Lob und so zeigt sich dieses Gusswerk als ein sehr zu beachtender Kunstgegenstand."
So weit Puttrich. Die Richtigkeit seiner Annahme, dass der Ofen dem 15. Jahrhundert entstammt, ist nicht zu bezweifeln. Genau lässt sich allerdings das Jahr seiner Anfertigung und Aufstellung nicht bestimmen, da aber aus einer Inschrift am Seitenbau des Koburger Schlosses hervorgeht, dass im Jahre 1485 grosse Bauveränderungen vorgenommen wurden, so ist die Vermutung nicht ungerechtfertigt, dass auch damals der grosse Ofen aufgestellt wurde. Dagegen ist die Jahreszahl 1450, die öfter angegeben wird, u. a. auch von dem alten Diener, der als Fremdenführer das Schloss zeigte, wohl zu hoch gegriffen. Der Ofen wurde, wie aus der ganzen Anlage und Aus- schmückung ersichtlich, auf besondere Bestellung für den Zweck an- gefertigt, und dass er von einem Nürnberger Künstler herrühre, ist alte Überlieferung. Der Guss dagegen könnte möglicherweise, wie erwähnt, auf einer benachbarten thüringischen Eisenschmelze statt- gehabt haben.
Im Steinachthal bei Sonneberg, nicht weit von Koburg, hat man beim Graben von Fundamenten, 5 m unter dem Boden, die Reste eines alten Eisenhüttenwerkes und dabei 10 bis 15 Stück Gussgänze aus- gegraben. Die Gegend heisst von alters her der Hüttengrund. Wir erwähnen dies nur, um weitere Nachforschungen anzuregen. Es ist bis jetzt von Gussarbeiten von dort nichts bekannt geworden, während in oder bei Nürnberg schon frühzeitig auch in Eisen gegossen wurde.
In den Sälen der Schlösser und Rathäuser waren diese Art Öfen zu Anfang des 16. Jahrhunderts häufig im Gebrauche und wollen wir noch einige Beispiele anführen. Im Schlosse zu Cassel befanden sich solche Öfen zu Anfang des 16. Jahrhunderts, denn als Landgraf Wilhelm II. wegen der schweren Krankheit, die ihn befallen hatte, durch die Regentschaft im Schlosse interniert worden war, beschwerte er sich 1508, "dass man ihn in eine grosse kalte Stube mit einem räucherigen, zerbrochenen eisernen Ofen gebracht habe 1)".
Als einer der älteren erhaltenen Öfen dieser Art galt der im Rathaus zu Wolfach, welchen Mone genau beschrieben hat 2). Der- selbe zeigt bereits den Stil der Renaissance, wie er bei Öfen des 16. Jahrhunderts aus Nassau und Hessen besonders oft gefunden wird. Er hat mehr einen bürgerlichen Charakter, wie er für städtische und
1)Rommel, Geschichte von Hessen III, Anmerk. S. 127.
2) Siehe Zeit- schrift für die Geschichte des Oberrheins Bd. 19, S. 303.
Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
Lob und so zeigt sich dieses Guſswerk als ein sehr zu beachtender Kunstgegenstand.“
So weit Puttrich. Die Richtigkeit seiner Annahme, daſs der Ofen dem 15. Jahrhundert entstammt, ist nicht zu bezweifeln. Genau läſst sich allerdings das Jahr seiner Anfertigung und Aufstellung nicht bestimmen, da aber aus einer Inschrift am Seitenbau des Koburger Schlosses hervorgeht, daſs im Jahre 1485 groſse Bauveränderungen vorgenommen wurden, so ist die Vermutung nicht ungerechtfertigt, daſs auch damals der groſse Ofen aufgestellt wurde. Dagegen ist die Jahreszahl 1450, die öfter angegeben wird, u. a. auch von dem alten Diener, der als Fremdenführer das Schloſs zeigte, wohl zu hoch gegriffen. Der Ofen wurde, wie aus der ganzen Anlage und Aus- schmückung ersichtlich, auf besondere Bestellung für den Zweck an- gefertigt, und daſs er von einem Nürnberger Künstler herrühre, ist alte Überlieferung. Der Guſs dagegen könnte möglicherweise, wie erwähnt, auf einer benachbarten thüringischen Eisenschmelze statt- gehabt haben.
Im Steinachthal bei Sonneberg, nicht weit von Koburg, hat man beim Graben von Fundamenten, 5 m unter dem Boden, die Reste eines alten Eisenhüttenwerkes und dabei 10 bis 15 Stück Guſsgänze aus- gegraben. Die Gegend heiſst von alters her der Hüttengrund. Wir erwähnen dies nur, um weitere Nachforschungen anzuregen. Es ist bis jetzt von Guſsarbeiten von dort nichts bekannt geworden, während in oder bei Nürnberg schon frühzeitig auch in Eisen gegossen wurde.
