aus drei Teilen anzufertigen, wie die Zeichnung (Fig. 79) Euch zeigt, so dass, wie Ihr seht, die Rahmen oder Kasten jeder seine Einpässe habe und die Stege, welche sich hineinsetzen und man sorge dafür, dass der untere Einpass ungefähr 1/6 der ganzen Form (in der Höhe) betrage. Zuerst formt man den Körper in Hälften oder in drei Teilen und dann macht man das Innere mit einem Teile, der alles verbindet und zusammenhält."
Biringuccio schildert hierauf im fünften Kapitel noch "die Art, verschiedene Modelle zu formen", doch bietet dieses kein besonderes historisches Interesse und genügt es, darauf zu verweisen. Das, was wir aus des Italieners "Feuerkunst" mitgeteilt haben, reicht hin, um zu zeigen, wie weit Formerei und Giesserei in den ersten Jahr- zehnten des 16. Jahrhunderts in Italien schon vorgeschritten waren, und wie die Metallgiesserei schon die meisten technischen Vorteile kannte und benutzte, welche nach und nach auch in der Eisengiesserei zur Einführung gelangten.
Ofenplatten.
Von hohem Interesse ist es auch, die Eisengussstücke, die uns aus jener Zeit erhalten sind, näher kennen zu lernen. In erster Linie ist dies eine grosse Anzahl eiserner Ofenplatten mit bild- lichen Darstellungen geschmückt, die auch dadurch ein besonderes historisches Interesse darbieten, weil nicht selten die Jahreszahl ihrer Herstellung und zuweilen auch der Name des Giessers, des Form- schneiders oder des Hüttenherrn darauf angebracht sind. Einiges über diese Ofenplatten haben wir bereits im ersten Bande (S. 948) mitgeteilt. Dort wurde auch schon erwähnt, dass ihre Herstellung bis in das 15. Jahrhundert zurückgeht.
Der reiche Bilderschmuck gehört verschiedenen Stilarten an, entsprechend der Übergangszeit, in welche ihre Entstehung fällt. Die ältesten Plattenbilder unseres Zeitabschnittes sind in ihrem Stil spät- gotisch, während die jüngeren der Renaissance angehören.
Die Darstellungen selbst sind höchst mannigfaltig. Diese Platten, welche man früher ganz unbeachtet liess, weil sie überall zu finden waren, die man als altes Eisen zerschlug und wieder in den Schmelz- ofen warf, verdienen die Aufmerksamkeit im höchsten Grade. Jetzt,
Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
aus drei Teilen anzufertigen, wie die Zeichnung (Fig. 79) Euch zeigt, so daſs, wie Ihr seht, die Rahmen oder Kasten jeder seine Einpässe habe und die Stege, welche sich hineinsetzen und man sorge dafür, daſs der untere Einpaſs ungefähr ⅙ der ganzen Form (in der Höhe) betrage. Zuerst formt man den Körper in Hälften oder in drei Teilen und dann macht man das Innere mit einem Teile, der alles verbindet und zusammenhält.“
Biringuccio schildert hierauf im fünften Kapitel noch „die Art, verschiedene Modelle zu formen“, doch bietet dieses kein besonderes historisches Interesse und genügt es, darauf zu verweisen. Das, was wir aus des Italieners „Feuerkunst“ mitgeteilt haben, reicht hin, um zu zeigen, wie weit Formerei und Gieſserei in den ersten Jahr- zehnten des 16. Jahrhunderts in Italien schon vorgeschritten waren, und wie die Metallgieſserei schon die meisten technischen Vorteile kannte und benutzte, welche nach und nach auch in der Eisengieſserei zur Einführung gelangten.
Ofenplatten.
Von hohem Interesse ist es auch, die Eisenguſsstücke, die uns aus jener Zeit erhalten sind, näher kennen zu lernen. In erster Linie ist dies eine groſse Anzahl eiserner Ofenplatten mit bild- lichen Darstellungen geschmückt, die auch dadurch ein besonderes historisches Interesse darbieten, weil nicht selten die Jahreszahl ihrer Herstellung und zuweilen auch der Name des Gieſsers, des Form- schneiders oder des Hüttenherrn darauf angebracht sind. Einiges über diese Ofenplatten haben wir bereits im ersten Bande (S. 948) mitgeteilt. Dort wurde auch schon erwähnt, daſs ihre Herstellung bis in das 15. Jahrhundert zurückgeht.
Der reiche Bilderschmuck gehört verschiedenen Stilarten an, entsprechend der Übergangszeit, in welche ihre Entstehung fällt. Die ältesten Plattenbilder unseres Zeitabschnittes sind in ihrem Stil spät- gotisch, während die jüngeren der Renaissance angehören.
Die Darstellungen selbst sind höchst mannigfaltig. Diese Platten, welche man früher ganz unbeachtet lieſs, weil sie überall zu finden waren, die man als altes Eisen zerschlug und wieder in den Schmelz- ofen warf, verdienen die Aufmerksamkeit im höchsten Grade. Jetzt,
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Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
aus drei Teilen anzufertigen, wie die Zeichnung (Fig. 79) Euch zeigt,
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habe und die Stege, welche sich hineinsetzen und man sorge dafür,
daſs der untere Einpaſs ungefähr ⅙ der ganzen Form (in der Höhe)
betrage. Zuerst formt man den Körper in Hälften oder in drei
Teilen und dann macht man das Innere mit einem Teile, der alles
verbindet und zusammenhält.“
Biringuccio schildert hierauf im fünften Kapitel noch „die Art,
verschiedene Modelle zu formen“, doch bietet dieses kein besonderes
historisches Interesse und genügt es, darauf zu verweisen. Das, was
wir aus des Italieners „Feuerkunst“ mitgeteilt haben, reicht hin,
um zu zeigen, wie weit Formerei und Gieſserei in den ersten Jahr-
zehnten des 16. Jahrhunderts in Italien schon vorgeschritten waren,
und wie die Metallgieſserei schon die meisten technischen Vorteile
kannte und benutzte, welche nach und nach auch in der Eisengieſserei
zur Einführung gelangten.
Ofenplatten.
Von hohem Interesse ist es auch, die Eisenguſsstücke, die uns
aus jener Zeit erhalten sind, näher kennen zu lernen. In erster
Linie ist dies eine groſse Anzahl eiserner Ofenplatten mit bild-
lichen Darstellungen geschmückt, die auch dadurch ein besonderes
historisches Interesse darbieten, weil nicht selten die Jahreszahl ihrer
Herstellung und zuweilen auch der Name des Gieſsers, des Form-
schneiders oder des Hüttenherrn darauf angebracht sind. Einiges
über diese Ofenplatten haben wir bereits im ersten Bande (S. 948)
mitgeteilt. Dort wurde auch schon erwähnt, daſs ihre Herstellung
bis in das 15. Jahrhundert zurückgeht.
Der reiche Bilderschmuck gehört verschiedenen Stilarten an,
entsprechend der Übergangszeit, in welche ihre Entstehung fällt. Die
ältesten Plattenbilder unseres Zeitabschnittes sind in ihrem Stil spät-
gotisch, während die jüngeren der Renaissance angehören.
Die Darstellungen selbst sind höchst mannigfaltig. Diese Platten,
welche man früher ganz unbeachtet lieſs, weil sie überall zu finden
waren, die man als altes Eisen zerschlug und wieder in den Schmelz-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/313>, abgerufen am 24.11.2024.
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