfalls konisch (glockenförmig), aber entgegengesetzt und kleiner im Ver- gleich mit derjenigen, welche Ihr am Fusse gemacht habt. Diese dient als Einpass und Führung (des Kernes) der Seele, ebenso wie die andere für die Traube. Aber alle beide (Scheiben) seien unten (wo sie auf der Spindel aufsitzen) mit Asche oder mit Talg be- strichen, wie es auch die Friesen der Mündung sind, damit, wenn man die Spindel herauszieht, sie loslassen. Auch macht Ihr zwei seitliche Ansätze (maniche, eigentlich = Ärmel, hier die Schildzapfen), rund und länglich, wie zwei Walzen, etwas konisch gegen das Ge- schütz hin anlaufend. Die Masse davon, sowohl die Dicke als auch die Länge, sind gleich dem Durchmesser der Geschützkugel oder auch nach Belieben. Diese befestigt man mit zwei langen Nägeln, um sie, wenn die Lehmform gemacht ist, nach Belieben herausziehen zu können. Dieselben setzt man an bei zwei Fünftel der Länge des Geschützes, gemessen vom Boden des Geschützes an bis zu der Stelle, wo die Verstärkungen oder Verdickungen (ringrossature), wie man es nennt, beginnen.
Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
ausarbeiten lassen, entweder rund oder mit Fasungen, oder gewölbt, oder mit halben Fasungen, wie es Euch gefällt. Mit gröſstem Fleiſse und Aufmerksamkeit auf die Maſse werde es richtig eingeteilt und nahe dabei muſs man zwei feste Angeln in die Erde setzen, eine am Kopfe und eine am Fuſse, wie man bei den Bratspieſsen thut und wie Ihr in der Zeichnung seht. Ist dies geschehen, so setzt Ihr dahin, wo Ihr die Mündung haben wollt und an den Fuſs, wo man abfeuert, da es vor Augen ist, die Karniese aus Stücken, die sich abnehmen (abstreifen) lassen, wenn Ihr die Holzspindel aus der Form zieht, welche dann in der Form zurückbleiben, und ebenso die Wülste, Ein- fassungen und andere Ornamente, welche Ihr auf das Modell auf- gesetzt habt. Um aber vor allem den Boden (culatta, das Schwanz- stück — die Traube) am Fuſse einsetzen zu können, macht, entweder von Lehm oder von Holz und gut mit Talg oder Wachs befestigt, eine runde Scheibe, etwas konisch (glockenförmig), drei Finger dick und einen Finger oder mehr gröſser im Durchmesser oder Umfang als die Friesen, welche am Fuſse, am dicksten Ende, des Geschützes sind und gerade oberhalb der Stelle, wo die Friesen der Mündung ausgeschnitten sind, macht in ähnlicher Weise einen „verlorenen Kopf“, wie man es nennt, damit dadurch an der Mündung des Ge- schützes eine gröſsere Menge Kanonenmetall angehäuft werde und man dort einen Überfluſs von Metall gebe, damit es fester und dichter werde, und gerade darüber macht Ihr eine andere Scheibe, gleichfalls konisch (glockenförmig), aber entgegengesetzt und kleiner im Ver- gleich mit derjenigen, welche Ihr am Fuſse gemacht habt. Diese dient als Einpaſs und Führung (des Kernes) der Seele, ebenso wie die andere für die Traube. Aber alle beide (Scheiben) seien unten (wo sie auf der Spindel aufsitzen) mit Asche oder mit Talg be- strichen, wie es auch die Friesen der Mündung sind, damit, wenn man die Spindel herauszieht, sie loslassen. Auch macht Ihr zwei seitliche Ansätze (maniche, eigentlich = Ärmel, hier die Schildzapfen), rund und länglich, wie zwei Walzen, etwas konisch gegen das Ge- schütz hin anlaufend. Die Maſse davon, sowohl die Dicke als auch die Länge, sind gleich dem Durchmesser der Geschützkugel oder auch nach Belieben. Diese befestigt man mit zwei langen Nägeln, um sie, wenn die Lehmform gemacht ist, nach Belieben herausziehen zu können. Dieselben setzt man an bei zwei Fünftel der Länge des Geschützes, gemessen vom Boden des Geschützes an bis zu der Stelle, wo die Verstärkungen oder Verdickungen (ringrossature), wie man es nennt, beginnen.
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Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
ausarbeiten lassen, entweder rund oder mit Fasungen, oder gewölbt,
oder mit halben Fasungen, wie es Euch gefällt. Mit gröſstem Fleiſse
und Aufmerksamkeit auf die Maſse werde es richtig eingeteilt und
nahe dabei muſs man zwei feste Angeln in die Erde setzen, eine am
Kopfe und eine am Fuſse, wie man bei den Bratspieſsen thut und
wie Ihr in der Zeichnung seht. Ist dies geschehen, so setzt Ihr dahin,
wo Ihr die Mündung haben wollt und an den Fuſs, wo man abfeuert,
da es vor Augen ist, die Karniese aus Stücken, die sich abnehmen
(abstreifen) lassen, wenn Ihr die Holzspindel aus der Form zieht,
welche dann in der Form zurückbleiben, und ebenso die Wülste, Ein-
fassungen und andere Ornamente, welche Ihr auf das Modell auf-
gesetzt habt. Um aber vor allem den Boden (culatta, das Schwanz-
stück — die Traube) am Fuſse einsetzen zu können, macht, entweder
von Lehm oder von Holz und gut mit Talg oder Wachs befestigt,
eine runde Scheibe, etwas konisch (glockenförmig), drei Finger dick
und einen Finger oder mehr gröſser im Durchmesser oder Umfang
als die Friesen, welche am Fuſse, am dicksten Ende, des Geschützes
sind und gerade oberhalb der Stelle, wo die Friesen der Mündung
ausgeschnitten sind, macht in ähnlicher Weise einen „verlorenen
Kopf“, wie man es nennt, damit dadurch an der Mündung des Ge-
schützes eine gröſsere Menge Kanonenmetall angehäuft werde und
man dort einen Überfluſs von Metall gebe, damit es fester und dichter
werde, und gerade darüber macht Ihr eine andere Scheibe, gleichfalls
konisch (glockenförmig), aber entgegengesetzt und kleiner im Ver-
gleich mit derjenigen, welche Ihr am Fuſse gemacht habt. Diese
dient als Einpaſs und Führung (des Kernes) der Seele, ebenso wie
die andere für die Traube. Aber alle beide (Scheiben) seien unten
(wo sie auf der Spindel aufsitzen) mit Asche oder mit Talg be-
strichen, wie es auch die Friesen der Mündung sind, damit, wenn
man die Spindel herauszieht, sie loslassen. Auch macht Ihr zwei
seitliche Ansätze (maniche, eigentlich = Ärmel, hier die Schildzapfen),
rund und länglich, wie zwei Walzen, etwas konisch gegen das Ge-
schütz hin anlaufend. Die Maſse davon, sowohl die Dicke als auch
die Länge, sind gleich dem Durchmesser der Geschützkugel oder auch
nach Belieben. Diese befestigt man mit zwei langen Nägeln, um sie,
wenn die Lehmform gemacht ist, nach Belieben herausziehen zu
können. Dieselben setzt man an bei zwei Fünftel der Länge des
Geschützes, gemessen vom Boden des Geschützes an bis zu der Stelle,
wo die Verstärkungen oder Verdickungen (ringrossature), wie man es
nennt, beginnen.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/291>, abgerufen am 21.11.2024.
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