In den Sälen der Schlösser und Rathäuser waren diese Art Öfen zu Anfang des 16. Jahrhunderts häufig im Gebrauche und wollen wir noch einige Beispiele anführen. Im Schlosse zu Cassel befanden sich solche Öfen zu Anfang des 16. Jahrhunderts, denn als Landgraf Wilhelm II. wegen der schweren Krankheit, die ihn befallen hatte, durch die Regentschaft im Schlosse interniert worden war, beschwerte er sich 1508, „daſs man ihn in eine groſse kalte Stube mit einem räucherigen, zerbrochenen eisernen Ofen gebracht habe 1)“.
Als einer der älteren erhaltenen Öfen dieser Art galt der im Rathaus zu Wolfach, welchen Mone genau beschrieben hat 2). Der- selbe zeigt bereits den Stil der Renaissance, wie er bei Öfen des 16. Jahrhunderts aus Nassau und Hessen besonders oft gefunden wird. Er hat mehr einen bürgerlichen Charakter, wie er für städtische und
1)Rommel, Geschichte von Hessen III, Anmerk. S. 127.
2) Siehe Zeit- schrift für die Geschichte des Oberrheins Bd. 19, S. 303.
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Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.
Lob und so zeigt sich dieses Guſswerk als ein sehr zu beachtender
Kunstgegenstand.“
So weit Puttrich. Die Richtigkeit seiner Annahme, daſs der Ofen
dem 15. Jahrhundert entstammt, ist nicht zu bezweifeln. Genau läſst
sich allerdings das Jahr seiner Anfertigung und Aufstellung nicht
bestimmen, da aber aus einer Inschrift am Seitenbau des Koburger
Schlosses hervorgeht, daſs im Jahre 1485 groſse Bauveränderungen
vorgenommen wurden, so ist die Vermutung nicht ungerechtfertigt,
daſs auch damals der groſse Ofen aufgestellt wurde. Dagegen ist
die Jahreszahl 1450, die öfter angegeben wird, u. a. auch von dem
alten Diener, der als Fremdenführer das Schloſs zeigte, wohl zu hoch
gegriffen. Der Ofen wurde, wie aus der ganzen Anlage und Aus-
schmückung ersichtlich, auf besondere Bestellung für den Zweck an-
gefertigt, und daſs er von einem Nürnberger Künstler herrühre, ist
alte Überlieferung. Der Guſs dagegen könnte möglicherweise, wie
erwähnt, auf einer benachbarten thüringischen Eisenschmelze statt-
gehabt haben.
Im Steinachthal bei Sonneberg, nicht weit von Koburg, hat man
beim Graben von Fundamenten, 5 m unter dem Boden, die Reste eines
alten Eisenhüttenwerkes und dabei 10 bis 15 Stück Guſsgänze aus-
gegraben. Die Gegend heiſst von alters her der Hüttengrund. Wir
erwähnen dies nur, um weitere Nachforschungen anzuregen. Es ist
bis jetzt von Guſsarbeiten von dort nichts bekannt geworden, während
in oder bei Nürnberg schon frühzeitig auch in Eisen gegossen wurde.
In den Sälen der Schlösser und Rathäuser waren diese Art Öfen
zu Anfang des 16. Jahrhunderts häufig im Gebrauche und wollen wir
noch einige Beispiele anführen. Im Schlosse zu Cassel befanden sich
solche Öfen zu Anfang des 16. Jahrhunderts, denn als Landgraf
Wilhelm II. wegen der schweren Krankheit, die ihn befallen hatte,
durch die Regentschaft im Schlosse interniert worden war, beschwerte
er sich 1508, „daſs man ihn in eine groſse kalte Stube mit einem
räucherigen, zerbrochenen eisernen Ofen gebracht habe 1)“.
Als einer der älteren erhaltenen Öfen dieser Art galt der im
Rathaus zu Wolfach, welchen Mone genau beschrieben hat 2). Der-
selbe zeigt bereits den Stil der Renaissance, wie er bei Öfen des
16. Jahrhunderts aus Nassau und Hessen besonders oft gefunden wird.
Er hat mehr einen bürgerlichen Charakter, wie er für städtische und
1) Rommel, Geschichte von Hessen III, Anmerk. S. 127.
2) Siehe Zeit-
schrift für die Geschichte des Oberrheins Bd. 19, S. 303.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/317>, abgerufen am 28.11.2024.
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